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nr.83 / feb. 2005 

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SPIELERPORTRAIT

"Lästig wie ein Moskito" - Matthew Barnaby

von Robin Patzwaldt

"Ich kann nicht immer gewinnen, aber ich bin immer so lästig wie ein Moskito den man einfach nicht erschlagen kann!" Der Mann der das über sich selber sagt ist Matthew Barnaby, ein am 4. Mai 1973 in Ottawa geborener NHL-Stürmer, an dem sich wie an kaum einem anderen Spieler der Gegenwart die Geister scheiden.
Entweder man liebt ihn, oder man verabscheut ihn. Kompromisse sind nicht das Ding des Right-Wings, der nun seit Sommer 2004 einen mit jährlich US$ 1.750.000 dotierten Vertrag bei den Chicago Blackhawks besitzt.

Wegen seiner körperbetonten Spielweise, gepaart mit einer gehörigen Portion Arroganz und aufreizendem Verhalten auf der Eisfläche, lässt der fast 32-Jährige eigentlich keinen NHL-Fan kalt. Aber auch bei seinen Gegenspielern geniesst der Stürmer Respekt, um nicht zu sagen er ist bei ihnen gefürchtet. Manche von ihnen haben ihn schon als regelrechte 'Pest' bezeichnet.

Barnaby wurde von den Buffalo Sabres in der vierten Runde des Entry-Draftes im Jahre 1992, an Nummer 83 gezogen. Er verbrachte im Anschluß daran über fünf Jahre bei den Sabres. Dort feierte er persönlich auch seine bisher größten sportlichen Erfolge. In der Saison 1996/97 gelangen ihm 43 Scorerpunkte und im Jahr darauf führte er die Sabres in den Playoffs mit sieben Toren und 13 Punkten sogar an. Sein Weg führte ihn anschliessend über Pittsburgh, Tampa Bay, New York und Colorado nach Chicago, wo er jetzt seit Juli 2004 auf seinen ersten NHL-Einsatz für die Blackhawks wartet. Barnaby ist verheiratet mit Frau Christine und hat zwei Kinder (einen Sohn und eine Tochter).

Matthew musste sich seinen Weg in die NHL hart erkämpfen. Schon in den Jugendmannschaften war er nicht unumstritten. Oftmals fand er sich ausserhalb des Teamkaders wieder. Körperlich brachte er nicht die besten Voraussetzungen mit: Für die NHL mit 180 cm Körpergröße eigentlich fast schon zu klein und technisch nicht stark genug, so lautete oftmals das Urteil seiner Kritiker.
Bezeichnenderweise wurde Barnaby im Juniorendraft 1990 an 240., und letzter Stelle, in der 20. Runde von den Beauport Harfangs aus der Quebec Major Junior Hockey League ausgewählt.
In 65 Juniorenspielen lief der Kanadier für drei verschiedene Teams auf. 448 Strafminuten standen immerhin 44 Tore und 111 Punkte gegenüber. Seine mangelnden technischen Fähigkeiten und körperliche Defizite versuchte er fortan durch verstärkten körperlichen Einsatz und enorme Kampfkraft wettzumachen.

Sein NHL-Debüt feierte Matthew mit den Buffalo Sabres am 13. April 1993 gegen die Montreal Canadiens. Schon zwei Tage später gelang ihm der erste NHL-Treffer. Er bezwang Tommy Soderstrom im Kasten der Flyers.
Seine aggressive Spielweise machte ihn rasch beliebt bei den Fans in Buffalo. Sein Trikot mit der Nummer 36, die Nummer 14 welche Barnaby eigentlich für sich auswählen wolllte ist in Buffalo schon retired gewesen, verkaufte sich glänzend.
Gleichzeitig war er bereits auf dem Weg zu einem der meist gehassten Spieler der Liga. Seine ständigen, scheinbar unnötigen, auch verbalen, Auseinandersetzungen mit Gegenspielern trieben diese schier zur Weissglut.

In der Regular Season 1996/97 erzielte Barnaby immerhin 19 Tore. Eine Saisonausbeute die er bis heute nicht mehr erreichen konnte. Im darauffolgenden Sommer erlitt seine Karriere allerdings einen ersten Knick nach unten. Matthew legte sich mit den Vereinsvertretern öffentlich an, als sein Freund Ted Nolan von den Sabres getradet wurde. Barnaby beschuldigte Torhüter Dominik Hasek seinen Freund Nolan quasi aus dem Team vertrieben zu haben. Zunächst wurde eine Art Burgfrieden geschlossen, der jedoch nicht allzu lange durchgehalten wurde. Mehrfach bat Barnaby in der Folgezeit um einen Trade. Es dauerte jedoch noch bis zum März 1999 ehe ein geeigneter Tausch zustande kam.

Barnaby verliess die Sabres, bei deren Fans er inzwischen auch durch seine ständigen Querschüße um den erbetenen Teamwechsel unbeliebt geworden war, in Richtung Pittsburgh. Die Penguins schickten ihrerseits im Austausch Center Stu Barnes zu den Sabres nach Buffalo.

