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nr. 152 / apr. 2011 

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INTERVIEW
 
"Ich brauche einfach mehr Eiszeit!"

Interview mit Alexander Sulzer (Florida Panthers)

von Stefan Herget

Erst Anfang März zur Trading Deadline wurde Alexander Sulzer von den Nashville Predators, wo er zuletzt mit seinem Landsmann Marcel Goc aktiv war, zu den Florida Panthers getradet. Für den 26-jährigen gebürtigen Kaufbeurer, der sich in Nashville mit seiner Frau gut eingelebt und eingerichtet hatte, war es eine harte Erfahrung. Es erinnerte an seine Zeiten im Farmteam, dass er nun wieder in einem Hotel logieren musste, weil es aufgrund seines im Juni auslaufenden Vertrages wenig Sinn machte, sich längerfristig in Florida einzurichten.
Unser Redakteur Stefan Herget traf Alexander Sulzer in Florida im Pressebereich des BankAtlantic Centers, nachdem ihm eine Leistenverletzung außer Gefecht gesetzt hatte und sprach mit ihm über seine Situation und Zukunft in der NHL.

Eishockey.com: "Wie überraschend war es für dich, dass du getradet wurdest?"

SULZER: "Ich hatte zwar damit gerechnet, dass etwas passieren könnte, aber dass es mich dann schon drei Tage vor der Deadline erwischt hatte, kam doch an diesem Tag sehr überraschend."

Eishockey.com: "Ist dein Umzug hierher schon vollzogen?"

SULZER: "Nein überhaupt nicht. Ich lebe hier in Florida noch im Hotel und habe auch weiter das Haus in Nashville, wo ich dann auch den Sommer verbringen werde. Außerdem haben meine Frau und ich vor kurzem die Green Card bekommen und meine Frau hat auch Arbeit gefunden. Wir haben uns in Nashville schon einen großen Freundeskreis aufgebaut, so dass Nashville wenn möglich unser Lebensmittelpunkt bleiben wird. Aber die Trennung fällt schon nicht so leicht."

Eishockey.com: "Wir sehen heute ein weniger gutes Spiel gegen Ottawa. Wie bitter ist es für dich, dass du das von der Tribüne aus sehen musst, auch wenn dich eine Verletzung gestoppt hat und du nicht wie schon häufiger aufgrund Überangebot aussortiert wurdest?"

SULZER: "Ich denke jedes Spiel, das man von der Tribüne aus sehen muss, ist weniger erfreulich. Da ist es weniger entscheidend, ob das Spiel gut oder schlecht ist. Man möchte einfach nur spielen, aber ich habe mich im letzten Jahr schon daran gewöhnt, Spiele von oben zu sehen, obwohl ich fit war. Insofern ist es für mich aus der heutigen Sicht keine Qual."

Eishockey.com: "Die 52 ist deine Nummer, mit der du gerne spielst. Die hast du jetzt in Florida auch nicht bekommen, weil sie erneut besetzt ist. Bist du da abergläubisch, dass vielleicht deswegen nicht läuft oder ist das eher zweitrangig?"

SULZER: "Nicht unbedingt abergläubisch, aber man würde schon gerne seine Nummer auf dem Rücken tragen. Ich habe es hier als kompletten Neuanfang gesehen und deswegen habe ich mich mit der 2 angefreundet. Das spielt dann eine weniger große Rolle."

Eishockey.com: "Wie siehst du deine Perspektiven hier in Florida?"

SULZER: "Ich bin ab 1. Juli unrestricted Free Agent, dann muss man sehen, ob ich bis dahin oder danach noch ein Angebot von den Panthers hier bekomme. Die befinden sich im Umbruch und wollen ein ganz neues Team aufbauen. Normal sollte davon auszugehen sein, dass sie mit mir rechnen, weil sie mich geholt haben, aber hier weiß man nie. Momentan weiß ich noch nichts, was geplant ist und muss mich einfach überraschen lassen."

Alexander Sulzer(re.) im Gespräch mit Stefan Herget.

Eishockey.com: "Insofern macht es auch keinen Sinn, dich hier einzurichten?"

SULZER: "Ja genau. Nachdem wir die Playoffs verpassen, werde ich Mitte April zurück nach Nashville fliegen und erst einmal abwarten."

Eishockey.com: "Klar ist es schön, wenn man in der NHL spielt, aber gibt einem das System, dass man manchmal wie eine Ware verschickt wird, nicht zu denken?"

