NHL-Eishockeymagazin
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nr.82 / jan. 2005 

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DER JAHRESRÜCKBLICK 2004

von Stefan Herget, Robin Patzwaldt und Bernd Rösch

Lange ist es her, manch einer wird sich nur noch verschwommen daran erinnern, doch tatsächlich wurde im Jahr 2004 auch in der National Hockey League, die zuletzt durch die fehlende Eingung mit der Spielergewerkschaft NHLPA auf ein neues Collective Bargaining Agreement (CBA) und dem daraus resultierenden Lockout, der wohl oder übel noch bis Oktober 2005 anhalten wird, hauptsächlich für negative Schlagzeilen gesorgt hatte, Eishockey gespielt.


Das NHL-Jahr

von Bernd Rösch

Insgesamt 916 Spieler schnürten in der Spielzeit 2003/04 die Schlittschuhe, um zusammen mit ihrem Team das Nahziel Playoffs zu erreichen. Dabei lieferten sich mit Rick Nash, Ilya Kovalchuk und Jarome Iginla gleich drei Spieler einen Kampf um die Torjägerkrone der Liga, die man so weit vorne nicht erwartet hatte. Am Ende der regulären Spielzeit hatten sie jeweils 41 Treffer für sich verbuchen können und Columbus' Nash wurde aufgrund einer weniger absolvierten Partie gegenüber seinen Mitkontrahenten mit der Maurice 'Rocket' Richard Trophy ausgezeichnet.

Während aber seine Treffsicherheit, ebenso wie die des jungen Russen aus Atlanta, seiner Mannschaft nicht genügte um in die Playoffs einzuziehen, wurde Jarome Iginla mit den Calgary Flames zu einer großen Überraschung des Eishockeyjahres. Anfang April auf Platz sechs in der Western Conference gelandet schossen sich die Westkanadier in den Folgewochen mit viel Herz und Kampfgeist unterstützt von einer fantastischen Fangemeinde mit Siegen über die Vancouver Canucks, Detroit Red Wings und San Jose Sharks bis in das Stanley Cup Finale vor. (siehe unten)

Fast schon ironischerweise sorgte bei ihrem Gegner in der Finalserie, den Tampa Bay Lightning, mit Martin St. Louis ausgerechnet ein Spieler für Furore, der ungedraftet schon einmal zum Kader der Flames gehört und dort in 1998 seine NHL-Karriere begonnen hatte. Mit 94 Scorerpunkten in 82 Spielen verwies er Colorados Teamkapitän Joe Sakic und Kovalchuk um jeweils sieben Zähler auf die Plätze. Für diese Leistung wurde ihm am Saisonende die Hart Memorial Trophy als wertvollster Spieler überreicht.

Eine Trophäe die auch schon zwei altgediente Stars, für die in diesem Jahr verletzungsbedingt so gut wie nichts zusammen lief, mehrmals erhalten hatten: Mario Lemieux (MVP 1988,1993,1996) konnte zu Saisonbeginn nur 10 Partien mitwirken und seine umformierten Pittsburgh Penguins, die vor allem zur Saisonmitte eher einem Farmteam als einer gewachsenen NHL-Mannschaft glichen, landeten mit 51 Niederlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
Als neues altes Ziel hatte sich die tschechische Torwartlegende Dominik Hasek (MVP 1997,1998) gesetzt erneut mit den Detroit Red Wings den Stanley Cup nach 'Hockeytown' zu bringen. Mit seinem Rücktritt vom Rücktritt brachte er die Franchise zunächst jedoch in die Bretouille. Schließlich hatten diese mit Curtis Joseph bereits eine vermeintlich klare Nummer Eins unter Vertrag. Hasek konnte jedoch aufgrund einer Leistenverletzung nur 14 Mal das Tor der Red Wings hüten und die Eishockeyfans mussten in 2004 auf seine immer wieder spektakulären Paraden verzichten.

Nicht gegönnt Erfolge zu feiern war es auch den New York Rangers, die trotz lautstarkem Bekunden vor Saisonbeginn es wiederum, zum siebten Mal in Folge, nicht schafften einen Playoffplatz zu ergattern und bereits vorzeitig daran arbeiteten ihren Kader auszumustern, u.a. wechselte Verteidiger Brian Leetch nach Toronto. Einen Ausverkauf von Spielern gab es ebenso bei den Washington Capitals, die sich in 2004 von den ehemaligen Topstürmern Jaromir Jagr, Peter Bondra, Robert Lang sowie Verteidiger Sergei Gonchar trennten, nachdem sie bereits zum Jahreswechsel ihren Headcoach Bruce Cassidy beurlaubt hatten. Am Ende blieb den 'Caps' gerade noch ein Punkt Vorsprung gegenüber den das Tabellenschlusslicht bildenten Penguins.