Auch in Pittsburgh blieb der Hip-Hop-Freund, der von sich selber behauptet es zu lieben wenn er in der Halle des Gegners ausgebuht wird, allerdings ein unangepasster Spieler. Seine persönlichen Statistiken verbesserten sich zwar wieder etwas, sein altes Potenzial erreichte er aber auch hier nicht wieder. Von den spielerischen Werten die er als Junior vorweisen konnte einmal ganz zu schweigen.

So kam es, dass Barnaby bereits während der Spielzeit 2000/01 an die Tampa Bay Lightning weitergereicht wurde. Wayne Primeau, ein alter Weggefährte aus gemeinsamen Sabres-Zeiten, zog für ihn diesmal nach Pittsburgh.

In Tampa Bay führte Barnaby die Strafzeitstatistik der NHL an. Seine 265 Minuten die er auf der Sünderbank zubringen musste reichten zur Führung in dieser unrühmlichen Kategorie aus. Nach nur 29 Partien in der Spielzeit 2001/02 endete auch schon wieder sein Gastspiel in Florida. Im Austausch gegen Zdeno Ciger zog es Barnaby diesmal nach New York zu den Rangers.
Sein Debüt als Blueshirt feierte der Kanadier ausgerechnet gegen die Sabres in der dortigen HSBC-Arena - seiner alten Heimat.

In New York fühlte sich der umstrittene Spieler rasch sehr wohl: "Ich geniesse diese Stadt sehr. Was einem hier alles geboten wird ist unglaublich. Ich liebe das Rockefeller Center und die vielen Cafes und Restaurants. Ich bin jemand der sich gerne amüsiert. Da ist dieser Ort doch geradezu ideal!" gab er damals zu Protokoll.
Auch bei den Fans in New York war der inzwischen zweifache Familienvater auf Anhieb beliebt. Seine körperbetonte Spielweise steigerte den Unterhaltungswert vieler Rangers-Spiele aus ihrer Sicht offensichtlich erheblich. Es gründete sich sogar ein eigener Barnaby-Fanclub, die 'Barnaby-Brigade'.

"Ich mag die Rangers-Organisation und bin ihnen unheimlich dankbar, dass man mir die Chance in New York gegeben hat als meine 'Aktien' nach der Zeit in Tampa etwas im Keller zu sein schienen.", gibt sich der Fighter noch heute dankbar gegenüber seinem alten Club.
Als die Rangers im Frühjahr 2004 die Playoffs allerdings abermals verpassten und einen Umbruch im Teamkader einleiteten war seine Zeit in New York beendet.

Barnaby, der im Sommer 2004 ohnehin "unrestricted Free-Agent" geworden wäre, also frei wechseln konnte, zog es so kurzfristig zum Titelanwärter nach Denver. Eine Chance, die Matthew damals sehr zu schätzen wusste: "Es ist toll mal wieder Playoffluft schnuppern zu können. Ich hätte erwartet, dass mir das mit den Rangers gelingt, aber da dies nicht geklappt hat, ist es ein tolles Gefühl diese Chance hier in Denver zu erhalten. Die Situation ist auch für mich nun eine völlig andere. Man tritt gleich mit viel mehr Selbstvertrauen auf, wenn man in dieser erfolgsgewohnten Mannschaft stehst. Man empfindet plötzlich nicht mehr diese Verunsicherung."

Dieses gestiegene Selbstvertrauen merkte man auch seinem Spiel sofort an. Matthew präsentierte sich bei den Avalanche in den wenigen Auftritten bis zum Playoffaus gegen die San Jose Sharks so stark wie schon seit Jahren nicht mehr. In seinen ersten vier Spielen für die Avalanche erzielte er fünf Punkte, darunter zwei Siegtreffer.

Nicht nur auf unserer damaligen Leserreise, im Frühjahr 2004, präsentierte sich Barnaby als äußerst umgänglich gegenüber seinen Fans: "Etwas 'Fanpflege' ist doch eigentlich selbstverständlich. Ich erinnere mich noch daran wie es war als Jugendlicher zu den NHL-Spielen zu gehen und diesen großen Traum von der eigenen NHL-Karriere zu haben. Daher weiss ich noch genau wie glücklich ich war, wenn ich bei einem Spiel mal einen Puck oder ein Autogramm ergattern konnte. Danach war ich dann immer wochenlang noch ganz aufgeregt. Daher freue ich mich doch, wenn ich Leute so einfach glücklich machen kann. Es könnte ja schliesslich das einzige Spiel sein, was derjenige in diesem Jahr anschauen kann! Da nehme ich mir dann doch gerne etwas Zeit!"

Matthew, der übrigens ein enger Freund von Eric Lindros ist, wurde im Juli 2004 frei für einen Wechsel und schloß sich dem Team der Chicago Blackhawks an. Bisher kann er in seiner NHL-Karriere bei 713 Spielen immerhin auf 104 Treffer und 161 Vorlagen verweisen.

Wann wir den knochenharten Flügelspieler zum ersten mal in seinem neuen Trikot in Chicago sehen können, steht ja derzeit bekanntlich noch in den Sternen, aber eines steht dabei jetzt schon fest: Wenn es in der NHL wieder richtig los geht, wird es um Matthew Barnaby bestimmt nicht langweilig werden. Er wird seinen eigenen eigenwilligen Weg so weitergehen wie bisher, ob man das nun mag, oder auch nicht... (rp)

 

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