NHL-Eishockeymagazin
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nr.68 / sep. 2003 

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TEAMREPORT
 
Endlich raus aus dem Schattendasein?
Die Geschichte der Phoenix Coyotes

von Robin Patzwaldt

Bobby Hull

Phoenix hat Wayne Gretzky! Leider, aus Sicht der meisten Betrachter aber nicht im Spielerkader der Coyotes, sondern im Management der Franchise, als Miteigentümer!
Die in den letzten Jahren relativ wenig beachtete NHL-Franchise wurde während der Expansion der NHL im Jahre 1979 im kanadischen Winnipeg, der Hauptstadt der Provinz Manitoba, aus der Traufe gehoben. Zuvor absolvierte man bereits einige erfolgreiche Spielzeiten in der WHA, einer Konkurrenzliga zur NHL, die aber aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eingestellt wurde. Unter anderen schnürte auch Hockeylegende Bobby Hull einige Jahre als Spielertrainer seine Schlittschuhe für die Jets.

Unter ihrem Trainer Tom McVie eröffneten die Jets ihre erste NHL-Saison im Oktober 1979 mit einer 2-4 Niederlage in Pittsburgh.
Das erste NHL-Tor der Mannschaft gelang Morris Lukowich, der ebenso Topscorer des Teams in dieser Spielzeit werden sollte.
Allerdings gestaltete sich der Start des Teams recht schwierig. Es gelang lediglich mit Colorado mitzuhalten, mit denen man sich den letzten Platz mit erzielten 51 Saisonpunkten teilen musste.
Noch schlechter verlief die Folgesaison, in deren Verlauf es eine Serie von 30 sieglosen Spielen am Stück gab. Drei Coaches wurden 'verschlissen'. Mit nur neun Saisonsiegen wurde man abgeschlagen Letzter in der National Hockey League.

Der Umschwung des Jahres 1981 war dann allerdings einer der spektakulärsten der NHL-Geschichte. Man erreichte eine positive Punktebilanz und ging als Zweiter der Norris Division über die Ziellinie.
Für diesen Aufschwung gab es Gründe: Der letzte Platz der Vorsaison erlaubte es dem Team u.a. Dale Hawerchuk als Ersten des Entry Drafts von 1981 zu verpflichten. Hawerchuk explodierte förmlich. Es gelangen ihm 45 Tore und 103 Punkte in der Spielzeit mit den Jets. Ebenso feierte Thomas Stehen ein erfolgreiches Debüt in Winnipeg.

Dale Hawerchuk

Hawerchuk gewann die Calder Trophy und Jungtrainer Tom Watt, der zuvor lediglich als Universitätstrainer in Toronto tätig war, wurde zum NHL-Trainer des Jahres gekürt.

Eine merkwürdige Serie von frühen Playoffniederlagen nahm in diesem Frühsommer ihren Anfang, als die Jets in der Eröffnungsrunde der Entscheidungsspiele mit 0-4 Spielen den Edmonton Oilers unterlagen, was ihnen auch in den beiden folgenden Spielzeiten genauso ergehen sollte.

In 1985 gelang schließlich ein kleiner Fortschritt: Das ausgeglichen besetzte Team, bei dem sechs Spieler mehr als 30 Saisontore erzielt hatten, bezwang in den Playoffs die Calgary Flames. Angstgegner Edmonton war es aber erneut vorbehalten die Titelträume der Jets, diesmal in der zweiten Runde, mit einem Sweep all zu früh zu beenden.

Unter Coach Barry Long erreichte die Franchise ihre Punktebestmarke in einer Regular Season mit 96 Zählern und 43 Saisonsiegen.
In der Folgesaison allerdings stürzte man auf 59 Punkte ab. Dieser Jo-Jo-Effekt sollte sich auch in den nächsten Jahren kontinuierlich fortsetzen. Auf eine erfolgreiche Saison folgte stets eine deutlich Schwächere.

1986-87 herrschte wiederum Aufregung in Winnipeg. In der ersten Playoffrunde gelang es die Calgary Flames erneut zu eliminieren. Anschließend unterlag die Franchise einmal mehr gegen die Edmonton Oilers, die Ihre Playoffserie gegen Winnipeg damit auf 14-0(!) Siege ausbauen konnte.
Dies war allerdings auch das bisher letzte Mal, dass es der Franchise Winnipeg/Phoenix gelingen sollte die erste Runde der Off-Season zu überstehen.

Im Jahre 1989 übernahm Bob Murdoch das Kommando an der Bande der Jets. Das Team erarbeitete sich unter ihm das Image als "Kämpfertruppe". In den Playoffs des Jahres erkämpfte man sich auch eine 3-1-Führung nach Siegen gegen Angstgegner aus Edmonton. Mark Messier, Jari Kurry und Co. drehten die Serie noch einmal und führten die Oilers zu einem 4:3 Erfolg auf ihrem Weg zum Stanley Cup Gewinn in diesem Jahr.

