NHL-Eishockeymagazin
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nr.83 / feb. 2005 

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KOMMENTAR
 
Das Ende einer Tradition!

von Bernd Rösch

Jetzt ist es also Realität geworden. Die National Hockey League hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine komplette Spielzeit abgesagt. Zwei Jahre wurde um ein neues Collective Bargaining Agreement (CBA) mit der NHLPA mehr oder weniger intensiv gerungen. Am Ende, kurz vor Torschluss, kamen sich die Tarifpartner sogar scheinbar etwas näher. Die NHLPA, vertreten durch Bob Goodenow, rückte von ihrem strikten 'NEIN' zu einer Gehaltsobergrenze (Salary Cap) ab und die Ligenleitung verzichtete auf eine Kopplung der Spielergehälter an die Einnahmen der Teams. Zu spät!

Meiner Meinung nach steckte hinter diesen letzten Vorschlägen auch nicht der unbedingte Wille die Saison doch noch zu retten, sondern es wurde von beiden Seiten eher versucht, am Ende, nach der schon lange zuvor geplanten Absage, in der Öffentlichkeit noch einigermaßen positiv dazustehen und den 'Schwarzen Peter', die 111-jährige Tradition gebrochen zu haben um den Stanley Cup spielen zu lassen, von sich zu weisen.

Dass, wie in 1919 geschehen, eine Gripeepidemie bei der Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, ein Grund ist die Trophäe nicht zu verleihen ist mehr als einleuchtend, doch eine 'Banalität wie ein Arbeitskampf ist dies mitnichten. Der Cup war von Lord Stanley in 1893 für das beste Eishockeyteam, zunächst Amateurteam, eines Jahres gedacht. Die NHL als Rechteinhaber des Stanley Cups sollte um ihn spielen lassen, warum nicht in den Minor Leagues, wenn es in dieser Saison keine NHL-Mannschaften gibt, die ihr Eishockey zum Besten geben? Die NHL könnte dadurch ihr stark beschädigtes Image zumindest noch etwas aufpolieren.

Es waren nicht 'nur' die US$ 6,5 Millionen die zu einer Einigung mit der NHLPA fehlten. Der Vorschlag der Spielergewerkschaft enthielt Ausnahmeregelungen zum 'Salary Cap' en masse, welche die NHL so nicht akzeptieren konnte, um ihr Vorhaben sich ökonomisch wieder auf gesunden Beinen zu stellen, nicht zu gefährden.

Doch auch das Verhalten der Liga in den letzten Stunde vor der alles entscheidenden Pressekonferenz gilt es zu tadeln: Tarifverhandlungen können auch nicht wenn die Zeit knapp wird über 'Offene Briefe' in der Presse ausgetragen werden, vor allem nicht, wenn man dem Konkurrenten wie geschehen ein Ultimatum in der Form 'Friß oder Stirb' stellt.

NHL-Commissioner Gary Bettman wusste genau was er tat und dass dies nicht zum Erfolg führt. Was hätte Bob Goodenow daraufhin machen sollen, nachdem er jahrelang einen harten 'Salary Cap' vehement abgelehnt hatte? Ihn akzeptieren? Wie hätte er den von ihm vertretenen Spielern erklären können, dass sie seit September auf einen Gehaltsscheck verzichten mussten und jetzt doch mit einer Gehaltsobergrenze, wenn auch nicht schlecht, leben müssen?

Genau dies sind aber auch die Punkte, welche wohl Goodenow dazu zwingen werden, von seinem Amt als NHLPA-Executive Director zurückzutreten. Der Druck von Spielerseite, Presse und öffentlichkeit auf ihn als Verhandlungsführer wird so groß werden, dass ihm kaum etwas anderes übrig bleiben wird, so ihm auch nur ein Bißchen am Eishockeysport liegt.
Nur dadurch wäre gewährleistet, dass die Auseinandersetzungen um ein neues CBA jetzt zügig vorangetrieben werden und es zumindest im kommenden Herbst wieder Eis in den NHL-Arenen geben wird.

Der Schaden den die beiden Protagonisten ihrem Sport zugefügt haben, ist erheblich! Die National Hockey League wird nie mehr das sein, was sie einmal war: Eine Traditionsliga, in der sich die besten Kufencracks der Welt die Klinke in die Hand geben (vor allem in Russland gibt es mittlerweile ebenso gute Dollars zu verdienen) und von der jeder eishockeyspielende Junge träumt auch dort einmal seine Schlittschuhe schnüren zu dürfen. (br)

 

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