NHL-Eishockeymagazin
 berichte - hintergrund

>> Titelseite

>> Berichte
>> aktuell
>> hintergrund

>> Vereine

>> Fanspiele

>> Service

>> Statistik

>> Gerüchte

nr.73 / mar. 2004 

ANZEIGE

ESSAY
 
Letzte Chance zum entscheidenden Feinschliff
Die Trading Deadline

von Robin Patzwaldt

Brian Leetch und Sergei Gonchar
Zwei Topverteidiger mussten zuletzt ihr Team wechseln.

Am 9. März 2004 ist es wieder soweit! Der alljährliche Versuch von Anwärtern und selbsternannten Favoriten auf den Stanley Cup dem bestehenden Teamkader durch Verstärkungen in letzter Minute (endgültig) auf Titelkurs zu bringen, die nahende 'Trading Deadline', sorgt für Gesprächsstoff in der Liga.
Oftmals konten Teammanager an diesem Tag entscheidende Impulse setzen. Aber natürlich nicht immer gelang der vermeintlich clevere Schachzug, logischer Weise.

Werfen wir an dieser Stelle einmal einen Blick zurück. Welche späten Trades der Vergangenheit gingen auf, und welche brachten nicht den gewünschten Effekt?

Seit 1979-80 wechselten am letztmöglichen Tag der Saison insgesamt 515 Spieler die Teams. Das war das Ergebnis von insgesamt 278 Vereinbarungen zum Spielertausch zwischen den beteiligten NHL-Franchises. Alleine im letzten Jahr waren 46 Spieler betroffen und mussten kurzfristig ihre Koffer packen. Ein neuer NHL-Rekord!

SaisonDatumAnzahl
Trades
Involvierte
Spieler
1979-8011. März 198035
1980-8110. März 19811222
1981-829. März 1982511
1982-838. März 198311
1983-846. März 198422
1984-8512. März 198547
1985-8611. März 1986814
1986-8710. März 198759
1987-888. März 1988812
1988-897. März 1989921
1989-906. März 19901016
1990-915. März 19911433
1991-9210. März 19921122
1992-9322. März 1993914
1993-9421. März 19941835
1994-957. April 19951932
1995-9620. März 19961321
1996-9718. März 19971835
1997-9824. März 19981938
1998-9923. März 19992030
1999-0014. März 20001223
2000-0113. März 20011731
2001-0219. März 20021735
2002-0311. März 20032446
Total278515

10. März 1980:
Die New York Islander verpflichten Butch Goring aus Los Angeles im Austausch für Billy Harris und Dave Lewis. Harris war der erste Spieler den die Islanders jemals gedraftet hatten und war bereits seit 1972 im Team.
Mit Neuverpflichtung Goring allerdings blieben die Islanders in den letzten 12 Saisonspielen gänzlich ungeschlagen und machten sich auf den Weg zu ihrem ersten Titelgewinn.

11. März 1986:
Die Calgary Flames sicherten sich die Dienste von John Tonelli von den New York Islanders. Tonelli brachte viel Erfahrung mit ins Team. Schliesslich war er an den vier Meisterschaften der Islanders zu Beginn der 80er-Jahre massgeblich beteiligt. Für ihn verliessen Steve Konroyd und Richard Kromm, beides junge aufstrebende Talente, die Flames in Richtung Long Island.
Tonelle fühte die Flames im Anschluss mit 16 Punkten in 22 Spielen in ihr erstes Stanley-Cup-Finale der Franchisegeschichte, wo sie allerdings später den Montreal Canadiens unterlagen.

8. März 1988:
Die Edmonton Oilers holen Geoff Courtnall und Goalie Bill Ranford aus Boston für Torhüter Andy Moog.
Beide Teams profitierten 2 Jahre später noch entscheidend von dieser Transaktion. Die Keeper Ranford und Moog erspielten ihren Teams jeweils die Stanley-Cup-Finalteilname. Die Oilers holten ihren 5. Titel in sieben Jahren und Ranford wurde sogar mit der Conn-Smythe Trophy, als wertvolster Spieler der Playoffs, ausgezeichnet.

4. März 1991:
Die Pittsburgh Penguins verstärken sich mit Ron Francis, Ulf Samuelsson und Grant Jennings aus Hartford.
Die Whalers erhalten zum Ausgleich John Cullen, Jeff Parker und Zarley Zalapski.
Anschliessend machten sich die Pinguine auf ihren ersten von zwei aufeinander folgenden Titeln zu erobern. Francis blieb für 8 Jahre in Pittsburgh und errreichte beeindruckende 100 Punkte in seinen 97 Playoffspielen für die Schwarz-Gelben.

