NHL-Eishockeymagazin
 berichte - hintergrund

>> Titelseite

>> Berichte
>> aktuell
>> hintergrund

>> Vereine

>> Fanspiele

>> Service

>> Statistik

>> Gerüchte

nr.71 / jan. 2004 

ANZEIGE

RÜCKBLICK
 
Stars, Talente und Überraschungen - Das NHL-Jahr 2003

von Robin Patzwaldt

Das Kalenderjahr 2003 ist abgelaufen. Ein willkommener Anlass noch einmal auf das bunte Treiben in der NHL zurückzublicken.
Wie in jedem Jahr gab es eine bunte Mischung aus heiterem, besinnlichen, neuen Rekorden und bitteren Enttäuschungen. Die herausragenden Merkmale eines solchen Jahres mögen für jeden Betrachter unterschiedlich ausfallen, wir versuchen Ihnen dennoch an dieser Stelle noch einmal einige ausgewählte Highlights in Erinnerung zu bringen.

Einer der ersten Spieler, der sich 2003 in die Geschichtsbücher der NHL eintragen konnte, war Colorados Torhüter Patrick Roy. Im Januar feierte er seinen 1000. Einsatz in einem Spiel der regulären Saison. Damit schob sich Roy vorbei an Legende Terry Sawchuk, was Spiele und gespielte Minuten betraf und durfte sich spätestens ab diesem Zeitpunkt endgültig als wahre Nummer 1 der Liga fühlen.

Dany Heatley

Im Februar beeindruckte uns Dany Heatley von den Atlanta Thrashers beim All Star Game in Sunrise, Florida, in dem er vier Treffer beim 6-5 Sieg der Western Conference über den Osten erzielte. Folgerichtig wurde er anschließend auch zum MVP gekürt. In seinem jungen Alter, Heatley ist erst 22 Jahre alt, ist seine Leistung bisher ohne jeden Vergleich in der NHL-Geschichte.
Überhaupt verdiente sich dieses All Star Game einen Platz in den Geschichtsbüchern, war es doch das Vierte welches erst in der Overtime beendet werden konnte und damit gleichzeitig das Erste, welches im Penalty schießen entschieden werden musste, nachdem diese Regel im Jahre 1994 eingeführt wurde.

Barry Trotz, seines Zeichens Headcoach der Nashville Predators, betreute das Team im März zum 392. Mal. Auch er ist damit eine der Hauptfiguren im Jahr 2003, zog er mit dieser Anzahl an Einsätzen an der Bande doch vorbei an Terry Crisp (Tampa Bay Lightning) und ist seither Rekordinhaber als am längsten beschäftigter Erst-Trainer eines Expansionteams.

Drei Tage nach seinem 40. Geburtstag sicherte sich der Kapitän der Carolina Hurricanes, Ron Francis, mit einem Treffer bei der 2-4 Niederlage seines Teams gegen Boston, am 4. März, seine 20. Saison in Folge in der er mindestens 20 Treffer erzielen konnte.

Die Trading Deadline am 11.März war ebenfalls rekordverdächtig. 46 Spieler wurden in 24 Transaktionen an neue Arbeitgeber abgegeben. Unter ihnen waren Spieler wie Rob Niedermayer (aus Calgary) und Steve Thomas (aus Chicago), die ihrem neuen Team, den Anaheim Mighty Ducks, im weiteren Saisonverlauf noch überraschend wertvoll sein sollten.

Mit ihrem 24. Einzug in die Playoffs in Serie sicherten sich die St. Louis Blues einen Rekord der sogar NHL übergreifend Beachtung findet. Kein anderes Team in NHL, NBA, NFL oder MLB gehört seit so langer Zeit konstant zur Ligaelite in der Postseason.

Die Ottawa Senators gewannen als NHL Spitzenclub nach der Regular Season, zum ersten Mal in ihrer Franchisegeschichte die Presidents Trophy. Dieses Kunststück gelang damit zum ersten Mal nach 14 Jahren wieder einem Team aus Kanada, dem Mutterland des Eishockeys.

Mit ihrem neunten Divisionstitel in Folge erreichten die Colorado Avalanche ebenfalls einen Meilenstein. Allerdings stand dieses Kunststück erst am letzten Spieltag fest, als die bis dahin führenden Vancouver Canucks noch abgefangen werden konnten.
Das Team aus Denver trumpfte gegen Ende der Spielzeit allgemein groß auf. So konnten sich auch Milan Hejduk und Peter Forsberg ebenfalls im Endspurt wichtige Ehrungen sichern. Hejduk überflügelte mit 50 Treffern noch Vancouvers Markus Naslund bei den Torschützen und Forsberg reichten 106 Punkte (29 Tore und 77 Assists) für die Art Ross Trophy des besten Scorers. Seine Anzahl an Assists war die Höchste seit Jaromir Jagr im Jahr 1999 83 Vorlagen gelangen.

Marty Turco, dem vor der Saison viele den Nummer-1-Status in Dallas gar nicht zutrauten, überzeugte mit einem Gegentorschnitt von 1,72 pro Begegnung, dem niedrigsten Wert seit 1940, als Dave Kerr erfolgreich das Tor der Rangers hütete.

