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nr. 152 / apr. 2011 

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INTERVIEW
 
"Ich gewinne als nächster Deutsche den Stanley Cup"

Interview mit Dennis Seidenberg (Boston Bruins)

von Stefan Herget

Verteidiger Dennis Seidenberg von den Boston Bruins war im November 2009 Gesprächpartner eines Eishockey.com Interviews mit unserem Redakteur Stefan Herget. Vor ein paar Tagen, kurz vor Beginn der Playoffs traf Stefan Herget den gebürtigen Schwenninger Dennis Seidenberg erneut bei seinem jetztigen Team in Boston, wo er sich mittlerweile nach Kapitän Zdeno Chara zum Verteidiger mit der zweitmeisten Eiszeit etabliert hat und zu Saisonbeginn einen Vierjahresvertrag mit einem Gehalt von insgesamt 13 Millionen US-Dollar unterschreiben konnte.
Der 29-jährige Deutsche, der mit einer US-Amerikanerin verheiratet ist, sprach mit unserem Redakteur über seine Entwicklung, die kommenden Playoffs und vieles mehr. Lesen Sie selbst:

Eishockey.com: "Dennis, wir haben uns im November 2009 in Florida getroffen und damals sagtest du, dass du ein angenehmes Leben hättest, aber die sportlichen Perspektiven nicht so gut wären. Wie siehst du die Situation heute?"

Seidenberg: Hier ist es auch angenehm zu Leben, auch wenn es etwas kälter ist. Von der sportlichen Seite ist es natürlich im Moment viel anspruchsvoller als in Florida. Die Erwartungen sind sehr hoch in Boston und es macht natürlich viel mehr Spaß vor ausverkauftem Haus und enthusastischen Fans zu spielen."

Eishockey.com: "Du spielst hier in Boston eine gute Rolle und hast die zweitmeiste Eiszeit nach Zdeno Chara. Wie steckst du die körperliche Mehrbelastung weg?"

Seidenberg: Wenn man den Durchschnitt der ganzen Saison anschaut, dann spiele ich nur eine halbe Minute mehr als in Florida, von daher ist es fast gleich und das spürt man kaum. Aber wir spielen fast immer auf Sieg und so ist schon anstrengender, weil mit mehr Nachdruck gespielt wird. Aber es ist schön, wenn der Trainer einem das Vertrauen schenkt und man spielen darf, insofern ist alles andere zweitrangig."

Eishockey.com: "Was waren die Ursache für deine rasante Entwicklung in den letzten zwei Jahren?"

Seidenberg: Das hat eigentlich schon davor in Carolina angefangen, wo ich auch fast 22 Minuten pro Spiel spielen durfte. Das ist natürlich förderlich, wenn man Eiszeit bekommt, sich zeigen kann und einfach durch Übung besser wird. Der Rest ist schwer zu sagen, aber die Trainer haben wohl mein Potenzial erkannt und ich habe die Chance genutzt. So hat sich alles gut entwickelt und ich habe mittlerweile eine gute Rolle im Team."

Eishockey.com: "Wo siehst du deine Stärken im Spiel?"

Seidenberg: Ich denke, dass ich einfach ein guter Allrounder bin, der gewisse Offensivqualitäten hat und auch defensiv einen guten Job macht. Weiterhin liegt meine Stärke im Spielaufbau, so bin ich meist für den ersten Pass von hinten heraus zuständig und auch im Powerplay bei der Verteilung."

Dennis Seiderberg schmeißt sich rein.

Eishockey.com: "Du führst die Statistik der Bruins im Bereich Checks und Blocks an. Ist es nicht ein bißchen verrückt sich in den Schuss des Gegners reinzuschmeißen?"

Seidenberg: Also wenn man es kontrolliert macht, dann nicht. Manche in der Liga schmeißen sich da kopfvoran rein und das ist dann gefährlich, aber ich versuche immer kontrolliert den Schuss zu blocken. Dazu ist es wichtig, den schießenden Spieler und die Situation genau zu analysieren. Wenn jemand aus dem Handgelenk mit Druck schießt, kann man einfacher dazwischen gehen, als wenn jemand zum Schlagschuss aufzieht."

Eishockey.com: "Wie schätzt du eueren bisherigen Saisonverlauf bei den Bruins ein?"

