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nr.80 / nov. 2004 

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SPIELERPORTRAIT

Ein stiller Star der NHL - Ron Francis

von Robin Patzwaldt

Fragt man NHL-Fans nach den fünf Spielern mit den meißten erzielten Punkten in der NHL-Geschichte, würde ein Name wohl überdurchschnittlich oft fehlen: Ron Francis
Wayne Gretzky, Mark Messier, Gordie Howe....OK, darauf würden viele Fans wohl kommen, aber bereits an Nummer vier Ron Francis??? Noch vor Marcel Dionne, Steve Yzerman oder Mario Lemieux?
Kaum vorstellbar, entspricht aber den Tatsachen!
Es ist also an der Zeit diesen Ron Francis mal etwas näher vorzustellen:

Einen Grund für den geringen Stellenwert in der Öffentlichkeit, neben seinem ruhigen und zurückhaltenden Charakter, dürfte auch die Tatsache sein, dass Ron Francis große Teile seiner inzwischen fast 24-jährigen NHL-Karriere in den oftmals halb leeren Hallen von Hartford, Greensboro und Raleigh verbracht hat.

Der 1963 in Sault Ste. Marie (Ontario) geborene Center wurde 1981 in der ersten Draftrunde, an vierter Stelle, von den Hartford Whalers gezogen. In 23 NHL-Spielzeiten bringt es der inzwischen 41-jährige auf 1731 NHL-Spiele, 549 Tore, 1249 Assists und damit 1798 Punkte.
Damit markierte Francis durchschnittlich mehr als einen Punkt pro Spiel, was in anbetracht der Tatsache, dass seine Teams selten vorne in der Tabelle standen, umso höher einzuschätzen ist.

Francis begann sehr früh mit dem aktiven Hockey. Bereits als Zweijähriger griff er zum Schläger. "Meine Heimatstadt liegt in Nord-Ontario. Wir hatten also immer sehr schneereiche Winter. Bereits als 3-jähriger habe ich in einer Liga für Kinder mitgespielt. Ich bin also schon eine Weile dabei.", bemerkt er scherzhaft.
Seine Profikarriere begann er mit 18 Jahren bei den Whalers im Nord-Osten der USA. Zehn Jahre hielt er, ohne große spektaküläre sportliche Erfolge, dem Team die Treue, bevor er nach Pittsburgh transferiert wurde. Dort, bei einem damaligen Topteam, erlebte er Anfang der 90er Jahre seine sportlich erfolgreichste Zeit.
Zwei mal gewann er mit den Penguins den Stanley Cup. 1991 und 1992 war das der Fall. In Pennsylvania stand Francis allerdings permanent im Schatten von Superstars wie Mario Lemieux oder Jaromir Jagr, die die Aufmerksamkeit der Fans damals auf sich konzentrierten.
Seine beste Saison war wohl die Spielzeit 1995-96, als ihm für die Schwarz-Gelben 92 Assists, und damit 119 Punkte gelangen.

Nach sieben Jahren in Pittsburgh zog es ihn 1998, als Free-Agent, zurück zu seiner alten Liebe. Aus den Whalers waren inzwischen allerdings die Carolina Hurricanes geworden und deren Heimat war zunächst noch das Provisorium Greensboro, bevor die neue Spielstätte in Raleigh, North Carolina, fertiggestellt wurde.
"Das war damals eine Entscheidung des Herzens. Ich sprach vor dem geplanten Wechsel mit einem Spieler, den ich noch aus alten Tagen in Hartford kannte, Kevin Dineen. Er sprach nur positiv von der familiären Atmosphäre und dem Teamgeist in der Franchise. Ich informierte mich kurz über die Umgebung dort und dann war die Entscheidung schnell getroffen. Ich wurde nicht enttäuscht. Dort liess es sich prima leben. Meine Familie hat sich in North-Carolina sofort sehr wohl gefühlt."
Anm.: Ron Francis ist verheiratet mit Frau Mary Lou und hat drei Kinder.