Neben den Washington Capitals bemühten sich fünf weitere Teams durch Trainerwechsel positives auf sportlicher Ebene zu bewirken. Bei den Columbus Blue Jackets übernahm Gerard Gallant von Doug MacLean die Verantwortung hinter der Bande. Die Florida Panthers entliessen nach den verpassten Playoffs Rick Dudley und sicherten sich die Dienste vom ehemaligen Senators Coach Jacques Martin, der zuvor seinen Posten in Ottawa an Bryan Murray abgeben musste.
Bei den Avalanche wird der in St. Louis durch Mike Kitchen ersetzte Joel Quenneville sein Glück versuchen. Aus dem Vorhaben von Ex-Coach Tony Granato zum zehnten Mal in Serie mit den 'Avs' die Divisionstabelle anzuführen wurde es nichts. Einen Strich durch diese Rechnung machten ihnen die Vancouver Canucks, die zum ersten Mal seit elf Jahren Divisions-Champions wurden.

Sich selbst ins Abseits und damit seine Mannschaft, die Vancouver Canucks um eine Siegchance in den Playoffs, brachte sich Todd Bertuzzi mit einer unentschuldbaren bösen Aktion am 8. März in einer Partie gegen die Colorado Avalanche. Beim Stande von 8-2 für die Gäste aus Denver, schlug Bertuzzi von hinten kommend Steve Moore mit der Faust seitlich an den Kopf und sprang danach, ob absichtlich oder nicht sei dahingestellt, auf den fallenden Moore. Dieser landete ungeschützt auf dem Gesicht und blieb blutüberströt mit Halswirbelbrüchen auf dem Eis des General Motors Place liegen.
Ob Moore jemals wieder Eishockey spielen kann ist mehr als fraglich. Bertuzzi wurde bis auf weiteres vom NHL-Spielbetrieb suspendiert, musste sich Ende des Jahres bei einem Strafprozess, wo er ein Schuldbekenntnis abgab, für seine Aktion verantworten und selbst der Internationale Eishockeyverband (IIHF) verhängte eine Spielsperre gegen den 29-jährigen Flügelstürmer: Während des NHL-Lockouts bleibt es ihm untersagt in Europa zu spielen.
Eine Lehre sollte die NHL daraus ziehen: Es darf nicht sein, dass 'normale Boxeinlagen' der 'Goons' von der Liga mehr oder weniger toleriert und wegen des fraglichen Unterhaltungswertes für die Zuschauer 'nur' mit einer fünf Minuten Strafe belegt werden.
Jedem Spieler sollte durch deutliche Spielstrafen bewusst werden, dass regelwidriges Verhalten beim Eishockey besonders schwere gesundheitliche Folgen für den Kontrahenten nach sich ziehen kann.

 

Wie man mit harter, körperbetonter und mannschaftlich geschlossener Spielweise, meist im Rahmen des Erlaubten, erfolgreich Eishockey spielt, das zeigte der Playoff-Erstrundengegner der Canucks, die Calgary Flames, die mit unglaublichem Engagement selbst den spielerisch haushoch überlegenen Tampa Bay Lightning im Stanley Cup Finale lange Zeit Paroli bieten konnten. (br)


Das Stanley Cup Finale - Cowboys gegen Surfboys

von Stefan Herget

Calgary gegen Tampa - wohl noch nie in der langen Geschichte des ältesten Sportpokales der Welt waren die Voraussetzungen am Randes des Finales in der NHL unterschiedlicher, ja wenn nicht krasser.
Auf der einen Seite das Überraschungsteam aus der kanadischen Provinz Alberta, das nach seinem unglaublichen Ritt über Vancouver, Detroit und San Jose zum Hoffnungsträger der Ahornblätter wurde, erstmals nach den 1993 siegreichen Montreal Canadiens wieder den Stanley Cup heim in das Mutterland des Eishockeys zu holen und auf der anderen Seite der 'umstrittene' Favorit aus dem sonnigen und für Eishockey selbst im Winter viel zu warmen Florida.
Die Tampa Bay Lightning hatten die reguläre Saison zwar als punktbestes Team im Osten abgeschlossen, so recht anfreunden wollte sich allerdings niemand und nicht einmal die Südstaatler selbst mit deren Rolle als Anwärter Nummer Zwei auf den Titel in der NHL. Schließlich war es undenkbar, dass ausgerechnet ein Team aus dem sogenannten 'Sunshine-Belt' (Sonnenschein-Gürtel) den Cup holen sollte.

