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nr.123 / okt. 2008 

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INTERVIEW
 
Alfredsson: "Eine Europa-Division der NHL könnte ich mir vorstellen!"
Fragen an Crosby, Alfredsson, Hartsburg und Therrien

aus Stockholm berichtet Robin Patzwaldt

Zum zweiten Male in Folge eröffnete die NHL eine Saison in Europa. Nach dem Erfolg im Vorjahr, als die Spielzeit in London den Betrieb aufnahm, gastierte man im Jahre 2008 gleich an zwei attraktiven Standorten der 'alten Welt' gleichzeitig, in Prag und in Stockholm.

Im schwedischen Stockholm hatte unser Redakteur Robin Patzwaldt die Gelegenheit mit den beiden Teamkapitänen der dort beteiligten Mannschaften aus Ottawa und Pittsburgh, Sidney Crosby (Pittsburgh) und Daniel Alfredsson (Ottawa), sowie deren Trainern Craig Hartsburg (Ottawa) und Michel Therrien (Pittsburgh) über die anstehende NHL-Saison, sowie deren Start in Schweden zu sprechen.
Auch ein paar persönliche Fragen wurden dabei beantwortet.

Sidney Crosby:

Frage: Hallo Sid, wie gefällt es Dir die Saison diesmal in Schweden zu beginnen?

Crosby: Das ist eine tolle Erfahrung und auch eine große Ehre für mich und unser Team. Ich freue mich sehr hier sein zu dürfen.

Frage: Du bist ja ständig von Autogrammjägern umlagert. Nervt das nicht auf die Dauer?

Crosby: Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Ich versuche immer möglichst viele dieser Wünsche zu erfüllen, aber es geht natürlich auch manchmal über die Grenzen hinaus. Gestern zum Beispiel da waren wir in einem Restaurant hier in der Stadt und da standen draußen vor der Scheibe dutzende Autogrammjäger. So etwas ist dann natürlich schon sehr anstrengend und teilweise auch belastend, wenn man nicht mal dazu kommt in Ruhe etwas zu essen. Aber im großen und Ganzen komme ich ganz gut damit klar. Ich bin mir meiner Verantwortung als Vorbild ja auch bewusst und man möchte die Fans ja auch nicht vor den Kopf stoßen.

Frage: Wie fandest Du Eure Saisonvorbereitung, was erwartest Du für diese Spielzeit von den Pens?

Crosby: Die Vorbereitung war in Ordnung. Natürlich ist der Sommer recht kurz, wenn Du bis Juni noch in den Finals stehst. Aber das wollten wir ja so, und da darf man sich dann auch nicht darüber beklagen. Na ja, und wenn Du nur zwei Siege vom Stanley Cup entfernt die Saison beenden musstest, dann kann es in der neuen Spielzeit natürlich nur ein Ziel geben und das ist es den Cup diesmal zu gewinnen.

Frage: Ihr hattet ja recht viele Veränderungen bei euch im Kader. Ihr habt viele neue Spieler mit dabei. Ist das ein Problem?

Crosby: Am Anfang ist es natürlich nicht so einfach. Man muss sich erst kennen lernen und auch die Spielweise des neuen Teamkameraden studieren. Aber das kommt schon und wird im Laufe der nächsten Wochen bestimmt immer besser.

Frage: Ist es Euch schwer gefallen nach der Finalniederlage gegen Detroit neue Motivation zu finden?

Crosby: Am Anfang haut dich so was natürlich erst einmal um. Da willst Du dann ein paar Tage niemanden sehen und sprechen. Aber wir haben uns da glaube ich alle recht schnell wieder erholt. Wir haben ja jetzt gesehen was unser Team zu leisten im Stande ist. Jetzt brennen wir wieder alle darauf es diesmal erfolgreicher zu Ende zu bringen als in 2008.

Frage: Und der kurze Sommer ist da kein Problem? Wie sieht es mit Euren Kraftreserven aus?

Crosby: Wir sind größtenteils ja noch jung (lacht). Nein, im ernst, ich sehe darin kein Problem. Ich bin jedenfalls wieder topmotiviert und fit.

Frage: Ihr spielt hier in Stockholm zu Beginn der Spielzeit dann gleich zweimal in nur zwei Nächten gegen den gleichen Gegner. Ist das nicht ungewohnt?

Crosby: Schon, etwas. Aber inzwischen kennen wir die Senators ja gut. Schließlich haben wir in den Playoffs zuletzt ja auch immer gegen sie ran gemusst. Ist doch auch gleich eine schöne Prüfung, wenn man sich gleich zweimal mit einem der besten Teams der Liga messen darf. Ich finde das gut so.

Michel Therrien:

Frage: Herr Therrien, wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Saisonvorbereitung und dem Start des Teams?

Therrien: Wir sind zufrieden. Nach der recht kurzen Vorbereitung steigen wir hier gleich voll ein und können uns mit einem wirklich hochkarätigen Gegner messen. Wenn man eines der beiden Spiele dann gewinnt, dann ist das in Ordnung.

