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nr.48 / dez. 2001 

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EISHOCKEYLEGENDEN - Jacques Plante

Der Mann mit der Maske
von Markus Schäffler

Die wichtigste Person einer Eishockeymannschaft ist der Torhüter. Spielt er eine fehlerfreie Partie, dann gewinnt meist sein Team, passieren ihn auch nur wenige Fauxpas, die, wie bei Goalies so üblich, oft zu Gegentoren führen und die Mitspieler dadurch demoralisieren, dann müssen die Kollegen schon einen Gang zulegen, um die Partie gegebenenfalls noch umzubiegen.

Die besten 'Netminder' der Welt spielen heutzutage in der NHL. Herausragende Akteure wie Dominik Hasek, Patrick Roy und Ed Belfour begeistern mit spektakulären Paraden ihre Fans genauso wie die relativ jungen Talente Brent Johnson, Brian Boucher und Nikolai Khabibulin.

Einer der erfolgreichsten Torhüter in der Geschichte der NHL, der selbst jetzt, 26 Jahre nach seinem letzten Eishockyspiel bzw. 15 Jahre nach seinem Tod, noch in aller Munde ist, war Jacques Plante. Er machte zu seiner aktiven Zeit nicht nur wegen seiner großartigen Leistung von sich Reden, sondern führte die anfangs bei Trainern und Spielern unbeliebte Goaliemaske, ein Ausrüstungsgegenstand, der mittlerweilen nicht mehr wegzudenken ist, offiziell ein.

Jacques Plante wurde am 17. Januar 1929 im kanadischen Mont Carmel geboren. Zusammen mit zehn Geschwistern wuchs das erste Kind eines Fabrikarbeiters in Shawinigan Falls auf, wo er auch mit dem Eishockeyspielen begann.
Zunächst wurde der Kanadier als Verteidiger eingesetzt. Wegen seines schweren Asthmas musste er die zuerst ungeliebte Position des Torhüter einnehmen. Zwischen den Pfosten reifte er jedoch zu einem überdurchschnittlich guten Talent heran und wurde 1949 von den Scouts der Montreal Canadiens entdeckt. Diese engagierten den damals 20-Jährigen für deren AHL-Farmteam, den Montreal Royals, wo er bis 1952 auf seinen ersten Auftritt in der NHL warten musste.

Als sich Gerry McNeil, der damalige Stammtorhüter der Canadiens, gleich zu Saisonbeginn den Backenknochen nach einem Schuss ins Gesicht brach, durfte Plante drei Partien in Folge bestreiten. Sein Debut im Montreal-Dress fiel mit zwei Siegen und einem Unentschieden, bei nur vier Gegentoren, äußerst erfolgreich aus. Trotzdem musste er über ein Jahr warten, um erneut das Eis zu betreten, das die Welt bedeutet.
Eingesetzt wurde Plante in den zwei Playoff-Partien 1953, als die Canadiens gegen die Chicago Blackhawks im Stanley-Cup-Halbfinale mit 3-2 in Front lagen und kassierte dabei nur einen Gegentreffer. In den anschließenden zwei Finalspielen gegen die Boston Bruins durfte er ebenfalls ran. Nach einem Sieg und einer Niederlage entschloss sich Trainer Dick Irvin erneut Gerry McNeil auf der Goalieposition einzusetzen. Dieser sicherte den Canadiens drei Siege in Folge und Montreal war Meister.

Zum Stammspieler wurde Plante schließlich in der nächsten Saison, als er 17 Spiele bestreiten durfte und sich mit einem Gegentoreschnitt von 1,59 in der Liga einen Namen machte. Seine Einsätze häuften sich 1955 auf 52 Spiele an, wobei er am Ende der regulären Saison mit 2,12 Gegentoren im Schnitt den dritten Platz unter allen Goalies einnahm.

Zwischen 1956 und 1960 gewannen die Canadiens die Meisterschaft fünf Mal hintereinander und Plante wurde nach jeder Spielzeit mit der Vezina Trophy, als der Goalie mit den wenigsten Gegentreffern, geehrt. Außerdem strich er 1962 die Hart Trophy ein. Sein Gegentoreschnitt lag von 1957 bis 1959 mit jeweils neun Shutouts zwischen 2,02 und 2,15.

