NHL-Eishockeymagazin
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nr. 101 / okt. 2006 

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TEAMREPORT
 
Vom Schnellstarter zum Mauerblümchen

Die Franchisegeschichte der Florida Panthers

von Robin Patzwaldt

Wayne Huizenga (li.) gründete die Panthers

Die Florida Panthers 'dümpeln' nun bereits seit Jahren mehr oder weniger unbeachtet in den hinteren Regionen der NHL-Tabelle dahin. Lange wartet man in Florida schon vergeblich auf einen Playoffeinzug der heimischen Raubkatzen.
Zwar war man in den letzten Jahren häufiger mal wieder nah dran nicht vorzeitig die Sommerpause antreten zu müssen, aber geklappt hat es am Ende dann doch nicht.

Dabei hatte die Franchise auch schon mal erfolgreichere Zeiten. In den 90er Jahren galt man noch als Musterbeispiel für Franchisegründung und als Vorzeigeteam für raschen sportlichen Erfolg. Werfen wir daher noch einmal einen Blick zurück zu den Anfängen der Florida Panthers und deren größte Momente im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts. 'Panther-Hockey' nahm im Jahre 1992 Gestalt an als Wayne Huizenga sein NHL-Projekt ins Leben rief.
Huizenga dem bereits das Footballteam der Miami Dolphins und das Baseballteam Florida Marlins gehörten, wollte nun auch auf dem Eishockeymarkt einsteigen. Eigentlich kam der Eigentümer aus Kreisen der Wirtschaft, wie sollte es auch anders sein. Das Video-Imperium "Blockbuster Entertainment" war sein großes wirtschaftliches Vorzeigeobjekt mit dem er seine Sportteams finanzierte.
Zeitgleich mit dem Disney-Konzern, der die Mighty Ducks of Anaheim in die NHL brachte, kam so auch in Florida ein Gegenstück zur Gründung. Für den Namen Panthers entschied man sich übrigens weil das Wappentier des Staates Florida ein ebensolcher Panther ist.

Bereits zur Saison 1993-1994 sollte an beiden Standorten der Spielbetrieb aufgenommen werden. Zunächst musste als Heimstädte der Panthers die Arena der Miami Heat, eines NBA-Teams herhalten. Doch die Anlage erwies sich als wenig attraktiv für Eishockeyfans, so dass direkt die Planungen für eine eigene Hockeyarena in Angriff genommen wurden.

John Vanbiesbrouck

Erster General Manager des Teams wurde der zuvor bei den Islanders bereits äußerst erfolgreiche Bill Torrey, während Roger Neilson, der zuvor bei den Rangers tätig war, den Job an der Bande übernahm.
Im Expansiondraft entschieden sich die Panthers für einen stark defensiv orientierten Kader. Es fanden sich danach so namhafte NHL-Größen wie Brian Skrudland, Dave Lowry, Scott Mellanby, Tom Fitzgerald, John Vanbiesbrouck oder auch Bill Lindsay unter ihren ersten Aktiven. Im darauffolgenden Entrydraft entschied man sich u.a. für Rob Niedermayer.
Am 10. September 1993 trafen sich die Panther der ersten Stunde zum Trainingscamp und eröffneten die erste NHL-Spielzeit der Franchise am 6. Oktober gegen die Chicago Blackhawks. Immerhin erkämpfte man sich ein 4-4 Unentschieden. Dies war erst der Auftakt für eine prima Premierensaison. Der Start war geglückt.
Die Fans identifizierten sich bereits mit dem neuen Team und das erste Derby gegen die Tampa Bay Lightning, welches die Panthers mit 2-0 gewannen, sahen über 27.200 begeisterte Fans. Bis Saisonende gewann man 33 Partien und scheiterte nur knapp am Endrundeneinzug. Keine schlechte Bilanz für ein neues Team. Im Gegenteil. Ihr Punkteschnitt war der beste den bis dahin je eine neu gegründete Franchise im US-Profisport erreicht hatte.

Im Draft der Saison 1994 angelte man sich das damalige Verteidigertalent Ed Jovanovski. Die durch den 'Lockout' stark verkürzte Spielzeit 1995 verlief nicht so ganz nach den Vorstellungen der Verantwortlichen. Die Auftaktniederlage gegen die New York Islanders sollte für den Verlauf der Spielzeit typisch werden. Die Panthers verloren unglücklich mit 1-2 Toren auf Long Island. Am Ende der Saison sollte ein Trainerwechsel dem Team neuen Schwung verleihen. Doug MacLean übernahm den Posten als Headcoach.
Es sollte von nun an offensiver agiert werden als noch unter Neilson. Noch fehlte es der jungen Franchise an Profil. Dies änderte sich im zweiten Spiel der Saison 1995/96. Vor dem Spiel verirrte sich eine umherstreunende Ratte in den Umkleideraum der Panthers. Als diese sich auf Scott Mellanby zu bewegte nahm dieser seinen Schläger und wuchtete das arme Tier mit voller Kraft gegen eine Wand. Sie war auf der Stelle tot. Mellanby erzielte in der folgenden Begegnung gegen die Calgary Flames zwei Treffer und die Partie wurde gewonnen.
Im anschließenden Smalltalk mit Reportern geriet die kleine Anekdote mit der Ratte vor dem Spiel an die Öffentlichkeit und ein Mythos nahm seinen Lauf. In der Folgezeit feierten die Fans der Panthers zunächst Treffer von Mellanby mit dem Wurf von Plastikratten auf das Eis, bevor schließlich jeder Treffer der Panthers mit einem 'Rattenschauer' gewürdigt wurde.