Frage: Welche Ziele haben Sie für diese Saison?

Therrien: Wir wollen uns weiter verbessern und die jungen Spieler weiter entwickeln.

Frage: ….und den Stanley Cup gewinnen?

Therrien: Wenn das möglich ist, natürlich. Aber so was kann man nicht planen. Dazu ist die Liga zu ausgeglichen besetzt. Und viele Zufälligkeiten entscheiden dann am Ende auch immer mit. Aber wir gehören wieder mit zu den Favoriten, denke ich.

Frage: Was sagen Sie zu der Eisfläche hier in Stockholm?

Therrien: Die Qualität des Eises ist nicht besonders gut. Aber das Problem haben ja beide Teams.

Frage: Woran hapert es genau?

Therrien: Das Eis ist sehr uneben und 'huckelig', dadurch verspringen viele Pucks einfach. Zusätzlich gibt es viel Abrieb und es muss sehr viel Schnee von der Eisfläche gefegt werden während der Spielpausen.

Frage: Hat der Reisestress mit der Atlantik-Überquerung ihrem Team größere Probleme bereitet?

Therrien: Das ist kein Thema. Wir sind schon einige Tage vorher angereist und hatten ja auch schon einige Testspiele hier vor Ort. Das dürfte also nicht als Ausrede herhalten. Das dürfte keine ernsthaften Probleme heraufbeschwören.

Frage: Mit Sidney Crosby haben Sie eines der neuen Aushängeschilder der Liga in Ihrem Team. Wie sehen Sie ihn und seine Entwicklung?

Therrien: Sid ist in jeder Hinsicht ein echtes Vorbild und eine Persönlichkeit. Er hat sich vom ersten Tag an als sehr vernünftiger und vorausschauender junger Mann dargestellt. Die Liga kann froh sein einen wie ihn zu haben. Er wird das Bild der Liga noch über Jahre prägen. Ich bin froh ihn in meinem Team zu haben.

Frage: Die Ottawa Senators haben ja mit Craig Hartsburg einen neuen Cheftrainer. Hat das einen Einfluss auf den Vergleich mit ihnen gehabt?

Therrien: Natürlich. Immer wenn ein neuer Trainer das Amt übernimmt ändert sich viel an der Spielweise und dem taktischen Verhalten einer Mannschaft. Andererseits kannten wir das Team aus den Playoffs im Frühsommer recht gut. Das hat einem wiederum auf der anderen Seite einiges erleichtert. Das Team von Ottawa ist uns inzwischen recht vertraut. Aber natürlich ist ein Trainerwechsel auch immer spürbar mit einer Motivationssteigerung einiger Spieler im betroffenen Team verbunden.

Frage: Sie sind hier in Schweden begeistert empfangen worden. Hat Sie die große Popularität hier überrascht?

Therrien: Schon etwas. Natürlich haben wir gewusst das Schweden ein Eishockeyland ist, aber das große NHL-Fachwissen vieler Leute hier, die wirklich jeden Spieler des Teams kennen, das hat mich schon überrascht und erfreut. Schön zu sehen, dass die NHL auch hier so intensiv verfolgt wird…

Craig Hartsburg:

Frage: Gegen das Team aus Pittsburgh hat Ihr Team zuletzt ja schon häufiger gespielt. Ist das inzwischen schon eine richtige Rivalität?

Hartsburg: Es entwickelt sich langsam in die Richtung. Aber so richtig blühen solche Rivalitäten ja erst in den Playoffs auf. Ich glaube nicht, dass sich so etwas dann hier schon zeigen würde. Von daher sehe ich das erst mal ganz entspannt. Mal schauen ob wir uns dann in den Playoffs wieder sehen im Frühjahr.

Frage: Zwei mal in zwei Nächten gegen den gleichen Gegner zu spielen, ist das etwas besonderes für Sie?

Hartsburg: Schon. Aber was kann es schöneres geben als zum Saisonauftakt gleich zwei mal gegen einen Titelfavoriten antreten zu müssen. Da weiß man dann gleich wo man steht und woran man noch arbeiten muss. Natürlich will man das erste Spiel nicht gleich verlieren, denn das erhöht dann doch ziemlich den Druck auf das Team. Aber mit den 3 von 4 möglichen Punkten bin ich am Ende sehr zufrieden.

Frage: Martin Gerber hat in diesem Jahr wohl besonders viel Druck, nachdem Ray Emery abgegeben wurde. Wie sehen Sie seine Situation?

Hartsburg: Martin hat im Trainingslager einen sehr konzentrierten Eindruck gemacht. Er weiß was von ihm erwartet wird. Das Umfeld ist unruhig, aber das Team vertraut ihm. Das ist wichtig. Das er dann im ersten Spiel gleich vier Gegentore bekommt, das war nicht ideal. Und den ein oder anderen Gegentreffer hätte er wohl gerne ungeschehen gemacht im nachhinein. Aber er hat unser Vertrauen. Er wird eine gute Saison spielen. Und mit Alex Auld haben wir außerdem einen zweiten sehr zuverlässigen und erfahrenen NHL-Torwart an seine Seite gestellt. Auf der Torwartposition sehe ich uns daher gut aufgestellt.

