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nr.104 / jan. 2007 

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EISHOCKEYLEGENDEN - Tom Barrasso

Toller Goalie mit schwierigem Charakter

von Robin Patzwaldt

Torhüter haben oft den Ruf etwas schwierige Charaktere zu haben. Nicht ganz zu unrecht, denn am Goalie hängt natürlich besonders viel Verantwortung, so dass sich der letzte Mann im Team oft als Einzelgänger oder gar als eine Art Exzentriker präsentiert. Dafür gibt es in der Ligageschichte viele Beispiele. Egal ob Patrick Roy, Ed Belfour oder auch Billy Smith.

Einen der ganz großen Keeper der Liga vergisst man nur allzu gerne, wenn es rückblickend um diese besonderen Typen geht, die die NHL für den Betrachter so faszinierend machen: Tom Barrasso.

Als der damals gerade einmal 18-jährige Tom Barrasso das Sweater der Buffalo Sabres zum ersten Mal überstreifte galt er als Wunderkind. Direkt aus seiner Highschool-Mannschaft in ein NHL-Team zu wechseln schien unglaublich. Doch Tom schaffte es. Nicht nur, dass er vier Monate nach seinem Eintritt in das Seniorenalter schon NHL spielte, er zeigte gleich seine außerordentlichen Qualitäten und gewann die Calder- (Bester Neuling der Liga) und die Vezina Trophie (Bester Torwart der Liga) in seiner Premierensaison. Eine beispiellose Karriere sollte folgen. Tom Barrasso wurde zum Rekordgoalie in der NHL. Er ist mit 368 Siegen der führende US-Torhüter der Ligageschichte, gewann 2 Stanley Cups und wurde insgesamt 5 mal für die Vezina-Trophy nominiert.

Unglaubliches Selbstvertrauen zeichnete den Teenager bereits zum Karrierestart aus, der stets als introvertiert und nachdenklich galt, in späteren Phasen seiner Karriere auch oft aneckte und eine schlechte Beziehung zu den Medien hatte.

General Manager Scotty Bowmans Schachzug den Jungen so früh ins Team einzubauen hatte sich sofort als sportlicher Volltreffer erwiesen. Und Bowman war gar nicht mal so sehr überrascht, hatte er doch auch im Jahr zuvor mit Phil Housley einen Spieler direkt aus der Highschool in die NHL geholt. Einem erst 18-Jährigen aber die verantwortungsvolle Rolle im Tor anzuvertrauen, das schien geradezu verwegen.

Barrasso etablierte sich in den Folgejahren bereits als guter NHL-Keeper, aber sein ganz großer Durchbruch kam dann erst mit seinem Wechsel zu den Pittsburgh Penguins im Jahre 1989. Die Penguins waren damals ein echtes Spitzenteam. Zu ihrer grandiosen Offensive fehlte ihnen jedoch noch die gleiche Qualität in der Abwehr. Hier war der mitspielende Schlussmann Tom Barrasso die ideale Ergänzung.

Höhepunkte dieser Zeit waren die beiden Stanley Cup Triumphe der Jahre 1991 und 1992 in denen der Goalie jeweils überragenden Anteil hatte.

Auch für Barrasso war das die schönste Zeit: "Wir waren offensiv so gut das du als Torhüter relativ locker ins Spiel gehen konntest. Du wusstest, selbst wenn Du mal ein Tor bekommst, die Jungs in der Offensive sind jederzeit in der Lage vorne mehr Tore zu schießen als der Gegner. Das gab dir Sicherheit und war für meine eigenen Leistungen sicher sehr förderlich. Man verspürte einfach weniger Druck. In Buffalo war das zuvor bei mir anders. Da war die Defensive bedeutsamer für unser Team und jeder Gegentreffer konnte der Entscheidende sein."
Kollege Steve Thomas erinnert sich: "Tom hatte die Fähigkeit sich noch größer zu machen als er eh schon war. Er hatte den perfekten Butterfly-Stil und war unglaublich reaktionsschnell."

Die Spielzeiten 1994/95 und 1996/97 versäumte der Keeper leider fast komplett aufgrund von hartnäckigen Verletzungen. Jedoch kam er immer wieder in Topform zurück auf die Eisflächen der NHL.

Im Laufe der Jahre spannte sich sein Verhältnis zu den Medien jedoch immer weiter an. Er beschuldigte diverse Journalisten nicht fair mit ihm und seiner Familie umzugehen. Das Ganze gipfelte am Ende in einer totalen Medienblockade Barrassos, der dadurch natürlich erst recht nicht die gebührende Anerkennung seiner sportlich herausragenden Leisungen in den Medien fand.
So kam es das einer der größten Keeper der NHL-Geschichte eher etwas unterbewertet war und bis heute auch blieb.

Tom hielt seinen Penguins die Treue bis zur Saison 1999 wo ihn das Team bei inzwischen langsam nachlassenden Leistungen zum angedachten Ausklang seiner Laufbahn in der NHL nach Ottawa schickte. Nach einem Jahr im 'Vorruhestand' aktivierten ihn die Carolina Hurricanes 2001 noch einmal, da sie kurzfristig einen Backup für ihren Stammtorwart Arturs Irbe brauchten. Barrasso brachte auf Anhieb wieder so starke Leistungen das er mit dem US-Olympiateam sogar die Silbermedaille in Salt Lake City 2002 gewinnen konnte.

Zum Saisonende wechselte er noch nach für einen kurzen Abstecher nach Toronto zu den Maple Leafs, um das Team in den Playoffs zu verstärken.
Nach weiteren 6 Spielen für die St.Louis Blues zu Beginn der folgenden Spielzeit war die aktive Karriere des Tom Barrasso dann endgültig zu Ende.

Er unterzeichnete eine Pro Forma-Vertrag bei den Pittsburgh Penguins, erklärte dann aber am selben Tag noch seinen Rücktritt.
Er wollte als ein Pittsburgh Penguin von der NHL-Bühne abtreten. Und als solcher wird er den meisten NHL-Fans in aller Welt auch in Erinnerung bleiben. (rp)

 

 

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