Die Spielzeit 2002/03 für die Liga überhaupt sehr erfolgreich. Zum dritten Mal in Folge knackte die NHL die 20 Millionen-Zuschauergrenze in den Stadien. Durchschnittlich verfolgten 19.592 Zuschauer eine Partie der Regular Season, was einer Auslastung von 90,5 % entsprach.

Auch die Regeländerungen vor der Saison verfehlten ihre Wirkung nicht. So konnte die Bruttospielzeit wunschgemäß verkürzt werden. Durchschnittlich dauerte ein Spiel nun 2 Stunden und 18 Minuten, was einer Verkürzung von 13 Minuten zur Vorsaison entsprach. Die Spiele waren nun so kurz wie seit 40 Jahren nicht mehr.

Auch in den Playoffs des letzten Jahres tat sich Bemerkenswertes. Nicht nur, dass sich einmal mehr viele topgesetzte Teams früh verabschieden mussten und Außenseiter beeindrucken konnten, auch hier wurde NHL-Geschichte neu geschrieben.
Nahezu ein Viertel der PO-Partien wurden erst in der Verlängerung entschieden (22 von 89). Erst zum vierten Mal in der Historie der Liga benötigte man drei Mal ein Spiel sieben, um die erste Runde der Playoffs zu entscheiden (Flyers-Leafs, Canucks-Blues, Wild-Avs). Ausgeglichenheit war Trumpf in der NHL.

Jean-Sebastian Giguere

Anaheims Jean-Sebastian Giguere erzielte mit 63 Saves in einem Spiel gegen Detroit dabei den besten Wert, den je ein Keeper erreichen konnte.
Martin St. Louis von den Tampa Bay Lightning gelangen drei "Gamewinner" in Folge gegen die St. Louis Blues. Die Spiele 4, 5 und 6 der Serie konnte er damit entscheiden und sein Team damit einen 0-2 Rückstand in der Serie noch drehen.

Patrick Roy erklärte am 28. Mai seinen Rücktritt. Mit 1.029 Spielen, 60.235 Spielminuten, 551 Siegen in der regulären Saison hält er ebenso die Rekorde, wie für die Playoffs, in denen er es auf 247 Spiele, 15.209 Minuten und 23 Shutouts gebracht hat. Eine beeindruckende Karriere fand im überraschenden Scheitern gegen die Minnesota Wild ein allerdings etwas unglückliches Ende.

Mit den Gebrüdern Niedermayer standen sich erstmals seit 1946 wieder zwei Brüder im Stanley Cup Finale gegenüber. Das Daumendrücken der Mutter für Sohn Rob, der zuvor, im Gegensatz zu Bruder Scott, noch keinen Cup gewinnen konnte, half bekanntlich wenig, wenn es auch sehr, sehr knapp war.

Am 9. Juni entscheiden die New Jersey Devils das entscheidende 7. Spiel der Finalserie gegen die Anaheim Mighty Ducks für sich und gewinnen damit ihren dritten Stanley Cup in neun Jahren. Eine Saison der Überraschungen findet damit doch noch einen erwarteten Stanley Cup Sieger. Der Kampfgeist der Mighty Ducks bescherte den Enten jedoch eine Menge neue Fans und Respekt von allen Seiten.

Mit seinen sieben Shutouts in der Postseason setzt Devils Keeper Martin Brodeur eine neue Bestmarke in dieser Kategorie. Er überholte damit Dominik Hasek, der es 2002 auf sechs Shutouts brachte und erhielt später zum ersten Mal in seiner Karriere die Vezina Trophy für den besten Torhüter der Saison.

Die Auszeichnung der Conn Smythe Trophy als bester Spieler der Playoffs blieb Brodeur allerdings erneut versagt, als Commissioner Gary Bettman zum Unmut der Zuschauer in New Jersey die Trophäe an den unterlegenen J.S. Giguere überreichte. Der Anaheim Schlussmann hatte allerdings auch beeindruckende Leistungen gezeigt und konnte sich so wenigstens über diese Trophäe freuen, was ihm unmittelbar nach der Niederlage in Spiel 7 der Finalserie aber verständlicherweise noch etwas schwer fiel. Giguere konnte auch durch die Tatsache überzeugen, dass sein Team alle sieben Overtime-Spiele in den Playoffs erfolgreich beenden konnte. Dies gelang noch keinem Torhüter zuvor.

Das Spiel 7 des Stanley Cup Finales war auch ein Quotenhit in den Staaten. 7,2 Mio. Zuschauer der ABC-Übertragung bedeuteten den höchsten Wert eines Hockeyspiels in den USA. Höher lag bisher nur der Wert des 6. Spiels des 1974er-Finals zwischen den Flyers und den Bruins.

Beim letztjährigen Entry Draft in Nashville wählten die Pittsburgh Penguins am 22. Juni als Ersten Torhüter Marc-Andre Fleury, der damit erst der dritte Torhüter nach Michel Plasse (1968) und Rick DiPietro (2000) war, dem diese Ehre zuteil wurde.