Mit den Tampa Bay Lightning hatte zum dritten Mal eine der Anfang der 90er Jahre neugegründeten Franchises im Süden der USA den Einzug ins Stanley Cup Finale geschafft. Die Florida Panthers waren 1996 gleich in ihrer dritten Saison ins Endspiel eingezogen und dort klar mit 4-0 an der Colorado Avalanche gescheitert, ebenso wie im letzten Jahr die Mighty Ducks of Anaheim, die allerdings mit New Jersey über die volle Distanz von sieben Partien gingen.
In den heißen Gefilden Floridas hat Eishockey natürlich keine Tradition. Die Region um Tampa ist dominiert vom NFL-Team den Tampa Bucaneers, die 2003 den Super Bowl für sich entscheiden konnten und damit vor Ort eine wahrliche Hysterie für diese Sportart auslösten.
Ziemlich unbeachtet für viele blieb, dass die Lightning sich bereits im Laufe von 2002-03 zu einer Mannschaft mit Perspektive entwickelten und die Zeit zahlreicher Niederlagen und abgeschlagene Tabellenplätze am Ende der Vergangenheit angehörten. Zweifelsohne stieg somit auch die Beachtung für die NHL und die Zahl der Anhänger wuchs in Tampa und dem benachbarten St. Petersburg.

Der Einzug in das Stanley Cup Finale 2004 tat sein übriges dazu, um die Popularität weiter zu steigern. Plötzlich wurden die Tickets zu den Spielen zur Mangelware und selbst viele, die mit der Sportart nichts anfangen konnten, pilgerten bei Außentemperaturen von bis zu 35 Grad Celsius zur Spielstätte der Lightning, dem St. Pete Times Forum. Nicht wenige waren überrascht, dass es in der Halle so kühl war. Mehr noch: In den lokalen Zeitungen wurde den weniger im Eishockey bewanderten, neu hinzugekommenen 'Fans' die Regeln des Sports erklärt und auch während der Begegnungen im Forum wurde auf dem Videowürfel gezeigt, warum der Linesman gerade einen Zwei-Linien-Pass gepfiffen hatte und was das überhaupt ist. An vielen Reaktionen, die beobachtet werden konnten, wurde deutlich, dass die Liebe zum Eishockey erst sehr kurzfristig entstanden war. Kurzer Rock bzw. Hose und Trägershirt waren nicht gerade die geeignete Kleidung, um sich in einer Eishockeyarena länger aufzuhalten.

Auch in der Stadt selbst waren wenig Anhaltspunkte auf das Ereignis festzustellen. Ein Postbeamter der US Mail empfing seine Kunden im Lightning Outfit. Nur wenige Autos waren mit den sonst üblichen Fahnen geschmückt. Immerhin hatten die zahlreichen Restaurantketten und Firmen an den Ausfallstraßen ihre Schilder meist mit anfeuernden Sprüchen wie 'Go Bolts, get the Cup' oder 'Come on Lightning, beat Calgary' verziert. Selbst die Fanparty vor dem Stadion verlief weitgehend in ruhigen, geregelten Bahnen, da sich der Platz meist erst kurz vor dem Spiel so richtig füllte.

Anders sah es dann innerhalb des Forums aus. Trotz einiger 'Eishockey-Neulinge' vermochten die Bolts-Fans (Bolt=Blitz) für eine hervorragende Stimmung unter dem Dach zu sorgen. Mit den auf jedem Platz verteilten Thundersticks (aufblasbare Plastikstangen), die im Takt aneinander geschlagen werden, erzeugen sie einen beachtlichen Geräuschpegel und die Anfeuerung für die heimischen Akteure konnte sich durchaus mit der in renomierten Stadien wie dem 'Joe' in Detroit oder dem Pepsi Center in Denver messen. Einzig im ersten Spiel, als Tampa eine deutliche 1-4 Niederlage kassierte wurden zwischenzeitlich Buhrufe laut, die aber aufgrund der anschließenden Kritik an den Zuschauern in den lokalen Medien eine Ausnahme blieben.