Eine Tradition die wenig später von der NHL sogar offiziell verboten werden musste um einen geordneten Spielbetrieb in Florida überhaupt aufrecht erhalten zu können.
Durch diese Aktion war das Team endgütig in der Liga angekommen. Monatelang machte das Wort vom legendären 'Rat Trick' (Trick mit der Ratte) die Runde in der NHL.

Die Panthers griffen nach dem Stanley Cup.

Unter der Führung von MacLean verbesserten sich die Katzen auffällig im Vergleich zu den zwei Jahren zuvor. Zwar ließ man am Ende der Vorrunde etwas nach, doch gelang es tatsächlich erstmals in der Franchisegeschichte die Playoffs zu erreichen.
Dort war man zwar gegen die höher platzierten Boston Bruins nur Außenseiter, doch die Stimmung im Süden war zu diesem Zeitpunkt bereits so positiv, dass ein kleines Hockeymärchen seinen Lauf nahm. Man schaltete nicht nur die Bruins aus, sondern anschließend auch noch die Philadelphia Flyers um Eric Lindros und die Pittsburgh Penguins.
Im Stanley Cup Finale wartete mit den frisch umgezogenen Quebec Nordiques, die 1996 erstmals als Colorado Avalanche auf der Jagd nach dem Cup waren, ein übermächtiger Gegner, der die Panther durch das inzwischen legendäre Overtimetor durch Uwe Krupp im entscheidenten Spiel mit 4-0 Siegen vom Eis 'sweepte' - doch am überragenden Erfolg der Mannschaft änderte das nichts mehr.

Der Süden Floridas liebte inzwischen seine Panther und war stolz auf das Erreichte! Im Jahr darauf betrat man erneut die Bühne der Playoffs, war aber, obwohl diesmal mit breiterer Brust angetreten, gegen Mark Messier und seine New York Rangers relativ chancenlos zum Playoffauftakt. Nichts desto trotz schien die Zukunft der Franchise zu diesem Zeitpunkt rosig.

Dass es am Ende ganz anders kam lag unter anderem auch an der Offseason 1997-98. Co-Trainer Lindy Ruff, der unter den Spielern sehr anerkannt war und viel Vertrauen genoss, verließ die Franchise um als Cheftrainer in Buffalo sein Glück zu versuchen. Ed Jovanovski zog es zu den Vancouver Canucks und das Team zerfiel langsam in seine Einzelteile. Coach Mac Lean wurde gefeuert und die sportliche Talfahrt setzte rasch ein.
Ein John Vanbiesbrouck alleine konnte den Optimismus in der Mannschaft und in der Region nicht aufrechterhalten. Im März 1998 verlor man beispielsweise 13 Spiele in Serie. An eine Endrundenteilnahme war nun plötzlich nicht einmal mehr zu denken.

Im Oktober des gleichen Jahres war zumindest die neue Arena, das damalige 'Car Rental Center', fertig gestellt. Das Glück kam mit dem Umzug allerdings nicht wirklich zurück. Nur noch einmal, in der Saison 1999-2000, erreichte man noch einmal die Playoffs. Unter der Führung des russischen Ausnahmestürmers Pavel Bure war man gegen die New Jersey Devils allerdings deutlich auf verlorenem Posten. Mit 0-4 verlor man die Serie gegen die von Scott Stevens überragend organisierten Teufel aus dem Norden.

Seither sucht man die Panthers in der Endrunde der NHL vergeblich. Ein Kommen und Gehen von Spielern und Verantwortlichen setzte in den Folgejahren ein. Zuletzt sorgte man mit der umstrittenen Trennung von General Manager Mike Keenan, der zuvor ebenfalls schon als Coach des Teams gescheitert war, erneut für Negativschlagzeilen.
Der Startorhüter der letzten Jahre Roberto Luongo verließ, da ihm wohl die Geduld mit der Pantherorganisation ausging, Florida nun in Richtung Vancouver. Und ob ein vor zwei Jahren eher negativ auffallender Spieler wie ein Todd Bertuzzi, oder ein woanders ausgemusterte Veteranen wie Goalie Ed Belfour, als Neuverpflichtungen, stattdessen nun die Wende zum Guten herbeiführen können, muss abgewartet werden. Vielleicht träumt man in Florida noch wesentlich länger von den ruhmreichen Anfängen, die nun bereits auch schon über zehn Jahre zurückliegen. (rp)

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