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nr. 151 / mar. 2011 

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INTERVIEW
 
"Wir können es heuer sehr weit bringen!"

Interview mit Andreas Nödl (Philadelphia Flyers)

von Martin Stichauner und Christian Brenter

Andreas Nödl begann seine Karriere beim Wiener EV. Während des NHL Entry Drafts 2006 wurde Nödl in der zweiten Runde, als insgesamt 39. Spieler, von den Philadelphia Flyers ausgewählt. Zuvor hatte er zwei Jahre bei den Sioux Falls Stampede in der United States Hockey League verbracht. Nach Thomas Vanek, der dort drei Jahre lang spielte, war Nödl der zweite Österreicher im Verein der Sioux Falls. Anschließend verbrachte er zwei Jahre im NCAA-Team der St. Cloud State University Huskies in St. Cloud, Minnesota.
Ende der Saison 2007/08 wurde Nödl in das AHL-Farmteam der Philadelphia Flyers (Adirondack Phantoms) berufen, wo er sein Debüt im professionellen Eishockey gab. Die Saison 2008/09 begann er in der AHL, ehe er am 21. Oktober 2008 zu seinem ersten Einsatz für die Flyers in das NHL-Team beordert wurde.
In der diesjährigen Saison spielte Andreas NÖDL bis dato 50 Spiele und hält bei 20 Punkten (10 Tore und 10 Assists) und einer Plus/Minus Bilanz von +11.
Marin Stichauner und Christian Brenter hatten die Gelegenheit Andreas Nödl beim Auswärtsspiel der Flyers gegen die Tampa Bay Lightings zu sprechen.

Eishockey.com: "Hallo, Andreas. Wie geht es dir im Team der Philadelphia Flyers?"

NÖDL: "Danke, es geht mir ausgezeichnet. Ich habe mich mittlerweile sehr gut eingelebt hier. Die Flyers sind eine großartige Mannschaft und wir verstehen uns im Team sehr gut untereinander und wir haben auch viel Spaß in der Kabine. Es sind alles tolle Kerle und da wir auch sehr viele Spiele gewinnen, ist die Stimmung hier gleich viel besser. Wir unternehmen auch privat einiges zusammen."
(Anmerkung: Während des Interviews wird NÖDL mehrmals von Chris PRONGER als "Austrian Rocket" bezeichnet. Auch Spieler wie Scott HARTNELL meldeten sich mit gebrochenem Deutsch zu Wort.)

Eishockey.com: "Du bist erst seit heuer fix im Team der Flyers etabliert. Wie ist es dir in der letzten Zeit ergangen als du noch bei den Phantoms gespielt hast?"

NÖDL: "Die letzten zwei Jahre waren sehr hart, da ich ständig zwischen den Adirondack Phantoms (Farmteam) und den Philadelphia Flyers hin- und hergewechselt bin. Es war immer ein auf und ab und man lebte nur in Hotels. Es war sehr schwierig Freundschaften zu schließen, da man ständig an einen anderen Ort musste."

Eishockey.com: "Wie hast du es schließlich geschafft, die Verantwortlichen der Flyers von dir zu überzeugen?"

NÖDL: "In den letzten beiden Jahren habe ich mich wirklich verbessert. Ich bin stärker geworden und konnte meine Kondition deutlich steigern. Mit meiner Leistung in der letzten Saison im Farmteam konnte ich auch zufrieden sein" (Anmerkung: 65 Spiele, 14 Tore und 20 Assists).

Eishockey.com: "Wie gefällt es dir in Philadelphia und wie ist deine Wohnsituation jetzt, wo du weißt, dass du zur Mannschaft gehörst und nicht mehr ins Farmteam zurück musst?"

NÖDL: "Ich wohne ca. 15 Minuten außerhalb von Philadelphia in einem kleinen Vorort in der Nähe unseres Trainingscenters. Den ersten Monat habe ich noch im Hotel verbracht, da ich ja nicht wusste, ob ich die ganze Saison bei der Mannschaft bin. Anfang November wurde mir dann von Seiten des Managements mitgeteilt, dass ich mir etwas Fixes suchen könnte und diese Saison voraussichtlich mit den Flyers beenden würde. Ich habe mir dann ein eigenes Appartement gemietet. Philadelphia ist eine tolle Stadt, mit ausgezeichneten Einkaufsmöglichkeiten und tollen Restaurants."

Eishockey.com: "Wie zufrieden ist der Trainer mit deiner bisherigen Leistung?"

NÖDL: "Ich glaube der Coach kann mich ganz gut leiden und ist ganz zufrieden mit mir und meiner Arbeit, weswegen ich im Team auch sehr viel Eiszeit bekomme. Ich hatte viele Chancen in den letzten paar Spielen und bin nur knapp gescheitert. Es gibt Tage, da funktioniert es gut und an manchen Tagen geht gar nichts. Aber solange man gut spielt und Chancen hat, ist das OK. Wir sind ja als Mannschaft trotzdem sehr erfolgreich heuer."