Negative Äußerungen gegenüber den Team gab es ca. 4.000 Kilometer nordwestlich in Calgary nicht zu verzeichnen. Die Fans standen wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft und selbst nach der Niederlage in der Verlängerung der sechsten Partie, als die Vorfreude auf den möglichen Cupgewinn das weite Rund durchzog, gab es aufmunderden Beifall, stehende Ovationen und 'Go Flames Go' Rufe zur Verabschiedung anstatt Missfallensbekundungen. Anscheinend nichts konnte den Optimismus und Siegesgedanken der tapferen Kanadier ins Wanken bringen, ehe die Enttäuschung dann doch rießengroß war, als der Coup misslang.

Um die 200 Fans begleiteten ihr Team zu den jeweiligen Auswärtspartien in das weit entfernte Tampa. Natürlich rot gekleidetet, wie es in diesen Tagen auf den Straßen und im Saddledome üblich war. Flughafenbedienste, Kaufhausangestellte, Taxifahrer, Hotelpagen und viele mehr: Alle trugen rote T-Sirts der Flames oder das Teamjersey. Kein Wunder, dass der Verkauf dieser Artikel in den Tagen des Triumphes in astronomische Höhen stieg. Im FanAttic, dem Fanshop der Flames im Eaton Center, Mitten in der Downtown gelegen, musste teilweise bis zu 15 Minuten gewartet werden, ehe Einlass gewährt wurde, weil der kleine Shop schlichtweg überfüllt war.
Gut ein Viertel der Farzeuge in der Stadt waren mit kleinen Flames Fahnen geschmückt, manchmal sogar mit bis zu sechs Stück. Über 170.000 im Einzelpreis von stolzen 20 kanadische Dollar (ca. 14 Euro) wurden davon abgesetzt.

In der Downtown zierte das rote "C" die Eingangsbereiche der ansässigen Firmen und Hotels, aufgemalt auf den Fensterscheiben. Die Bagger von Straßenbauarbeitern und selbst die Straßenbahnen waren mit Flames-Fahnen geschmückt, da wollte auch die Feuerwehr in Nichts nachstehen und verdeutlichte ihren Support für das NHL-Team mit einem an der Drehleiter befestigten Banner. Einfach alle spielten in diesen Ausnahmetagen in der City verrückt. Bereits Stunden vor der jeweiligen Begegnung fand ein Hupkonzert statt und die vom Hotel zum Spiel aufbrechenden Lightning wurden bei der Abfahrt mit lauten 'Go Flames Go' Rufen bearbeitet.

Zur Partyzone schlechthin entwickelte sich jedoch die 17te Avenue südlich der Innenstadt. Die mit Kneipen und Restaurants besiedelte Straße wurde kurzerhand zur "Red Mile" erhoben, wo die Fans vor, während und nach dem Spiel gebührend feiern konnten und dies ausgelassen taten.

Am Saddledome selbst begannen die Festivitäten vor jedem Spiel frühzeitig. Eine Live-Band trat auf und zahlreiche, natürlich rot gekleidete Fans stimmten sich auf die Partien entsprechend ein. Nicht jeder der hier vertretenen stammte aus Calgary. Teilweise weite Wege hatten Einzelne auf sich genommen, um die Flames für Kanada zum Titel zu führen, obwohl bei diesen nur elf Landsmänner im Vergleich zu 14 bei den Lightning spielten. Vor allem extra aus der Richtung Vancouver oder Edmonton angereiste Kanadier ließen ihren Faible für die Canucks oder Oilers beiseite, um den Stanley Cup wieder in Kanada zu sehen - egal wo.

Es half alles nichts und die Calgary Flames gingen wie 1994 die Vancouver Canucks gegen die New York Rangers in sieben Spielen leer aus. Die so hoffnungsfrohen und selbst für Spiel 7 in Tampa noch optimitischen Flames Fans trauerten am Ende doch, um die vergebenen und ausgelassenen Chancen den Stanley Cup zu gewinnen. Die ganz große Party fiel in Calgary ins Wasser. Wer weiß, wann wieder so eine Möglichkeit kommt?
Der Jubel im St. Pete Times Forum kannte keine Grenzen, wenn gleich die Feierlichkeiten außerhalb ein schnelles Ende fanden. Nicht einmal zwei Stunden nach Spielende lauschten der Live-Band vor der Arena gerade noch ca. 500 Fans. In Calgary wäre die Nacht wohl zum Tag gemacht worden.

