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nr.98 / juni 2006 

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SPIELERPORTRAIT

Ein Mann lebt seinen Traum - Jarome Iginla

von Robin Patzwaldt

In der National Hockey League fällt einem kaum noch ein weiterer Spieler ein, der sportlich so bedeutsam und gleichzeitig stellvertretend in der Öffentlichkeit für das Image seiner Franchise ist, wie Jarome Iginla für die Calgary Flames. Zudem ist der Kapitän des Teams aus der westkanadischen Provinz Alberta zugänglich und freundlich zu jedermann, wie die Teilnehmer unserer jüngsten Leserreise im Frühjahr 2006 ebenfalls erfreut feststellen konnten. Es ist daher an der Zeit diesen inzwischen fast 30-jährigen Modellathleten einmal etwas genauer vorzustellen.

Das Leben meinte es nicht immer leicht mit Jarome, eher im Gegenteil. Er musste einige Schwierigkeiten meistern, bis er sein großes Ziel in der NHL zu spielen erreicht hatte. Vielleicht liegt aber auch gerade darin der Grund für das berühmte Dauerlächeln und die gute Laune, die Iginla heute in der Öffentlichkeit auszeichnen.

In seinem ersten Jahr bei den Kamloops Blazers in der Nachwuchsliga WHL spürte Jarome zunächst die Härten des Geschäfts. Zum ersten Mal in seiner damals noch jungen Karriere fand sich das Talent überwiegend in Zivilkleidung auf der Tribüne wieder oder er stand nur bei Kurzeinsätzen auf dem Eis.
Oftmals bekam er in einem ganzen Spiel gerade einmal zusammengenommen eine einzige Minute Eiszeit. "Das war damals eine harte Zeit für mich. Die Umstellung viel mir zunächst sehr schwer. Weg von zu Hause, auf mich alleingestellt und dann auch noch dieser sportliche Durchhänger.", blickt Iginla heute noch kritisch auf diese Phase seiner Karriere zurück.

Es war der Herbst 1993 und der damals gerade 16-Jährige war aus dem Vorort von Edmonton, wo er aufgewachsen war, in das 'ferne' British Columbia gezogen um seinen NHL-Traum ambitioniert weiter zu verfolgen. Mit den Kamloops Blazers hatte er allerdings ein echtes Spitzenteam der WHL erwischt und während er wahrscheinlich in den meisten Mannschaften der Liga wesentlich häufiger gespielt hätte, war er bei den Blazers in seiner Premierensaison zunächst nur eine Randfigur.
Die Voraussetzungen sich einen Stammplatz zu erkämpfen waren für ihn dort allerdings auch besonders hart. Der gerade 16-Jährige stand in einem Kader mit Mitspielern, die überwiegend schon 21 Jahre alt waren.

Jarome Arthur Leigh Adekunle Tig Junior Elvis Iginla, so sein voller Name, wurde am 1. Juli 1977 in Edmonton geboren. Seine Eltern trennten sich noch bevor der kleine Jarome zwei Jahre alt war. So wuchs der Kleine überwiegend bei seinen Großeltern in St. Albert in der Nähe von Edmonton auf. Der Kontakt zu seinen leiblichen Eltern, zu denen er auch heute noch ein enges Verhältnis hat, riss jedoch nie ab.

Nachdem er sich zunächst, wie bei Kindern normal, für mehrere Sportarten interessiert hatte, entdeckte er im Alter von sechs Jahren das Eishockeyspiel für sich. "Ich wurde von Freunden mit zu einer Eislauffläche in der Nachbarschaft genommen, dort tollte ich den ganzen Tag voller Begeisterung herum. Von dem Tag an wusste ich, dass ich einmal ein Hockeyspieler werden wollte!" beschreibt Jarome heute wie er zum Eishockeysport kam.
Zunächst spielte er Torhüter, als ihm dies auf Dauer aber zu langweilig wurde, Jarome wollte hinaus in die 'Action', schaltete er sich als Goalie immer mehr aktiv in das Spiel ein. Im Alter von 10 Jahren war die Umstellung zum Feldspieler dann endgültig vollzogen.

Da Iginla im Großraum Edmonton zu Hause war, lag sein Interesse selbstverständlich zunächst bei den dort ansässigen Oilers. Iginla hatte Idole wie Mark Messier, Wayne Gretzky und natürlich auch Goalie Grant Fuhr, der mit ihm als damals einziger farbiger NHL-Spieler die Hautfarbe teilte. Dies gab Jarome noch einen besonderen Schub sein großes Ziel NHL zu verwirklichen:
"Immer wenn mich Freunde darauf ansprachen wie gering meine Chancen doch seien es bis in die NHL zu schaffen, gerade als Farbiger, dann konnte ich mit Grant auch immer gleich eine Erfolgsbeispiel nennen!"
Iginlas Spitzname in jenen Tagen war bereits 'Großer Baum', was sehr bildlich auf die körperlichen Vorzüge des jungen Jarome schließen lässt.

