NHL-Eishockeymagazin
 berichte - hintergrund

>> Titelseite

>> Berichte
>> aktuell
>> hintergrund

>> Vereine

>> Fanspiele

>> Service

>> Statistik

>> Gerüchte

ANZEIGE

nr. 125 / dez. 2008 

ANZEIGE

REPORT
 
Der Kämpfer - Ein Sieger kommt endlich nach Hause

von Gerulf Ketz

Patrick Roy ist einer der besten, wenn nicht der beste NHL-Torhüter aller Zeiten. Zu seiner Karriere gehören großartige Siege und Rekorde, aber auch kontrovers diskutierte Ereignisse.

Am 22.11.2008 betrat "St. Patrick", wie Roy's Spitzname lautet, vor 21.273 Fans zum wohl letzten Mal offiziell das Eis in Montreal. Als er vor 13 Jahren das Trikot der Canadiens abstreifte, verließ er seine erfolgreiche Zeit in den Farben der Rot-Weiß-Blauen mit einem Paukenschlag. Nun kehrte er umjubelt zurück und sah seine Nummer "33" unter das Hallendach des Bell Centers schweben, um seine Leistungen und Erfolge mit den Montreal Canadiens für immer zu ehren.

Roy spielte zwischen 1984 und 1995 in Montreal. Dabei trug er entscheidend zu zwei Stanley Cups aus den Jahren 1986 und 1993 bei. Außerdem hält er einige Rekorde für Montreal, u.a. kam er mit 665 Spielen zu den meisten Einsätzen aller jemals aktiven Spieler für das Team aus Quebec.

In 19 NHL-Spielzeiten stand er 1029-mal zwischen den Pfosten und gewann 551 dieser Spiele. Zu den beiden Cups mit Montreal gewann Roy zwei weitere in Colorado, verdiente sich durch seine Leistung drei Vezina-Auszeichnungen als bester Torhüter und erhielt den Rekordwert von drei Conn-Smythe-Trophäen als bester Spieler der Playoff-Spiele. Zudem perfektionierte er den Schmetterlings-Stil und war prägendes Vorbild für eine Reihe von herausragenden Torhütern aus Quebec. Eine unglaubliche Anzahl von zehn aufeinanderfolgenden Siegen in Verlängerung krönte sein Rekord-Portfolio in der Saison 1993, der bislang letzten Meisterschaft für Montreal.

Es war der 02. Dezember 1995, als der explosive, fast exzentrische Torhüter den großen Bruch in Montreal erlebte. Die Detroit Red Wings erzielten beim 11-1 Sieg in Montreal neun Tore aus 26 Schüssen gegen Roy - der schrecklichsten Heimniederlage eines Canadiens-Teams. Dabei ließ ihn sein ehemaliger Zimmerpartner und damaliger Trainer Mario Tremblay viel zu lange im Tor schmoren. Eine unverzeihliche und respektlose Maßnahme, die der Gewinnertyp Roy nicht wegstecken konnte: Er ging nachdem er vom Eis geholt wurde zweimal an Tremblay vorbei, bevor er Donald Corey, dem damaligen Präsident der Canadiens, mitteilte, dass er sein letztes Spiel für das Team gespielt hätte. Drei Tage später wurde Patrick Roy zu den Colorado Avalanche transferiert.

Patrick Roys Erfolge in Montreal

Montreal-Zeit: 1984 bis 1995
Stanley Cups in 1986 und 1993
Meiste Spiele (inkl. Playoffs):
665
Meiste Spiele in einer Saison (inkl. Playoffs):
82
Meisten Minuten (inkl. Playoffs):
38.882
Wenigsten Niederlagen in einer Spielzeit:
5 (1988 / 1989)
Längste Heimsieg-Serie:
14 (12.Dezember 1988 bis 22. März 1989)
Längste Heimserie ohne Niederlage:
29 (08. Oktober 1988 bis 10. April 1989)

"Es fühlt sich an, als hätte dieses eine Spiel meine Karriere in Montreal bestimmt. Aber das war nicht der Fall. Ich spielte viele gute Jahre und wir hatten einige gute Teams. Ich habe für außergewöhnliche Trainer und großartige Mitspieler gespielt. Nichts entwickelte sich ohne deren Unterstützung. Wir hatten Spieler mit dem unnachgiebigen Bedürfnis zu siegen. Das waren besondere Teams", meint Roy lange nach dieser Zeit. Doch auch als Spieler in Colorado blieb Roy seinem ehemaligen Team stets fern.

Am 22.11.2008 kam er zurück nach Hause: "Schlussendlich bin ich zu Hause angekommen." Sein Lächeln, als das Banner mit seinem Namen und seiner Nummer "33" empor gehoben wurden, überspielte seine sichtliche Rührung. Obwohl er kein emotionaler Mensch in solchen Situationen ist, empfand Roy echte Zuwendung durch seine Heimfans.

"Es war knapp, und ich dachte, 'Wow', jetzt hast du ein Problem'." Zwar floss keine Träne, doch das Sieger liebende Quebec erkannte seine Leistungen an. Patrick Roy war über seine gesamte Karriere ein Sieger. "Ich will, dass sich die Leute an mich als Kämpfer erinnern", fügte Roy mit dem Verweis auf sein Buch "Le Guerrier", dessen englische Bestseller-Version "Winning. Nothing Else" lautet, hinzu.

Sein Banner fügt sich in die großen Namen der inzwischen 100-Jährigen Geschichte der Montreal Canadiens nahtlos ein, unter ihnen: Jacques Plante (#1), Jean Beliveau (#4), Maurice Richard (#9), Guy Lafleur (#10), Henri Richard (#16), Serge Savard (#18) oder Ken Dryden (#29).

Patrick Roy erhielt als 15. Spieler der Montreal Canadiens die Ehre, dass seine Nummer zurückgezogen wurde. Zudem zählt er zu erst sechs Spielern überhaupt, seit 2002 in Colorado und nun in Montreal, deren Banner unter gleich zwei Hallendächern der weltweit größten Eishockey-Liga hängen. Zweifellos die Ehrung eines Siegers. (gk)

 

ANZEIGE
 

ANZEIGE

 


(C) eishockey.com, Sports Media & Entertainment GmbH