Es waren schließlich die 'Surfboys', welche über die 'Cowboys' gesiegt hatten. Und wie sagte so schön Peter McNabb, Lightning Fan aus St. Petersburg unmittelbar nach dem perfekt gemachten Erfolg: "Tampa hat den Stanley Cup, unfassbar. Dass ist ja so, als wenn Arizona Meister im Fischen würde." Und für alle die es nicht wissen, Arizona besteht fast nur aus Wüste. (sth)

 

Mit der Krönung der Tampa Bay Lightning zum Stanley Cup Champion 2004 sollte dieses Eishockeyjahr aber noch nicht beendet sein. Die NHL lud vom 30. August bis 14. September die acht stärksten Eishockeynationen zu einem internationalen Turnier ein, dem World Cup of Hockey.


Der World Cup of Hockey

von Robin Patzwaldt

Die seltene Gelegenheit ihre 'NHL-Lieblinge' einmal (wieder) live aus der Nähe bewundern zu können, ohne extra eine stundenlange und kostspielige Flugreise auf sich nehmen zu müssen, bot sich europäischen NHL-Fans ab Mitte August.

Der "World Cup of Hockey" machte nach achtjähriger Pause mal wieder Werbung für Spitzeneishockey beim Nationenvergleich der vermeintlich führenden Hockeynationalmannschaften nach NHL-Regeln, und natürlich auf der typischen kleinen Eisfläche.

Hierfür präsentierten sich die Stars auch in vier europäischen Metropolen: Köln, Stockholm, Prag und Helsinki waren die Stationen der gebildeten Europagruppe (bestehend aus Schweden, Finnland, Deutschland und Tschechien), während sich die andere Gruppe (bestehend aus den Nationalmannschaften von Kanada, den USA, der Slowakei und den Russen) in Übersee in St.Paul, Toronto und Montreal präsentierte.

Der World Cup, der das Nachfolgeturnier des legendären Kanada Cups ist, wurde in dieser neuen Form erst zum zweiten Mal nach 1996 ausgerichtet. Die Durchführung, die noch im alten CBA-Vertrag geregelt wurde, fand also erst im quasi letztmöglichen Moment, kurz vor Ablauf der CBA-Vereinbarung statt.
Um die Veranstaltung stärker zu etablieren wurde im Auftrag der NHL extra eine neue Trophäe entworfen und angefertigt, die im April 2004 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dass die deutsche Nationalmannschaft, nach ansprechenden Testspielen, am Ende keine Chance hatte diesen Pokal zu ergattern, verwunderte Hockey-Experten nicht wirklich.
Lediglich zum Viertelfinale gegen die Finnen präsentierte man sich, dank einer engagierten Defensivleistung, als unbequem zu spielender Gegner und verlor durch ein Gegentor kurz vor Schluß unglücklich mit 1-2 Toren.

Die drei Vorrundenspiele zuvor, gingen allerdings alle glatt verloren (2-5 in Schweden, 0-3 gegen Finnland und gar 2-7 in Tschechien), was zu einigen bösen Kommentaren in Übersee führte, welche die Konkurrenzfähigkeit der, von Franz Reindl betreuten, jungen deutschen Truppe in Frage stellten.
Von einer Überraschung, wie man sie noch 1996 geschafft hatte, als man die Tschechen um Jaromir Jagr mit einem 7-1 in Garmisch quasi vom Eis fegte, war man diesmal jedenfalls meilenweit entfernt. Allerdings sollten Kritiker hierbei nicht vergessen, dass mit Olaf Kölzig, Dennis Seidenberg, Marco Sturm, Jochen Hecht und Marcel Goc, auch lediglich fünf aktuelle NHL-Akteure dem deutschen Team zur Verfügung standen, während alle anderen Nationen da doch wesentlich größere Potenziale und Erfahrungen aus der besten Eishockeyliga der Welt abrufen konnten.

Ebenfalls nicht zu überzeugen wussten die Slowaken, die wie die Deutschen, kein Turnierspiel für sich entscheiden konnten, und die Schweden, welche bereits im Viertelfinale durch ein desaströses 1:6 gegen die Tschechen ausschieden.

Das sich die von Anfang an im Turnier hoch favorisierten Kanadier am Ende im Finale mit 3-2 Toren etwas glücklich gegen den Europagruppensieger Finnland, der im Halbfinale völlig überraschend das Heimteam der USA in St.Paul ausschaltete, durchsetzen konnten überraschte die Fachwelt weniger.
Shane Doan von den Phoenix Coyotes gelang der Siegtreffer bereits kurz nach Beginn des Schlussdrittels. Die danach noch einmal aufopferungsvoll kämpfenden Finnen fanden in der Schlußphase mehrfach im überragenden Martin Brodeur ihren Meister, so dass Kapitän Mario Lemieux, der im Turnier persönlich eher unauffällig blieb, nach dem Ertönen der Schlußsirene, zunächst, mangels Erfahrung mit der neu geschaffenen Siegestrophäe, noch sichtlich unsicher, die Ehrenrunde vor den begeisterten kanadischen Zuschauern in Toronto begehen konnte.