21. März 1994:
Die New York Rangers entscheiden sich für Stephane Matteau und Brian Noonan von den Chicago Blackhawks. Diese erhalten zur Kompensation u.a. Tony Amonte, Matt Oates und Glenn Anderson.
Vancouver holt Jeff Brown, Bret Hedican und Nathan LaFayette aus St.Lois in seinen Kader. Man 'opfert' dafür die Rechte an Center Craig Janney.
Die Rangers gewannen anschliessend die Presidents Trophy, für das Punktbeste Team der Liga, und machten sich zu ihrem langersehnen Cupgewinn auf. Alle Neuverpflichtungen übernahmen dabei Schlüsselrollen im Team.
Die Canucks ihrerseits profitierten von den Neuen im Team ebenfalls und es gelang den Kanadiern die zweite Finalteilnahme in der jungen Franchisegeschichte.

18. März 1997:
Die Dertroit Red Wings verpflichten Verteidiger Larry Murphy von den Toronto Maple Leafs im Austausch für zukünftige Draftpicks. Murphy vermochte auf Anhieb zu überzeugen und führte die Red Wings, mit dem besten +/- Wert der Playoffs im Team, zu ihrem ersten Titel seit 1955.

23. März 1999:
Die Red Wings aus Detroit sichern sich den neunmaligen All-Star Chris Chelios von den Cicago Blackhawks für zwei Draftpicks.
Aus New York kam Veteran Ulf Samuelson von den Rangers und Wendel Clark kam aus Tampa Bay.
Trotz all dieser Routine welche die Red Wings ihrem Kader noch hinzufügten, unterlag man anschliessend den Colorado Avalanche bereits im Western Conference Halbfinale.

6. März 2000:
Die Colorado Avalanche werden aktiv und sichern sich Verteidiger Ray Bourque und Dave Andreychuck von den Boston Bruins für Brian Rolston, Samuel Pahlsson und Martin Grenier.
Obwohl Bourque, der im Herbst seiner Karriere endlich auch mal Titelträger sein wollte, keinesfalls enttäuschte und allein 14 Punkte in den letzten 14 Spielen der Regular Season beisteuern konnte, erreichte die Avalanche anschliessend 'nur' das Conference-Finale. Bourques großer Traum blieb zunächst noch unerfüllt.

12. März 2001:
Pittsburgh holt Johan Hedberg und Bobby Dollas aus San Jose. Für die beiden zieht es Jeff Norton an den Pazifik. Hedberg, der zuvor erst neun NHL-Spiele bestritten hatte, erwies sich als Volltreffer. Mit 18 Spielen in Folge sicherte er Pittsburgh die Teilnahme am Eastern-Conference-Finale. Er wandelte sich innerhalb kurzer Zeit zum absoluten Publikumsliebling in Pittsburgh. Daran änderte auch die anschliessende Niederlage gegen die Devils aus New Jersey nichts.

18. März 2002:
Die Rangers holen Pavel Bure aus Florida an den Broadway. Igor Ulanov zeigt seine Künste anschliessend in Florida.
In New York schlägt Bure sofort ein. Er markierte 20 Punkte in nur 12 Spielen der Rangers bis zum Saisonende. Um die Playoffs zu erreichen sollte es dennoch erneut nicht für die Blueshirts reichen.

19. März 2002:
Colorado verstärkt die Defensive mit Darius Kasparaitis aus Pittsburgh. Rick Berry und Ville Nieminen werden im Anschluß zu "Pinguinen".
Die Avalanche erreicht im Frühsommer zum vierten Mal in Folge das Western Conference-Finale. Kasparaitis bestritt alle 21 Playoffspiele der Mannen aus Colorado.

5. März 2003:
Die Maple Leafs verpflichten den Kapitän der San Jose Sharks Owen Nolan. Alyn McCauley, Center Brad Boyes und ein Draftpick in 2003 werden zum Ausgleich angeboten. Der große Erfolg sollte den Ahornblättern in den anschliessenden Playoffs allerdings verwehrt bleiben.

11. März 2003:
Die Mighty Ducks versuchen mit Veteran Steve Thomas aus Chicago und Rob Niedermayer aus Calgary, im Austausch für Mike Commodore sowie Jean-Francois Damphousse, mehr Schwung in ihren Kader zu bringen.
Beide übererfüllten die Anforderungen der Ducks-Verantwortlichen sogar und führten das junge Team ins erste Stanley-Cup-Finale der Franchisegeschichte gegen die New Jersey Devils.

Wir können also gespannt sein, was uns in den nächsten Tagen alles an Trades geboten wird. Träume und Hoffnungen der Verantwortlichen werden sich wieder nicht immer erfüllen können. Aber es bleibt spannend abzuwarten welcher scheinbar umstrittene Wechsel oder zunächst unscheinbar erscheinende Tausch sich am Ende vielleicht doch wieder entscheidend bemerkbar macht.
Beurteilen wird man das, wie fast immer in der Vergangenheit, erst in einigen Monaten oder Jahren wirklich können... (rp)

ANZEIGE

 

(C) eishockey.com, Sports Media & Entertainment GmbH