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INTERVIEW

Olaf Kölzig zu den Olympischen Winterspielen in Turin
(15.02.2006)

Zum zweiten Mal nach 1998 in Nagano wurde Olaf Kölzig ins olympische Team der deutschen Nationalmannschaft für die Spiele in Turin berufen. Außerdem war er schon in zwei World Cups und bei zwei Weltmeisterschaften für Deutschland aktiv.
Im Rahmen einer Telefonkonferenz stand er in dieser Woche zu Rede und Antwort bereit.

Frage: Können Sie etwas zu den ersten Spielen der Deutschen bei Olympia sagen. Es geht zunächst gegen die Tschechen und Kanada. Ein schwieriger Beginn, oder?

Olaf Kölzig: Natürlich, ich brauche nicht betonen, dass dies eine große Herausforderung für uns sein wird. Das einzige, was über die Deutschen zu sagen ist, dass sie mit sehr viel Herz und Stolz spielen. Wir sind dieses Mal wesentlich talentierter, als wir das in Salt Lake City waren und dort haben wir schon einige Mannschaften vor Probleme gestellt. Die Wetten stehen gegen uns, aber unsere Gegner sollten uns nicht unterschätzen, sonst sind wir im Vorteil. Aber es ist ein guter Beginn ins Turnier zu starten.

Frage: Mit Uwe Krupp hat Deutschland einen neuen Coach. Was halten Sie von dieser Wahl?

Olaf Kölzig: Nun, ich glaube das ist großartig. Er hatte eine große NHL-Karriere und ist in Deutschland nicht nur bei den Spielern sehr hoch angesehen. Alle Jungs, die im Team sind waren Kinder, als er in der NHL spielte. Ich bin mir sicher, dass sie zu ihm aufschauen und er deswegen den nötigen Respekt von ihnen haben wird. Er ist aber auch jemand, der sehr gut mit den Spielern kommuniziert. Ich kann nicht einschätzen, welche Erfahrungen er als Trainer mitbringt, aber ich kenne ihn als Person und seine Führungsqualitäten sind unbestritten, daher halte ich es für eine großartige Wahl. Selbstverständlich fehlt ihm Erfahrung, das könnte ihm Probleme bereiten, aber das wird sich zeigen. Aber er ist ein toller Mensch und alle werden schwer für ihn arbeiten.

Frage: Welche Torhüterausrüstung werden Sie mit nach Turin nehmen, die Schmälere aus der NHL oder eine Größere, die international erlaubt ist?

Olaf Kölzig: Ich werde die Teile benutzen, die ich jetzt auch trage. Schon meine ganze Karriere lang trage ich bedingt durch meine Größe relativ schmale Ausrüstung. Das einzige, was sich diese Saison für mich geändert hat ist, dass ich meine Schoner um einen Inch (2,54 cm) verkleinern musste. Das andere war schon normal. So hat sich für mich nicht viel geändert. Außerdem denke ich, dass die kleinere Ausüstung den Torhütern mehr Bewegungsfreiheit verleiht, was ihnen im Spiel auch wieder zu Gute kommt. Und gerade in den ersten Spielen gegen Tschechien und Kanada werde ich meine ganze Mobilität brauchen.

Frage: Sie müssen derzeit in Washington so 34 oder 35 Schüsse pro Spiel meistern. Wenn Sie auf Tschechien oder Kanada treffen, sind es möglichweise 50 oder 60. Haben Sie keine Zweifel, dass Sie bei Olympia verheizt werden?

Olaf Kölzig: Das glaube ich kaum. Ich habe während meiner Karriere schon immer sehr viele Schüsse bekommen und viel gespielt. Internationales Eishockey ist nicht ganz so intensiv wie NHL-Eishockey. Neben vielen Schüssen hast du da mehr Verkehr vor dem Tor. Das hat dieses Jahr eher noch zugenommen. Einzig gegen Kanada könnte es ein Spiel ähnlich zur NHL geben, aber der Rest des Turnieres, gerade gegen die Partien gegen die Europäer werden etwas anders laufen.