Ebenfalls im Rahmen der vorher geweckten Erwartungen blieb die Wahl von Tampa Bays Vincent Lecavalier zum MVP des Turniers.
Neben Lecavalier, der eigentlich zunächst nur als Nachrücker ins Team der Gastgeber kam, schaften noch Martin Brodeur, Kimmo Timmonen, Adam Foote, Saku Koivu und Frederik Modin die Wahl in das All Star Team des Turniers.

Überraschender erschien dem Betrachter dagegen schon der mangelhafte Zuschauerzuspruch, den die Veranstaltung bis zu den Halbfinalspielen verzeichnen konnte.
So besuchten die insgesamt drei von der Deutschen Nationalmannschaft in Köln ausgetragenen Spiele (Testspiele jeweils gegen Russland (3:3), die Tschechei (4:7) und das Gruppenspiel gegen den späteren Finalisten aus Finnland (0:3)) zusammen keine 30.000 zahlenden Zuschauer. Selbst das mit besonderer Spannung erwartete Halbfinale in St.Paul, mit dem dortigen Heimteam der USA gegen das Team aus Finnland, war mit gut 17.000 Zuschauern nicht komplett ausverkauft.
Für Karten der dort beheimateten Minnesota Wild sucht man dagegen oftmals vergeblich.

Die sportlich so reizvolle Veranstalltung, schliesslich sind die Teams weitaus besser besetzt als bei jeder Weltmeisterschaft, die ja statt findet wenn die besten NHL-Cracks in der Regel noch aktiv sind, scheint (noch) ein gehöriges Imageproblem zu haben.
Gründe hierfür dürften u.a. im unregelmässigen Austragungsrhytmus, der geringen Medienpräsenz (selbst in den USA waren die Spiele ausschliesslich im Pay-TV zu verfolgen), aber auch den sehr hohen Eintrittspreisen begründet sein. Ticketpreise von teilweise deutlich über 50 Euro sind halt, besonders in der eigentlich eishockeyuntypischen Jahreszeit, ein gehöriges Hemmnis. Das diesmal zeitgleich die olympischen Sommerspiele in Athen stattfanden war ein weiterer Aspekt der mangelnden Zuschauerresonanz.
Das aber der Zuschauerschnitt der drei Begegnungen in Köln deutlich unter dem Durschnittsbesuch der dort eigentlich heimischen Kölner Haie, aus der deutschen Profiliga DEL, lag, das war dann schon sehr enttäuschend.

Manch ein Fan, der im Sommer noch lieber daheim geblieben ist, dürfte sich inzwischen ob der verpassten Chance reichlich ärgern, denn leider gilt ja bekanntlich noch die Prophezeiung von US-Torhüter Rick Di Pietro, der nach dem Aus seines Teams orakelte: "Der World Cup könnte vorerst das letzte Spitzeneishockey hier gewesen sein. Das ist ein komisches Gefühl. Wer weiss schon, wann es jetzt mit NHL-Hockey weitergehen kann?" Wie Recht er doch leider behalten sollte... (rp)

 

Selbst in der Eishockeynation Canada war die Freude über den Titelgewinn ihrer Nationalmannschaft bereits getrübt. Der bevorstehende NHL-Lockout warf seinen langen Schatten auf die Siegesfeier. Einen Tag nach dem Finale unternahmen die Verantwortlichen der NHL und der Spielergewerkschaft NHLPA den Versuch, doch noch zu einer Einigung zu kommen. Allein der wahre Wille fehlte, eine neue Vereinbarung konnte nicht erzielt werden und es sollte das letzte Treffen für drei lange Monate sein. In der Zwischenzeit hatte die Ligenleitung der NHL die Spieleraussperrung verkündet und in den Stadien der National Hockey League blieben, zumindest was Eishockey betrifft, die Lichter aus.

Ein Image-Schaden, den die Sturköpfe auf beiden Seiten dieser wunderschönen Sportart zufügen, der nur schwer und wenn dann erst über Jahre hinaus wieder behoben werden kann.

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