NHL-Eishockeymagazin
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nr.79 / okt. 2004 

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ESSAY
 
Wie machen es denn die Anderen?
Ein Ligavergleich

von Robin Patzwaldt

Der Streit zwischen der Spielergewerkschaft NHLPA und Ligaleitung der NHL wirft eine Frage auf: Wie haben denn die anderen Ligen im US-Profisport die strittigen Punkte wie Gehaltsobergrenze und Durchschnittseinkommen ihrer Spieler geregelt? Ein kurzer Vergleich der wichtigsten Unterschiede und eventueller Gemeinsamkeiten der Ligen kann vielleicht Ansatzpunke zu einer möglichen Lösung aufzeigen.
Wichtig ist hierfür erst einmal die gegenwärtige

Regelung in der NHL zu betrachten:
Topverdiener in der National Hockey League ist momentan Jaromir Jagr von den New York Rangers. Sein Gehalt liegt bei jährlich US$ 11 Millionen. Das Durchschnittsgehalt eines NHL-Spielers liegt derzeit bei US$ 1,81 Mio. Damit kostet ein Teamkader mit 23 Spielern pro Saison 41,6 Mio. Dollar.

Laut Liga benötigen die Franchises zur Finanzierung dieser Spieler ca. 75% ihrer gesamten Einnahmen. Eine Zahl, die von NHLPA-Seite allerdings bestritten wird.
Die NHL verzeichnet im Jahr einen Gesamtumsatz von ca. 2 Milliarden US-Dollar und ist damit eindeutig die kleinste der US-Profiligen. Die Franchises erleiden dadurch jedes Jahr bedeutende Verluste. In den letzten beiden Jahren angeblich jeweils deutlich über 200 Mio. Dollar/Jahr.
Die Übertragungen im Fernsehen, an denen alle Teams aus einm gemeinsamen Topf gleichmässig profitieren, bringen den Franchisenehmern zur Zeit lediglich ca. 4 Mio. Dollar pro Jahr. Ein Wert der in Zukunft sogar noch weiter absinken dürfte, da es nicht gelungen ist auf dem US-Markt einen landesweiten TV-Vertrag abzuschliessen.
Einnahmen aus Ticketverkäufen und Fanartikelverkauf in und um ihr Stadion konnten die Teams bisher weitestgehend für sich behalten und führten daher zu einer völlig unterschiedlichen Einnahmensituation in den verschiedenen Regionen und Standorten der Teams. Folglich standen auch unterschiedliche Mittel zur Finanzierung der Teamkader zu Verfügung. Eine Limitierung der Ausgaben gab es bisher nicht. Jedes Team durfte soviel Geld in Spieler investieren wie es konnte bzw. wollte.
Die Liga fordert nun eine Begrenzung der Spielerausgaben auf ca. 50 Prozent, wodurch das durchschnittliche Spielergehalt von derzeit 1,8 auf zukünftig ca. 1,2 Mio Dollar sinken würde.

So ist die Lage in der Baseballiga MLB:
Topverdiener hier ist Manny Ramirez von den Boston Red Sox. Er verdiente in der letzten Saison stolze US$ 22,5 Millionen. Das Durchschnittsgehalt eines MLB-Spielers liegt derzeit bei US$ 2,5 Mio. Ein Teamkader kostet bei 25 Spielern dadurch 68,1 Mio. Dollar. Damit verdienen die Spieler 63% der gesamten Ligaeinnahmen.
Der Umsatz der MLB betrug zuletzt 4,1 Milliarden US-Dollar. Es gibt keinen 'Salary Cap', also keine Gehaltsobergrenze für Spielergehälter. Stattdessen arbeitet die MLB mit einer 'Luxussteuer' für jene Teams deren Haushalt eine gewisse Größe, zur Zeit US$ 120,5 Mio., überschreitet. Diese Steuer ist je nach Höhe der Ausgaben gestaffelt. Allerdings betrifft die Steuer bislang auch nur ein einziges Team, nämlich die New York Yankees. Deren astronomisch hoher Haushalt sieht Spielerausgaben von 185 Mio. US-Dollar vor. Hier für zahlen sie schätzungsweise US$ 21 Mio. Steuern. Dieses Geld geht in einen Topf der unter den finanzschwächeren Teams der Liga aufgeteilt wird.
34 Prozent aller Teameinnahmen, inkl. Ticketverkäufen und Fanartikeln, gehen in einen gemeinsamen Topf der unter allen Mannschaften der Liga gleichmässig aufgeteilt wird. Experten haben errechnet das dadurch jährlich ca. 280 Mio. Dollar von finanzsstärkere an schwache Teams fliessen.

