NHL-Eishockeymagazin
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nr.64 / mai 2003 

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KOMMENTAR
 
Die 'Regular Season' nur ein Muster ohne Wert?

von Robin Patzwaldt

Die NHL-Saison ist lang! Sehr lang!
Vielerorts zollt man den Aktiven der NHL Respekt und Bewunderung für die körperlichen Leistungen die die Hockey-Profis, auch und gerade in Verbindung mit den permanenten Reisen, schon während der 82 Spieltage andauernden Saison vollbringen müssen bevor es dann erst in die Playoffs, die eigentlich entscheidende Phase der Saison, geht.

Millionen von Fans freuen sich auf und über die Spiele, gerade auch schon in der Vorrunde. Die Spielstätten sind gut besucht, die Medienpräsenz riesengroß. Vorrundenplatzierungen, dutzenden von Statistiken der einzelnen Spieler, der Teams und Divisionstiteln wird vielerorts größte Bedeutung beigemessen. Erreicht das Team vorgegebene Ziele herrscht überall Zufriedenheit, es gibt Anerkennung und Respekt für das Erreichte. Das Treiben der Liga beschäftigt die Öffentlichkeit weltweit schon von Oktober bis April.

In Anbetracht der immer wieder, und gerade in letzter Zeit immer häufiger, auftretenden faustdicken Überraschungen in den anschliessenden Playoffs stellt sich einem jedoch rasch die Frage wie sinnvoll eine solch lange Vorrunde eigentlich ist, wenn der dort erworbene Ruhm schon nach wenigen Spielen danach oftmals zerplatzt ist wie eine Seifenblase?
Ist es wirklich so bedeutungsvoll wenn sich eine Mannschaft zum wiederholten Male die Divisionsmeisterschaft sichern kann, oder die Vorrunde als Punktbestes Team der Liga abschliessen kann, wenn man sich direkt zum Auftakt der Playoffs in den unfreiwillig frühen Sommerurlaub verabschiedet?

Sicher, wir neutralen Hockey-Fans freuen uns, wenn es Aussenseitern wie den Mighty Ducks of Anaheim, den Minnesota Wild, oder im Vorjahr u.a. den Carolina Hurricanes hin und wieder gelingt in entscheidende Finalspiele vorzudringen, oder zumindest den ein oder anderen Favoriten zum Straucheln zu bringen, aber entwertet diese Art der Entscheidungsfindung nicht irgendwie auch die Leistungen der Saisonspiele die ein Team vorweisen kann? Andersherum geht es auch: Teams wie die Colorado Avalanche verstehen es seit Jahren prächtig nach zähem, um nicht zu sagen schlechtem Saisonstart rechtzeitig auf Touren zu kommen und spielen dann in der Endphase der Saison, dann wenn es eigentlich auch erst wirklich gilt in Form zu kommen und in den Playoffs bestehen zu können, ganze Klassen besser als zu Saisonbeginn, ohne dass das für den Saisonausgang ernsthafte Konsequenzen haben müsste. Haben diese Franchises vielleicht auch nur begriffen worauf es eigentlich wirklich ankommt? Was sind die Vorrundenspiele unter diesen Umständen sportlich eigentlich wert? Wie ist es zu erklären, dass Mannschaften wie Anaheim und Carolina nach unauffälliger Saison, oftmals nach den 82 Spielen mit ebenso vielen Niederlagen wie Siegen behaftet, plötzlich sehr viel höher eingestufte Gegner gleich reihenweise ausschalten können? Haben diese Teams lediglich ihre Kräfte geschont als sie noch die Gelegenheit hatten? Verstehen sie es einfach den Hebel rechtzeitig umzulegen, oder reicht auch nur ein wenig Glück um die Saison am Ende zu krönen?

Wohl von Allem ein wenig....

Uns Europäern ist diese Art Meisterschaften zu entscheiden oftmals noch eher befremdlich, sind wir doch über Jahrzehnte in vielen Sportarten das Ligasystem gewohnt (gewesen), wo sich nach vielen Spielen eigentlich am Ende (fast immer) der Stärkere durchsetzt. Klar, Spannung gibt es da auch, die ganz großen Sensationen sind allerdings weitestgehend ausgeschlossen.

Beide Spielsysteme haben so ihre Vorzüge und Nachteile, das ist klar. Eines wird uns, gerade bei der Betrachtung des NHL-Modells in diesen Tagen aber ganz klar vor Augen geführt. Die Amerikaner und Kanadier mögen die große Show, gutes Entertainment, das Spektakel.
Das Alles liefert uns die NHL in perfekter Art und Weise. Der sportliche Wert einer solchen Vorgehensweise mag manchmal diskussionswürdig sein, aber es ist wohl auch gerade diese Unberechenbarkeit die wir Fans an der NHL so lieben... (rp)

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