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nr. 116 / feb. 2008 

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REPORT
 
Zum Eishockey in Music City

von Robin Patzwaldt

Nachdem unser Redakteur Robin Patzwaldt in der vergangenen Saison die Chicago Blackhawks etwas näher unter die Lupe genommen hatte, ein Team das seit Jahren nicht mehr in den Playoffs vertreten war, besuchte er dieses Mal die "Exoten" in Atlanta und Nashville, sportlich zwar beide jüngst erfolgreicher und im letzten Jahr sogar für die Playoffs qualifiziert gewesen, auf den Hockeylandkarten der Welt jedoch ebenfalls nicht gerade zwei klassische "Metropolen" des Welteishockeys.

Lesen Sie über seine Erlebnisse in Nashville, bevor es dann beim nächsten Mal mit den Erfahrungen in Atlanta weiter geht:

Vor meiner Reise nach Nashville hatte ich natürlich von den Gerüchten über einen möglichen Verkauf der Franchise und einen drohenden Umzug des Teams gehört. Der seit Jahren mäßige Zuschauerzuspruch und Sponsorenmangel in Tennessee sind in der NHL Tagesgespräch. Zwar soll die Zukunft der Franchise in Nashville seit einigen Wochen gesichert sein, ich erwartete jedoch vor Ort auch mit diesem Thema und der daraus resultierenden Unsicherheit konfrontiert zu werden.

Nashville präsentierte sich mir zunächst als weniger beeindruckende US-Großstadt. Mit seinen ca. 400.000 Einwohnern und einer, für US-Verhältnisse kleinen Skyline bot sich auf den ersten Blick touristisch eher wenig Attraktives an. Das beeindruckte oder überraschte mich aber nicht wirklich, denn schließlich war ich zum Hockeyschauen angereist.

Zunächst machte ich mich nach einem kurzen Stadtrundgang also direkt auf zum Sommet-Center, dem ehemaligen Gaylord-Entertainment-Center, welches Mitten in der Downtown von Nashville platziert liegt. Die Architektur der Anlage hebt sich stark vom eher gemütlich anmutenden Ambiente der Music City ab.

Zum Morning Skate, der kurzen Trainingseinheit in der Eishalle vor dem abendlichen Spiel, waren an meinem ersten Morgen die Edmonton Oilers und die Nashville Predators zugegen. Für mich eine angenehme Art mit der Arena und den Teams des bevorstehenden Abends in Kontakt zu kommen. Beim ersten Blick in die Arena fiel direkt auf, dass die Halle zwar auch von innen ein angenehmes Ambiente auszeichnet, sich der ganz große Glanz jedoch nicht verbreitet.

Die Logenbereiche sind im Vergleich zu manch anderer NHL-Stadien eher bescheiden und der Pressebereich fast schon winzig. Mit Arenen in NHL-Metropolen wie Toronto, Denver oder Los Angeles kann sich das Sommet-Center also nicht messen. Das erscheint auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es gerade die potenten Geldgeber aus der Geschäftswelt sind, die den Preds in den vergangenen Jahren gefehlt haben und durch deren Fernbleiben der Fortbestand der Franchise an diesem Standort jahrelang gefährdet schien.

Das Team aus Nashville absolvierte unter den strengen Anweisungen von Coach Barry Trotz einige leichte Übungen, und ebenso die Oilers präsentierten sich anschließend für ca. eine Stunde auf der Eisfläche.

Außer den Kollegen von FSN-South, dem lokalen TV-Sportsender, die einige kurze Interviews für den Abend vorproduzierten, konnte ich allerdings keinerlei weitere Journalistenkollegen entdecken, was ungewöhnlich war. Als Fremder alleine in der großen Halle zog man so ungewohnt viel Aufmerksamkeit auf sich und auch der ein oder andere Spieler fragte sich offenkundig, welches ungewohnte Gesicht denn da heute hinter der Trainerbank zu sehen war. Üblicherweise tummelt sich an anderen Standorten an einem solchen Vormittag gleich ca. ein Dutzend Journalisten in den Gängen vor den Umkleidekabinen. In Nashville war das aber ganz anders, was mich etwas erstaunte.

