NHL-Eishockeymagazin
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nr.72 / feb. 2004 

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REPORT
 
Eine rundum gelungene Veranstaltung
Fakten zum 54. NHL All-Star Game

von Stefan Herget

alle Fotos von Torsten Müschner und Stefan Herget

Das 54. NHL All-Star Game in St. Paul, Minnesota gehört der Vergangenheit an. Es ist aber nicht nur ein Spiel der Besten der Liga, sondern ein Fest für Gönner und Freunde des Eishockeys. Mit dem Standort Minnesota hat die NHL einen Glücksgriff getan, was die Veranstaltungen rund um das Event eindrucksvoll bewiesen hat: Hier wird Eishockey erlebt und gelebt. Anders als in den warmen, sonnigen Gefilden Floridas im Vorjahr, passte selbst das mit Temperaturen von bis zu zehn Grad Minus eisige und frostige Wetter perfekt zu der Sportart. Unser Redakteur Stefan Herget war vor Ort und berichtet in Stichpunkten über seine Erlebnisse.

Zuschauerekord
Die Begeisterung der Menschen rund um Twin Cities wie die zusammengewachsenen Städte Minneapolis und St. Paul auch genannt werden, kannte keine Grenzen. Mit jeweils 19.434 Zuschauern am Samstag beim Superskill und Sonntag beim All-Star Game im eigentlich nur 18.064 Zuschauer fassenden Xcel Energy Center, übrigens eines, wenn nicht das schönste Stadion der NHL, wurde ein neuer Zuschauerrekord für ein Eishockeyspiel im Bundesstaat Minnesota aufgestellt.
Ebenfalls ein neuer Rekord für das All-Star Game Wochenende stellte die Besucherzahl beim Training der Teams am Samstag vormittag dar. Trotz der Eintrittspreise von 15 Dollar für Erwachsene und 11 Dollar für Kinder wollten über 15.000 die Stars bei ihren lockeren Runden auf dem Eis sehen.

NHLFantasy
Regen Zuspruch fand auch die Ausstellung NHLFantasy im neben den Stadion liegenden RiverCentre. Von 3. bis 7. Februar konnte man sich mit dem Stanley Cup fotografieren lassen, die Trophäen der NHL bewundern, sich selbst kostenlos auf einer Playercard verewigen lassen (wovon über 25.000 Fans Gebrauch machten), seine Fähigkeiten in allen möglichen Eishockey Events praktisch testen, den Basar zum Kauf oder Tausch von Playercards oder Trikots nutzen oder einfach nur die Ausstellung über die Geschichte der Liga anschauen. Bevor der Stanley Cup in der Ausstellung Station machte, wurde er mit einem speziell konstruierten Schlittenbob 365 Meilen durch den 'State of Hockey', wie Minnesota auch genannt wird, kutschiert, um in den verschiedenen Städten präsentiert zu werden.


Festivitäten
Twin Cities nutzte den Besuch von geschätzten 5.000 Personen, die nur wegen des Spiels gekommen waren, um sich von seiner besten Seite zu präsentieren. An allen Ecken geschmückte Häuser und Straßenzüge, die auf das Ereignis verwiesen. Am meisten beeindruckte jedoch der IcePalace vor dem Xcel Engery Center. Der aus mehr als 25.000 Eisbausteinen erbaute Palast entfaltete am Abend seine ganze Schönheit, als er von unzähligen Lichter beleuchtet in allen Farben bunt schillerte. Im Inneren des ungefähr 1,3 Millionen Dollar teueren Bauwerkes, das bereits Mitte Januar eröffnet und nach dem All-Star Game wieder abgerissen wurde, konnte man Eis laufen, Fernsehsendungen des lokalen Senders Fox9 oder auch eines der zahlreichen Konzerte auf der eigens errichteten Bühne beiwohnen.
An anderer Stelle wurden zahlreiche Eisfiguren präsentiert, darunter künstlerisch aus gefrorenem Wasser entworfen die 30 Logos der NHL Teams. Auch wurden mehrere Figuren und Abbildungen aus Schnee geformt, wie zum Beispiel zwei fightende Eishockeyspieler, so dass rund um die Arena ein interessantes Angebot zu finden war.


