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nr.69 / nov. 2003 

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SPIELERPORTRAIT

Dominik Hasek - Die Rückkehr des Dominator

von Stefan Herget

Ein Jahr gönnte sich Dominik Hasek eine Pause, um seine Batterien aufzuladen, jetzt feierte der Tscheche überraschend sein Comeback in der NHL, um mit den Detroit Red Wings einen weiteren Titelgewinn zu feiern.
Die erste Welle von europäischen Torhütern in der NHL hatte Schwierigkeiten, sich an das nordamerikanische System des Eishockeys anzupassen. Hardy Astrom, Markus Mattson und Jiri Crha gaben alle ihr NHL-Debut in den späten 70er Jahren, aber über den Status eines Pioniers kamen alle nicht hinaus. Das Trio scheiterte und goß damit Öl in das Feuer derer Kritiker, die europäische Schlussleute ungeeignet für die NHL hielten. Aber dann kam Pelle Lindbergh.

Lindbergh absolvierte seine ersten Partien in der Saison 1981-82 und wurde 1984-85 mit 40 Siegen in 64 Spielen für die Philadelphia Flyers mit der Vezina Trophy als bester Torhüter der Saison ausgezeichnet. Tragischerweise starb der erst 26-jährige Schwede kurz nach dem Beginn der darauf folgenden Spielzeit bei einem Autounfall. Wenn Lindbergh seine Mythen eines erfolgreichen europäischen Torhüters weitergegeben hat, dann muss es Dominik Hasek gewesen sein, der sie geerbt hat.
Der schlaksige Hasek, ein Star in der tschechischen Eliteliga während der 80er Jahre, wurde in den ersten drei Jahren in Nordamerika zunächst nur gelegentlich in der NHL eingesetzt. Seit 1993-94 gehörte er jedoch nahezu ein Jahrzehnt lang zum Besten, was die Liga zu bieten hatte. Seine Stärke brachte ihm schließlich den Nicknamen 'Der Dominator' ein. Mit sechs Vezina Trophys, zwei Hart Trophys als der wertvollste Akteur der Liga und unzähligen anderen Ehrungen legte er den Grundstein für weitere Torhüterverpflichtungen anderer Teams aus Europa.

"Ich bin aufgewachsen, Dominik Hasek in der tschechischen Eliteliga spielen zu sehen", sagt zum Beispiel der jetzige Torhüter der Nashville Predators Tomas Vokoun. "Er war die Nummer 1 in unserem Nationalteam und war wirklich der erste tschechische Goalie, der in die NHL kam und sich durchsetzte. Dominik hat den Standart für alle anderen so hoch gesetzt, dass es nahezu unglaublich ist. Er ist einer der Besten, wenn nicht der Beste, der jemals dieses Spiel gespielt hat."

Abgesehen von den ganzen Preisen, die er während seiner Zeit bei den Buffalo Sabres gewann, einer fehlte ihm - der Stanley Cup. Buffalo zog 1999 ins Finale ein, scheiterte jedoch an den Dallas Stars. Im Sommer 2001 passte es ideal zusammen, dass die Sabres Gehälter einsparen wollten und ihre Nummer 39 interessiert war zu einem Titelanwärter zu wechseln. Kein Wunder, dass so der Deal mit den Detroit Red Wings zustande kam.

Hasek fühlte sich schnell in seiner neuen Heimat wohl und führte das mit Topspieler bespickte Team an die Spitze der Tabelle. Aber eine gute reguläre Saison ist für einen Torhüter nur ein Vorgeschmack für den ultimativen Kampf um den Cup in den Playoffs. Im Juni 2002 nach einem 4-1 Sieg nach Spielen im Finale gegen den krassen Außenseiter aus Carolina hatte Hasek seinen Namen auf dem ältesten Pokal der Sportgeschichte verweigt. Das war die Krönung einer bedeutsamen Karriere, die drei Jahrzehnte in zwei Kontinenten andauerte. Es war Zeit einen Schlussstrich zu ziehen - zunächst. Hasek erklärte seinen Rücktritt vom aktiven Sport.
"Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass ich in der nächsten Saison auf dem höchsten Level weiterspielen könne", erinnert sich Hasek. "Nachdem ich den Cup gewonnen hatte, war mir bewusst, dass ich alles gewonnen hatte, was es im Hockey zu gewinnen gab und ich hatte einfach nicht mehr genügend Motivation. Und ohne diese, spielt man nicht und schon gar nicht ich."

Haseks selbstempfundener notwendiger Abgang war aber nur von kurzer Dauer. Zum Gefallen seiner Teamkollegen, des Managements und dem seiner Fans, gab er im Sommer dieses Jahres bekannt, dass er für die Saison 2003-04 nach Hockeytown zurückkehren wird. Der Tscheche bereut aber nicht seine Entscheidung von damals und hält die vollzogene Unterbrechung für wichtig: "Ich hatte eine Pause im letzten Jahr, um mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können und Hobbies nachzugehen, die ich jahrelang als Spieler nicht verfolgen konnte. Nun glaube ich, dass ich wieder ausgewogener in meinem Leben bin und deswegen mehr zum Spiel beitragen kann. Meine Batterien sind wieder aufgeladen."