Was macht die Basketballiga NBA:
Krösus unter den Spielern ist Shaquille O`Neil von den Miami Heat. Er kann pro Jahr stolze US$ 29,5 Mio für sich verbuchen. Das Durchschnittsgehalt eines Basketballers in der NBA beläuft sich auf US$ 4,92 Mio. Interessanter Weise besitzen die NBA-Spieler eine Klausel in ihrem CBA, dass sie im Schnitt niemals weniger verdienen dürfen als Spieler in einer der anderen drei führenden US-Profisportligen.
Durchschnittlich benötigt ein NBA-Team so zur Zeit 59 Mio. Dollar für die Finanzierung seines lediglich zwölf Spieler umfassenden Teamkaders. In der NBA 'verbrauchen' die Spieler zur Zeit 58 Prozent der Einnahmen. Die Liga konnte zuletzt 3,1 Milliarden Dollar pro Saison umsetzen.
In der NBA gibt es einen sogenannten 'weichen' Salary Cap. Das bedeutet in der Praxis gibt es zwar eine Gehaltsobergrenze, die Zur Zeit bei 43,9 Mio. Dollar liegt, für die es aber diverse Ausnahmeregelungen gibt, was zu dem wesentlich höheren Durchschnittsgehalt führt. Es gibt auch eine Strafsteuer für das Überschreiten der Grenze von 54,6 Mio. Dollar. Diese tritt wiederum nur ein Kraft wenn ligaweit die Spielereinkommen einen gewissen Umfang der Haushaltsausgaben überschreiten. Durch einen lukrativen, langfristigen Fernsehvertrag erhält jedes NBA-Team zugesicherte 25,5 Mio. US-$ pro Saison.

Und wie läuft es im Football bei der NFL:
Spitzenverdiener Brian Urlacher von den Chicago Bears bringt es auf US$ 15 Mio. pro Jahr. Seine Ligakollegen dagegen müssen sich zur Zeit mit durchschnittlich US$ 1,25 Mio. 'begnügen'.
Bei 53 Spielern im Kader kostet ein NFL-Team durchschnittlich 71,8 Mio. Dollar pro Spielzeit. Die Aktiven verbrauchen damit 64 Prozent der Einnahmen. Aufsummiert kann die NFL 5 Milliarden Dollar umsetzen. Die NFL arbeitet mit einem strengen Salary Cap, wonach die Teamausgaben 64,8% der Einnahmen nicht überschreiten dürfen. In der Praxis sind das 80,6 Mio. Dollar.
Die NFL-Teams können sich pro Jahr über garantierte TV-Einnahmen von zur Zeit 75 Millionen US-Dollar freuen. Das alleine ist, zum Vergleich, schon mehr als ein NHL-Team aus allen Quellen erwirtschaftet.
Von allen weiteren Umsätzen gehen 40% in einen gemeinsamen Fond der unter den Teams gleichmässig aufgeteilt wird. Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist das alle NFL-Franchises profitabel arbeiten können. Trotzdem gibt es riesige finanzielle Unterschiede zwischen den Teams die nach Expertenmeinung bei über 100 Mio.Dollar im Jahr liegen sollen.

Eines wird einem beim Betrachten dieser Zahlen sofort klar: Einen Königsweg scheint es für die NHL nicht zu geben auch wenn sie über ihren Tellerrand hinausschauen. Zu unterschiedlich ist die Situation auf dem Fernsehmarkt oder auch in der Wirtschaftskraft der Ligen und Regionen.

Man wird sehen wohin der Weg der NHL führt. Aber selbst wenn man die von der Liga angegebenen Zahlen, wie die NHLPA, anzweifelt, eine deutliche Veränderung des zuletzt praktizierten Modus scheint für die NHL unumgänglich zu sein wenn man gesunde Franchises haben will. Die Liga mit den geringsten TV-Einnahmen und Gesamt-Teamumsätzen kann nicht gleichzeitig die Liga sein deren Spieler den höchsten Anteil am Gesamthaushalt bekommen. Das dürfte eigentlich unstrittig sein... (rp)

 

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