SULZER: "Das ist eine sehr schwierige Frage. Das Geschäft hier ist sehr schnelllebig und das kann auch bedeuten, dass man innerhalb von ein oder zwei Jahren wieder nach Deutschland gehen kann bzw. muss. Was aber auch gerade die Geschichte von Dennis Seidenberg zeigt, dass man innerhalb von zwei Jahren von der Tribüne zu einer Stammkraft mit durchschnittlich 24 Minuten Eiszeit werden kann, wenn man die Chance dazu bekommt. Dazu ist es wichtig, dass man einen Verein findet, der einem das Vertrauen schenkt und Eiszeit gibt, um sich zu zeigen und zu bewähren. Wer nicht spielt lernt nichts dazu und kann auch nicht vorwärts kommen. Deswegen ist man stark von äußeren Faktoren abhängig. Die Leistungsdichte ist halt sehr eng und es gibt in der Verteidigung nur sechs Plätze pro Team zu vergeben.

Eishockey.com: "Was sagst du zu der Geschichte mit Marco Sturm, der innerhalb von zwei Monaten von der Ost- an die Westküste und wieder zurück transferiert wurde?"

SULZER: "Ja das ist genau der Punkt. Vor allem für Marco ist es noch schwieriger, weil er Familie mit Kinder hat. Wir sind derzeit noch zu Zweit und dann kann die Frau auch mal in Nashville bleiben und man fliegt, um sich zu sehen. Aber mit Kindern und wenn Schule daran hängt, wird vieles komplizierter. Das ist bestimmt nicht leicht. Aber wenigstens ist Washington von der sportlichen Seite das interessantere Team als Los Angeles, wo er zuvor war."

Eishockey.com: "Siehst du noch Schwächen in deinem Spiel, wo du dich noch verbessern könntest?"

SULZER: "Es gibt eigentlich keinen Punkt, wo ich sagen würde, da muss ich unbedingt an mir arbeiten. Aber es gibt natürlich Bereiche oder Kleinigkeiten, wo man sich immer verbssern kann. Zum Beispiel muss das Passspiel genauer werden, um den Puck von der Blauen Linie am ersten Spieler vorbei in Richtung Tor zu bringen oder wenn man mit der Scheibe in der Ecke ist, diese abzuschirmen und trotzdem noch die Übersicht zu haben, wo man sie idealer hinspielt. Aber das sind Dinge, die man durch Spielpraxis und Erfahrung lernt und sich nur schwer trainieren lassen."

Eishockey.com: "Also meinst du auch die Spielübersicht zu verbessern, die aufgrund der Schnelligkeit häufig verloren geht?"

SULZER: "Ja, aber ich meine weniger die Spielübersicht, sondern sich generell an das hohe Spielniveau zu gewöhnen."

Eishockey.com: "Natürlich hast du erst einmal kurzfristige Ziele, wie du angemerkt hast, dass du einfach mehr Eiszeit brauchst, aber schauen wir einmal darüber hinaus. Sicher hast du auch Visionen einmal für ein großes Team zu spielen. Gibt es ein Lieblingsziel, was dein Traum wäre?"

SULZER: "Also wenn ich mir einen Verein aussuchen könnte, wo ich jedes Spiel spielen würde, dann würde ich Vancouver wählen. Die haben eine starke konkurrenzfähige Truppe und die Stadt und die Umgebung mit ihren fantastischen Fans hätte doch einiges zu bieten."

Eishockey.com: "Dort hat sich mit Christian Ehrhoff ja auch ein deutscher Spieler durchgesetzt, der eine sehr gute Rolle spielt. Verfolgt du das ebenfalls von deiner Seite?"

SULZER: "Ich interessiere mich grundsätzlich für die anderen deutschen Spieler, weil man in der Nationalmannschaft oder sonst auch schon viel Zeit miteinander verbracht hat. Der Christian hat in den letzten zwei Jahren natürlich einen riesen Sprung in seiner Karriere gemacht. Und um auf die letzte Frage zurück zu kommen, es wäre dann schon schön in einer Mannschaft mit einem deutschen Mitspieler zu spielen, wie das auch in Nashville mit Marcel der Fall war."

Eishockey.com: "Wirst du im Sommer auch nach Deutschland reisen oder dürfen dich die Fans bei der WM im deutschen Trikot erwarten?"

SULZER: "Ich muss natürlich schauen, wie meine körperliche Verfassung ist. Grundsätzlich laufe ich immer gerne für Deutschland auf, aber dazu muss ich auch 100 Prozent fit sein, weil sonst macht es keinen Sinn. Wenn ich zur WM fahre, dann werde ich das sicher mit einem Besuch zu Hause verbinden. Ansonsten werde ich den Sommer in Nashville verbringen und dort mich auch die neue Saison vorbereiten. Vielleicht fliege ich dann nur mal kurz nach Hause, aber es steht in dieser Richtung noch nichts fest."

Eishockey.com: "Alexander vielen Dank für das angenehme Gespräch. Gute Besserung und viel Erfolg für die kommenden Aufgaben." (sth)

 

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