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nr.100 / sep. 2006 

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EISHOCKEYLEGENDEN - Mike Bossy

Der Torjäger

von Robin Patzwaldt

Große Torjäger gibt es in der Liga derzeit nicht mehr allzu viele. In den letzen Jahren wurde die Offensive im Hockey oftmals zu Gunsten einer guten Abwehr "geopfert".

Das war aber auch schon mal anders. Folgen Sie uns diesen Monat in die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, als große Torjäger noch das Gesicht der NHL prägten: Wer weiß, wie viele Tore Mike Bossy in seiner beeindruckenden NHL-Karriere am Ende erzielt hätte, wäre seine aktive Laufbahn nicht von einem schweren Rückenleiden unglücklicherweise verkürzt worden?
Bossy, der direkt die Calder Trophy als Rookie des Jahres im Jahre 1978 gewann, begeisterte die Liga seiner Zeit, wie kaum ein Anderer. 573 Tore verzeichnete der Stürmerstar letztendlich für seine New York Islanders, mit denen er von 1980-1983 vier Mal in Serie den Stanley Cup erringen konnte. Seine Schussstärke kombiniert mit einer tollen Technik und sein unglaublicher Torriecher waren einmalig und machen ihn wohl bis heute zu einem der herausragenden Scorer, den die Liga je gesehen hat, ja vielleicht sogar zum Besten seiner Art.
Er wurde 5 mal ins All Star Team berufen, gewann die Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Playoffs im Jahre 1982 und es gelang ihm als erstem Spieler neun Mal in Folge die 50-Tore-Marke in der NHL zu überspringen, bevor ihn eine Rückenverletzung im Jahre 1987 schließlich stoppte und mit lediglich 30 Lebensjahren zum unfreiwillig frühen Rückzug vom aktiven Hockey zwang.

"Innerlich bin ich wohl schlicht ein Perfektionist", analysiert Bossy heute. "Wenn ich etwas mache, dann will ich es auch richtig machen." Der in Montreal aufgewachsene Kanadier machte schon früh auf sich aufmerksam.
Bill Torrey, früher der General Manager der Islanders, hatte ihn schon in jungen Jahren auf der Liste der interessanten Spieler für sein Team. "In vier Jahren Juniorenhockey verzeichnete Mike im Durchschnitt 74 Tore pro Saison. Und dass in einer sehr körperlos spielenden Juniorenliga in Kanada. Daher war das körperbetonte Spiel nicht so seine Stärke. Dafür war seine Technik dann aber umso hervorragender."

Bossy erläutert: "Mir war früh klar, dass ich Hockeyspieler in der NHL werden wollte. Und da gab es für mich nur Training und nochmals Training. Wenn man ein Ziel für sich so klar vor Augen hat, dann gibt man auch alles dafür, es zu erreichen. Und da war ich im Training dann auch recht kreativ. Ich habe von Torwart bis Stürmer alles gespielt und mich gedanklich in alle Positionen hinein versetzt. Das hat sich dann letztendlich wohl auch ausgezahlt."

Torrey erinnert sich: "Ich hätte nie ernsthaft daran gedacht, dass wir ihn im Draft wirklich mal ergattern können. Ich war der festen Überzeugung, dass ein anderes Team ihn vor uns wegschnappt. Aber glücklicher Weise haben wir ihn dann doch bekommen!"
Eine Anekdote ergänzt der frühere GM noch: "Als es zu Vertragsverhandlungen kam, bemängelte Mike, dass das kein sehr gutes Angebot für einen Spieler sei, der für seine neue Franchise 50 Tore pro Saison erzielen werde. Da gab ich ihm Recht. Aber ich bestätigte ihm, dass ich auch schon sehr zufrieden mit ihm wäre, wenn er 25 oder 30 Tore für uns erzielen würde. Dass Mike dann am Ende sein Versprechen so beeindruckend halten sollte, hätte ich damals niemals geglaubt."

"In erster Linie habe ich das damals natürlich aus verhandlungstaktischen Gründen gesagt. Es war mir in dem Moment sogar etwas peinlich, als ich Bill damals damit konfrontierte. Aber tief im Inneren habe ich schon daran geglaubt, diese Marke wirklich erreichen zu können. Und das hat dann ja auch tatsächlich geklappt", schmunzelt Bossy heute über sein forsches Herangehen an die Verhandlungen mit den Islanders.

Auch Bryan Trottier, damals Teamgefährte von Mike Bossy, erinnert sich gerne: "Ich weiß noch wie ich damals in Trainingscamp kam und diesen unglaublich gut schießenden Jungen auf dem Eis entdeckte. Ich musste mich erst erkundigen, wer das überhaupt war. 'Das ist Mike Bossy unsere diesjährige Erstrundenverpflichtung vom Draft', sagte man mir. Seine Technik war einfach unglaublich und er schoss von allen Winkeln und Distanzen aus unglaublich präzise und hart auf den Kasten. Das war schon ein optischer Hochgenuss. Ich war von der ersten Sekunde an schwer beeindruckt von ihm. Und wir haben dann in den Folgejahren ja fantastische Zeiten zusammen erlebt."
Bossy, der gleich in seiner ersten Saison mit dem Team 53 Treffer erzielte, was einen neuen Rookie-Rekord in der NHL darstellte, schmunzelt: "Klar, wenn du irgendetwas wirklich mit großer Begeisterung tust, dann willst du auch erfolgreich sein, du willst, dass es gelingt und natürlich willst du dabei auch gut aussehen."

Der damalige Torhüter der Islanders Billy Smith erinnert sich: "Was ihn damals in meinen Augen auch zu einem echten Superstar gemacht hat war die Tatsache, dass er wirklich immer 100 Prozent gegeben hat. Jede Nacht auf das Neue. Er hatte nie irgendwelche Ausreden parat oder hat die Schuld bei Misserfolg gar bei Anderen gesucht. Wenn er da war, dann war er völlig da und gab alles für das Team. Er ist einer der ganz Wenigen mit diesen herausragenden Eigenschaften, wirklich ein ganz Großer!"

Stan Fischler, allgegenwärtiger Medienvertreter im Großraum New York, lobt Mike Bossy rückblickend: "Als Offensivkraft von solcher Gefahr musste Mike natürlich permanent mit körperlichen Attacken der Gegenspieler rechnen, aber man muss ihm zu Gute halten, dass er nie selbst in einen Fight verwickelt war. Er hatte unglaubliche Nehmerqualitäten."

"Ich habe mir damals immer gesagt: Sie können dich rempeln und treten, aber von deinem nächsten Tor können sie dich damit auch nicht abbringen. Daher bin ich immer ruhig geblieben und habe versucht mich durch meinen nächsten Treffer für die vielen Fouls auf meine Art zu 'rächen'", meint Bossy.
"Das Bitterste für mich an der Karriere war, dass ich mein Ziel, das ich mir gesetzt habe, nachdem ich das erste Mal die 50 Tore-Marke geknackt hatte, nämlich dies 10 mal in Folge zu schaffen, bevor ich schließlich mal aufhöre, nur deshalb im zehnten Jahr nicht mehr erreicht habe, weil mein Körper mich im Stich ließ und mein kranker Rücken mich letztendlich dann daran gehindert hat, dieses Ziel als erster Aktiver zu erreichen. Aber insgesamt bin ich natürlich sehr stolz und zufrieden auf das Erreichte, denn wenn man Spaß an etwas hat und man kann damit auch noch andere Menschen glücklich machen, was kann man denn noch mehr verlangen?" (rp)

 

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