NHL-Eishockeymagazin
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nr.75 / mai 2004 

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ESSAY
 
Droht der NHL bald das Ende einer ganzen Ära?

von Robin Patzwaldt

Mark Messier.

Das Highlight der aktuellen Saison steht uns kurz bevor! Hockeyfans weltweit begeistern sich für ihre Teams und ihre Top-Stars! Eigentlich keine Zeit, um Trübsal zu blasen. Doch am Horizont sammeln sich schon dunkle Wolken! Im Spätsommer und Herbst droht uns Hockeyfans das Ende einer ganzen Ära!
Und damit meine ich nicht einmal in erster Linie den drohenden Streik, der sich nach Meinung fast aller Experten anbahnt, sollten sich die Spielergewerkschaft NHLPA und die Liga nicht doch noch überraschend auf einen neuen Vertrag pünktlich zum Saisonbeginn im Herbst einigen können.

Der Streik könnte nämlich viel weitreichendere Folgen haben, als einem zunächst bewusst ist. Nicht nur, dass ein verspäteter Ligastart, oder sogar die Streichung der kompletten Spielzeit droht, es droht vielmehr zusätzlich noch das Ende einer ganzen Spielergeneration am Ende der aktuellen Saison und damit das Ende einer großen Ära! Wie in jedem Jahr werden Veteranen der Liga ihre Laufbahnen beenden, doch in diesem Jahr drohen es so besonders viele zu werden!

Über ein Dutzend verdiente NHL-Cracks dürften sich bei einer Nichteinigung zum Herbst eine Fortsetzung ihrer Karrieren doppelt gründlich überlegen, und ein Großteil dürfte die Schlittschuhe vermutlich endgültig an den Nagel hängen, oder zumindest der NHL für immer den Rücken kehren!

Steve Yzerman (39, Detroit Red Wings)
Yzerman, einer der besten Führungsspieler in der Liga, hatte bereits in der Vorsaison lange mit den Folgen einer Verletzung zu kämpfen. Ein verspäteter Ligastart im Herbst könnte ihn veranlassen seine lange und ruhmreiche Laufbahn zu beenden. Gedanken darüber hat er schon mehrfach öffentlich geäußert.

Teemu Selanne (33, Colorado Avalanche)
Unabhängig von der Vertragssituation im Herbst hat Selanne ohnehin schon seine Rückkehr nach Europa nach Saisonende angekündigt. Er verzichtete sogar auf einige hunderttausend Dollar Gehalt, um zum Abschluss seiner Zeit in Nordamerika noch einmal mit Paul Kariya, seinem Jugendfreund, in Colorado spielen zu können.

Al MacInnis (40, St.Louis Blues)
McInnis verfügt noch immer über den härtesten Schuss in der Liga. Obwohl er noch das Zeug für ein weiteres Jahr NHL hätte, könnte ein Streik für ihn das plötzliche und ungewollte Karriereende bedeuten.

Mario Lemieux (38, Pittsburgh Penguins)
Mit 38 Jahren hätte er das Alter um aufzuhören. Allerdings macht Lemieux das Spielen zuviel Spaß um den Umbau seiner Pittsburgh Penguins nicht mehr aktiv auf dem Eis zu begleiten. Da er gesundheitlich ohnehin nicht mehr in der Lage scheint eine volle 82-Spiele-Saison zu bestreiten, käme ihm eine verkürzte Saison gesundheitlich vielleicht sogar etwas entgegen. Aber sein Karriereende erscheint ebenso in kürze wahrscheinlich.

Mark Messier (43, New York Rangers)
Messier war in seiner 25. NHL-Spielzeit nur noch ein Schatten vergangener Tage. Obwohl er es öffentlich noch nicht bestätigt hat, erscheint sein Karriereende im Sommer beschlossene Sache zu sein. Die Fans im heimischen Madison Square Garden verabschiedeten ihn auch schon entsprechend nach dem letzten Heimspiel der Rangers in der Vorrunde.

Igor Larionov (43, New Jersey Devils)
Larionov hat schon bekannt gegeben, dass er demnächst Trainer eines Teams sein will. Zuletzt häufiger aus dem Kader in New Jersey gestrichen, zog er bereits einen Schlussstrich unter seiner NHL-Karriere, auch ohne einen Streik, der ihm die fällige Entscheidung quasi abgenommen hätte.

Brett Hull (39, Detroit Red Wings)
Hull hat sich der aktuellen Spielzeit schon sehr der Heranführung der Nachwuchsleute in Detroit verschrieben. Dabei hat sich seine eigene Eiszeit bereits spürbar reduziert. Es erscheint gut möglich, dass er auf eine Fortsetzung seiner großen Karriere verzichtet, sollte die neue Saison nicht pünktlich starten können.

