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nr.119 / mai 2008 

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EISHOCKEYLEGENDEN - P.J. Stock

Der Provokateur

von Robin Patzwaldt

Seit Beginn der NHL-Spielzeit 2007/08 wird die 'Hockey Night in Canada', des über NASN auch in Europa zu empfangenden Fernsehsenders CBC, von einem neuen Gesicht co-moderiert, welches sich gerade jetzt zur Playoffzeit immer mehr in den Vordergrund drängt: P.J. Stock
Zeit den sympathischen Kanadier, der am 26. Mai erst 33 Jahre alt wird, etwas genauer vorzustellen.
Wie viele andere TV-Kollegen ist Stock nämlich gar kein gelernter Fernsehjournalist sondern als ehemaliger NHL-Aktiver quasi ein Quereinsteiger in die Medien-Branche.

In Victoriaville, Quebec geboren, spielte der junge PJ, der eigentlich richtig 'Phillip Joseph' heißt, zunächst für die Pembroke Lumber Kings, bevor er für sein Heimatteam, die Victoriaville Tigres, in der Jugendliga von Quebec aktiv wird. Stock wird nicht gedraftet und hängt daher zunächst noch ein Jahr in der Universitätsmannschaft von St. Francis Xavier als Amateur dran. Dann kommt seine große Chance. Die New York Rangers engagieren ihn im Herbst 1997 für drei Spielzeiten als Profi.

PJ spielt teilweise schon für die NHL-Franchise, muss sich aber auch noch mit Einsätzen im Farmteam der Rangers, den Hartford Wolf Pack in der AHL begnügen. Als sein Vertrag mit den Rangers ausläuft, wechselt der damals 25-Jährige im Sommer 2000 als 'Free Agent' zu den Montreal Canadiens.
Auch hier erfreut er Fans und Verantwortliche zunächst noch mit seinem inzwischen etabliertem sehr körperbetontem Hockeyspiel und unermüdlichem Kampf. PJ hat sich inzwischen einen Namen als leidenschaftlicher Fighter und Provokateur in der NHL gemacht. Obwohl körperlich selber doch eher klein und leicht, Stock ist bei nur 180 cm Körpergröße derzeit ca. 83 kg schwer, scheut er keine Herausforderung und liefert sich etliche Boxeinlagen mit den oft körperlich deutlich überlegenen 'Bad Boys' der gegnerischen Mannschaften.
Im Laufe der Saison geben ihn die Canadiens zu den Philadelphia Flyers ab. Auch dort verbleibt er nur recht kurz, bevor er im Sommer 2001 zu den Rangers nach New York zurückkehrt. Zum Einsatz kommt er dort allerdings nicht, sondern er landet als aussortierter Spieler auf der so genannten Waiver-Liste.

Von dort aus wird er von den Boston Bruins verpflichtet und erlebt in den folgenden drei Jahren seine sportlich erfolgreichste Zeit. Zwischen 2001 und 2004 absolviert der Kanadier insgesamt über 130 NHL-Spiele für die Bruins.
Stock wird in Boston zum uneingeschränkten Publikumsliebling aufgrund seiner Persönlichkeit und seinem engagierten Auftreten für die Schwarz-Gelben. Im Frühsommer 2002 kommt er auch in den NHL-Playoffs für die Bruins zum Einsatz.

Um den kleinen, kampflustigen PJ hat sich in der Zwischenzeit in Boston ein regelrechter Kult entwickelt. Die 'PJ Stock Crew' belebt das heimische Fleet Center lautstark und in gelbe Stock-T-Shirts gekleidet, wovon auch wir uns auf der Eishockey.com Leserreise 2002 in Boston selber ein Bild machen konnten.

Im Jahre 2004 erleidet die Profi-Karriere des 'Fighters' allerdings einige herbe Rückschläge. Zunächst wird Stock nach Philadelphia transferiert, wo er allerdings nur noch im AHL-Farmteam der Phantoms spielt. Im Spiel gegen Springfield schlägt allerdings das Schicksal erst noch richtig für ihn zu. PJ erleidet eine so schwere Augenverletzung, dass er seine aktive Karriere nach einigen Monaten Leidenszeit komplett beenden muss.
Finanziell profitiert Stock allerdings dann, interessanter Weise, vom anstehenden NHL-Lockout in der NHL. Stock hat zu dieser Zeit noch immer einen gültigen NHL-Vertrag und da er als einer der wenigen Spieler unbestritten eine Verletzung mit in die Lockout-Saison 2004/2005 bringt, die ihn am Spielen hindert, wird er als einer der ganz wenigen NHL-Aktiven die ganze Saison hindurch noch voll bezahlt.
Im Herbst 2005 beendet er seine Karriere jedoch allzu früh, im Alter von nur 30 Jahren, da an eine Rückkehr mit der erlittenen Augenverletzung inzwischen leider nicht mehr zu denken ist.

Es beginnt für ihn eine längere Zeit der Selbstfindung. Zunächst kann er nicht ins Berufsleben nach der Zeit als Profi-Eishockeyspieler finden. Mehrere Bemühungen in den Journalismus zu wechseln scheitern. Stock überlegt sich einen Notfallplan, eventuell als Eishockeytrainer tätig zu werden. Doch auch in dieser für ihn eher schweren Zeit ist Stock nicht verbittert, sondern dankbar: "Ich hatte immer das Ziel einmal in der NHL zu spielen. Viele Sportler bekommen nie diese Gelegenheit. Ich habe nicht nur für mich dort gespielt, sondern mit großem Stolz für meine ganze Familie und meine Freunde. Und das Gefühl Leute auf den Rängen zu sehen, die ein Trikot mit deinem Namen tragen, ist einfach toll und war viel mehr als ich je erwarten konnte. Von daher bin ich hierfür einfach nur sehr dankbar."

Seine Frau und seine inzwischen vier Kinder unterstützen ihn in dieser für ihn sehr schwierigen Phase der Verunsicherung und wie wir inzwischen sehen können, hat es mit dem Medieneinstieg ja in der Zwischenzeit auch noch geklappt - und dies sogar sehr erfolgreich.

Die Rolle, in der der fast 33-Jährige in der Hockey Night inzwischen ein fester Bestandteil, und bei vielen NHL-Fans 'Kult' ist, ist jener seiner aktiven NHL-Zeit bei näherer Betrachtung auch gar nicht so unähnlich. Auch als Journalist provoziert und stänkert der Kampfeslustige mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht. Inzwischen allerdings nicht den von ihm auserkorenen Gegenspieler, sondern Moderator Ron McLean, oder Kelly Hrudey. Häufig vertritt er engagiert eine bewusst deutlich abweichende Meinung. Sei es in der Bewertung eines Fouls, einer Strafe, oder auch bei der Beurteilung anstehender Spielerwechsel.

Auf eine gewisse Art hat sich der Kreis für PJ Stock somit irgendwie geschlossen. Er ist und bleibt ein Provokateur, allerdings ein wirklich sympathischer! (rp)

 

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