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nr.111 / sep. 2007 

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PORTRAIT

Der 'Luxus-Azubi' in Motor-City - Steve Yzerman

von Robin Patzwaldt

Es ist in den letzten Monaten in der Öffentlichkeit sehr ruhig geworden um Steve Yzerman, dem langjährigen Teamführer der Detroit Red Wings, seit er im Sommer 2006 seine Schlittschuhe endgültig an den Nagel gehängt hat.
Seit Herbst letzten Jahres ist er offiziell in der Verwaltung der Franchise aus Detroit tätig. Sein beeindruckender Titel dort lautet bereits 'Vizepräsident', doch in der Realität ist er eher noch ein Azubi. Allerdings auf Top-Niveau, so dass wohl nahezu alle Auszubildenden der Welt gerne mit ihm tauschen würden.

Wir haben ihn bei einem Besuch in Detroit kürzlich getroffen. Schauen wir daher einmal etwas detaillierter auf den 'Luxus-Azubi' der NHL:
Detroits Top Draft Pick des Jahres 1983 residiert inzwischen in einem netten Büro im Verwaltungstrakt der Franchise. "Ich habe hier derzeit keine festen Arbeitszeiten. Ich komme in der Regel zwischen 8 Uhr morgens und 1 Uhr Mittags ins Büro.", erläutert der neue Vizepräsident der Red Wings. "Hier gibt es immer irgendetwas zu tun für mich. Ich beobachte aber auch viele Spiele, bin an der Entwicklung unserer Top-Talente und anderer Juniorenspieler hier im Großraum sehr interessiert. Das ist eine ganz andere Perspektive als ich sie noch als Spieler hatte. Detroit eignet sich hervorragend zur Spielerbeobachtung. Hier ist immer irgendwo ein Hockeyspiel, das es sich anzuschauen lohnt."

Sein Büro wirkt auch noch etwas provisorisch. Ein schlichter Schreibtisch mit unzähligen Unterlagen präsentiert sich dem Betrachter. Frisch gesammelte Spielerdaten gibt Yzerman auf dem Laptop ein, dem einzigen etwas moderneren Arbeitsutensil in Sichtweite.

"Man hat jetzt in der Verwaltung der Franchise nicht mehr so sehr das tagesaktuelle Ergebnis des Teams im Blickpunkt so wie das früher bei mir natürlich immer der Fall war. Es geht mehr um die generelle Entwicklung der Organisation. Man versucht mitzuhelfen, dass das Team im April auf dem Eis richtig präsent ist. Wenn mein Rat da gefragt ist, dann helfe ich natürlich dabei gerne weiter."

Die NHL-Spiele der Detroit Red Wings verfolgt der angehende Jungmanager nun aus dem Pressebereich in den Logen. "Ich habe da keine spezielle Aufgabe. Ich versuche möglichst viel von allem in mich aufzusaugen. Ich beobachte die ganze Organisation, versuche von allen etwas zu lernen. Egal ob es die Aufgaben der Coaches, der Teambetreuer oder des Managements sind. Überall bekommt man einen tollen Überblick über das Geschehen in einer solch großen Organisation. Da habe ich in allen Bereichen noch sehr viel dazu zu lernen, habe ich mich doch in den letzten gut 20 Jahren nur mit den Gedanken beim aktuellen sportlichen Erfolg mit der Truppe beschäftigt und musste mich um die organisatorischen Aufgaben im Hintergrund nicht kümmern. Allerdings war ich auch schon ein paar mal nach wichtigen Spielen im Lockerroom und habe mit den Trainern und Spielern dort gesprochen."

Durch den noch etwas ungeregelten Arbeitsalltag hat Yzerman nun auch wieder deutlich mehr Zeit für die Familie. Er fährt seine drei Töchter regelmäßig zum Reitunterricht oder zum Fußballtraining.
"Ich versuche meine Frau zu entlasten wo ich nur kann. Die neue, ungewohnte Freiheit lässt mir da mehr Möglichkeiten. Ich fühle mich wohl dabei. Früher hatte ich da leider nicht so oft die Gelegenheit zu, da war ich häufiger unterwegs und hatte irgendwie immer zu wenig Zeit.. Ich genieße das daher jetzt einfach."

Seinen Rücktritt vom aktiven Sport vor einen Jahr bedauert der Veteran auf dem Eis daher auch bisher noch überhaupt nicht: "Ich vermisse das Hockeyspielen bisher nicht. Es war bestimmt die richtige Entscheidung! Zuletzt spielte ich immer mit Schmerzen. Mein Körper hat sich in dem einen Jahr prima erholt. Ich bin fast wieder schmerzfrei. Das hatte ich lange nicht mehr."
Fit bleiben will Yzerman trotzdem: "Ich fahre täglich auf dem Trimmrad. Nicht immer fällt mir die Motivation dazu leicht, jetzt wo der Druck weg ist.", gesteht der Ex-Athlet mit einem Lächeln.

Nach den Spielen, und das konnten wir vor Ort auf beeindruckende Art und Weise erleben, ist er noch immer stets ein gefragter Mann. Seine Autogramme sind nach wie vor die Begehrtesten. Bemerkenswert für einen Ex-Aktiven. Zumal die Mannschaft noch immer mit hochkarätigen Spielern wie Dominik Hasek oder Nicklas Lidstrom gespickt ist.
"Das macht mich schon ein wenig stolz. Ich versuche daher auch immer möglichst viele Autogrammwünsche zu erfüllen. Aber natürlich ist das nicht immer möglich, wenn ich jetzt auch etwas mehr Zeit dafür habe." Zu diesem Zweck hat Yzerman sogar eine eigene Assistentin zur Seite die ihn bei Bedarf von der Menge abschottet. Sponsoren und Geschäftsfreunde werden von ihr herausgesucht und gezielt in seine Nähe geführt. Bemerkenswert für einen Azubi der gerade ins zweite Lehrjahr kommt und dessen zukünftige feste Rolle sich in der Franchise, deren Gesicht er über Jahre prägte, ganz offensichtlich erst noch finden muss.

Einen festen Zeitrahmen für seine Ausbildung bei den Red Wings gibt es laut Yzerman übrigens auch noch nicht: "Ich möchte das offen lassen. Egal ob es zwei oder fünf Jahre dauert. Es gibt hier noch eine Menge interessanter Dinge in die ich in nächster Zeit noch mal näher reinschauen möchte, Ich lasse das daher einfach mal auf mich zukommen."

Nicht schlecht, wenn man das kann Millionen Azubis auf der ganzen Welt werden, bei diesen großen Freiräumen und nicht zuletzt auch aufgrund seines vergleichsweise stolzen Gehalts, auf den 'Luxus-Azubi' Steve Yzerman recht neidisch sein. (rp)

 

 

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