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nr.101 / okt. 2006 

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INTERVIEW
 
Schubert wächst an seinen Aufgaben
Interview mit Christoph Schubert
von Gerulf Ketz aus Ontario


Nach drei Jahren in Binghamton, dem AHL-Team der Ottawa Senators, kam Christoph Schubert in der letzten Saison zu seinen ersten NHL-Einsätzen. Der 2001er 4.-Rundenpick des Hauptstadtklubs aus Ottawa konnte in 56 Spielen als Verteidiger und Flügelspieler vier Tore und sechs Vorlagen für 10 Punkte verbuchen. Dieses Jahr geht der 24-jährige Münchner in seine Sophomore-Saison und stand zudem beim Saisonauftakt in Toronto gegen die Maple Leafs trotz einer Erkrankung in der Vorbereitung in der Aufstellung. Eishockey.com sprach mit dem deutschen NHL-Profi über die Saison, seine Ziele und das Leben in der härtesten Profiliga der Welt.

Eishockey.com: Was sagst du zu deinem Spiel heute?

Schubert: Ich glaube, dass ich ganz gut gespielt habe. Gerade weil ich die ganze Vorbereitung verpaßt habe. Ich habe versucht es einfach zu machen, hab auf meine Chancen nach vorne zu gehen gewartet. Die Trainer waren auch ganz zufrieden.

Eishockey.com: Du bist im Prinzip 6. Oder 7. Verteidiger: Hattest du Glück, dass Joe Corvo verletzt ausgefallen ist?

Schubert: Man wünscht niemanden, dass sich jemand verletzt. Aber durch Corvo's Ausfall konnte ich meine Chance nutzen. Ich war zwar lange nicht auf dem Eis, jedoch war ich im Kraftraum und habe mich fit halten können. Nun habe ich meine Chance genutzt, habe versucht mein Spiel zu spielen und die Trainer zu überzeugen.

Eishockey.com: Aus meiner Sicht warst du einer der besten Spieler auf Ottawa's Seite, hast ein Tor erzielt, gutes Checkingspiel gezeigt, dazu viel Eiszeit - sogar im PP - bekommen: Wie denkst du, schätzt der Trainer deine Rolle ein?

Schubert: Eigentlich sehe ich mich als 6. oder 7. Verteidiger, manchmal sogar im Sturm. Aber wenn ich meine Chance bekomme, muß ich diese auch nutzen. Da kann ich mir nicht viele Fehler erlauben und für muß für jedes Spiel top fit sein. Wenn man sich das Roster der letzten 5 oder 6 Jahre anschaut, dann sind wir eine der besten Mannschaften. In der Verteidigung sind wir sehr tief besetzt. Daher ist es schwer einen Stammplatz zu erarbeiten. Ich gebe immer 100% und mache dem Trainer die Entscheidung schwer.

Eishockey.com: Was sind die Ziele intern? Was wird diskutiert, was sind die Vorgaben vom Trainer?

Schubert: Wir sind läufersich und technisch stark. Daher versuchen wir das Spiel ins gegnerische Drittel verlagern. Im Powerplay müssen wir viele Torchancen herausspielen. Unter den neuen Regeln sind wir im 5-5 auch eine der besseren Mannschaften, da wir die Scheibe tief halten können. Unsere Verteidigung ist läuferisch sehr gut und kann daher offensiv Chancen herausspielen. Das sind unsere Stärken, das haben wir in der Vorbereitung trainiert. Der Trainer erwartet auch offensives Spiel von den Verteidigern.

Eishockey.com: Eure Division ist mit Buffalo, Montreal, Toronto und Boston sehr schwer. Ihr seid die letzten Jahre stets gegen diese Gegner ausgeschieden, dreimal gegen Buffalo, viermal gegen Toronto. Scheinbar sind 50 Siege immer drin, jedoch läuft es in den Playoffs nie so richtig. Wollt ihr euch dieses Jahr stärker auf die Post-Season konzertieren oder muß man in dieser Division in jedem Spiel 100% geben um in die Playoffs zu kommen?

Schubert: So sieht's aus. Wir müssen versuchen jedes Spiel zu gewinnen. In Deutschland kommen die Topteams normalerweise ins Finale oder Halbfinale. In der NHL schafft der Salarycap sehr ausgeglichene Gruppen, besonders unsere Gruppe. Jeder kann oben mitspielen, und daher müssen wir sogar mit 110% ins Spiel kommen. Uns fehlte bisher etwas die Konstanz in den Playoffs. Wir dachten, wir könnten einige Teams einfacher ausspielen. Doch wir wurden zu häufig selbst überlaufen.

Eishockey.com: Du gehörst neben den bekannten deutschen Namen Jochen Hecht, Marco Sturm und Olaf Kölzig zu den besseren deutschen Spielern. Du hast lange AHL gespielt, doch inzwischen ist Christoph Schubert selbst ein bekannter Name. Wie fühlt man die Popularität, gerade im eigenen Land?

Schubert: In München kennen mich noch nicht so viele Leute, daher genieße ich meine Zeit dort. Wenn ich mit Freunden ausgehe, erkennen mich nicht zu viele Leute. Meine Freunde und Familie sind stolz auf mich. Leute, die sich im Eishockey auskennen kennen auch meinen Namen. Und das genießt man natürlich.