Nach einem Jahr in Greensboro, was von Akzeptanzproblemen der Fans gegenüber der provisorisch dort spielenden Franchise geprägt war, stand für Francis und sein Team der Umzug in die neue Halle an.

"Das hat unserem Team damals sehr geholfen. Man merkte allerdings in meinen ersten Jahren in Raleigh immer noch, dass diese Sportart hier eine Sportart war mit der die Fans nicht aufgewachsen waren. Aber wenn sich die Leute in der Region erst einmal für einen Sport begeistern, dann tun sie es richtig. Und als Spieler ist das dann wirklich traumhaft zu erleben Als wir 2002 in den Playoffs so erfolgreich waren, und erst im Finale mit 1-4 gegen Detroit verloren, da war die Halle während der Playoffs die lauteste Arena die ich in meinen zuvor erlebten 22 Jahren NHL erlebt hatte."

Aber auch in Raleigh standen während der Euphorie um das Team im Jahre 2002 andere im Blickpunkt der Medien. Torhüter Arturs Irbe und Rookie Erik Cole waren die Favoriten der Medien damals.
Francis selber wurde in den vergangenen Jahren bereits häufiger für seine Wohltätigkeitsprojekte ausgezeichnet. Doch viel darüber reden mag der bescheidene Kanadier eigentlich nicht: "Ich begann damit damals in Pittsburgh. Bis heute läuft das Projekt weiter. Es nennt sich 'Family Night Out'. Wir laden Leute aus Krankenhäusern und ihre Familien zum NHL-schauen ein. Sie werden mit einer Limousine abgeholt, zur Arena gefahren, und können das Spiel von einer Ehrenloge aus verfolgen. Dort gibt es für die Leute ein gemeinsames Essen und nach dem Spiel laden wir sie in den Lockerroom ein. Dort können sie die Mannschaft treffen, Fotos mit Spielern machen und sich mit Autogrammen versorgen."

Seine mannschaftsdienliche Spielweise, die ihm die Teilnahme an immerhin insgesamt vier NHL-All Star Games einbrachte, wird inzwischen von vielen Fachleuten und Fans geschätzt, auch wenn es ihm bisher nicht vergönnt war ein besonders entscheidendes oder spektakuläres Tor zu erzielen, was ihm vielleicht in den Köpfen der Öffentlichkeit den Stellenwert beschert hätte, den der langjährige Kapitän der Franchise längst verdient hätte. Nicht umsonst nennt man ihn in Raleigh und Umgebung seit Jahren 'Ronnie Franchise'.

Im Frühjahr dieses Jahres wollte Francis noch einmal einen weiteren ernsthaften Anlauf auf den Stanley Cup wagen.
Nachdem ihm dies mit den Hurricanes allerdings unmöglich war, da diese die Playoffs deutlich verpasst hatten, wechselte er kurzentschlossen zu den Toronto Maple Leafs, die ihren Kader kurz vor den Playoffs noch einmal deutlich aufrüsteten um ein gewichtiges Wort bei der Cupvergabe 2004 mitzusprechen.
Ein 'pflegeleichter' Führungsspieler mit der Erfahrung eines Ron Francis kam den Verantwortlichen in Toronto da natürlich gerade Recht. Das Vorhaben eines dritten Cupgewinns für Ron Francis scheiterte dann allerdings letztendlich knapp an den Philadelphia Flyers.

Im Frühsommer, nachdem der Vertrag mit den Leafs ausgelaufen war, erhielt Ron ein Angebot zukünftig im Management der Hurricanes mitzuarbeiten, lehnte dies aber ab. "Meine Zeit aufzuhören ist noch nicht gekommen. Ich möchte noch weiter hockeyspielen!"

Wir dürfen also gespannt sein auf welcher Eisfläche wir ihn demnächst wieder sehen können. Viel Aufsehen wird um seine Person dann wohl auch weiterhin nicht gemacht werden. Ron Francis wird wohl für alle Ewigkeiten eines des bestgehütetsten Geheimnisse der NHL-Geschichte bleiben...

 

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