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nr.39 / feb. 2001 

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FAMILIENBANDE - Eishockey über Generationen (1)

von Stefan Herget

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass der Enthusiasmus, den ein Familienmitglied für eine Sportart zeigt, sich auf Andere auswirkt. Als zu häufig ist das Gegenteil der Fall. Ein Gegenpol innerhalb der 'Sippe' bildet sich. Trotzdem gibt es in jedem Bereich des Sports gute Beispiele, wo das Talent des Großvaters, Vaters, Onkels oder Bruders bzw. Großmutters, Mutters, Tantes oder Schwesters sich positiv auswirkt. Ob es die Williamsschwestern im Tennis sind oder die Bierofkas im Fußball. Familienmitglieder treten in die Fußstapfen ihrer Vorfahren, doch nicht selten sind diese zu groß und nicht auszufüllen. In der NHL gab und gibt es einige positive Beispiele, nicht nur im Bereich der Spieler, sondern auch im Management und Umkreis des Spielbetriebes.

'Von der Familie bekommt man oft seine Leidenschaft für das Spiel', sagt zum Beispiel Nashville Predators Assistenz General Manager Ray Shero, Sohn der Trainer-Legende Fred Shero. 'Besonders für jemand, dessen Vater oder Bruder Erfolg in der NHL hatte. Von meinem Vater bekam ich meine Leidenschaft'.
Obwohl der Familienname in so einem Fall auf einen aufmerksam werden lässt und einen guten Einstieg leichter macht, gehört trotzdem eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen und harte Arbeit dazu, um sich in der NHL durchzusetzen. 'Ich habe immer gesagt, dass mein Bruder Zellio der wesentlich bessere Spieler war als ich', bekennt Jerry Toppazzini, der zwischen 1952 und 1964 12 Jahre in der NHL spielte. 'Er war ein besserer Schlittschuhläufer und hatte mehr Talent Chancen zu verwerten, aber mein Bruder hatte nicht die richtige Einstellung. Es fehlte ihm das gewisse Extra zu geben'. Zellio Toppazzini brachte es so nur auf fünf Spielzeiten in der besten Liga der Welt.

Alle Hockey Familien zeigen ähnliche Charakteristiken auf, doch gerade sieben Familien stehen in der NHL für das Non-Plus-Ultra.

1. Die Patrick Familie

Lester Patrick

Die New York Rangers Center Legende Lester Patrick war Kopf der ersten und zweifelsohne nach wie vor besten Familie der Eishockey-Geschichte. Viele Innovationen des Eishockeys sind auf die Patrick Familie zurück zu führen: Spielernummern, Eisstadien, die Reihenauswechslung, sowie die Einführung der Playoffs und des Systems der Farmteams. Die Dynastie begann mit Lester und Frank Patrick, den einflussreichsten Männern in den Anfängen der NHL. Ihrem Beispiel folgten Lynn Patrick und Muzz Patrick, die sowohl auf dem Eis, als auch im Managementbereich zwischen 1934 und 1977 ihre Kräfte der NHL, aber vor allem den New York Rangers widmeten. Lynn war außerdem mit 499 absolvierten NHL-Spielen als Aktiver der erfolgreichste Spieler der Familie. Die momentan letzten Vertreter sind Pittsburgh Penguins derzeitiger General Manager Craig Patrick und Washington Capitals Gouverneur Dick Patrick, die sich anschicken, die hervorragende Arbeit ihrer Eltern und Großeltern fortzusetzen. Während Dick nie in der NHL als Spieler aktiv war, ging Craig immerhin zwischen 1971 und 1979 für Calgary, St. Louis und Washington auf Torejagd.
Jede Hauptrolle, die es im Eishockey gibt, wurde schon von einigen Mitgliedern dieser unsterblichen Familie eingenommen - Spieler, Trainer, Manager, Gouverneur, sowie Begründer, Anwalt und Architekt von Stanley Cup Meisterschaftsmannschaften. Aber keiner hat jemals seine Ausnahmestellung ausgenutzt. Lynn zum Beispiel wurde vom seinem Vater Lester, der bei den New York Rangers tätig war, erst unter Vertrag genommen, als ein anderer Manager drohte: 'Entweder du nimmst ihn oder sonst werde ich ihn nehmen.' Lynns Sohn Craig begann seine außergewöhnliche Karriere, nachdem er 1979 seine Schlittschuhe an den Nagel gehängt hatte, als Assistenz Trainer und Vize General Manager des Olympia Eishockeyteams der Vereinigten Staaten von 1980 und musste sich dort beweisen, bevor er in der NHL die Managementleiter nach oben bestieg.
Alle sind sich heute einig, dass die Patrick Familie ihren Platz als die größte Familie der NHL-Geschichte längst gesichert hat. 'Der Name ist gleichzusetzen mit Hockey', unterstreicht der ehemalige Montreal Canadiens Star John Ferguson. 'Die Patricks waren immer Bestandteil dieses Spiels, nicht nur auf dem Eis, sondern genauso im Hintergrund - und führen ihr Werk bis zum heutigen Tage fort.'

