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nr.113 / nov. 2007 

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INTERVIEW
 
"Ich möchte den Kings etwas zurückgeben"
Ein Interview mit Rob Blake (Los Angeles Kings)

von Stefan Herget

copyright by GettyImages

Er zählt wohl immer noch zu den Verteidigern der alten Garde. Trotz den Regeländerungen, die das Spiel in der NHL schneller gemacht haben und vielen Veteranen Probleme bereiteten, dass sie ihre Karriere beendet haben, ist Rob Blake immer noch auf dem Eis vertreten. Zwar nicht mehr so erfolgreich, wie in seinen besten Jahren, doch die Arbeit, die er als Kapitän der Los Angeles Kings verrichtet ist teilweise auch ideeler Natur, wie er unserem Redakteur Stefan Herget in einem Gespräch im Staples Center verriet.

Die Kings haben zum Saisonauftakt in London gespielt. Wie empfandest Du dort die Atmosphäre?

Blake: Es war toll. Es war fast wie in der NHL. Die Leute waren begeistert und es war eine gute Möglichkeit für beide Teams sich in Europa zu präsentieren.

War es etwas besonderes für Dich in Europa zu spielen?

Blake: Ich habe ja schon einmal in Europa gespielt, aber noch kein NHL-Saisonspiel. Von daher war es etwas besonderes und eine interessante Erfahrung.

War es wert, deswegen den Reisestress auf sich zu nehmen?

Blake: Ja, definitiv. Die NHL hat beschlossen, neue Märkte zu erschließen und dadurch zu wachsen. Wir Spieler profitieren davon und daher ist es nur von Vorteil solche Aktionen durchzuführen.

Weißt du irgendetwas über das deutsche Eishockey?

Blake: Ja, ich habe einige Freunde dort und ich habe natürlich schon ein paar Mal gegen die deutsche Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften oder dem World Cup gespielt. Sie waren immer ein unbequemer Gegner.(grinst)

Wer sind deine Freunde dort?

Blake: Ich kenne Uwe Krupp sehr gut. Ihn habe ich zum Beispiel erst letzten Sommer getroffen. Und dann natürlich Jamie Storr, der als Torhüter in Düsseldorf spielt und dort gute Arbeit verrichtet, ist genauso ein guter Freund von mir aus gemeinsamen Zeiten bei den Kings.

Du hast Dich entschieden lange Zeit für die Los Angeles Kings zu spielen. Gibt es irgendwelche speziellen Gründe dafür?

Blake: Nein, eigentlich nicht. Die Kings haben mich damals gedraftet und es ist eine tolle Organisation hier, der ich auch den nötigen Respekt zolle. Deswegen macht es mir sehr viel Spaß hier zu arbeiten und in der Stadt Los Angeles sind die Rahmenbedingungen auch gegeben, um angenehm zu leben.

Im Jahr 2001 ging es für Dich nach Denver zu den Colorado Avalanche. War es Deine einzige Ambition, dort den Stanley Cup zu gewinnen?

Blake: Es ist immer das Ziel eines jeden Spielers den Cup zu gewinnen und deswegen habe ich mich für diesen Wechsel entschieden. Ich bin damals zu einem der besten Teams der Liga gekommen, während es bei den Kings in dieser Zeit nicht so gut lief. Wir hatten dann mit Colorado auch gleich einen guten Lauf und es hat im ersten Jahr sofort mit dem Stanley Cup Gewinn geklappt. Das war schon ein sehr schönes Erlebnis für mich, das ich nicht missen möchte.

Du hast dann weitere vier Spielzeiten dort verbracht. Warum hat es deiner Meinung nach nicht zu einem weiteren Titel gereicht?

Blake: Wir haben es natürlich versucht, aber im nächsten Jahr sind wir im Conferencefinale nach sieben Spielen am späteren Cupgewinner, den Detroit Red Wings, gescheitert und die anderen Jahre lief es nicht mehr so rund wie in 2001, wo einfach alles gepasst hat. Aber das ist das Schwierige daran: Jeder der in die Playoffs kommt möchte diesen Pokal gewinnen und tut alles dafür. Da entscheidet oft eine Winzigkeit über Sieg und Niederlage. Diese Tatsache macht es so besonders, wenn man ihn dann am Ende in den Händen hält.

Jetzt bist du seit letztes Jahr zurück in Los Angeles. Hattest du keine Angebote von anderen Teams?

Blake: Ich habe mich nicht danach umgesehen, weil ich wollte hierher zurückkehren und dieser Franchise, die mir zu Beginn meiner Laufbahn das Vertrauen geschenkt hatte, etwas zurückgeben. Das bedeutet für mich, dass ich auch meiner Karriere weiterhin hier im Hintergrund in einer Funktion arbeiten möchte.