Anmerkung: Der Coach der Philadelphia Flyers, Peter Laviolette über Andreas NÖDL: "Nödl ist ein Spieler der in allen Linien einsetzbar ist und er macht einen guten Job für uns. Er ist stark, schnell und sehr diszipliniert. Ich denke, dass er sehr effektiv mit Mike Richards sein kann. Sie können sehr gut zusammenspielen."

Eishockey.com: "Ihr seit mit den Flyers heuer Erster in der Eastern Conference und quasi neuerlich Fixstarter für die kommenden Playoffs?"

NÖDL: "Wir haben heuer eine super Mannschaft und ich glaube wir sind besser als letztes Jahr. Besonders auswärts konnten wir heuer überzeugen und das Spiel heute gegen die Tampa Bay Lightnings (Tabellenzweiter) ist wieder ein guter Test für uns. Wir können es mit dieser Mannschaft heuer noch sehr weit bringen, denke ich."

Eishockey.com: "Wie hast du die letztjährigen Playoffs und das Finale um den Stanley Cup persönlich erlebt?"

NÖDL: "Ich war immer mit dabei, um für den Verletzungsfall einspringen zu können. Gegen die Boston Bruins habe ich die ganze Serie noch gespielt und auch drei Spiele gegen die Montreal Canadiens, jedoch war ich 13. bzw. 14. Stürmer und als die verletzten Spieler wieder fit wurden, war leider kein Platz mehr für mich. Es war ein sehr schönes Erlebnis, auch wenn ich nicht mehr selbst spielen konnte. Meine Anwesenheit hat mir sicherlich auch geholfen, dass ich heuer in der Mannschaft bin. Der Kontakt mit den anderen Spielern hat sich dadurch auch sicherlich sehr verbessert.

Eishockey.com: "Solltet ihr wider Erwarten aus den Playoffs ausscheiden, ist die A-WM ein Thema für dich?"

NÖDL: "Ja, auf jeden Fall. Sollten wir es nicht schaffen bin ich wieder dabei. Als ich beim letzten Mal in Bern mit dabei war, hatten wir sehr viel Spaß im Nationalteam. Ich gehe aber davon aus, dass wir nicht aus den Playoffs ausscheiden werden."(grinst)

Eishockey.com: "Wie siehst du die heutige Begegnung gegen den Tabellenzweiten, den Tampa Bay Lightnings?"

NÖDL: "Es wird sicher ein sehr schwieriges Spiel werden. Wir haben heuer die letzten drei Begegnungen gegen die Lightnings verloren. Heute müssen wir gewinnen und das weiß auch jeder innerhalb des Teams. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir heute gewinnen werden."

Eishockey.com: "In welcher Linie wird man dich heute wiederfinden?"

NÖDL: "Heute habe ich mit Mike RICHARDS und den erst kürzlich aus Toronto zu uns getradeten Chris VERSTEEG trainiert. Mal sehen wie unsere Linie funktioniert. Es sind beides sehr gute Spieler und ich hoffe wir heute vielleicht schon erfolgreich sein können."

Eishockey.com: "Kommst du im Sommer wieder nach Österreich?"

NÖDL: "Ich habe das schon wie in den letzten drei Jahren so gemacht, dass ich unmittelbar nach der Saison für drei Wochen nach Österreich komme und danach wieder nach Minnesota fliege. Dort werde ich mir diesen Sommer ein Appartement kaufen da die Trainingsmöglichkeiten dort einfach besser sind und ich aufs Eis gehen kann wann immer ich möchte."

Eishockey.com: "Was rätst du jungen Spielern bzw. Nachwuchsspielen die auch an die NHL denken?"

NÖDL: "Es ist schwer. Ich persönlich würde jeden Spieler raten für mindestens ein Jahr ins Ausland zu gehen. Meiner Meinung nach sind die Trainingsbedingungen vom Eishockey her hier in Nordamerika sehr viel besser als in Österreich. Als junger Spieler mit sechzehn od. siebzehn Jahren will man aufs Eis und spielen, spielen, spielen und gut auf Kraft trainieren. Hier kann man das sehr gut miteinander kombinieren. Ich zum Beispiel bin mit 17 nach Amerika gekommen, habe 2 Jahre im Nachwuchs gespielt, dann 2 Jahre im College und jetzt mein drittes Jahr in den Profis. Es kommt auch nicht nur auf das Eishockey an. Man lernt sehr viel über sich selbst und die Sprache."

Eishockey.com: "Du hast ja eine Vorbildfunktion für Österreich, bist mittlerweile sehr bekannt? Verfolgst du die österreichische Berichterstattung über die NHL?"

NÖDL: "Ich habe nicht so viel Zeit die Berichterstattung zu verfolgen. Ich lese auch keine Berichte über mich, das machen eher meine Mutter und Großmutter. Eishockey ist in Österreich leider eine Randsportart, deshalb wird auch weniger berichtet."

Im Namen von Eishockey.com möchte ich mich für das Gespräch bedanken und wünsche dir alles Gute für die kommenden Playoffs.

Anmerkung: Das Spiel gegen die Tampa Bay Lightnings konnten die Philadelphia Flyers im Penaltyschießen mit 4-3 für sich entscheiden. (mst)

 

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