NHL-Eishockeymagazin
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nr.62 / mar. 2003 

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REPORT
 
Schussgewaltig!
Die NHLer mit den besten Schlagschüssen

von Stefan Herget

Al MacInnis: "Meine schnellsten Schlagschüsse schaffe ich mit einem herkömmlichen Holzschläger."

Torhüter Grant Fuhr mutmaßte einst: "Es gibt keinen sicheren Platz, wenn Al MacInnis schießt." Wie wahr diese Aussagwe ist, können Schlussmänner wie Jocelyn Thibault(gebrochene Finger), Chris Osood(gebrochene Hand) und Teamkollege Rich Parent(Hodenquetschung), die allesamt innerhalb einer Saison verletzt wurden, als sie einen Schlagschuss der Marke MacInnis stoppen wollten. Oder Dallas Drake und Mike Sullivan, die in einer Begegnung beide ihre Zehen brachen, als sie mit ihren Füßen in die Wege eines Geschosses des Kanadiers kamen. Andrew Cassels großer Zehen hatte Frakturen an drei Stellen, als er von einem Puck getroffen wurde, den MacInnis abfeuerte.
Schlecht erging es auch Alexander Karpovtsev, der die komplette Nacht im Badezimmer verbringen musste, weil ihm ein Schuss des Blues Verteidigers im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen geschlagen war. "Es kam mir immer wieder hoch", erklärte er etwas unappetitlich den Journalisten. "Ich konnte es nicht aufhalten. Wenn er meine Rippen getroffen hätte, wären sie sicher gebrochen gewesen. Normalerweise bereitet das in die Magengegend keine Schmerzen, doch ich war nicht darauf vorbereitet."
Wenn Al MacInnis zu einem seiner gefürchteten Schlagschüsse aufzieht, dann fliehen Stürmer, Verteidiger ducken sich und Torhüter beten, dass sie an einer gut gepolsterten Stelle getroffen werden. Nicht ohne Grund hat MacInnis schon sieben Mal den Wettbewerb um den schärfsten Schuss der NHL beim All Star Game gewonnen und dabei 161,5 Stundenkilometer erreicht. Des weiteren ist er in der NHL-Ewigkeitsliste der Defensivtorschützen unter den Top 5. Das alles kann nur bedeuten, dass er der derzeit beste Mann in Punkto Schlagschuss sein kann.
Aber wer kann ihm annähernd das Wasser reichen? Solche Erhebungen sind sicher immer diskussionswürdig, aber ich habe einmal versucht, die neun besten NHL-Akteure mit den schärfsten Schuss herauszuziehen und kurz vorzustellen.

1. Al MacInnis (St. Louis Blues)
Der Verteidiger der St. Louis Blues hat bei den Skill Wettbewerben anlässlich des All Star Games von 1997 bis 2000 durchgängig, sowie 1991, 1992 und 2003 den Durchgang um den härtesten Schuss gewonnen und er ist auch im Spiel in der Lage diese Vorgabe umzusetzen. Sein Schuss scheint aber nicht nur scharf, sondern auch ungemein trickreich zu sein, wie Tohüter Olaf Kölzig einst bestätigte: "Es ist kein Schuss, der direkt auf dich zukommt. Er hat eine besondere Steigung. Es kommt von der ungewöhnlichen Biegung in seinem Stock. Du glaubst, dass du ihn erfasst hast, doch er kommt und steigt so schnell, das du ihn nicht einschätzen kannst."
Schon über hundert Mal wurde er nach den Geheimnissen seines Schusses gefragt. Das Lustige daran ist, dass es für ihn genauso unergründlich ist, wie für jeden anderen. Er zählt nicht zu den stärksten und größten auf dem Eis, so dass es keine Frage der Kraft sein dürfte, die den Puck so schnell werden lässt. "Es ist etwas, dass ich habe seitdem ich ein Kind war und stets weiter daran gearbeitet habe", glaubt MacInnis. "Es ist wie beim Golf auf der PGA Tour. Es ist nicht immer der Stärkste, der den weitesten Schlag besitzt."

2. Pavel Bure (New York Rangers)
'The Russian Rocket' ist deswegen so stark, weil er hart und genau schießen kann, egal ob der Puck ruhig liegt und er darauf zuläuft oder die Scheibe sich von ihm wegbewegt und er in vollem Lauf abzieht oder er angespielt wird und das auf ihn zukommende Spielgerät direkt abfasst, meint der Rangers Scout Brad Park. "Das sind die drei Arten von Schlagschüssen", sagt Park. "Pavel ist stark bei allen Dreien. Er kann in diese Schüsse eine ganze Menge reinlegen. Aber seine größte Stärke ist die Direktabnahme. Er hat ein so außergewöhnliches Timing dabei, es ist extraordinär. Er bringt den Puck stets auf das Tor. Das ist das, was einen guten Torjäger ausmacht. Pavel trifft nicht immer die Ecken, aber er zwingt den Torhüter jedes Mal zu einem Save."

3. Brett Hull (Detroit Red Wings)


Kann ein harter Schlagschuss in den Genen vererbt und vom Vater auf den Sohn übertragen werden? Wenn man sich daran erinnert, wie Bobby Hull die Hartgummischeibe abgefeuert hatte und wie es Brett noch immer tut, dann muss man daran glauben, dass es möglich ist. 'The Golden Jet' hat den Schlagschuss in den 60er Jahren populär gemacht und 'The Golden Brett' hat ihn in den 80er und 90er Jahren perfektioniert. Bretts bester Schuss ist seine Direktabnahme, die Torhüter für mittlerweile seit fast zwei Jahrzehnten vor ernsthafte Probleme stellt. Er hat mit mittlerweile über 700 NHL-Toren seinen Vater Bobby (610) in der ewigen Bestenliste längst überholt und er beweist von Woche zu Woche seine außerordentliche Klasse.
Am Rande sei erwähnt, dass auch er bekannt dafür ist, seine Gegner nicht ungeschoren davon kommen zu lassen. Zu Beginn der Saison musste Alexander Karpovtsev zwei Monate pausieren, als er sich, von einem Hull Schlagschuss getroffen, den Knöchel brach.

