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nr. 130 / apr. 2009 

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INTERVIEW
 
"Es fehlt uns einfach an der Konstanz"

Interview mit Thomas Vanek und Jochen Hecht

von Stefan Herget

Zwei Spieler - eine Meinung. Unser Redakteur Stefan Herget befragte den Österreicher Thomas Vanek und den Deutschen Jochen Hecht, beide Stürmer im Diensten der Buffalo Sabres bei deren Auswärtsspiel in Washington zu ihrem Saisonfazit, dem Potenzial des Teams, ihrem Einsatz bei der Weltmeisterschaft und vieles mehr.

Thomas Vanek:

Wie bist du mit deinem Saisonverlauf zufrieden?

Vanek: Persönlich bin ich zufrieden, wie es gelaufen ist, doch wenn der Erfolg des Teams fehlt, dann ist das nur halb so viel wert.

Wie hast du deinen Kieferbruch zu Jahresbeginn weggesteckt, wegen dem du immer noch mit Vollvisier spielst?

Vanek: Natürlich hat mich meine Verletzung etwas zurückgeworfen. Das alles ist ganz gut verheilt, aber es ist klar, dass das einem immer noch behindert. Aber wenn ich nicht fit wäre und Zweifel an meiner Leistungsfähigkeit hätte, dann dürfte ich auch nicht auflaufen, denn dafür sind die Gegner zu stark. Insgeamt war es für mich aber wieder einmal eine neue Erfahrung nach langer Zeit einige Spiele von der Tribüne aus zu verfolgen. Das erschließt einem ganz neue Blickwinkel für freie Räume, Pass- und Laufwege.

Du fühlst dich wohl in Buffalo?

Vanek: Ja auf alle Fälle. Natürlich bin ich froh überhaupt in der NHL spielen zu können, denn das war immer mein Traum, doch mit Buffalo bin ich sehr zufrieden.

Wie siehst du die weitere Entwicklung des Teams?

Vanek: Wir haben meiner Meinung nach ein gutes und intaktes Team. Das einzige was uns fehlt ist die Konstanz, für die wir noch arbeiten müssen.

Also der Stanley Cup Gewinn mit Buffalo irgendwann ist noch nicht abgehakt?

Vanek: Ja, klar. Wir sehen es diese Saison, dass es schwierig ist, erst einmal die Playoffs zu erreichen. Wenn man aber zu den 16 Mannschaften gehört, die sich qualifiziert haben, dann ist alles möglich. Das hat die Vergangenheit schon gezeigt. Insofern gilt es imer erst die Hausaufgaben zu machen, um dann voll anzugreifen.

Wie siehst du deine Rolle im Team? Du hast schließlich einen sehr hoch dotierten Vertrag bekommen. Ist das nicht auch eine Belastung für dich, dass du durch Leistung überzeugen musst?

Vanek: Nein überhaupt nicht. Mein Ziel war immer in der NHL zu spielen und nicht damit viel Geld zu verdienen. Das ist ein angenehmer Nebeneffekt, den ich aber weitgehend ausblende. Meine Rolle ist es einfach Tore zu schießen. Dafür werde ich bezahlt und das wird von mir erwartet. Damit kann ich aber sehr gut umgehen.

Wirst du im Sommer nach Österreich zurückkehren?

Vanek: Die meiste Zeit werde ich in Minnesota sein, aber zum Urlaub komme ich auch nach Österreich, um in Graz Familie und Freunde zu besuchen.

Es sind sicherlich in Buffalo oder auch auswärts immer wieder österreichische Fans im Stadion, um dich live zu sehen. Bekommst du das mit?

Vanek: Ja sicherlich. Gerade in Buffalo sind häufiger österreichische Fans, die mit der Nationalflagge vertreten sind. Das freut einem immer ganz besonders, denn die scheuen keine Mühen und Kosten, um einen live zu sehen.

Werden wir dich bei der Weltmeisterschaft für Österreich sehen?

Vanek: Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht, denn für mich geht die NHL und Buffalo einfach vor. Und meine ganze Konzentration galt dem Einzug in die Playoffs. Alles weitere werden wir sehen.

Jochen Hecht:

Wie bist du persönlich zufrieden mit dieser Saison?

Hecht: Nicht so sehr. Ich hatte offensiv einige Schwächen und habe nicht so gepunktet, wie ich mir das am Anfang gewünscht habe. Das Tragische daran ist, dass wenn ich mehr hätte mithelfen können, dann hätten wir wohl als Team auch besser abgeschnitten.

