Ein junger Torwart im Rampenlicht der Playoffs

Braden Holtby nutzt seine Chance in den Playoffs und bestätigt das Vertrauen seines Trainers durch Leistung.

Dienstag Nacht, Madison Square Garden von Manhattan. Eine Spielertraube umringt einen erst 22-jährigen Schlussmann und gratuliert ihm zu einem weiteren Playofferfolg. Die Washington Capitals haben eben die New York Rangers mit 3-2 Toren bezwungen und der junge Mann, der von seinen Teamkollegen zu einer erneut außergewöhnlichen Vorstellung gratuliert wird, ist Braden Holtby.

Ein Name, den man sich in Eishockeykreisen sicherlich merken sollte. Gerade einmal einen Monat ist es her, dass Holtby seine Schlittschuhe regelmäßig für die Hershey Bears in der AHL geschnürt hat. Es verletzten sich die beiden Stammtorhüter der Capitals, Tomas Vokoun und Michal Neuvirth, just zu einem Zeitpunkt als die heißeste Saisonphase, die NHL-Playoffs, begannen.

Für Holtby kam der Ruf in den Kader der Caps und er übertraf bisher alle in ihn gesetzten Erwartungen.

Im Giant Center, der Arena der Bears, hatte sich Holtby schon seit drei Jahren durch seine offene Art und die Eigentümlichkeiten, wie er sich auf eine Partie einstellt, die Herzen der Fans erobert.
Auf dem Weg von der Kabine ins weite Rund schlägt er mit der Kelle so kräftig auf seine beiden Schoner, dass das Geräusch auch im Eingangsbereich zur Eisfläche zu hören ist. Vor der Nationalhymne sprintet er explosiv, fast schon aggressiv wirkend auf seinen Platz in der Startaufstellung und wenn er sich kurz vor dem Eröffnungsbully in seinem Kasten befindet, folgt noch ein Ritual mit Trinkflasche und Fanghandschuh.

Das ist aber keineswegs einfach nur Show bzw. abergläubischer Ritus von ihm.

„Selbstverständlich behält man solche Eigenarten bei, die man sich schon als Jugendlicher angeeignet hat. Sie dienen aber hauptsächlich meiner Konzentration aufs Spiel. Ich kann dabei alles andere um mich herum ausblenden,“

erklärt das Torwarttalent den ihn umringenden Presseleuten.

Der aus der kanadischen Provinz Saskatoon stammende Braden Holtby stand bereits mit 17 Jahren im Kader der Saskatoon Blades in der WHL und bestritt dort 51 Partien. Knapp zwei Jahre später wurde Holtby von den Washington Capitals beim Entry Draft 2008 an Nummer 93 in der vierten Runde gedraftet. Eine steile NHL-Karriere war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen gewesen.

Ins Rampenlicht gespielt hat sich Braden Holtby, der in den letzten zwei Spielzeiten nur 21 NHL-Partien für die Capitals bestritten hatte, durch seine spektakulären Paraden in den sieben Aufeinandertreffen mit den Boston Bruins im Conference Viertelfinale, wo er sich seinem erfahrenen Gegenüber und Stanley Cup Gewinner 2011, Tim Thomas, mehr als ebenbürdig erwies.

Man spricht jedes Jahr immer wieder davon, wie entscheidend für eine Mannschaft die Besetzung der Torhüterposition in den Playoffs für das Weiterkommen bis hin zum Stanley Cup Gewinn ist. Ein Torwart mit viel NHL- und Playofferfahrung, die ihm hilft auch mit der psychischen Anspannung zurecht zu kommen, soll der Schlüssel des Erfolgs sein.

Braden Holtby, der diese Eigenschaften noch nicht unter Beweis stellen konnte,  befindet sich in nun in einem illustren Kreis von Toptorleuten bei den noch verbliebenen acht Teams. Allen voran New York Rangers‘ Henrik Lundqvist, New Jersey Devils‚ Torwartlegende Martin Brodeur und der schon seit zehn Jahren in der NHL aktive Ilya Bryzgalov. Der Finne Pekka Rinne überzeugt schon seit sechs Jahren bei den Predators und mit Brian Elliott sowie Jonathan Quick stehen bei den St. Louis Blues und den Los Angeles Kings, jene Schlussleute im Kasten, die in der abgelaufenen Saison, den besten Gegentrefferschnitt aller Torhüter erreicht haben.

Der 22-Jährige hat aber bewiesen, dass er trotz seiner geringen Playoff-Erfahrung und dem jungen Alter von 22 Jahren über ausreichend mentale Stärke verfügt, um auch auf der Kippe stehende Partien für seine Mannschaft zu gewinnen. Zuletzt am Labour Day gegen die New York Rangers, als er mit 26 Paraden seinen Capitals zu einem Sieg verholfen hat, der ihre Chancen enorm erhöhte zum ersten Mal seit 1998, als sie sogar bis in das Stanley Cup Finale vordringen konnten, das Conference Finale zu erreichen.

So kommt es nicht von ungefähr, dass Washingtons Trainer Dale Hunter auch nach der Genesung des Tschechen Michal Neuvirth weiterhin das Vertrauen seinem Rookie-Torhüter gibt:

„Das ist doch zur Zeit gar keine Frage. Holtby ist unser Torwart.“

Mit einem aktuellen Gegentrefferschnitt von 2,12 und einer Rettungsquote von 93,1 Prozent eine nachvollziehbare Entscheidung von Hunter.

Dementsprechend warten auf Holtby noch einige schwere Playoffpartien und es sei ihm zu wünschen, dass er die in ihn gesetzten Hoffnungen auch erfüllen kann und mit ihm in den Playoffs 2012 ein neuer Eishockeystar auf der Torhüterposition entdeckt wurde.

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