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| zur Übersicht Geschichte des Stanleycups |

ERZÄHLUNGEN (3/3)
| der anfang | die ersten jahre | die entwicklung |

von Bernd Rösch
Eine der erfolgreichsten Mannschaften in den frühen Jahren des Stanley Cups waren die Ottawa Silver Sevens, welche von 1902-05 dreimal hintereinander, wie 5 Jahre zuvor die Montreal Victorias, den Stanley Cup gewinnen konnten.

Ottawa
Ottawa Silver Sevens
Neun Wettkämpfe, zur Mitte und am Ende der Saison, wurden gegen die legendären Silver Sevens ausgetragen. Alle Gegner konnten sie besiegen. Keiner hätte einen Sieg so verdient gehabt, wie die Mannschaft aus Dawson City, gelegen im Yukon Territory, die im Jahre 1905 antraten den Cup zu erobern. Die Spieler waren so voller Enthusiasmus, daß sie bereit waren die 4400 Meilen lange Reise teilweise aus eigener Tasche zu bezahlen, verbunden mit der Hoffnung, die Kosten von $3000 aus den Zuschauereinnahmen zurückzubekommen.
Die Fahrt der Jungs wurde zu einer Legende der Stanley Cup Geschichte.

Colonel Joe Boyle, ein Goldsucher, arrangierte die Reise der ehrgeizigen Spieler aus dem Klondike. Dabei stieß er auf heute kaum vorstellbare Probleme. Die Mannschaft mußte die ersten Tage auf Hundeschlitten zurücklegen, sie schafften dabei eine tägliche Wegstrecke von ca. 40 Meilen. Bei Tagestemperaturen um die -30 Grad Celsius hatten einige Spieler, als sie endlich die Westküste Kanadas erreichten, Erfrierungen an ihren Füßen. Unglücklicherweise verpaßten sie auch noch das Schiff, das sie nach Vancouver bringen sollte. So mußten Sie weitere 5 Tage, bis zur Ankunft des nächsten Bootes warten. Als sie dann endlich in Vancouver angekommen waren, hatten sie noch eine lange Zugfahrt Richtung Ottawa vor sich. Die Anreise dauerte insgesamt 23 Tage und sie erreichten die kanadische Hauptstadt einen Tag vor dem ersten Stanley Cup Finale gegen die Ottawa Silber Sevens.
Dies war die längste und schwierigste Anfahrt einer Mannschaft zu einem Stanley Cup Finale.

Trotz aller Euphorie der Mannschaft waren sie dennoch kein Gegner für die Ottawa Silver Sevens. Das Team aus dem Nordwesten Kanadas verlor das erste Spiel mit 2-9 und unterlag in der zweiten und entscheidenden Begegnung mit sage und schreibe 3-22. In diesem Spiel schoß Ottawas Frank McGee 14 Tore, 8 davon innerhalb von 8 Minuten und 20 Sekunden.

In der Folgezeit dominierten die Mannschaften aus Ontario und Quebec beim Kampf um den Stanley Cup, obwohl auch Mannschaften von der Westküste und aus den Prärien Kanadas kommend, um den Cup spielten. Meißtens verloren sie aber nicht nur die Spiele sondern auch viel Geld, da die Anreise häufig mit hohen Kosten verbunden war.

Die Siegermannschaften des Stanley Cups gingen des öfteren nicht gerade sehr sorgfältig mit ihrer Trophäe um. Während der dreijährigen Regentschaft der Ottawa Silver Sevens befand er sich z.B. über Nacht auf dem Rideau Canal, einer Wasserstraße in der Nähe von Ottawa. Bei der Mannschaftssiegesfeier kam ein Spieler der Silver Sevens, nachdem er einige Schluck Champagner aus dem Cup getrunken hatte, auf die Idee den Pokal Richtung Kanal zu kicken. Am nächsten Morgen als die Spieler wieder zu Sinnen kamen, erinnerten sie sich und begannen damit, ihr Prunkstück zu suchen. Zum Glück aller Beteiligten war der Rideau Canal zugefroren und sie konnten den Pokal, leicht eingedellt, wieder finden.

Nur einmal in der Geschichte des Stanley Cups gab es keinen Gewinner. Dies war im Jahre 1919. Die NHL war schon gegründet und die Montreal Canadiens waren Meister. Es wurde bestimmt, daß gegen den Champion der Pacific Coast Hockey League (PCHL), den Seattle Metropolitans, das Stanley Cup Finale auszutragen ist. Die Canadiens machten sich auf den langen Weg zur Westküste, während der Reise absolvierten sie noch einige Vorbereitungsspiele. Schließlich begannen die Finalspiele am 19. März. Zu dieser Zeit wurde im Westen noch nach den alten Regeln, Hauptunterschied war der sechste Feldspieler (siehe Teil 2 der Serie), im Osten bereits mit 5 Feldspielern, Eishockey gespielt.

Das erste und dritte Aufeinandertreffen gewann Seattle, gespielt wurde nach 'western rules'. Das zweite Finalspiel, nach 'eastern rules', konnte Montreal mit 4-2 für sich entscheiden. In der vierten Begegnung gab es ein torloses Unentschieden. Als schließlich Montreal das fünfte Spiel wieder gewann wurde für den 1. April ein weiteres Finale angesetzt. Unglüclicherweise brach kurz vorher unter den Spielern der Montreal Canadiens eine Grippeepidemie aus. Aus diesem Grunde engagierten die Canadiens einige Spieler aus dem nahegelegenen Victoria. Die Seattle Metropolitains waren damit nicht einverstanden und weigerten sich zum Endspiel anzutreten. Dies war das erste Mal, daß es keinen Stanley Cup Gewinner gab.

Städte wie Renfrew, Haileybury und Cobalt, alle im Norden Ontarios gelegen, standen im Wettkampf um den Stanley Cup gegen die bekannteren Klubs aus Montreal und Ottawa in der 'National Hockey Association', diese erste Eishockeyprofiliga war der Vorgänger der im Jahre 1917 gegründeten 'National Hockey League'. Die ersten Franchisenehmer der NHL waren die Montreal Canadiens, Montreal Wanderers, Ottawa Senators, Quebec Bulldogs and Toronto Arenas. Obwohl die Quebec Bulldogs eine Lizenz bekamen waren sie aus finanziellen Gründen nicht in der Lage am Spielbetrieb teilzunehmen (eine Analogie zur Geschichte der DEL?). Die Teams spielten eine Runde mit 22 Spielen und die Toronto Arenas gewannen, als erste Mannschaft der NHL, den Stanley Cup.

Dies war der Beginn einer neuen Eishockeyära in Nordamerika. Die Zahl der in der NHL spielenden Teams wurde und wird ständig größer, von 6 Teams in 1926 bis hin zu 30 Mannschaften im Jahre 2001.

Vielleicht beginnt sogar für den Stanley Cup in naher Zukunft wieder ein neues Zeitalter, wenn nämlich in Wettkämpfen, mit internationaler Beteiligung, um ihn gespielt wird - nicht schlecht für einen alten 'Kübel' zum Preis von $50. (br)

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