Seidenberg: Wir hatten in dieser Saison doch einige Auf und Abs, wo wir vier oder fünf Spiele in Serie gewonnen und dann wieder einige Spiele verloren haben. Von daher können wir ganz froh sein, wo wir jetzt stehen und uns mit einer guten Platzierung für die Playoffs sicher qualifiziert haben. Es hätte zwar besser sein können, aber das ist schließlich auch keine Garantie dafür, dass es in den Playoffs gut läuft."

Eishockey.com: "Die NHL ist dieses Jahr sehr eng, ein richtiger Topfavorit sticht nicht heraus. Was erwartest du daher für die Playoffs dieses Jahr?"

Seidenberg: Wir haben ein gut zusammengesetztes Team und ich denke, nein ich hoffe, dass wir eine gute Rolle spielen werden. Aber es ist doch zu erwarten, dass dieses Jahr alles noch etwas enger sein wird und Kleinigkeiten über den Erfolg entscheiden. Ich sehe Vancouver durchaus als Favorit, aber die spielen im Westen und wir dürften gute Chancen haben, uns im Osten durchzusetzen."

Eishockey.com: "Inwiefern hat euch das bittere Aus im letzten Jahr, als ihr nach 3-0 Führung in der Serie gegen Philadelphia noch ausgeschieden seid, für diese Saison noch hungriger gemacht?"

Seidenberg: Es war schon eine sehr bittere Erfahrung, auch wenn ich nicht am Eis stand, weil ich verletzt war. Insbesondere Spiel 4, als wir dort auch schon 3-0 führten und dann noch verloren, war wohl der Knackpunkt. Aber wie du in der Frage schon formuliert hast, ist das natürlich Ansporn, macht hungriger und ist in gewisser Weise eine Erfahrung, die uns weiter bringen und dieses Jahr deutlich stärker machen sollte."

Eishockey.com: "Wo siehst du noch Schwächen bei euch im Team, die verbessert werden müssten?"

Seidenberg: Unser Powerplay, das in den Playoffs doch sehr wichtig ist, war die letzten Wochen nicht so gut und muss besser werden. Ansonsten müssen wir nur etwas mehr Konstanz in unser Spiel bringen, weil wenn du in den Playoffs ein paar Mal am Stück verlierst, dann bist du halt gleich draußen. Das dürfen wir uns dann nicht mehr erlauben. Aber ich sehe uns da auf einem guten Weg."

Eishockey.com: "Du bist gerade sportlich sehr erfolgreich. Inwieweit hat gerade die Geschichte mit Marco Sturm gezeigt, wie schnelllebig das Geschäft hier in der NHL ist?"

Seidenberg: Na gut ich kenne auch die Schattenseiten, denn ich habe auch schon vier Trades hinter mir. Aber die Geschichte mit Marco war schon sehr traurig. Es ist nie schön, wenn du selbst oder ein Freund umziehen muss und man ein neues Leben anfängt, an eine neue Umgebung gewöhnen musst. Aber das lässt sich nicht ändern und gehört dazu, wenn man hier spielen will."

Eishockey.com: "Jetzt ist Marco ja in Washington gelandet und es könnte sein, dass ihr in den Playoffs aufeinandertrefft. Wäre das etwas besonderes?"

Seidenberg: Auf jeden Fall. Washington hat eine sehr gute Mannschaft und es wäre eine reizvolle Aufgabe, besonders nachdem ich in der Defensive spiele, weil deren Offensive ist natürlich erste Sahne. Deswegen gehören sie sicher zu den Favoriten. Marco passt da gut rein in das Team und es ist eine tolle Sache für ihn. Ein Duell mit ihm wäre sicher etwas ganz besonderes."

Eishockey.com: "In Florida hattest du auf die Frage, wer als nächster Deutscher den Stanley Cup gewinnt, Marco Sturm in Boston oder Thomas Greiss in San Jose geantwortet. Würdest du die Frage heute anders beantworten?"

Seidenberg: Das habe ich gesagt? (lacht) Dann sage ich heute ICH mit Boston."

Eishockey.com: "Das wollte ich hören. Dennis, vielen Dank für das sympathische Gespräch und viel Glück für die anstehenden Aufgaben." (sth)

 

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