NHL-Eishockeymagazin
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nr.71 / jan. 2004 

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TEAMREPORT
 
Der Norden wird wild
Die Geschichte der Minnesota Wild

von Robin Patzwaldt

Wilds GM Doug Risebrough als aktiver Flame

Ein Teil der bisher letzten Expansionsstufe der NHL ist das Team aus den Twin Cities Minneapolis und St.Paul, die Minnesota Wild.

Erst im Jahre 1997 vergaben die Verantwortlichen der Liga die Rechte in den Norden der USA und hießen das Team, zusammen mit den Teams aus Nashville, Atlanta und Columbus im Kreise der auserwählten NHL-Standorte willkommen. Damit wurde die Hockeyhochburg der USA erneut Schauplatz einer eigenen NHL-Franchise, die zur Saison 2000/2001 den Spielbetrieb aufnehmen sollte, und in ihrer erst so kurzen Geschichte bei den Hockeyfans um den Globus schon für reichlich Aufsehen gesorgt hat.

Zu Verdanken hat man den Zuschlag der NHL zu großen Teilen dem Engagement von Geldgeber und Hauptinvestor Bob Naegele jr., einem Fabrikanten von Inline-Skates. Er ist der Vorsitzende einer Investorengruppe in deren Besitz die Franchise ist.
Die Wild beerbten an diesem Ort die Minnesota North Stars, die von Eigentümer Norm Green sieben Jahre zuvor nach Dallas/Texas umgesiedelt wurden und dort seither unter dem Namen Dallas Stars geführt werden.

Das eishockeybegeisterte Publikum der Region musste sich seit dem Wegzug der Stars mit Highschool- und College-Hockey zufrieden geben. Entsprechend begeistert wurde das neue Team begrüßt.

Das Xcel Energy Center

Schon Jahre vor dem Eröffnungsspiel im neu zu erbauenden Excel Energy Center buchten die Anhänger Saisontickets in rauen Mengen, um bei der Geburtsstunde der neuen Franchise dabei sein zu können.
Die neue, 18.600-Zuschauer-fassende Arena wurde schließlich im Juni 1998 fertiggestellt und bestach alle Kritiker durch ihre vorbildliche Ausgestaltung.

Doug Risebrough, ein ehemaliger Spieler der Montreal Canadiens, wurde im September 1999 als erster General Manager verpflichtet und mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Truppe beauftragt.

Als eine seiner ersten Taten im Amt verpflichtete Risebrough seinen ehemaligen Mannschaftskollegen aus Montreal Jacques Lemaire als ersten Headcoach des Teams. Die Verpflichtung Lemaires, der zuletzt als erfolgreicher Trainer in Montreal und auch in New Jersey, überzeugte, gab aber auch gleichzeitig die Richtlinie des Teams vor, die auch heute noch bestand hat: Gut organisierte Defensive!

Bereits am 22. Januar 1998 veröffentlichte man den Namen des neuen NHL-Teams aus Minnesota. Als Ergebnis einer über Monate dauernden Abstimmung ging "Wild" schließlich als Sieger hervor. Gleichzeitig präsentierte man auch bereits das neue Logo. Die Assoziationen zu Minnesota finden sich auch in Farben und Gestaltung des Logos wieder. Die spröde Schönheit der Landschaft und der Natur, repräsentiert durch eine bewaldete Flusslandschaft unter leuchtendem Himmel wurden gepaart mit der Aggressivität eines "wilden" Raubtiers.

Merchandise-Artikel der Wild belegten auf Anhieb Top-Platzierungen in der Popularitätsrangliste der NHL. In den ersten beiden Jahren rangierte das Team bei den Fanartikelverkäufen bereits unter den Top5 in ganz Nordamerika. Das Heimtrikot belegte im Jahre 2001 sogar den Spitzenplatz bei den Trikotverkäufen der Liga.

Nicht ganz so erfolgreich präsentierte sich das Team in der ersten Spielzeit. Besonders in der Offensive haperte es. Die Defensive erwies sich jedoch, gemäß des Credos des Coaches, bereits auf Anhieb als konkurrenzfähig. Es gab jedoch bereits auch sehr viele positive Ansätze in den Reihen des Expansionteams aus dem hohen Norden.