Helfer
Sie standen überall und waren jederzeit zugegen, wenn Hilfe gefragt war. Über 1.500 freiwillige Helfer, zumeist Bürger aus Twin Cities, sorgten für einen geregelten Ablauf aller Veranstaltungen. Mehr als 45 von ihnen reisten sogar extra aus ihren beheimateten Bundesstaaten Kalifornien, Florida, Ontario und British Columbia an, um sich nützlich zu machen.

Herb Brooks
Pünktlich zum Filmstart in den USA des Filmes 'Miracle' (Wunder), welcher den historischen Triumpf des Teams USA über die Sowjetunion bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid zeigt, wurde der damalige Trainer der US-Boys und der aus St. Paul stammende Herb Brooks am All-Star Wochenende mehrfach geehrt. Für den 2003 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Brooks wurde am Stadion eine Statue eingeweiht, die ihn in jubelnder Siegerpose zeigt und Schauspieler Kurt Russell, der Brooks im Kinofilm darstellt, durfte in einer Zeremonie vor der Begegnung am Sonntag das folgende Spiel Herb Brooks widmen. Selbst auf der Pressetribüne wurde die Legende anschließend mit stehenden Ovationen gefeiert.

Gefeierte und weniger Gefeierte
Mit Begeisterungsstürmen wurden auch besonders die Aktiven der Minnesota Wild, Verteidiger Filip Kuba und Torhüter Dwayne Roloson, gefeiert. Am meisten Applaus genoss aber der 43-jährige Mark Messier von den New York Rangers, der von den Reaktionen des Publikums bei seinem 15. und womöglich letzten All-Star Game sichtlich überwältigt war. Der Stürmer präsentierte sich locker und freundlich wie selten zuvor in seiner langen Karriere.
Weniger freundlich, aber mit sehr herzlich gemeinten Buhrufen wurden die Akteure der Vancouver Canucks, Markus Naslund und Todd Bertuzzi, sowie deren Trainer Marc Crawford empfangen. Die hatten die Fans in Minnesota seit den letzten Playoffs noch negativ in Erinnerung. Besonders Bertuzzi, der während der Serie den Wild mehrmals riet schon einmal die Golftasche klar zu machen und sich auch während eines Spieles in St. Paul dazu hinreißen ließ, die Fans mit Trockenschlagbewegungen eines Golfers zu provozieren, musste besonders viel einstecken, was er aber offensichtlich äußerst locker und lässig nahm.
Ex-Minnesota North Stars und jetzt Dallas Stars Stürmer Mike Modano musste ebenso einige Unmutsbezeugungen zur Kenntnis nehmen, nachdem ihm immer noch eine mittlerweile revidierte Aussage, dass die Fans in Minnesota nicht gut sind, nachhängt.

Liveübertragung
In 217 Ländern der Erde wurde das All-Star Game live übertragen. Vor Ort waren dieses Jahr auch wieder die Kollegen vom deutschen Fernsehsender PREMIERE. Michael Leopold (s. Bild links) und sein Producer Volker Schmidtlein waren am gesamten Wochenende in St. Paul auf Stimmen- und Stimmungsfang für die Zuschauer in Deutschland und Österreich. Leopold kommentierte die Begegnung am Sonntag live aus dem Xcel Energy Center und hatte sich mit Christian Ehrhoff (s. Bild rechts), dem deutschen Verteidiger der San Jose Sharks einen bekannten Co-Kommentator geangelt.

Guter Auftritt
Nicht nur am Mikrophon für PREMIERE am Sonntag gab Christian Ehrhoff ein gutes Bild ab, sondern auch am Samstag beim YoungStar Game, zu dem er von der NHL nominiert wurde. Trotz seiner Aufgabe als Verteidiger präsentierte sich der in Moers geborene Deutsche sehr offensiv und konnte nach einem blitzsauberen Schuss sogar einen Treffer verbuchen. Er rundete damit einen positiven Gesamteindruck ab und konnte weiter Punkte für sein Verbleiben im NHL-Team der Sharks sammeln.

