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nr. 116 / feb. 2008 

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HINTERGRUND
 
Wappnen für die entscheidende Saisonphase

Hintergrundinformationen zur Trading Deadline

von Stefan Herget

Mark Recchi wurde 2006 von Carolina am Tag der Trading Deadline verpflichtet und hatte mit 16 Scorerpunkten wesentlichen Anteil am späteren Cupgewinn der Hurricanes.

Die Trading Deadline, also das Ende der Wechselfrist, ist in der NHL immer ein besonderes Ereignis. Mit Spannung wird von Offiziellen, Spielern und natürlich den Fans dieser Tag erwartet. Bis dahin haben die Teams die Möglichkeit noch die letzten, vielleicht entscheidenden Transfers zu tätigen, um dem ganz großen Ziel ein Stück näher zu kommen, nämlich dem Erreichen der Playoffs und letztendlich dem Stanley Cup Gewinn. Es wird also gehandelt und verhandelt, taktiert und gezockt. Manche, die kaum noch Playoffchancen haben, versuchen Grundsteine für die kommenden Jahre zu legen, indem sie junge Talente verpflichten wollen und dafür Stars, die im kommenden Jahr ohnehin nicht mehr finanzierbar wären, zu Anwärtern auf den Cup abzugeben. Gerade Spieler mit auslaufenden Verträgen zum Saisonende sind deshalb häufig begehrtes Tauschobjekt.

In diesem Jahr ist es am 26. Februar um 21 Uhr MEZ soweit, wenn es wieder heißt "Rien ne va plus!" (Nichts geht mehr!). Etwas früher als die Jahre zuvor, als die Transferaktivitäten immer erst im März beendet wurden. Vor dem Datum werden wieder die Telefondrähte bzw. Internetverbindungen zwischen den Managements und der NHL heiß laufen. Aber wie funktioniert so ein Ablauf eines Trades? Unser Redakteur Stefan Herget versucht etwas Licht in das Dunkel zu bringen und erläutert im Folgenden, wie ein Trade abläuft, was dabei zu beachten ist und wie, sowie unter welchen Umständen er von der NHL bestätigt wird.

Zunächst müssen sich beide Teams über die Modalitäten des Wechsel einig werden. So bald dies der Fall ist, müssen sie sich über Telefon oder Fax bei der NHL melden und den Trade mit seinen Konditionen ankündigen. Daraufhin wird ein Offizieller der Liga den Transfer unter einigen Gesichtspunkten prüfen. Dabei wird zunächst gerechnet, ob beide Teams für die Verpflichtung entsprechende Freiräume im Salary Cap, also der Gehaltsobergrenze der gesamten Mannschaft, haben. Sind auch Züge in Draft Runden einbezogen, so wird kontrolliert, ob das Team die entsprechenden Picks zur Verfügung hat. Schließlich ist noch interessant, dass außerdem die Mannschaften noch nicht die Beschränkung von 23 Spielern, die sich im Kader befinden dürfen, überschritten haben.
Der bearbeitende NHL Offizielle wird im Anschluss eine Konferenzschaltung mit den beiden Teams aufbauen, um noch einmal die Regelungen des Wechsels abzusprechen. Er spricht dabei über die bestehenden Verträge der betroffenen Spieler und die damit verbundenen Konditionen, so dass Klarheit über die zukünftigen Verpflichtungen besteht. Sollte für den Spieler eine sogenannte "Non-Trade-Klausel" im Vertrag bestehen, dann vergewissert sich der NHL Mitarbeiter, dass der Spieler dem Wechsel schriftlich zugestimmt hat. Solche Klauseln können in den Kontrakten sehr unterschiedlich aussehen oder gestaltet werden. Während manche Akteure eine generelle Regelung besitzen, auf keinen Fall ohne ihr Einverständnis getradet zu werden, bezieht sich die Einschränkung bei anderen nur auf gewisse Teams, zu denen er nicht getradet werden möchte bzw. zu welchen er bereit ist getradet zu werden.
Zum Abschluss werden noch einmal alle getroffenen Absprachen mit den betroffenen Managern durchgesprochen, um Unklarheiten und Missverständnisse in der Auslegung zu vermeiden. Sind alle diese Punkte abgeklärt, dann wird er letztendlich den Wechsel bestätigen und die Teams bzw. die NHL können den Deal über die Presse veröffentlichen.

Am Tag der Trading Deadline sind vier Mitarbeiter der NHL damit beauftragt, diese Prozedur für jeden angekündigten Wechsel durchzuführen. Nachdem die Gespräche je nach Komplexität des Deals 10 bis 30 Minuten Zeit in Anspruch nehmen und aufgrund der Erfahrung der letzten fünf Jahre, wo im Schnitt ca. 20 Trades an diesem Tag über die Bühne gingen, ist nachvollziehbar, dass bei Schließung der Transferperiode um 21 Uhr Mitteleuropäischer Zeit noch nicht alle Aktivitäten veröffentlicht sind. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen getroffene Vereinbarungen zwischen zwei Mannschaften lediglich bei der NHL offiziell angemeldet sein. Das Bestätigungsgespräch kann durchaus noch einige Zeit danach geführt werden, je nachdem wie hoch das Aufkommen gerade in der letzten Stunde vor der Schließung ist und die Dinge nach dem Fixpunkt noch entsprechend abgearbeitet werden müssen.

Für die Aufteilung des für den Salary Caps entscheidenden Gehaltes benötigen die Beteiligten einen guten Taschenrechner, auch wenn die Verteilung durchaus einfach ist. Es wird das Jahresgehalt jeweils anteilig für den Zeitraum, den ein Spieler bei der Mannschaft verbracht hat, in Ansatz gebracht. Dabei wird das Jahresgehalt durch die Gesamttage der Saison, nämlich 187, geteilt und dann mit den Tagen, die in der Saison verbleiben, multipliziert. In diesem Jahr wären das für Trades am Tag der Trading Dealine noch 41, so dass das verpflichtende Team noch fast 22 Prozent des Jahresgehaltes auf den Salary Cap angerechnet bekommt.

Wie jedes Jahr wird es spannend werden, welche Teams sich in den Tagen bis zur Deadline am 26. Februar geschickt verstärken können. Natürlich kann zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens nur spekuliert werden, welcher Erfolg damit verbunden sein wird. So richtig bewertet werden kann dies erst nach Abschluss der Saison oder manchmal ein oder zwei Jahre später. Fakt ist, dass gerade die Trades auf die letzte Minute in der Geschichte der NHL häufig eine wichtige Rolle in den kommenden Playoffs gespielt haben. Viele haben aber auch die Wertigkeit zu hoch eingeschätzt und vieles verschenkt, was sie zum heutigen Zeitpunkt bereuen. Es hängt vom Geschick, aber natürlich auch vom Glück des einzelnen Managers ab, ob er den richtigen Griff tut. Die Fans können sich aber, Diskussionen hin oder her, eines sicher sein: Die Trading Deadline bedeutet immer, dass die heiße Phase einer Saison eingeläutet wird und ab diesem Moment Hochspannung nicht nur wegen der Entscheidungen abseits, sondern besonders wegen dem Geschehen auf dem Eis herrscht. (sth)

 

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