Im Juli gaben die Detroit Red Wings überraschend die Rückkehr von Dominik Hasek bekannt, der ein Jahr zuvor eigentlich seinen Rücktritt vom NHL-Hockey erklärte. Mit Manny Legacy und Curtis Joseph standen dem Team noch zwei weitere Top-Torhüter zur Verfügung, was die Aktion nicht unumstritten erscheinen ließ.

Die Colorado Avalanche verstärkten ihrerseits die Offensive in dem sie Paul Kariya (aus Anaheim) und Teemu Selanne (aus San Jose) in ihrem Team wieder vereinigten. Beide hatten in ihrer gemeinsamen Zeit in Anaheim Mitte der 90er Jahre zu überzeugen gewusst. Nach dem allzu frühen Ausscheiden im Sommer, sah man sich offenbar zum Handeln gezwungen.

Die durch den Abgang von Kariya scheinbar geschwächten Mighty Ducks versuchten ihrerseits durch die Verpflichtung von Sergei Fedorov, der zuvor 11 Spielzeiten in Detroit verbrachte, ihren Kader wieder zu verstärken.

Kurz vor Saisonstart schlägt das Schicksal zu: die NHL und die Atlanta Thrashers trauern um Center Dan Snyder, der seinen schweren Verletzungen erlag, die er bei einem Autounfall erlitten hatte. Der erst 25-jährige Stürmer war zusammen mit seinem Teamkollegen und Fahrer des Wagens Dany Heatley in dessen Ferrari wegen überhöhter Geschwindigkeit gegen eine Mauer gerast. Während Heatley mit ein paar Knochenbrüchen und einem Knieschaden körperlich eher glimpflich davon kam, erlitt Snyder schwere Kopfverletzungen, von denen er sich nicht mehr erholte. Heatley befindet sich inzwischen im Aufbautraining, hat am Spielbetrieb der NHL seither aber noch nicht wieder teilgenommen.

Im Oktober ehrten die Edmonton Oilers ihren früheren Torwart Grant Fuhr, indem sie seine Nummer 31 unter das Hallendach zogen. Ebenso verfuhren die Colorado Avalanche erwartungsgemäß mit der Nummr 33 von Patrick Roy.

Im November nimmt die Hockey Hall of Fame Grant Fuhr, Pat LaFontaine, Michael Ilitch und Brian Kilrea in ihre Reihen auf. Fuhr gelingt dieses Kunststück als erstem Farbigen.

Mit Jordin Tootoo in Nashville spielt seit dieser Saison auch der erste Inuit in der besten Liga der Welt. Die Internationalisierung der Teamkader läuft somit unvermindert weiter.

Marc Messier, Kapitän der New York Rangers, schiebt sich im November auf Rang zwei der ewigen Punkteliste der NHL, indem er mit 1.851 Punkten an Gordie Howe vorbeizieht. In einer anderen Kategorie verdrängt er mit 1.170 Punkten in diesem Monat Ray Bourque von Rang drei der ewigen Assist-Wertung der NHL.

Jose Theodore war gegen die Kälte in Edmonton geschützt.

Das erste Regular Season Game der NHL-Geschichte unter freiem Himmel begeistert die Massen. Bei sibirischen Bedingungen schlagen die Montreal Canadiens die heimischen Edmonton Oilers vor 57.167 Zuschauern mit 4-3. Dies bedeutete nicht nur einen neuen Zuschauerrekord im Stadion, sondern auch im TV war die Partie ein Hit."Hockey night in Canada" begrüßte allein 2,75 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen in Kanada. Der höchste jemals verzeichnete Wert für ein Spiel der Regular Season.

Mit 1.616 Einsätzen ist der Kapitän der New Jersey Devils, Scott Stevens, seit dem 26. November alleiniger Rekordhalter, was Einsätze eines Verteidigers in der NHL betrifft. Er benötigte dafür 22 Spielzeiten. In 12 davon war er als Kapitän der Devils aktiv.

Im Dezember überflügelte Brett Hull aus Detroit mit seinem 732. Karrieretor Marcel Dion und belegt nun alleine den dritten Platz in der ewigen Torjägerliste der NHL hinter Wayne Gretzky und Gordie Howe.

Am 27. Dezember eröffneten die Phoenix Coyotes endlich ihre neue, eishockeygerechte Spielstätte, die Glendale Arena. Vor über 19.000 Zuschauern, bedingt durch zahlreich verkaufte Stehplätze in der eigentlich 17.779 Zuschauer fassenden Sportstätte, setzte es allerdings eine bittere Heimpleite mit 1-3 gegen die Nashville Predators. Die Zeiten in der für Basketball errichteten alten Halle fanden damit aber glücklicherweise ein Ende.

Auch für das kommende Spieljahr 2004 können wir wieder einiges erwarten. Neue Rekorde warten, um gebrochen zu werden und neue Teams werden in den Playoffs für Überraschungen sorgen. Zeit zum Innehalten und Genießen haben wir kaum. Die Geschichte läuft weiter ... Zum Glück! (rp)

ANZEIGE

 

(C) eishockey.com, Sports Media & Entertainment GmbH