Am Abend war das weite Rund gut gefüllt, jedoch nicht ausverkauft. Um die 14.000 Zuschauer besuchten das Gastspiel der Oilers, welches das Heimteam am Ende recht deutlich mit 5-2 für sich entscheiden konnte. Auffällig war jedoch, dass die Downtown von Nashville keineswegs so belebt war, wie man das von Music City mit seinen unzähligen Kneipen und Konzertsälen eigentlich erwartet hätte. Offenbar machten sich die Einheimischen nach dem Hockeyspiel gleich wieder auf den Heimweg in die Vororte. Eine spürbare Belebung der Downtown fand nach dem Spiel eigentlich nicht statt. Offenbar ist die Innenstadt eher den Touristen vorbehalten, welche aber wohl eher selten einen Abstecher zu einem Eishockeyspiel machen. Nashville ist halt einfach keine wirkliche Eishockeymetropole.

Gespannt ging es am nächsten Morgen zum offiziellen Training des Teams in den Centennial Sports Complex, einer großen Freizeitanlage im Westen der Stadt, in dem auch mehrere Schwimmbäder und Eislaufflächen untergebracht sind. Ohne irgendwelche Zugangsbeschränkungen kann dort jeder der mag die Aktiven beim Training beobachten. Jedoch wird diese Möglichkeit in Nashville nur mäßig angenommen.
Während sich zeitgleich hunderte Freizeitsportler in diversen Schwimmbecken und beim Eislaufen versuchten, wollten neben mir nur rund 20 Zuschauer das Training der Predators in der Haupthalle der Anlage verfolgen. Nebenan beim öffentlichen Eislaufen war jedoch deutlich mehr Betrieb.
Nach dem ca. 2-stündigen Training gaben die Spieler bereitwillig Autogramme und standen für Fanfotos bereit. Ohne große Starallüren kam, wer wollte, mit den NHL-Aktiven ins Gespräch. Sehr angenehm, dachte ich.

Wer mag, der kann in Nashville übrigens auch touristisch einiges erkunden. Neben dem Nachbau des griechischen Parthenons ist die Country Music Hall of Fame in Nashville beheimatet. Außerdem lohnt für Sportfans der Besuch des NFL-Stadions der Tennesssee Titans, welches ebenfalls in der Downtown liegt. Musikliebhaber kommen in Nashville ohnehin auf ihre Kosten, gibt es hier doch Musikkneipen bis zum Abwinken. Country-Fan muss man allerdings schon sein, wenn man daran seinen Spaß haben will.

Am nächsten Tag waren die Minnesota Wild zu Gast. Dieses Mal war die Arena sogar bis auf den letzten Platz ausverkauft. Gut 18.000 Fans wollten die Predators beim Kampf um einen Playoffplatz unterstützen. Journalisten kamen zwar keine weiteren zu Besuch, was nach dem 4-1-Erfolg der Hausherren aber auch Coach Trotz die Freude über das erstmalig ausverkaufte Haus nicht schmälern konnte: "Ich glaube wir haben jetzt langsam einen Punkt erreicht, wo wieder mehr Ruhe ins Umfeld kommt. Die Leute honorieren unsere kontinuierliche Aufbauarbeit. Dass die Arena zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauft war ist ein gutes Zeichen. Stadt und Team werden mehr und mehr zu einer Einheit. Wir sind auf einem guten Weg, wenn es auch noch viel Arbeit hier zu erledigen gibt."

Mit diesen warmen Worten im Gepäck machte ich mich am nächsten Morgen auf in das ca. 600 km entfernt gelegene Atlanta zum 2. Teil meiner Südstaatenreise. Lesen Sie mehr über meine Erlebnissee dort demnächst auf eishockey.com. (rp)

 

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