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nr.106 / mär. 2007 

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INTERVIEW
 
"Zurück nach Deutschland? Das dann doch lieber nicht!"
Interview mit Doug Weight
von Andreas Moritz und Robin Patzwaldt

Die letzten drei Jahre waren recht unruhig in der Karriere des Doug Weight. Zunächst 'vertrieb' ihn der Lockout in der NHL aus Nordamerika und führte ihn für einen Kurzauftritt nach Frankfurt am Main in die Deutsche Eishockeyliga.
Dann, nachdem die NHL den Spielbetrieb wieder aufnahm, verließ er kurzfristig seine derzeitige 'Stammfranchise' in St. Louis um mit den Carolina Hurricanes im Frühsommer 2006 den Stanley Cup zu gewinnen.
Einige Monate später kehrte der erfahrene Stürmer nach St. Louis zurück, konnte in dieser nun ablaufenden Saison, zusammen mit seinen dortigen Mannschaftskameraden, die zuvor gesteckten Saisonziele bisher aber nicht erreichen. Das umstrukturierte Team wird die Playoffs in der NHL wohl erneut verpassen.
Eishockey.com beobachtete kürzlich die Gastauftritte der St. Louis Blues in New York und Chicago und nutzte dort die Gelegenheit sich mit dem 36-jährigen US-Amerikaner über seine Lage zu unterhalten.

Eishockey.com: Es scheint ja derzeit so zu sein das die Blues die Playoffs in diesem Jahr verpassen werden. Hattest Du zu Saisonbeginn nicht höhere Erwartungen nach deiner Rückkehr aus Carolina?

Weight: Ja, klar. Wir haben derzeit schon einen erheblichen Punkterückstand. Das ist bitter. Aber man sieht trotzdem eine positive Entwicklung bei uns. Zu Saisonbeginn waren wir noch das schlechteste Team der Liga. Jetzt haben wir gezeigt das wir konkurrenzfähig sind. Aber enttäuscht bin ich natürlich trotzdem. Wir hatten uns mehr erwartet. Jeder dachte wir wären stark genug wieder die Endrunde zu erreichen. Jetzt sieht es so aus als sollte das nicht gelingen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss und so lange wir noch theoretische Chancen haben, will ich die Hoffnung nicht ganz aufgeben. Noch sind ja einige Spiele zu spielen.

Eishockey.com: Hat sich der Trainerwechsel von Mike Kitchen zu Andy Murray also ausgezahlt?

Weight: Andy Murray ist ein wirklich sehr guter und erfahrener Trainer. Er versteht es halt einfach das Beste aus seinen Spielern herauszuholen. In den letzten ca. 30 Spielen ging es punktetechnisch bei uns auch definitiv aufwärts.

Eishockey.com: Zur Tradingdeadline hat es ja einige Veränderungen bei Euch im Team gegeben. Unter anderem habt Ihr Keith Tkachuk verloren. Auch um Dich gab es Gerüchte. Belastet einen das nicht, wenn man so gar keinen Einfluss auf den Fortgang der Dinge hat?

Weight: Doch, schon. Aber da gibt es immer irgendwelche Gerüchte. Es wird auch in der Mannschaft darüber gesprochen, aber eigentlich versucht man das von sich fern zu halten. Man kann es ja halt wirklich nicht beeinflussen. Wenn man zum Spiel oder Training geht, dann malt man sich aber schon aus was alles passieren könnte, oder eben auch was passiert ist. Wobei die Situation bei mir diesmal eine andere war. Im Vorjahr ging bei uns wirklich nichts. So konnte ich dann die Chance mit Carolina ergreifen. In dieser Saison sind wir schon wieder wesentlich näher dran an den Playoffs. Es sieht also doch schon wieder besser aus um die Blues.

Eishockey.com: Letztes Jahr hast du gegen Saisonende ja dann noch einmal kurz das Team gewechselt und bist zum späteren Titelträger nach Raleigh gewechselt. War das dort dann dein bisheriger Karrierehöhepunkt?

Weight: Ganz klar! Es ist das größte Ziel eines jeden Hockeyspielers einmal den Stanley Cup zu erringen. Und ich bin froh das ich das mit den Canes im Vorjahr erreicht habe.

Eishockey.com: Inzwischen hast Du über 1000 NHL-Spiele zu Buche stehen. War es etwas besonderes das 1000. Spiel ausgerechnet bei den Edmonton Oilers zu bestreiten, für die du ja auch jahrelang aktiv warst?

Weight: Ja, über neun Jahre habe ich dort verbracht. Es war wirklich ein netter Zufall das mein 1000. NHL-Spiel ausgerechnet dort stattfand.

Eishockey.com: Du hast den Lockout 2004/2005 in Frankfurt bei einem DEL-Team verbracht. Erinnerst Du dich noch gerne daran zurück? Was ist hängen geblieben aus der Zeit?

Weight: Natürlich! Das war eine schöne Zeit! Ich bin in ein tolles Umfeld gekommen. Das in Frankfurt ist eine sehr gute Organisation, uns haben immer wirklich tolle Fans unterstützt und wir haben, so glaube ich, auch gutes Hockey gespielt dort. Das war eine schöne Zeit für mich. Auch meine Familie kam damals zu mir nach Deutschland und hat sich wohl gefühlt in Frankfurt. Das Ganze war eine wertvolle Erfahrung für mich.

Eishockey.com: Kannst Du dir demnach vorstellen noch einmal dorthin zurückzukehren zu einem späteren Zeitpunkt deiner Karriere?

Weight: Hmmmm, wisst Ihr was? Ich bleibe erst einmal lieber hier (lacht). Das ist sicher dann auch für meine Familie besser. Aber Deutschland ist trotzdem schön. Ich mag das Land und die Leute, alle waren wirklich sehr nett zu mir, aber in der NHL zu spielen ist mir ehrlich gesagt trotzdem lieber.

Eishockey.com: Das können wir natürlich auch gut verstehen. Aber Danke für die Komplimente an Deutschland.

Weight: Nein, noch einmal ganz im ernst: Das war damals eine wirklich schöne und wertvolle Zeit, aber so lange ich kann bleibe ich lieber hier in der NHL.

Eishockey.com: Heißt das auch das du gerne weiter für St. Louis spielen möchtest?

Weight: Ja, definitiv! Ich möchte noch einige Jahre hier für die Franchise spielen.

Eishockey.com: Was waren für dich die größten Unterschiede im Eishockey zwischen Europa und Nordamerika?

Weight: Das Hockey in Deutschland ist auch sehr schnell und auf hohem Niveau. Die Unterschiede liegen, denke ich, überwiegend in der Technik der einzelnen Spieler und der Größe der Eisfläche begründet. Die derzeit aktiven NHL-Spieler sind auch wesentlich größer und kräftiger im Durchschnitt. Das macht ebenfalls noch einen großen Unterschied aus.

Eishockey.com: Und wie sieht es mit den Fans aus?

Weight: In Deutschland sind die Fans natürlich viel lautstärker. Die Unterstützung findet während des gesamten Spiels statt. Das hat mir sehr gefallen. Hier in Nordamerika ist das Verhalten ganz anders, sehr viel weniger emotional.

Eishockey.com: Vielen Dank das Du dir kurz für uns Zeit genommen hast! Wir werden dein Wirken hier dann weiterhin aus der Ferne beobachten. Dir weiterhin viel Erfolg mit den Blues!

Weight: Danke! Gern geschehen. Und viele Grüße an meine Fans in Deutschland!

(rp)

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