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nr. 127 / feb. 2009 

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REPORT
 
Naht das Ende der NHL in der Wüste? - Die Phoenix Coyotes in finanziellen Schwierigkeiten

von Robin Patzwaldt

2009 ist das neunte Jahr in dem sich NHL-Legende Wayne Gretzky als Miteigentümer im Management der Phoenix Coyotes befindet und es ist sein inzwischen schon viertes Jahr als Cheftrainer "seines" Teams. Sportlich läuft es endlich wieder besser und Gretzky könnte sich freuen, erscheinen die Playoffs für das Team aus der Wüste in Arizona endlich einmal wieder in Reichweite zu sein.
Doch die Organisation kämpft derzeit mit enormen Geldschwierigkeiten, scheint als erste NHL-Franchise durch die Weltwirtschaftskrise sogar akut komplett in ihrer Existenz bedroht zu sein. Wieso?

Die Coyotes haben schon lange das Image eine relativ unsichere NHL-Franchise zu sein. Mit vielen anderen Teams im Süden, dem sogenannten "Sunbelt" der USA, wo Hockey nicht die Tradition hat, die es im Norden der USA und natürlich vor allem auch in Kanada hat. Seit man in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts mit der Franchise vom hockeyverrückten Winnipeg in die Wüste von Arizona zog gibt es permanent zahlreiche Stimmen, die die Wirtschaftlichkeit einer Hockeyfranchise in Arizona generell in Zweifel ziehen. Immer wieder wurden und werden die Coyotes seither als potenzielle Umzugskandidaten innerhalb Nordamerikas genannt.
Als man vor nun gut drei Jahren allerdings die supermoderne Arena im Vorort Glendale bezog, sollte sich der Zustand der Franchise, nach Meinung der Eigentümer, dadurch eigentlich deutlich stabilisieren. Das tat er allerdings aus verschiedenen Gründen nicht.

Das erste Problem das bald nach dem Umzug vom Osten in den Nordwesten der Millionenstadt Phoenix offenbar wurde, war die große Entfernung zwischen der Halle und den Fans der "Yotes". Die neue Jobbing.com-Arena liegt nämlich weit außerhalb der Downtown von Phoenix und auch noch quasi innerhalb der Stadtgrenzen genau gegenüber des alten Heimat-Stadtteils Scottsdale (Fahrzeit von der Downtown ca. 40 Autominuten, von Scottsdale sogar ca. 60 Minuten mit dem Auto), woher traditionell noch immer ein Großteil der Coyotes-Fans stammt. Die Zuschauerzahlen in Glendale waren somit seit dem Umzug in das neue Stadion mehr als enttäuschend. Die Coyotes belegten im letzten Jahr nur den 29. Platz innerhalb der NHL was den Zuschauerschnitt betraf. Lediglich 3.500 Dauerkarten konnten im Herbst 2008 noch an den Mann bzw. die Frau gebracht werden.
Aufgrund der großen Entfernung von der Downtown blieben auch Besucher aus der Geschäftswelt die Ausnahme beim Hockey in Phoenix. Und gerade die Business-Karten in Logen machen natürlich bei einer erfolgreichen NHL-Franchise einen Großteil der Zuschauereinnahmen aus. In Phoenix versuchte man in der Vergangenheit oft über besonders günstige Eintrittskarten den Zuschauerschnitt künstlich etwas zusätzlich anzukurbeln. Kostet das Durchschnittsticket in der NHL derzeit 57 US-Dollar pro Spiel, so gibt es dieses derzeit in Arizona bereits für 37 US-Dollar. Eine Tatsache, die den Zuschauereinnahmen bei dem ohnehin nur geringen Durchschnittsbesuch in der Halle noch weiter die finanzielle Bedeutung nimmt.

Zusätzlich machte sich ein Vertrag mit der Gemeindeverwaltung von Glendale für die Coyotes in den letzten Jahren stark negativ bemerkbar, der ein Großteil der Einnahmen von Parkgebühren und Einnahmen in der Arena für Getränke usw. unüblicher Weise komplett der Gemeindeverwaltung von Glendale zusprach, die im Gegenzug damals über 180 Millionen US-Dollar der Baukosten von insgesamt 220 Millionen. US-Dollar übernahm. Geld auf der Einnahmenseite, was den Coyotes im Vergleich zu vielen anderen NHL-Franchises nun während der Spielzeiten immer fehlt. All diese Dinge haben sich in den letzten Jahren aufgestaut.