Bereits bei den Kamloops Blazers schloss Jarome Bekanntschaft mit Shane Doan, heutzutage als Kapitän der Phoenix Coyotes, ebenfalls eine feste Größe in der NHL.
"Ja, damals mit dem Umzug nach Kamloops hat sich für mich eine Menge verändert", erinnert sich Iginla. "Hockey war plötzlich nicht nur noch ein Spiel, alles war viel ernster. Die gravierenden Umstellungen durch den Umzug und die Trennung von meiner Familie und meinen Freunden viel mir damals wirklich zunächst sehr, sehr schwer. Aber es hat sich am Ende gelohnt das erste Jahr in der Fremde durchzuhalten!"
Iginla erkämpfte sich in seiner zweiten Saison in Kamloops nach und nach deutlich mehr Eiszeit, entwickelte sich langsam zu einem Toptalent in der WHL und einem Führungsspieler in seinem Team.
So war es wenig verwunderlich, dass ihn die Dallas Stars beim NHL Entry Draft auch bereits an elfter Stelle in der ersten Runde ausgewählt haben. Jarome war einen großen, wichtigen Schritt auf dem Weg zu seinem NHL-Traum weitergekommen, so schien es damals zumindest.
Allerdings sollte Jarome anschließend nicht auch nur ein Spiel für die Texaner bestreiten. Man schickte ihn dort, vom Trainingscamp der Stars aus, wieder zurück nach British Columbia, wo er noch eine weitere Saison in der Western Hockey League absolvierte.

Im April 1996 wurden seine NHL-Rechte zusammen mit denen von Corey Millen zu den Calgary Flames getradet, was sich am Ende als riesiger Glücksfall für Iginla herausstellen sollte. Im Austausch landete Joe Nieuwendyk bei den Dallas Stars.
Durch eine sehr ordentliche Saisonleistung in der WHL, mit 63 Toren und 136 Punkten empfahl sich Iginla für die Flames, die ihn tatsächlich in den anstehenden Playoffs noch zu zwei ersten Einsätzen in der NHL hin kommen ließen.
Im Playoff-Spiel gegen die Chicago Blackhawks war die Stunde von Iginla gekommen: "Das war schon extrem. Ich habe noch am Tag zuvor von den Blackhawks in der Zeitung gelesen. Das waren damals Idole für mich. Und am Abend darauf stehst du dann auf der Eisfläche und darfst gegen die Jungs spielen und dass ich damals gleich ein Tor erzielen konnte war schon eine tolle Sache." Aber auch sein Beitrag in Form eines Treffers konnte das Ausscheiden der Flames gegen die Blackhawks in den Playoffs letztendlich nicht verhindern.

Nachdem die ersten beiden NHL-Partien in der Karriere des Jarome Iginla auch gleich Playoffspiele waren, hätte Iginla niemals damals daran geglaubt, dass es in den folgenden sieben Jahren für die Flames nicht mehr in die NHL-Endrunde reichen würde.

Iginla wurde zu einer festen Größe in der NHL, ein unumstrittener Führer in seinem Team und ein Liebling der Fans. Seine persönlich beste Saison absolvierte er 2001/02, als er nach einer Leistungsexplosion 52 Treffer und 44 Assists für beeindruckende 96 Punkte vorzuweisen hatte. Bis seine Flames allerdings wieder in die Playoffs kommen sollten, sollte es noch zwei weitere Jahre dauern.
Iginla nahm am 'NHL All Star Game' teil und konnte mit Team Kanada die Olympische Goldmedaille 2002 in Salt Lake City gewinnen. Im Herbst 2003 wurde er bei den Flames der erste farbige Kapitän eines NHL-Teams.

Playoffs mit dem Team aus Calgary gab es erst wieder nach der Saison 2003/04. Und dann gleich richtig!
Die Flames brachten es mit Jarome Iginla als Führungsspieler bis in Spiel 7 der Stanley Cup Finals, in dem jedoch die Tampa Bay Lightning das glücklichere Ende für sich hatten.

An der stets guten Laune des Jarome Iginla hat diese bittere Niederlage allerdings auch nichts ändern können. Schließlich lebt der Mann seinen Traum, und das merkt man ihm täglich an... (rp)

 

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