Frage: Auf welche Begegnung bei Olympia freuen Sie sich am meisten?

Olaf Kölzig: Natürlich gegen Kanada. Ich habe Eishockey spielen in Kanada gelernt. Ich habe die meiste Zeit meiner Jugend in Kanada verbracht. Der einzige Grund, warum ich nicht Kanadier bin ist, weil meine Eltern sich entschieden, den deutschen Pass zu behalten. Wenn ich nicht Deutscher wäre, dann wäre ich ein Vollblut Kanadier. Als ich aufwuchs, habe ich natürlich rot und weiß getragen und für Kanada geschrien. Das war aber vorbei, als ich für Deutschland das erste Mal aufgelaufen bin. Aber das ist der Grund, warum das ein besonderes Spiel für mich ist.

Frage: Wenn Sie den Kader der Deutschen anschauen, dann haben Sie inklusive von Ihnen sieben NHLer in den Reihen. Drei weitere haben NHL Erfahrung. Glauben Sie, dass dies das beste Team ist, das Deutschland jemals bei einem internationalen Wettbewerb vertreten hat?

Olaf Kölzig: Ja, das sehe ich so. Verfolgt man die letzten 10 Jahre, dann wurden zuletzt mehr Deutsche für die NHL ausgewählt und sind dort auch erfolgreich. Wir haben ein paar talentierte Spieler da. Das besondere an einem deutschen Spieler ist, dass er eher den nordamerikanischen Stil als den europäischen Stil prägt, deswegen kommen sie auch in der NHL schneller zurecht. Die Deutschen sind dadurch wohl das kampfstärkste Team in Europa. Natürlich sind wir besser besetzt als 2002 in Salt Lake City und dort waren wir schon sehr stark. Ich gehe davon aus, dass wir das noch toppen können. Wenn du bei Olympia bist, dann zählt es nicht mehr, ob du 11 Millionen in der NHL oder 30.000 in der slowenischen Liga machst. Jeder ist gleich, sie alle repräsentieren ihr Land und man muss jeden Abend bereit sein, alles zu geben.

Frage: War nicht die Taktik immer das erste Tor zu erzielen und dann den Gegner dazu zu zwingen, ihr Spiel zu spielen?

Olaf Kölzig: Nun, natürlich braucht man in einem internationlen Turnier und auch in Playoff Serien ein großartiges Torwartspiel. Für Deutschland ist es in Spielen gegen Tschechien oder Kanada überlebenswichtig. Aufgrund deren Talent, musst man sehr diszipliniert spielen. Das Ziel sollte es sein, diese Spiele 1-0, 2-1 oder 3-2 zu gewinnen.

Frage: Was denken Sie über den Stellenwert der Deutschen unter den NHL Verantwortlichen? Glauben Sie, dass es zukünftig noch mehr Deutsche in der NHL geben wird?

Olaf Kölzig: Ich denke, dass der Stelenwert schon sehr hoch ist. Zum Beispiel San Jose hat drei oder vier Deutsche gedraftet. Marco Sturm ist jetzt in Boston, aber davor hatten die drei Deutsche im Team. Die haben verstanden, was in Deutschland für Spieler herangewachsen sind: Sehr solide im Charakter und hart arbeitende Spieler. Sie werden mehr und mehr gedraftet genau wegen diesen Qualitäten. Si sind nicht so talentiert wie die Tschechen und die Russen, aber der Charakter ist auch wichtig.

Frage: Welches Ziel st für Olympia realistisch?

Olaf Kölzig: Unser erstes Ziel muss sein, das Viertelfinale zu erreichen. Danach ist es die Entscheidung eines Spieles. Weißrussland hat zum Beispiel vor vier Jahren Schweden bezwungen. Aber zunächst müssen wir uns auf das Erreichen des Viertelfinales konzentrieren. Es ist egal mit welcher Platzierung man dort ankommt und wer der Gegner ist, es ist ein Spiel in dem die Entscheidung fällt und vielleicht kommen wir mal ins Halbfinale. Man weiß nie.

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