Weitere Infos zum Team

Im Herbst des Jahres 1992 präsentierten die Jets mit Teemu Selanne einen neuen herausragenden Akteur in ihren Reihen. Seine Geschwindigkeit, seine technischen Fähigkeiten und sein Charisma inspirierten die Franchise. Der 'Finnische Blitz' eliminierte Rekorde für erzielte Tore bei NHL-Rookies und auch für die erreichten Scorerpunkte. Folgerichtig sicherte er sich auch die Calder Trophy des Jahres, vor so namhaften Vertretern wie Eric Lindros oder auch Felix Potvin.

Das Team entwickelte sich auch in anderen Bereichen sehr erfolgreich. Spieler wie Teppo Numminen, Alexei Zhamnov, Keith Tkachuk und Goalie Nikolai Khabibulin machten sich einen Namen in der Liga.

Die durch den Lockout des Jahres 1994 verkürzte Spielzeit läutete aber auch gleichzeitig das Ende der Franchise in Kanada ein. Die bereits in den 50er Jahren erbaute Halle, die inzwischen unzählige Male notdürftig renoviert wurde, erfüllte nicht mehr die Ansprüche der modernen Unterhaltungsbranche. Die stark ansteigenden Spielergehälter verschlechterten die finanzielle Situation, am kleinsten aller NHL-Märkte. Schwindende Zuschauerzahlen verschärften die Situation zusätzlich. In der letzten Saison in Winnipeg unterstützen lediglich noch 11.300 Zuschauer im Schnitt ihr Heimteam. Unpopulärerweise wurde in dieser Zeit auch Teemu Selanne nach Anaheim getradet. Am 28.April 1996 war das Kapitel NHL für Winnipeg schließlich endgültig beendet.

Die Franchise zog es nach genau 1400 NHL-Spielen nach Phoenix, in den Süden der USA. Die in Zukunft unter dem Namen "Phoenix Coyotes" agierende Mannschaft wurde für 68 Mio. Dollar verkauft.
Coach Terry Simpson verlor im Rahmen des Eigentümerwechsels seinen Job. Auch am neuen Standort blieben die Erfolge des Teams unkonstant und relativ bescheiden. Die heimische 'America West Arena', die sich auch für NHL-Hockey als wenig geeignet herausstellte (schließlich wurde sie für das heimische NBA-Team erbaut, und war auch schon seit einigen Jahren in Betrieb), erwies sich nicht gerade als Festung und lediglich der persönliche Erfolg eines Keith Tkachuk, der 52 Saisontore erzielen konnte, stimmte die Fans in Arizona versöhnlich. Auch in neuer Umgebung blieb den Coyotes das Playoffpech treu. In der ersten Runde unterlag man gegen die erstmals für die Entscheidungsspiele qualifizierten Mighty Ducks of Anaheim in sieben Spielen. Spätestens nach dem Umzug nach Phoenix gelang es Torhüter Nikolai Khabibulin sich als einer der Besten seines Fachs zu etablieren. Doch seinen gehobenen Gehaltsvorstellungen wollten die neuen Eigentümer nicht stattgeben. Es kam zu Streitigkeiten in deren Verlauf der Torhüter u.a. ins Farmteam nach Long Beach abgeschoben wurde. Trotz dieser Unruhe konnten 90 Saisonpunkte eingefahren werden.

Nikolai Khabibulin.

Die Colorado Avalanche waren es diesmal, die dem Team sein inzwischen neuntes Playoff-Erstrundenaus in Folge bescherten. Ein sich abzeichnendes Übernahmeangebot durch eine Investorengruppe, der auch Wayne Gretzky angehörte, konnte nicht, wie es wohl wünschenswert gewesen wäre, in kurzer Zeit abgewickelt werden. Es zog sich über Monate, bis man schließlich im Jahre 2001 Einigung erzielen konnte. Die Franchise, durch den Namen Gretzky zunehmend in der Öffentlichkeit präsent, wollte durch die Zugkraft des Namens einen erneuten Ausbruch aus dem Schattendasein der NHL versuchen. Aber auch Gretzky gelang es seither nicht das Image und das Gesicht der Mannschaft entscheidend zu verändern. Etliche Trades wurden in den letzten Monaten und Jahren vollzogen. Konstante Aufbauarbeit ist so wohl nur schwer möglich. Nach dem inzwischen obligatorischen Erstrundenaus im Vorjahr, verpasste das Team in diesem Jahr gar wieder die Playoffs. In der kommenden Spielzeit bekommt das Team eine neue, moderne Halle. Zusätzlich soll ein neues Logo der Franchise mehr Zugkraft verleihen. Weitere kleine Schritte auf dem Marsch raus aus dem Schattendasein in der NHL. Aber ob das ausreichen wird? Auf Gretzy & Co. wartet noch jede Menge Arbeit, bevor der Coyote sein Image als 'Graue Maus' endlich wird ablegen können..... (rp)

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