Die Kings – Das kalifornische Überraschungsteam

Das Überraschungsteam der diesjährigen Playoffs sind eindeutig die Los Angeles Kings. Sie schlossen die reguläre Saison zwar lediglich als achtbeste Mannschaft der Western Conference ab, eliminierten aber die topplatzierten Vancouver Canucks schier problemlos bereits nach fünf Spielen und zogen den St. Louis Blues und den Nashville Predators folgend als Dritte in die zweite Runde ein.

Die Wetten standen sicherlich nicht gut für die Kalifornier, betrug der Unterschied der beiden Teams doch nicht nur sieben Plätze und 16 Punkte, sondern auch die Tordifferenz von +51 zu +15 war nicht unerheblich. Zudem waren die Mannen aus British Columbia eigentlich sehr gut in Form, verloren sie doch nur zwei der letzten zehn Ligaspiele und holten nach 2011 zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Presidents‘ Trophy, als bestes Team der NHL.

Los Angeles hingegen musste fast bis zum Saisonende um den Einzug in die Playoffs bangen, denn besonders deren Konkurrenten in der Pacific Division machte es dem Team aus der Westküstenmetropole alles andere als einfach. Die Phoenix Coyotes und die San Jose Sharks, die schließlich auf die Plätze Eins und Zwei landeten sowie die Dallas Stars machten es lange spannend, wobei die Texaner letztendlich auf der Strecke blieben und nach dem 82. Spieltag vorzeitig in ihren Urlaub durften.

Trotz der eher mittelmäßigen Leistungen während der regulären Saison, war es den Außenseitern tatsächlich gelungen, die sehr hohe Hürde namens „Vancouver Canucks“ deutlich zu nehmen. Wie konnten sie aber den förmlichen Klassenunterschied innerhalb von fünf Partien wettmachen und triumphal in Runde Zwei einziehen, was ihnen zuletzt im Jahr 2001 gelungen war, als sie damals ebenfalls überraschend die Detroit Red Wings nach sechs Partien hinter sich ließen. Die folgenden zwei Absätze geben einen Einblick.

Vor der ersten Partie gab es für die Kings einen einzigen Lichtblick. Dieser war für jeden offensichtlich auf der Goalieposition, denn L.A. hatte in Jonathan Quick einen der besten Torhüter der Liga zwischen den Pfosten. Er erreichte mit durchschnittlich 1,95 Gegentore in 69 Spielen in dieser Kategorie nicht nur den drittbesten Wert der Liga, sondern hatte auch eine sehr gute Fangquote von 92,9 Prozent erreicht. Zudem erarbeitete er sich zehn Shutouts, was keinem anderen Goalie gelang. Seine beiden kanadischen Gegenüber Roberto Luongo und Cory Schneider konnten da mit ihren Bilanzen kaum mithalten. Zum Beispiel schafften sie es zusammen nur auf acht Shutouts. Insgesamt ließen die Canucks während der Saison 19 Tore mehr zu als die Kings, was in Anbetracht des großen Positionsunterschieds durchaus erstaunlich erscheint und schon als kleiner Hinweis auf eine eventuelle Schwäche zu werten war.

Obwohl die Stärken der Kings eindeutig in der Defensive liegen, versteckten sie sich in der Serie nicht. Sie spielten ebenfalls munter nach vorne und setzten nicht nur auf Zerstörung des gegnerischen Spielaufbaus und einsame Konter. Zu Gute kam ihnen natürlich dabei, dass Vancouvers zweitbester Scorer innerhalb der Saison, Daniel Sedin, die ersten drei Spiele wegen einer Gehirnerschütterung pausieren musste, weshalb deren Angriffe schon an Torgefährlichkeit einbüßten. Herausragend agierte bei den Kaliforniern Dustin Brown, der vier Treffer erzielte und einen weiteren mit vorbereitete sowie mit +4 den besten Defensivwert seines Teams erreichte. Außer ihm gefielen mit jeweils vier Punkten auch seine Stürmerkollegen Anze Kopitar und Justin Williams. Bei den Verteidigern stand Drew Doughty während seiner durchschnittlich 26:32 Minuten Eiszeit pro Spiel meist wie ein Fels in der Brandung.

Mit dem unerwarteten Weiterkommen, das übrigens mit nur einem Heim-, aber drei Auswärtssiege realisiert wurde, weckten die Kings in ihrer Stadt wage Hoffnungen auf einen lang ersehnten ersten Stanley Cup Triumph, der angesichts der ersten Saison der Los Angeles Kings im Jahre 1967 längst überfällig zu sein scheint. Vielleicht können sie noch für weitere positive Überraschungen sorgen und Erinnerungen an die Playoffs 1993 wecken, als sie mit NHL-Legende Wayne Gretzky erst im Finale nach fünf Spielen an den Montreal Canadiens scheiterten. Eine enge Serie sollte es nun gegen die St. Louis Blues schon werden und weitere Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

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