Miteigentümer und Trainer:
Wayne Gretzky

Die derzeitige große Notlage entstand aber nun Ende 2008 als Haupteigentümer Jerry Moyes im Zuge der Weltwirtschaftskrise mit seiner Transportfirma, durch die er sein Vermögen aufgebaut hatte, in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Seit Moyes die NHL-Franchise im Jahre 2001 mehrheitlich übernahm, haben die Coyotes bisher in jedem Jahr große Verluste erwirtschaftet. Innerhalb der letzten vier Jahre sogar jeweils über 30 Millionen US-Dollar pro Jahr. Eine Summe, die auch in der aktuellen Spielzeit wieder prognostiziert wird. Moyes wird sie nach aktuellem Stand in diesem Jahr nicht mehr durch sein Privatvermögern auffangen können und sucht daher nun händeringend nach neuen Investoren, bzw. einem Käufer. Dies hat neben Wayne Gretzky inzwischen auch die Ligaleitung so offiziell eingeräumt.
Und mehr noch. Gary Bettman hat während des All Star Games in Montreal Ende Januar inzwischen sogar auch offiziell bekanntgegeben, dass die Franchise sich bereits einen kräftigen Vorschuss auf zukünftige Gelder der Liga für TV-Übertragungen und Gelder aus dem Finanzausgleich der NHL hat auszahlen lassen müssen, um überhaupt laufende Kosten noch zu begleichen. Die Situation ist also offenbar mehr als ernst bei den Wüstenhunden.

Wie schlecht die Zahlen in Phoenix derzeit wohl tatsächlich sein müssen, zeigt sich auch eindrucksvoll, wenn man bedenkt, dass der Eigentümer die Franchise im Jahre 2001 für 120 Millionen US-Dollar gekauft hat, immer noch geschätzte ca. 80 Millionen US-Dollar an alten Schulden mit sich herumschleppt, das renommierte Forbes-Magazin den Wert der Franchise allerdings aktuell nur auf 142 Millionen US-Dollar beziffert, somit übrigens den niedrigsten Wert aller 30 Franchiseunternehmen in der NHL.
Vor diesem Hintergrund erscheint der seit vier Jahren jährlich auflaufende Verlust von über 30 Millionen US-Dollar noch wesentlich bedrohlicher. Und ob sich da nun ausgerechnet während der Wirtschaftskrise ein potenter Käufer finden lässt, der das nun bekannt hohe Risiko zu stemmen bereit ist, muss zumindest ernsthaft bezweifelt werden.
Zwar wurde inzwischen nicht nur mit der eiligen Suche nach neuen Geldgebern und Investoren sowie mit Verhandlungen mit der Gemeinde Glendale über die Bedingungen des, ursprünglich auf 30 Jahre angelegten, Arena-Mietvertrages auch offiziell begonnen, doch wie lange die NHL sich gegenüber der Franchise noch so loyal zeigt und die laufenden Kosten teilweise von New York aus vorfinanziert, muss abgewartet werden.

Allgemein wird über einen anstehenden Verkauf der Franchise aus Arizona innerhalb der nächsten 2 Monate spekuliert. Was danach ansteht ist derzeit völlig offen. Umzug? Pleite? Keiner weiß es derzeit. Wie sehr sich das Alles auf die derzeit sportlich erfolgreiche Mannschaft auswirkt bleibt abzuwarten. Es wäre wirklich allzu schade, wenn Kapitän Shane Doan und seine Jungs durch die zu befürchtende große Unruhe in den nächsten Wochen entscheidend aus dem Tritt bringen ließen und die Playoffs vielleicht gerade dadurch am Ende verpassen würden. Dabei wären auch gerade diese möglichen Zusatzeinnahmen für den geschäftlichen Erfolg so sehr wichtig. Und vielleicht würde dann auch der ein oder andere zusätzliche Fan im Herbst ein Saisonticket bei den Coyotes erwerben. Zu wünschen wäre es Gretzky & Co. Natürlich. Zuvor muss aber noch eine Zeit lang um den Fortbestand der ganzen Franchise gezittert werden... (rp)

 

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