Der Zuschauerzuspruch war zum Beispiel, trotz der scheinbar wenig attraktiven Spielweise, überwältigend. Alle 41 Heimspiele der Wild waren ausverkauft. Die 751.472 Besucher bedeuteten Ligarekord für ein Expansionteam in der ersten Saison. Es erscheint daher folgerichtig, dass die Teamleitung beschloss die Nummer '1' stellvertretend für die ungeheure Fanunterstützung zu 'retiren' und als erste nicht mehr zu vergebende Nummer unter das Hallendach zu ziehen. 'Hockey Night in Canada', die kanadische Kult-TV-Sendung, wählte die Heimstätte in St. Paul, das Excel Energy Center zur zweitbesten Arena der Liga. Unvergessen bleibt aus der Eröffnungssaison bei den Fans auf jeden Fall auch der 6-0 Kantersieg

über die Dallas Stars, die bei ihrer ersten Rückkehr in die Geburtstätte der Franchise, wie geprügelte Hunde vom Eis schlichen. Kurzzeitig zeigte sich sogar der sonst eher akribisch vor sich hinarbeitende Jacques Lemaire mehr als begeistert: "Ich hätte niemals gedacht, dass wir schon so gut sind!"
Am Ende der Saison sah die Welt der Wild dann nicht mehr ganz so glücklich aus. Die Playoffs wurden verpasst! Trotzdem erarbeitete man sich eine Saisonbilanz, die zu einer Top10-Platzierung unter den besten Expansionteams in ihrer ersten Saison reichen sollte. Stacy Rost bilanzierte dementsprechend zufrieden: "Wir haben uns besser geschlagen als wir das alle vorher jemals gedacht hätten!".

Weitere Infos zum Team

In der Folgesaison konnte man sich zwar punktuell verstärken und auch einige Punkte mehr sammeln als zuvor. Die erreichten 73 Saisonpunkte langten allerdings unverändert nur zum letzten Platz in der, allerdings stark besetzen, Northwest-Division. Marian Gaborik, der eine tolle Rookie-Saison gespielt hatte, entwickelte sich, trotz seines jungen Alters, zu einer Spielerpersönlichkeit, die bereits sehr viel Verantwortung im Team übernahm. Er steigerte auch seine Torausbeute beträchtlich. Die für einen Rookie schon erstaunliche Zahl von 18 Treffern in 2000/01, steigerte er in 2002 bereits auf 30 Erfolgserlebnisse. Seine zusätzlichen 37 Assistpunkte machten ihn bereits zu einem tollen Punktelieferanten für sein Team.

Das Team wuchs jedoch weiter zusammen und krönte seine tolle Entwicklung in der Vorsaison. Völlig unerwartet beendete man, wie uns allen ja noch bestens in Erinnerung sein dürfte, die Regular Season auf Platz drei in der Division und qualifizierte sich mit nun 95 Punkten und einer deutlich positiven Siege/Niederlagen-Bilanz erstmals in der Franchisegeschichte für die Playoffs in der besten Hockeyliga der Welt.

Marian Gaborik - die Zukunftshoffnung der Wild

Für ein Team im dritten Jahr nach Aufnahme des Spielbetriebs eine schier unglaubliche Leistung. Aber mit der Qualifikation nicht genug. In beeindruckender Manier entnervte das Team in den Playoffs die hohen Favoriten aus Denver, die Colorado Avalanche, die die Kampfkraft des Außenseiters nach einer 3-1-Führung nach Siegen in der ersten Playoffrunde offensichtlich unterschätzten und folglich am Ende mit 3-4 Siegen gegen die Wild unterlagen.
Ähnlich erging es eine Runde später den Vancouver Canucks. Auch sie mussten am Ende mit 3-4 Siegen gegen die Wild ihre Finalträume allzu früh beenden.
Im Western Conference-Finale zweier Außenseiter unterlagen die entkräftet wirkenden Wild dann den Anaheim Mighty Ducks klar mit 0-4. Dennoch gingen die Wild natürlich als einer der Sieger aus dieser Saison hervor.

Anerkennung und Lob von allen Seiten prasselten auf das Team, und vor allem auch auf 'Meistertrainer' Jacques Lemaire, herab. Dementsprechend zäh verlief auch der Saisonstart in diesem Jahr. Stürmerstar Marian Gaborik einigte sich erst nach Saisonstart auf die Verlängerung seines Kontraktes. Das Team konnte im Großen und Ganzen so zusammengehalten werden. Und wie man Lemaire kennt, wird er einen Schlendrian oder auch Müßiggang und Ausruhen auf den Lorbeeren der Vorsaison nicht lange zulassen.

Es wird auch weiterhin 'wild' zugehen im Norden der USA. Es muss ja nicht sofort wieder ganz so 'ausufern' wie im Vorjahr... (rp)

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