Frage: Sie persönlich sind ja erst im Sommer zum Team gestoßen. Kennen Sie Ihr Team eigentlich schon ausreichend gut?

Hartsburg: Da einige Spieler ja erst sehr spät ins Training eingestiegen sind, kann das in der Tat noch verbessert werden. Aber jetzt nach Stockholm haben wir erst einmal nur noch ein Spiel in zehn Tagen. Da können wir das ja noch intensivieren.

Frage: Ihr Team war jetzt hier recht lange zusammen im Hotel untergebracht. Gibt es da nicht so etwas wie Lagerkoller?

Hartsburg: Den Eindruck habe ich bisher nicht. Im Gegenteil, die Jungs machen viel zusammen, auch in ihrer Freizeit. Für die Bildung des Mannschaftsgeists ist das prima.

Daniel Alfredsson:

Frage: Hallo Daniel, wie ist es wieder zu Hause zu sein?

Alfredsson: Ich bin sehr glücklich. Mit meinem Senators hier auf heimischen Eis um NHL-Punkte kämpfen zu können, das ist für mich definitiv einer meiner Karriere-Höhepunkte.

Frage: Wie ist der Empfang der Fans?

Alfredsson: Fantastisch! Ich möchte mich an dieser Stelle auch ausdrücklich noch einmal bei allen für den herzlichen Empfang und die tolle Unterstützung bedanken. Ich werde das nie vergessen.

Frage: Erzeugt das nicht auch unheimlich viel Druck?

Alfredsson: Doch, natürlich. Ich habe mich hier schon sehr unter Druck gesetzt. Aber die Leistung war insgesamt ja ok. Und mit unseren drei Punkten aus den beiden Spielen können wir gut leben. Schließlich haben wir gegen Pittsburgh gespielt.

Frage: Ist es vorstellbar das Du gegen Ende deiner Karriere noch einmal hier in Schweden in der Liga spielen wirst? Peter Forsberg hatte dieses Ziel ja beispielsweise immer.

Alfredsson: Nein, das werde ich nicht tun. Ich möchte meine Karriere auf höchstem Niveau abschließen, und das heißt in der NHL. Wenn ich dazu nicht mehr in der Lage bin, dann höre ich sofort auf. Ich glaube auch, dass man sich keine Gefallen damit tut dann 'nur' noch hier in Schweden zu spielen. Denn wenn du mental nicht mehr zu 100 Prozent eingestellt bist, dann macht es auch keinen Spaß mehr hier in der Liga zu spielen. Dann kann so eine Saison auch unangenehm lang werden. Mich gibt es also als Spieler nur noch in der NHL oder aber gar nicht.

Frage: Glaubst Du, dass die Liga zukünftig noch öfter den Saisonauftakt in Übersee spielen wird?

Alfredsson: Die Zeichen gehen ganz klar in diese Richtung. Es scheint so als ob man das von Seiten der Liga fest einplanen würde. Ich denke das wird daher auch in den nächsten Jahren immer wieder der Fall sein.

Frage: Ist eine Europäische NHL-Division auch realistisch?

Alfredsson: Ja, ich kann mir das vorstellen. Allerdings wohl erst in einigen Jahren. Wie das dann allerdings mit der vermehrten Reiserei aussieht, das ist eine ganz andere Frage. Das wäre wohl ziemlich extrem. Wahrscheinlich spiele ich ja dann auch schon nicht mehr. Aber ich halte das zukünftig schon für möglich.

Frage: Wie war das eigentlich in den letzten Tagen, musstest Du oft als Dolmetscher für Mannschaftskameraden aushelfen?

Alfredsson: Nein, das war nicht erforderlich. Zwar sprechen die Teamkameraden wirklich kein Schwedisch, aber die Schweden sprechen ja eigentlich alle recht gut Englisch aus ihrer Schulzeit heraus. Da gab es keine Probleme. Die Jungs kamen also auch ohne mich gut zurecht hier (lacht).

Frage: Danny Heatley hatte hier in Stockholm mit drei Treffern in zwei Spielen einen tollen Start hingelegt. Was sagst Du zu seiner Leistung hier?

Alfredsson: Das stimmt. Ich habe vorhin scherzhaft auch schon zu ihm gesagt, dass er zukünftige Trainingslager am besten gleich komplett weglässt. Denn Danny ist in diesem Jahr erst so spät ins Training eingestiegen, dass man ihm fast empfehlen möchte zukünftig gar nicht mehr zu trainieren. Vielleicht wird er dann mit noch weniger Training noch besser (lacht).

Nein, im Ernst: Das er mit so wenig Training bereits in einer solchen Topform ist, das zeigt wahre Größe. Er ist ein unheimlich wichtiger Bestandteil des Teams und ungeheuer wertvoll. An diesem Leistungen sieht man seinen Wert für das Team halt auch eindrucksvoll. Ich bin sehr froh, dass wir ihn haben. (rp)

 

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