Feierlichkeiten
Die NHL hatte geladen und viele waren gekommen. Am Samstag nach den SuperSkill Wettbewerben fand die NHL All-Star Party in keiner geringeren Lokalität als dem Football Stadion von Minneapolis, dem Metrodome, statt. Tausende geladene Gäste (Sponsoren, Medien, Spieler, Mitarbeiter etc.) wurden von den gebotenen Köstlichkeiten bei Livemusik bestens verwöhnt. Und wer noch nicht genug hatte, konnte sogleich am nächsten Morgen beim Brunch in der NHLFantasy Ausstellung weiter 'sündigen'.
Am Abend nach dem All-Star Game folgte dann zum Abschluss noch ein Konzert der Barnaked Ladies im IcePalace mit einem finalen Feuerwerk.

Legendäres All-Star Team
Die Fans waren erstmalig aufgerufen das NHL Legendary All-Star Team zu wählen. In der Abstimmung, die vom 1. November bis 31. Dezember 2003 stattfand, durften nur Spieler gewählt werden, die sich im Ruhestand befinden und zu mindestens sieben All-Star Games berufen wurden.
Gewählt wurden schließlich im Tor Patrick Roy, in der Verteidigung Bobby Orr und Raymond Bourque, sowie im Sturm Gordie Howe, Wayne Gretzky und Bobby Hull.

Jeremy Roenick
Philadelphia Flyers Stürmer Jeremy Roenick zeigte sich bei seinem neunten All-Star Spiel von seiner besten Seite. J.R., wie er auch wegen seiner nicht immer einfachen Art genannt wird, scherzte mit den Medien, versorgte die Fans beim Training am Morgen mit Pucks und entschuldigte sich vor laufender Fernsehkamera bei Schiedsrichter Blaine Angus für seinen Flaschenwurf zwei Wochen zuvor, die ihm eine Sperre durch die NHL bescherte. Seine Lockerheit kam ihm anschließend auch beim Wettbewerb genauester Schuss zu Gute, wo er bei vier Versuchen vier Mal traf. Im All-Star Game lieferte er sich zur Unterhaltung der Zuschauer einige interessante Duelle mit Keith Tkachuk am Rande der Partie.
Einen Wunsch äußerte Roenick in Richtung Rick Nash, der hoffentlich auch einmal so eine große Klappe wie er bekommen möge, damit er in diesem Bereich einen würdigen Nachfolger haben würde. Auf die Frage, was er wohl im Falle eines Streikes nächste Saison machen würde, antwortete Roenick trocken und leicht grinsend: 'Schauspieler, ich glaube das würde zu mir passen.'

Wirtschaftliche Aspekte
Das All-Star Game brachte der Wirtschaft in der Region Twin Cities Einnahmen von geschätzten 15 bis 18 Millionen US-Dollar. Die NHL hat aus den Ticketverkäufen inklusive der Eintrittsgelder für das NHLFantasy über vier Millionen US-Dollar eingenommen. Die Minnesota Wild erhalten Einnahmen vor allem aus den Konzessionen und Parkgebühren. Für den von der NHL ins Leben gerufenen wohltätigen Zweck von 'Hockey fights against Cancer' (Eishockey kämpft gegen Krebs) wurden Spendengelder aus Auktionen u.ä. in Höhe von knapp 500.000 US-Dollar gesammelt.
Die besten Fanartikel im Verkauf waren trotz Preise von 170 Dollar für das Replica und 300 Dollar für das Authentic das All-Star Jersey von Wild Torhüter Dwayne Roloson, dicht gefolgt vom Logo Puck und dem Jersey des MVP Joe Sakic. Letzteres war bereits kurz nach Ende der Partie vergriffen. (sth)

 

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