2. Die Richard Familie

Maurice Richard

Der Name Richard impliziert automatisch eine Vision auf die ultimativen Qualitäten des Eishockeys - Spass, Unterhaltung, Entschlossenheit und die Fähigkeit, Tore zu erzielen.
In seiner überragenden 18-jährigen Karriere wurde er nur als 'Rocket' (Rakete) bekannt. Maurice Richard war der erste Spieler, der 50 Tore in 50 Spielen vollbrachte. Er wurde in 14 All-Star Spiele berufen und führte die Montreal Canadiens zu acht Stanley Cup Titeln, war aber ebenso wichtig in seiner Rolle, als das Aushängeschild der NHL in den schwierigen 1940er und den 1950er Jahren. 'Rocket hat das Spiel getragen während den Kriegsjahren und war die zentrale Figur bis zum frühen Zeitalter des Fernsehens in den 1950er Jahren', erklärt Toppazzini. 'Hockey war in diesen Jahren in Quebec ein Ritual. Die Leute aßen, schliefen und atmeten das Spiel und Rocket hat die Fans niemals enttäuscht. Wenn er nur ein einziges Saisonspiel verlor, zeigte er mehr Emotionen, als jeder Andere, wenn er den Stanley Cup verlor.'
Henri Richard, 'The Pocket Rocket' (Taschenrakete), folgte seinem illusteren älteren Bruder in die Ruhmeshalle der NHL, indem er dem kanadischen Team aus Montreal in den 1960er und frühen 1970er Jahren mehr Führung und Fahrt gab. Schnelligkeit und Spielmacherfähigkeiten wurden zu dem Markenzeichen des inspirativen Centers, der in mehr Stanley Cup Mannschaften (11x) spielte, als kein Anderer vor und nach ihm in der NHL Geschichte.
'Henri ist so bescheiden geblieben trotz seiner Verdienste', betont Toppazzini. 'Aber was für Botschafter sie doch waren: Maurice und Henri bildeten eine große Hockey Familie, nicht nur wegen ihren Talenten auf dem Eis, den Rekorden, die sie aufstellten und den geholten Stanley Cups, sondern auch wegen dem, was sie für das Spiel leisteten.'

3. Die Howe Familie

Gordie Howe

Jeder Sport hat einen Ausnahmeathleten, der Jahrzehnte überlebt: Ob Georg Foreman im Boxen oder Lothar Matthäus im Fußball. Niemand wird im Eishockey diese Rolle Gordie Howe streitig machen. Gordie war ein ausgewogener und kraftvoller Mensch, der seine Stärke effizient einsetzte, um das Spiel über die längste Zeit seiner Karriere zu dominieren - länger als jeder andere Athlet im Profisport. In seinen 34 Jahren(!) als Profisportler (mit zweijähriger Unterbrechung 1971 bis 1973) und 26 Spielzeiten in der NHL führte er die Detroit Red Wings zu neun Ligameisterschaften und vier Stanley Cup Gewinnen. Seine Erfolge brachten ihm zwar den Spitznamen 'Mr. Hockey' ein, doch Howe blieb ein mannschaftsdienlicher Spieler. 'Am meisten hat mich die Demut Howes beeindruckt, die er für das Spiel und sich selbst hatte', sagt sein früherer Teamkollege Floyd Smith. 'In all den Jahren, in denen ich Gordie kannte, habe ich ihn niemals gesehen, als er sich selbst über Andere setzte. Er wollte nur einer der Spieler sein und das Spiel spielen.'
Die Howe Familie schrieb Geschichte, als Mitte bzw. Ende der 1970er Jahre Gordie mit seinen Söhnen Mark Howe und Marty Howe vereint in der World Hockey Association (WHA) für die Houston Aeros, sowie New England Whalers und 1979-80 in der NHL für die Hartford Whalers aktiv war. 'Ich erinnere mich noch an Mark, den ich bei einem Juniorenturnier in Port Huron gesehen habe. Dann wuchs er heran und wurde ein Großer und sein Vater spielte immer noch. Unglaublich, als Gordie dann mit seinen zwei Söhnen auf dem Eis stand und weiterhin hervorragende Leistungen zeigte. Alle drei waren phantastisch', unterstreicht Toppazzini die Einzigartigkeit der Geschehnisse.
Gordie hörte 1980 nach 1924 NHL- und 497 WHA-Spielen auf. In seiner letzten Saison absolvierte der damals 52-jährige in der NHL noch 80(!) Saisonspiele und drei Playoffbegegnungen. Während sein Sohn Marty bereits 1985 seine Karriere beendete, setzte Mark bis zum Jahr 1995 mit absolvierten 1030 NHL-Spielen in 16 Spielzeiten die Familientradition fort.

Die Serie wird nächsten Monat mit der Hull-, Esposito-, Sutter- und Stastny-Familie fortgesetzt.
(sth)

 

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