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nr.73 / mar. 2004 

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INTERVIEW
 
'Die Deutschen sind immer für eine Überraschung gut.'
 
Christian Ehrhoff(re.) im Gespräch mit unserem Redakteur Stefan Herget.

Er zählt zu den großen Talenten des deutschen Eishockeys und hat direkt nach der Deutschen Meisterschaft mit den Krefeld Pinguinen im letzten Jahr den Sprung über den großen Teich gewagt. Bei seiner neuen Mannschaft den San Jose Sharks steht er nun tagtäglich unter Druck Leistung zu bringen, um nicht ins Farmteam geschickt zu werden. Doch angesichts seiner Situation alles andere als mißmutig erlebte unser Redakteur Stefan Herget den 21-jährigen Verteidiger Christian Ehrhoff bei einem Treffen. Bereitwillig äußerte sich der in Moers geborene Deutsche über seine Perspektiven, seinen Kollegen Marco Sturm, die Umstellung in Amerika zu leben und zu spielen u.v.m.

Eishockey.com: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, dass du auf Anhieb den Sprung in die NHL geschafft hast. Wie hast du dich in den USA eingelebt?

Ehrhoff: Ich muss sagen, ich habe mich relativ schnell eingelebt, obwohl ich noch lange im Hotel gewohnt habe und erst Anfang Februar in ein Appartement gezogen bin. Das hat die Sache etwas schwieriger gemacht, aber letztendlich komme ich gut klar und fühle mich bestens hier.

Eishockey.com: In wie fern hilft es dir dabei in Marco Sturm einen deutschen Landsmann in San Jose als Kollegen zu haben?

Ehrhoff: Das ist schon eine sehr schöne Sache, weil wenn ich irgend etwas oder irgend jemand brauche, der Marco kann mir alles sagen und erklären, weil er mittlerweile alle Leute dort kennt. Er steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite.

Eishockey.com: Marco Sturm hat sich ja zum Führungsspieler im Team entwickelt. Hilft das auch dir weiter, in dem du in ihm einen Fürsprecher bei den Verantwortlichen hast?

Ehrhoff: Nein, seine Rolle im Team bringt mich nicht unbedingt weiter, denn ich alleine muss sehen, dass ich meine Leistung bringe, die Erwartungen des Trainers erfülle und so meine eigene Rolle in der Mannschaft finde. Aber für Marco ist das natürlich eine Supersache und er leistet als Führungsspieler wirklich gute Arbeit.


Eishockey.com: Wie geht man mit dem Druck um jedes Training und jedes Spiel sein Bestes geben zu müssen?

Ehrhoff: Es ist ziemlich schwierig und bedarf einiger Gewöhnungszeit, vor allem auch die Tatsache, dass man häufiger nicht spielt und um seinen Platz im Team zittern muss. Das ist schon schwierig hier, aber es handelt sich um die beste Liga der Welt und viele Spieler wollen hier spielen, da muss man auch mit dem entsprechenden Konkurrenzkampf leben.

Eishockey.com: Glaubst du die Nominierung zum YoungStar Game brachte für dich weitere Pluspunkte?

Ehrhoff: Es bedeutete für mich eine weitere Motivation, auch für meine kommenden Aufgaben in San Jose und es war natürlich eine große Ehre für mich persönlich hier als Aktiver dabei zu sein.

Eishockey.com: Wo siehst du noch Schwächen bei dir oder in deinem Spiel, die du noch abstellen möchtest?

Ehrhoff: Gerade im defensiven Bereich muss ich mich trotz Fortschritten in den letzten Monaten weiter verbessern und noch mehr Potenzial aus mir herausholen. Ich denke da kann ich noch einiges tun und muss im Training hart dafür arbeiten.

Eishockey.com: Wie schafft man die Umstellung von der DEL auf die NHL, denn hier wird schneller gespielt, die Gegenspieler sind besser und die Eisfläche ist kleiner?

Ehrhoff: Als klar war, dass ich nach Übersee komme, habe ich im Sommer besonders hart trainiert, damit ich fit war und dann das Rookiecamp hat mir schon geholfen. Dort hatten wir ein Turnier mit ein paar Spielen. Das war ganz gut, um mich an die kleinere amerikanische Eisfläche zu gewöhnen und die ersten Eindrücke zu sammeln. Mit der Zeit findet man sich immer besser zurecht und mittlerweile komme ich ganz gut klar.


Eishockey.com: Als junger Spieler muss man sich wohl auch Respekt in der Liga verschaffen. Wie verschafft man sich den?

Ehrhoff: Man versucht gut zu spielen, um so den anderen Spielern zu beweisen, dass man mithalten kann und dann kommt der Respekt ganz automatisch.

Eishockey.com: Thema Respekt: Ist da Fighting, das in der NHL einen gewissen Stellenwert besitzt, auch für dich ein Thema?

Ehrhoff: Nein, eigentlich nicht, aber wenn sich alle am Eis prügeln, bin ich sicher auch dabei (lacht). Normalerweise ist das aber nicht meine Aufgabe, da haben wir andere im Team, welche die Faustkämpfe austragen.

Eishockey.com: Eines deiner kurzfristigen Ziele dürfte wohl die Etablierung im Kader der Sharks sein, aber wo siehst du deine langfristigen Ziele?

Ehrhoff: Ich möchte einer der Topverteidiger bei den San Jose Sharks werden und damit verbunden natürlich viel Eiszeit bekommen und viel spielen. Mit dieser Position wäre es dann natürlich ein Traum irgend wann den Stanley Cup zu gewinnen.


Eishockey.com: Alle reden vom Streik in der NHL nach dieser Saison. Wäre es für dich ein Thema vorübergehend wieder in der DEL zu spielen?

Ehrhoff: Ich hoffe natürlich, dass es hier weitergeht und es keinen Streik gibt, mehr Gedanken mache ich mir zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht darüber. Es gäbe ja dann auch die Alternative in der AHL zu spielen, aber Deutschland wäre sicher in diesem Fall auch eine Wahl. Das muss sich aber erst noch zeigen.

Eishockey.com: Du beobachtest sicher die Entwicklung bei deinem Ex-Klub den Krefeld Pinguinen, die mit der Bürde der Titelverteidigung nicht zurecht kommen. Was meinst du dazu?

Ehrhoff: Es ist schade, dass sie nach der Meisterschaft so in ein Loch gefallen sind, das hatte aber auch mit den zahlreichen Abgängen zu tun. Ich denke, auch wenn es dieses Jahr zu den Playoffs nicht gereicht hat, dass man in Zukunft wieder mit ihnen rechnen muss.

Eishockey.com: Wie siehst du die Chance der Deutschen beim anstehenden World Cup of Hockey?

Ehrhoff: Ich sag einmal so: Die Deutschen sind immer für eine Überraschung gut (grinst).

Eishockey.com: Vielen Dank und weiterhin alles Gute für die Zukunft, Christian. (sth)

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