Die Ausgewogenheit und seine Flexibilität suchen seinesgleichen und werden als legendär angesehen. Aber gerade deswegen ist er von seiner körperlichen Verfassung, seelisch und physisch besonders abhängig. Hasek lebt von seinem Stil, seiner Schnelligkeit. Der 38-Jährige erhielt sich seine Fitness durch intensive sportliche Aktivitäten, wie Squash, Fußball oder Inline-Hockey - als Verteidiger. Doch bereits im Frühling erwachte in ihm das Verlangen die Torhüterpads wieder anzulegen. "Es wäre mir egal gewesen, wenn die Red Wings den Cup letzte Saison wieder gewonnen hätten, ich hätte genauso den Wunsch gehegt zurückzukommen", betont Hasek, der von zu Hause in der Tschechei mit ansehen musste, wie seine Red Wings in der ersten Runde gegen den späteren Finalisten Anaheim glatt die Segel strichen. "In mir wuchs das Verlangen in den Playoffs dabei zu sein und wieder im Tor zu stehen und ich glaubte daran, dass ich dem Spiel wieder etwas zu geben hatte."

Aber dabei allein will er es sicher nicht belassen. Das Ziel ist ganz klar einen weiteren Stanley Cup zu gewinnen. Hasek ist bereit, gewillt und in der Lage sich dem Wettkampf zu stellen. "Ich fühle, dass das Feuer erneut brennt. Ich will spielen, ich will die Herausforderung, sogar im Training mit meinen Teamkollegen. Ich gebe jeden Tag im Training alles, weil ich hochmotiviert bin. Das ist der Grund, warum ich zurückgekommen bin, in der NHL zu bestehen und um den Cup zu spielen. Ich kenne mich bei den Red Wings aus. Ich kenne die Situation, ich kenne die Leute und ich kenne die Spieler, das ist der Schlüssel, um um den Cup zu spielen."

Obwohl der Stanley Cup 2002 in Detroit die Krönung seiner Karriere war, darf das nicht seine unglaubliche Arbeit in Buffalo über Jahre hinweg überschatten. "Hasek hat sich dort zum Nummer 1 Goalie gemausert", sagt Tampa Bay Lightning Co-Trainer Craig Ramsey. "Jahr für Jahr, waren die Buffalo Sabres nur Mittelmaß und Jahr für Jahr führte er die Torhüterstatistiken eisern an. Als ich in Ottawa trainierte, trafen wir auf die Sabres in den Playoffs und ich erinnere mich noch genau, als wir eines Tages die Statistiken studierten und feststellten, dass die Sabres über 500 Schüsse mehr zugelassen hatten als wir. Sogar bei 90 Prozent Save Percentage würden das 50 Gegentore mehr bedeuten. Aber die Sabres wurden Erster in der Conference und wir nur Achter."

Damals wie heute besitzt Hasek eine unglaubliche Fähigkeit den Puck zu antizipieren. "Er hat einen wahnsinnigen Willen zu gewinnen", bestätigt der ehemalige New York Islanders Star Torhüter Chico Resch, der jetzt als Analyst beim New Jersey Fernsehen arbeitet. "Dominik ist ein instinktiver Spieler mit dem Willen jeden Abend der Beste zu sein. Seine Konzentrationsfähigkeit ist schier unglaublich und sein Spielniveau ist schon lange so hoch."
Indem er blitzartige Reflexe und die Fähigkeit den Puck mit jedem Teil seines Körpers zu stoppen besitzt, macht er Saves, die andere nicht einmal versuchen würden. Dies brachte ihm die Anschauung durch Viele ein unorthodoxer Torhüter zu sein.

Doch sein ehemaliger Trainer während sieben Spielzeiten in Buffalo und jetzige Torwarttrainer in Nashville Mitch Korn bestreitet dies: "Dominik ist nicht so unorthodox wie jeder glaubt. Ein unorthodoxer Stil zeichnet sich dadurch aus, dass man bei zehn gleichen Schüssen acht Mal unterschiedlich reagiert. Dominik hingegen liest jeden Spielzug und trifft antizipierende Entscheidungen. Er hat eine außergewöhnliche Beinarbeit und das nutzt er unheimlich zu seinem Vorteil. Es mag bei ihm unorthodox aussehen, weil er etwas andere Maße hat als bei Torhüter sonst üblich. Er schaut kleiner aus, weil er so dünn ist."
"Dominik ist aber unglaublich flexibel und daher in der Lage seinen Körper in fast jede Position zu bringen, den Puck zu stoppen", fährt Korn fort. "Er ist in der Lage Saves zu machen, indem er seine Schulter oder die Knie in eine Position bringt, wo bei anderen etwas reißen würde. Man kann das trainieren und Dominik macht das natürlich auch, aber zum großen Teil ist das Gott gegeben."

Mit Hasek zurück, sind die Erwartungen in Detroit in dieser Saison erst recht groß, besonders nach der Pleite in den Playoffs 2003. Für ihn und seinen Kollegen Steve Yzerman, Brett Hull und Chris Chelios spielt aber auch das Alter eine große Rolle, den Erfolg gerade in 2004 zu realisieren.
Trotz der Problematik mit Curtis Joseph einen weiteren hochbezahlten Torhüter im Kader zu haben und des fortgeschrittenen Alters, empfing Manager Ken Holland den Tschechen mit offenen Armen: "Man kann nicht um den Cup spielen mit einer größeren Gruppe junger Spieler und dabei ist es egal, wie talentiert sie sind. Wir haben die Erfahrung in den 90er Jahren gemacht, als wir eine wirklich gute junge Mannschaft hatten, aber nicht gelernt haben in den Playoffs zu gewinnen. Veteranen haben da einfach die Erfahrung die notwendig ist und man weiß einfach, was man von ihnen bekommt." (sth)

 

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