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nr.88 / jul.-aug. 2005 

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EISHOCKEYLEGENDEN - Michel Goulet

Ein großer Torjäger der NHL
von Robin Patzwaldt

Spricht man über die ganz großen Torjäger der NHL, wird ein Name nur selten mit erwähnt. Allerdings völlig zu unrecht, denn er gehörte zu den erfolgreichsten Torschützen der 80-Jahre - Michel Goulet

Er brachte es trotz heftiger Konkurrenz auf immerhin fünf All Star Game-Teilnahmen in dieser Zeit. Ein weiterer Beweis seiner spielerischen Qualitäten auf dem Eis.
In seiner insgesamt 15-jährigen NHL-Laufbahn war er stets verlässlich und konstant, bis ihn eine schwere Verletzung schliesslich dazu zwang seine Karriere zu beenden.

In sechs Spielzeiten übertraf Goulet die 40-Tore-Marke. Nur Gretzky, Bossy und Kurri schossen in den 80er-Jahren mehr Tore als Goulet.
Den überwiegenden Teil seiner NHL-Karriere verbrachte der Stürmer im frankokanadischen Quebec bei den Nordiques, bevor es ihn 1990 nach Chicago zu den Blackhawks zog.

Schon in seiner Jugend war er ein toller Schlittschuhläufer mit überdurchschnittlich guter Technik.
"Hockey war in meiner Kindheit immer ein großes Thema gewesen. Ich weiss noch, dass wir jeden Samstag zusammen mit der Familie Eishockeyübertragungen im TV geschaut haben. Jean Beliveau war damals mein großes Idol und als er seinen 500. Treffer erzielt hatte, sagte ich zu meiner Mutter, dass ich das auch eines Tages schaffen werde! Sie entgegnete mir: "Ja, warum nicht. Du kannst das erreichen!", erinnert sich der 'Hall of Famer' heute stolz und etwas wehmütig.

Einige Jahre verbrachte der in Peribonka, Quebec, geborene Spieler während seiner Jugendzeit bei den Quebec Remparts, bevor es ihn in die Ferne zu den Birmingham Bulls in die WHA verschlug.
Sein damaliger Coach John Brophy liess ihn dort zusammen mit Talenten wie Craig Hartsburg oder Rob Ramage spielen.
Der damals mit 185cm Größe und 88 kg Gewicht bestens für diesen Sport gebaute Goulet erkannte schnell die hohen Ansprüche, die an einen zukünftigen NHL-Star gestellt werden würden und arbeitete unglaublich hart auf seine Profikarriere hin.

Als er 1979, nach dem Zusammenbruch der WHA, in seine Heimat Quebec zurückkehrte um für das dortige NHL-Team, die Nordiques zu spielen, war er ein hervorragend ausgebildeter und trainierter NHL-Rookie.
Das Ergebnis der jahrelangen harten Arbeit konnte man rasch aus den Statistiken ablesen: Bereits in seiner dritten NHL-Spielzeit übertraf Michel die 40-Tore-Marke. Sechs Jahre in Folge sollte der junge Nordique einer der führenden Torschützen der Liga bleiben und obwohl es den 'Nordmännern' nie gelang einen Stanley-Cup-Triumph zu feiern, spielte Goulet in deren Playoffauftritten stets eine herausragende Rolle.

Peter Stastny, damals Teamkollege von Goulet, ist noch heute von den Qualitäten seines Mannschaftskameraden überzeugt: "Er hatte einen fantastischen Schuß und einen Torinstinkt wie man ihn nur ganz selten findet. Wenn er abgezogen hat, dann war das immer so unglaublich schnell, dass er fast jedesmal getroffen hat. Diese Kraft war ein Geschenk. So etwas kann man nur bedingt trainieren. Ihm war es von Natur aus gegeben. Ich war damals wirklich priviligiert, dass ich mit ihm zusammen im Team spielen konnte."

Im Jahre 1982 erzielte Goulet acht Tore in den Playoffs und führte seine junge Mannschaft zum Titel in der damaligen Adams Division. Drei Jahre später gelangen ihm 21 Punkte trotz einer längeren Verletzungspause und die Nordiques drangen erneut bis in das Halbfinale vor.

Seinen Spitznamen 'Gou' hatte Michel Goulet übrigens dem Stadionsprecher in Quebec zu verdanken, der nach jedem Treffer des Stürmers den Namen "Goulet" so in die Länge zog, dass das Publikum nach einiger Zeit mit "Gou, Gou, Gou.."-Sprechchören reagierte. "Ich hätte auch lieber einen Spitznamen wie 'The Great One' gehabt, aber bei mir hat es eben nur zu 'Gou' gereicht!", ergänzt der bescheidene Torjäger heute mit einem Lächeln.

Im März 1990, nach 11 Jahren bei den Nordiques, packte 'Gou' seine Koffer und schloss sich den Chicago Blackhawks an. Seine Torquote sollte darunter nicht leiden. Knapp zwei Jahre später, im Februar 1992, erfüllte er sich im Team der 'Hawks' seinen alten Jugendtraum - ihm gelang sein 500. NHL-Tor. "Das war das Größte für mich. Ich rief sofort nach dem Spiel meine Mutter an und sagte Ihr, dass ich es geschafft habe! "Ich weiss! Ich habe seit damals immer an dich geglaubt", war ihre Erwiderung. Das Alles machte mich sehr stolz und glücklich.", resümiert Goulet.

In der Spielzeit 1991-92 half der heutige 'All-Star' den Blackhawks bei deren Einzug in das Stanley Cup-Finale. Dort wartete mit den Pittsburgh Penguins und deren Offensivkräften, dem jungen Jaromir Jagr und Mario Lemieux ein allerdings übermächtiger Gegner auf das Team aus Chicago und obwohl die Hawks nie aufgaben und alles gaben, reichte es nicht zum ganz großen Triumph.

In 15 NHL-Jahren hatte Goulet nie mit schwereren Verletzungen zu kämpfen. Dies änderte sich allerdings dramatisch bei einem Gastspiel gegen die Montreal Canadiens im März 1994. Die große Karriere des Michel Goulet endete schlagartig, als er sich bei einem Sturz in die Bande ohne vorherige gegnerische Einwirkung so schwere Verletzungen zuzog, dass er seine Schlittschuhe im Alter von 34 Jahren vorzeitig an den Nagel hängen musste.

Über eine Woche lang lag Goulet nach dem Zwischenfall im Koma. Monatelang konnte er sich nicht richtig bewegen, sich an quasi nichts mehr erinnern. Es dauerte über ein Jahr nach mühevoller Therapie bis er sich von den schweren Kopfverletzungen erholt hatte.
"Das war wirklich eine harte Zeit. Als Sportler willst du dich nicht so leicht damit abfinden, wenn dir ein Arzt etwas Negatives sagt. Du denkst, dass das schon nicht so schlimm sein wird und du es wieder schaffen wirst. Aber als sich der Prozess über Monate zog und ich weder meinem Sohn mal eben ein paar Bälle zuwerfen konnte noch die Namen meiner Nachbarn kannte, da wurde mir die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst!" Heute ist Michel Goulets Gesundheitszustand wieder völlig hergestellt. Über sein unglückliches Karriereende hat der Kanadier sich nie beschwert. Er trug sein Schicksal mit großer Gelassenheit und Klasse. Ebenso sympathisch und unaufgeregt reagierte er auf seine Nominierung in die 'Hall of Fame' in Toronto.

Er ist eben bis heute ein ganz großer seines Sports geblieben! (rp)

 

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