1963 wechselte der Ausnahmetorhüter zu den New York Rangers, bis er 1968 zu den damals noch jungen Franchiseunternehmen aus St. Louis umziehen musste. Nach drei verlorenen Endspielserien tauschten ihn 1970 die Blues zu den Toronto Maple Leafs, wo er bis 1973 blieb, ehe er das Bostoner Dress überstreifen durfte. Nach acht Partien in der Saison 73/74 beendete Plante seine Karriere.

Jacques Plante war in seiner aktiven NHL-Laufbahn ein Vorreiter in vielen Belangen. Er war der erste Torhüter, der seinen Torraum verließ, um an den Puck zu gelangen. Er störte als Erster die heranfahrenden Gegner mit seiner Kelle und verkürzte den Winkel durch geschicktes herauslaufen. Außerdem spielte er lange Pässe, die oft von seinen Kollegen für schnelle Konter erfolgreich genutzt wurden.
'Jake the Snake' nannten ihn seine Mitspieler, die mit dem Eigenbrödler privat wenig anfangen konnten. Bei den Reisen zu den Auswärtsbegegnungen fröhnten sie meist dem Kartenspiel, während der Goalie sich allein zurückzog. Selbst seine Trainer fanden zu dem Menschen Plante nur schwer Zugang.

Jacques Plante hatte genug von Verletzungen und ließ sich eine Goaliemaske entwickeln.

Der Startschuss für eine Neuerung im Eishockey begab sich 1954, als Kollege Bert Olmstead während einer Aufwärmphase einen Schlagschuss auf Plante abfeuerte und diesen dabei im Gesicht traf, so dass der Kanadier einen Backenknochenbruch erlitt. Daraufhin kontaktierte Plante einen Ausrüstungsspezialisten mit dem er eine Maske entwickelte, die sowohl die Backen- und Kinnpartie, als auch die Augenbrauen schützen sollte. Die Sonderanfertigung aus Kunststoff trug Plante in Zukunft bei jedem Training und vor jedem Spiel.

Am 1. November 1959, beim Gastspiel im Madison Square Garden, wollte er nach einem erneuten Schuss ins Gesicht seinen Schutz auch während des Spiels tragen, was ihn sein Trainer allerdings zunächst verbot. Erst als der Goalie verweigerte seine Arbeit an diesem Abend zu verrichten, bekam er vom Coach grünes Licht. Fortan trug Plante immer die Maske und wurde deswegen von vielen Spielern, Funktionären und Journalisten, heute unvorstellbar, kritisiert. Sie sprachen ihm seine Männlichkeit ab, hegten Zweifel an der Haltbarkeit des Schutzes und bemängelten ein angeblich einschränkte Blickfeld.

Auf die Frage, ob er ohne einer Maske etwa Angst habe, antwortete Plante: "Wenn Sie aus einem Flugzeug ohne Fallschirm springen würden, wären Sie dann mutig?"
Etablieren konnte sich die zunächst ungeliebte Neuerung erst in der Mitte der 60er Jahre und ist mittlerweilen Usus. Den ersten Versuch für einen Gesichtsschutz machte übrigens Clint Bendict schon im Jahre 1930, durchsetzen konnte er sich nicht.

Während seiner 837 NHL-Partien erreichte Jacques Plante 435 Siege bei 82 Shutouts und einen Gegentoreschnitt von 2,38. In den 112 Playoffspielen seiner Karriere musste er sogar nur 2,16 Treffer hinnehmen und hielt 14 Mal seinen Kasten sauber. Seine beste Playoff-Bilanz hatte er 1960, als er im Schnitt nur 1,38 Tore kassierte, sowie drei Partien zu Null beendete.

Ken Dryden, der erfolgreichste Goalie der Montreal Canadiens in den 70ern sagte in einer Sendung des Sportsenders ESPN über Plante: "Es gibt viele gute und auch einige großartige Torhüter. Aber es gibt kaum wichtige Torhüter. Jacques Plante war ein sehr wichtiger Torhüter." (ms)

 

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