Wo siehst du die Ursachen für das enttäuschende Abschneiden des Teams?

Hecht: Wir haben die ersten sechs Spiele gewonnen und da hat es eine zeitlang gut ausgeschaut, doch dann kamen immer mehr Höhen und Tiefen. Es fehlte uns einfach die nötige Konstanz, um weiter vorne zu stehen. Und schließlich dauerten die schlechten Phasen länger als die guten und so etwas darfst du dir in der NHL nicht erlauben.

Aber das Mannschaftsgefüge ist in Takt?

Hecht: Uneingeschränktes Ja. Wir sind eine gute und homogene Truppe, doch können wir Verletzungen natürlich nicht so gut wegstecken, wie die Spitzenteams. Das hat uns am Ende wohl die notwendigen Punkte gekostet.

Wie siehst du das Potenzial des Teams für die Zukunft, nachdem Ihr einige namhaften Abgänge zu verzeichnen hattet?

Hecht: Auf jeden Fall positiv. Wir haben auch dieses Jahr gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner mithalten und auch schlagen können. Was uns einfach fehlt ist die Konstanz, die bisher leider nur einige wenige Spieler zeigen. Aber daran muss man arbeiten und ich bin zuversichtlich, dass es in dieser Richtung besser wird.

Also den Stanley Cup mit Buffalo noch nicht aus den Augen verloren?

Hecht: (lacht) Nein, sicher noch nicht. Das ist einfach das Ziel. Favorit sind wir sicherlich auf Dauer keiner, aber es kommt immer wieder einmal eine Überraschungsmannschaft ins Finale, wie Edmonton oder Calgary vor ein paar Jahren. Wenn man in den Playoffs einen Lauf hat, dann kann einfach alles passieren.

Wie siehst du deine Rolle im Team, sowohl auf als auch außerhalb des Eises?

Hecht: Ich bin der älteste Stürmer in der Mannschaft und habe dadurch sicher eine Führungsrolle. Deswegen wurde ich auch zum Assistent benannt. Meine Einsätze sind in der Regel bei Unterzahl und ausgeglichenener Stärke, häufig gegen die Topreihe des Gegners. Ich versuche immer ein positives Beispiel im Bereich Einsatzfreude und Kampfbereitschaft zu sein. Ein Spieler also, der andere im Team mitzieht.

Bekommst du eigentlich auch mit, dass dich viele deutsche Fans live im Stadion in Buffalo oder auch auswärts sehen wollen?

Hecht: Ab und zu merkt man schon, dass deutsche Fans da sind, einen rufen oder mit deutschen Trikots und Fahnen anwesend sind. Das freut einen natürtlich sehr, denn die Leute nehmen ja einen weiten Weg auf sich.

Du lebst schon einige Zeit in Nordamerika. Sagt dir die Lebensweise hier zu oder ist die Sehnsucht nach Deutschland doch größer, dass du wohl nach dem Karriereende dorthin zurückkehren wirst?

Hecht: Der jetzige Stand ist, dass wir nach dem Karriereende zurück nach Deutschland gehen werden, denn dort haben wir unseren Freundeskreis und die Familie. Das heißt dort fühlen wir uns schon wohler, obwohl die Kinder jetzt hier auch zur Schule gehen und dabei natürlich auch Freundschaften entstehen. Also mal sehen, wie das dann in ein paar Jahren sein wird.

Wirst du dann im Sommer nach Deutschland kommen?

Hecht: Ja, den werde ich in meiner Heimat verbringen.

Wenn die Saison mit Buffalo beendet ist, wirst du dann für Deutschland die Weltmeisterschaft spielen?

Hecht: Wenn keine schwerwiegende Verletzung dazu kommt, dann werde ich die WM für Deutschland spielen.

Wie schätzt du die Chancen der Nationalmannschaft ein?

Hecht: Ich weiß derzeit nicht mal, wer bei uns in der Gruppe ist. Aber wie immer heißt es erst einmal die Abstiegsrunde zu vermeiden und dann schauen, dass es für das Viertelfinale reicht. Für weitere Erfolge werden wir schon einen ganz guten Tag erwischen müssen. Es hat mich aber gefreut, dass das Team eine tolle Olympia-Qualifikation gespielt hat und nächstes Jahr in Vancouver dabei ist. (sth)

 

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