Eishockey.com: Hast du Kontakt zu den anderen Spielern?

Schubert: Ich telefoniere regelmäßig mit dem Dennis (Seidenberg, Anm. d. Red.) und Christian (Erhoff). So bekomme ich auch mit was mit Marcel (Goc) los ist. Marco (Sturm) sehe ich wenn wir in Boston spielen, Olaf (Kölzig) wenn wir in Washington spielen. Das sind auch persönliche Freundschaften. Marco Sturm kommt auch aus Landshut. Mit Christian und Dennis habe ich schon früher zusammen gespielt. Man kennt eben die Spieler, wir sind befreundet. Man telefoniert, schreibt sich E-Mails.

Eishockey.com: Letzte Saison hast du vier Tore erzielt. Was ist diese Saison dein Ziel, wenn du 60 bis 70 Spiele erreichen kannst?

Schubert: Letzte Saison wollte ich 10 Punkte machen, und es hat geklappt. Vielleicht möchte ich in die Gegend 15 bis 20 Punkte kommen. Es kommt immer auf die Eiszeit an, ob ich Stürmer oder Verteidiger oder Zuschauer bin. Jetzt hatte ich einen guten Start und der Trainer ist anscheinend zufrieden. Ich hoffe es geht so weiter.

Eishockey.com: Ist die Einsatzzeit seit der neuen NHL von Offensivstärke der Verteidiger abhängig? Mit Meszaros und Corvo hat Ottawa sehr offensive Verteidiger. Gehst du bewußt nach vorn um deine Eiszeit zu rechtfertigen?

Schubert: Es ist doch ein Mannschaftssport. Ich bin der Letzte, der zum Trainer geht und nach 10 Minuten Eiszeit fragt, damit ich meinen Assist machen kann. Es ist schön Tore und Vorlagen zu machen, aber wenn ich gut Spiele dann bekomme ich auch Eiszeit. In dieser Mannschaft, mit diesem Verteidigern, ist es schwer. In anderen Teams hätte ich sicherlich mehr Möglichkeiten. Ich fühl mich wohl in Ottawa, ich bin zufrieden. Wir haben eine der besten Chancen den Cup zu holen, das ist unser Ziel.

Eishockey.com: Martin Gerber ist nun im Tor. Er hat gleich gut gehalten und ist 1st Star geworden. Ist das ein guter Kontakt, ein gutes Gefühl einen deutschsprachigen Torhüter hinter sich zu haben?

Schubert: Auf jeden Fall! Martin kann wenigstens Deutsch, ich freue mich immer wenn ich mal Deutsch reden kann. Er ist überragend, wie in Carolina. Darauf läßt sich aufbauen. Ich sehe positiv in die Zukunft.

Eishockey.com: Gerade der Torhüter war ein Problem in den Playoffs im letzten Jahr. Gerber ist Stanley Cup Sieger, er hat die Erfahrung. Hilft er euch sehr weiter um den Druck handhaben zu können den Stanley Cup gewinnen zu müssen?

Schubert: Wir sehen das nicht als Druck, eher als Ehre. Im letzten Jahr hatten wir (Dominik) Hasek, er war auch überragend. Probleme auf den Torhüter zu schieben ist immer leicht. Wir haben als Mannschaft nicht gut gespielt. Die Presse sucht sich immer ein oder zwei Leute. Die Zeiten sind vorbei, es hat eine neue Saison angefangen und es geht wieder von vorn los.

Eishockey.com: Christoph, auf deiner heutigen Leistung läßt sich aufbauen. Viel Glück dabei! Vielen Dank für das Gespräch.

Schubert: Danke auch, hat mich sehr gefreut.


Doch neben seinem aktivem Teil ist sein Spielanteil ebenso vom Coach abhängig. So befragte Eishockey.com auch den aktuellen Trainer der Ottawa Senators, Bryan Murray. Er wurde nach seinem Rücktritt 2004 in Anaheim Chefcoach im heimischen Ontario.

Eishockey.com: Herr Murray, wie fanden Sie Christoph Schubert's Leistung heute?

Murray: Er hat nicht viel in der Pre-Season gespielt, hat viel des Camps (wegen einer Erkrankung, Anm. d. Red.) verpaßt. Wir hatten heute nur fünf Verteidiger für mehr als die Hälfte des Spiels. Er hat heute sehr gut gespielt.

Eishockey.com: Was ist seine Rolle in den nächsten Spielen, auch wenn Joe Corvo zurück ist?

Murray: Er ist ein großer Junge, er skatet sehr gut, er hat einen guten Schuß. Er muß einfach nur ein normaler Typ sein. Er muß stabil sein, damit zurecht kommen mehr zu spielen. Es kommt auf mich an, ihm mehr Eiszeit zu geben. Ich denke er könnte in diesem Hockeyteam sehr wichtig sein. Wir brauchen Leute, die offensiv spielen können.

Eishockey.com: Er hatte ein Tor, er hat das Glas aus der Verankerung gecheckt. Ist das seine Aussage?

Murray: Er will ein Spieler sein. Er will mehr Eiszeit. Und wenn er so spielt wie heute, bekommt er mehr Eiszeit.

Wir werden die Entwicklung von Christoph Schubert weiterverfolgen und wünschen auf diesem Weg nochmals viel Erfolg für die neue Saison 2006/07. (gk)

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