Dominik Hasek (39, Detroit Red Wings)
Die Karriere des Dominator dürfte quasi schon beendet sein. Nach seinem überraschenden Comeback im letzten Sommer brachte es der Champion von 2002 nur noch auf ein gutes Dutzend Einsätze in der letzen Runde. Zu wenig, um seine große Klasse noch einmal unter Beweis stellen zu können. Und ein weiteres Jahr Pause würde seiner Form bestimmt nicht dienlich. Von Hasek mussten wir uns wohl schon endgültig verabschieden. Das offizielle Laufbahnende steht aber noch aus.

Ed Belfour (39, Toronto Maple Leafs)
Es hat schon Torhüter gegeben, die auch bis über die 40 Jahre Altersgrenze hinaus noch Top-Leistungen in der NHL gebracht haben. Belfour hat nach seinem umstrittenen Wechsel von Dallas nach Toronto in 2002 bewiesen, dass er noch immer zu den ganz Großen seiner Zunft gehört. Wenn man ihm einen soliden Backup zur Seite stellt, der ihm einen größeren Teil seiner Spiele abnehmen könnte, wäre eine Fortsetzung der Karriere vom "Eagle" durchaus möglich, trotz längerer Pause.

Pavel Bure (33, New York Rangers)
Unabhängig vom drohenden Streik scheint seine Karriere bereits beendet. Seit über einem Jahr pausiert der ehemalige Top-Torjäger jetzt schon aufgrund einer anhaltenden Knieverletzung. Es erscheint mehr als unwahrscheinlich, dass er noch einmal auf NHL-Niveau spielen kann. Von ihm müssen wir uns wohl ebenfalls so oder so verabschieden.

Ron Francis (41, Toronto Maple Leafs)
Mit seinem Wechsel zu den Leafs dürfte sich der inzwischen über 41-jährige Führungsspieler ein letztes Karrierehighlight gesichert haben. Nach diesem erneuten Titelanlauf in Toronto dürfte er aufhören, wenn kein Wunder geschieht.

Peter Forsberg.

Peter Forsberg (30, Colorado Avalanche)
Der erst 30-jährige Schwede kokettiert bereits seit einigen Jahren mit der geplanten Rückkehr in seine Heimat Schweden. Sollte ihm das Hockey spielen in Übersee im Herbst zunächst verwehrt bleiben, erscheint eine Heimkehr von Forsberg nach Skandinavien jedoch wahrscheinlicher als noch in den Vorjahren.

Adam Oates (41, Edmonton Oilers)
Der 41-jährige hat seinen Rücktritt bereits kürzlich bekannt gegeben. Nachdem er mit den Mighty Ducks in der Vorsaison noch einmal bis ins SC-Finale vordringen konnte, fand er zu Saisonbeginn zunächst überhaupt kein neues Team. Die Oilers nahmen ihn dann zwar im November noch einmal kurzzeitig unter Vertrag, doch mit dem Nichterreichen der Playoffs mit den Kanadiern war die Karriere des Adam Oates dann beendet.

Cliff Ronning (38, New York Islanders)
Cliff Ronning hatte nach der sehr erfolgreichen Saison in 2003 mit den Minnesota Wild zunächst auch Schwierigkeiten noch einmal einen Vertrag in der NHL zu ergattern. Schließlich fand der 38-Jährige eine neue Heimat auf Long Island bei den New York Islanders. Eine Fortsetzung seiner Laufbahn erscheint angesichts der ungeklärten Situation jedoch ebenfalls mehr als zweifelhaft.

Scott Stevens (39, New Jersey Devils)
Der 39-jährige Kapitän der Devils versäumte schon große Teile der aktuellen Spielzeit aufgrund einer Gehirnerschütterung. Sollte die kommende Spielzeit erst mit großer Verspätung losgehen, hätte Stevens dann wahrscheinlich ein Jahr nicht mehr auf dem Eis gestanden. In seinem Alter bereits ein schwerer Nachteil. Es dürfte also recht unwahrscheinlich sein, dass Stevens dann noch einmal mit alter Klasse zurückkehrt. Ein Ende seiner Laufbahn ist ebenfalls zu befürchten.

Und diese kleine Auswahl an Akteuerne lässt sich noch weiter ergänzen. Spieler wie Doug Gilmour (41), Phil Housley (40), Adam Graves (36) oder Steve Thomas (40) dürften ebenfalls fehlen, wenn die NHL wieder den Puck fallen lässt, irgendwann einmal, nach dieser noch so schönen und fröhlichen Saison.

Das drohende Ende einer Ära mit verdienten Spielern der letzten Dekade wirft seinen Schatten bereits über das helle Strahlen der aktuellen Playoffs... (rp)

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