Glaubst daran, dass du hier noch einmal die Chance bekommst, den Stanley Cup zu gewinnen?

Blake: Wir erhoffen uns das schon. Wir sind natürlich ein Team, das sich im Aufbau befindet. Wichtig ist aber dazu, erst einmal die Playoffs zu erreichen und darauf kann man von Jahr zu Jahr aufbauen. Möglich ist aber ebenso, dass man genau dann einen Lauf bekommt und für eine Überraschung sorgen kann.

Du hast es angesprochen: Die Kings sind ein junges Team. Ist es Deine Aufgabe hierbei eine Führungsrolle zu übernehmen?

Blake: So würde ich das nicht sagen. Die Meisten unserer Spieler sind sehr weit und haben viel Potenzial, so dass sie niemanden brauchen, der sie anführt. Sie helfen sich im Wesentlichen selbst. Das hat wenig mit dem Alter zu tun. Entweder man hat es oder man hat es nicht. Eine Führungspersönlichkeit wird daher bei uns kaum benötigt.

Der Stanley Cup ging letzte Saison nach Anaheim, einem Vorort von Los Angeles. Hat das die Hockey-Kultur in Kalifornien verändert, nachdem die Kings länger in der NHL sind, aber noch nie gewinnen konnten?

Blake: Das macht es für uns natürlich schwieriger, weil jeder erwartet, dass die Kings nachziehen. Wir verspüren daher schon mehr Aufmerksamkeit und Druck, aber das können wir relativ schnell abstellen, nämlich indem wir ebenfalls den Stanley Cup holen.

Die letzten drei Jahre haben Teams aus dem weniger traditionellen Süden den Cup gewonnen. Bedeutet dies allgemein einen Wandel in der Hockey-Kultur der NHL?

Blake: Das verursacht natürlich bei den tradionellen Teams eine gewisse Aufmerksamkeit, aber es waren mit Tampa Bay, Carolina und Anaheim drei Teams aus sehr verschiedenen Regionen. Daher ist schwer zu sagen, woran es liegt. Die Liga hat sich entschieden in den Süden zu expandieren und dass dann auch irgendwann der Cup dorthin gehen würde, war nur eine Frage der Zeit, weil dort gute Aufbauarbeit geleistet wurde. Das Ganze wirkt sich aber nur positiv auf die Entwicklung der Liga aus, weil das Faninteresse in diesen Regionen durch die Erfolge steigt. Für uns ist es wichtig, dass wir mit intensiver Arbeit daran anknüpfen und an den gleichen Punkt kommen. Aber es werden sicher auch einmal wieder Mannschaften aus dem Norden gewinnen.

Schauen wir mal kurz zurück zum Lockout. Nach etwas mehr als zwei Jahren, wie siehst du die Entwicklung des Salary Caps und des neuen CBAs?

Blake: Es entwickelt sich sehr gut. Die Spieler werden nach wie vor zu guten Konditionen unter Vertrag genommen. Aber es ist ein laufender Prozess und man kann natürlich noch nicht sagen, wie es die nächsten Jahre weitergeht. Aber derzeit können, denke ich, alle Seiten zufrieden sein.

War es für die Spieler wert, eine ganze Saison zu opfern ohne das gewünschte Ergebnis, den Salary Cap zu verhindern, zu erreichen?

Blake: Eigentlich nicht, denn im Mittelpunkt sollte immer unser Spiel stehen. Aber solche Auseinandersetzungen lassen sich in diesem Geschäft nicht immer verhindern. Es war sehr schade, dass es so gekommen ist.

Die Regeln haben sich nach dem Lockout auch verschärft, besonders werden mehr Strafzeiten ausgesprochen, womit viele ältere Spieler Probleme hatten. Als Verteidiger bist du außerdem besonders betroffen. Hattest du Probleme damit?

Blake: Nein, ich hielt es für richtig, denn das hat das Spiel schneller und interessanter gemacht, denn die Spieler können jetzt viel mehr ihre Fähigkeiten zeigen und werden nicht unfair daran gehindert. Also hat sich definitiv alles zum Besseren gewandelt. Ich für meinen Teil versuche stets nach meinen Möglichkeiten zu spielen und kann mich mit den neuen Gegebenheiten gut arrangieren.

Wie viele Spielzeiten werden wir Rob Blake noch am Eis erleben können?

Blake: (lacht) Oh je, frage mich das bitte noch einmal nach dieser Saison. Momentan weiß ich das noch nicht.(sth)

 

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