4. Fredrik Modin (Tampa Bay Lightning)
Modin hatte schon immer einen harten Schuss, aber bei den Skill Wettbewerben 2001 hat er allen gezeigt, dass er zu den Besten gehört. 164 km/h brachte der Linksaußen auf die Anzeige und gewann damit den Schaukampf in dieser Disziplin. Danach erzählte er den Journalisten in seiner süffisanten Art, dass es kein Geheimnis dabei gibt: "Du nimmst ein ausgiebiges Frühstück zu dir und dann gehst du raus und haust drauf."
In Wirklichkeit hat Modin das jahrelang geübt. In seiner Heimat Schweden ist er als kleiner Junge immer von seinem Vater mächtig zusammengestaucht worden, als mit einem Puck gegen das Garagentor geschossen hat. Auf dem Eis hat Modin heute ab und zu Probleme seinen Schuss auf das Gehäuse zu bringen, doch wenn, dann haben die Torhüter Schwierigkeiten. Verteidiger werden vorsichtiger sich in seine Schüsse zu werfen, besonders nach der Aktion mit Brian Leetch vor ein paar Jahren. Der Rangers Kapitän wurde von Modins Schuss am Unterarm getroffen, der sogleich zertrümmert war und Leetch zweieinhalb Monate außer Gefecht setzte.

5. Mathieu Schneider (Detroit Red Wings)
Er zählt wohl zu den am meisten unterschätzten Bluelinern der NHL, denn Mathieu Schneider hat einen der härtesten Schüsse in der Liga. "Er trifft ihn immer voll, egal ob er sich bewegt oder steht", analysiert Drew Remenda, TV Kommentator der San Jose Sharks. "Es schaut wirklich fein aus. Wenn er zum Schuss ansetzt, dann hat er seinen Kopf aufgerichtet, um sicher zu gehen, dass er freie Bahn hat. Er hat viel Schnelligkeit in seinem Körper. Einige schwere Jungs können hart schießen, aber sie benötigen mehr Zeit sich zu postieren. Mathieu ist schnell. Darum hat Kelly Hrudey (Anm.: ehemaliger Kings-Torhüter und Mannschaftskollege) immer gesagt, dass Mathieu einen harten und schnellen Schuss hat. Die Schnelligkeit ist von Vorteil, denn der Torhüter kann sich nicht auf den Schuss einstellen, wenn er früher abgefeuert wird. Das bereitet Schwierigkeiten und das hat Schneiders Schuss."
Auch Schneider Schuss hat schon Opfer unter seinen Mitstreitern gefordert. Jozef Stumpel, damals im Team von Schneider, wurde getroffen und musste mit einem gebrochenen Zehen länger pausieren.

6. Shawn Heins (San Jose Sharks)
Die Meisten der Spieler mit scharfen Schüssen haben auch große Namen, doch da ist noch Shawn Heins. Beginnend mit dieser Spielzeit konnte Heins lediglich drei Tore in 61 Spielen vorweisen, aber niemand kann sagen jemals härter geschossen zu haben als der Verteidiger. Bei einem Skills Wettbewerb in den Minor Ligen vor ein paar Jahren brachte Heins den Puck auf eine stolze Geschwindigkeit von 171 km/h.
"Es war der härteste Schuss, der je gemessen wurde", sagt Remenda. "Sie haben seinen Schläger sofort in die Hall of Fame." Zum Vergleich: Al Iafrate schaffte im Jahr 1993 beim NHL-All Star Game den höchsten bis dato gemessenen Wert von 169,3 km/h. "Heins hat eine unbeschreibliche Kanone. Man sieht ihn in Spielen nicht so oft abziehen, denn er braucht relativ lange seine Position zu finden und niemand weiß, wo der Schuss dann landet. Aber er ist ein großer, durchtrainierter Junge und er legt immer alles rein, was er hat."

7. Sergei Fedorov (Detroit Red Wings)


Die Schüsse des Russen sind zwar in der Endgeschwindigkeit etwas langsamer, doch aufgrund des Speedes auf Schlittschuhen, den Fedorov an den Tag legt, will der Puck erst einmal richtig getroffen werden. Der zweimalige Gewinner des Wettbewerbs 'Schnellster Spieler' bei den Skill Wettbewerben (1992, 1994) musste sich zuletzt Sami Kapanen geschlagen geben, so dass er auf die Disziplin 'härtester Schuss' wechselte, die er im Jahr 2002 auch gewann. "Beim ersten Schuss habe ich meistens noch kein gutes Gefühl, aber der Zweite hat es immer in sich", erklärt Fedorov die Tatsache, dass sein erster Versuch zumeist deutlich schwächer ist. So war es auch 2003.
Den Wettbewerb 2002 gewann der Stürmer der Red Wings, der aufgrund der Schussstärke von seinen Trainer in Überzahl gerne auch an die Blaue Linie gestellt wird, mit 163,3 km/h, dem viertbesten Wert in der NHL-Geschichte.

8. Rob Blake (Colorado Avalanche)
"Sein Schuss ist so hart, dass Torhüter gegen ihn nur ungern den Winkel verkürzen", betont Remenda. "Evgeni Nabokov hat ihn einmal als hart und schnell bezeichnet." Blake gehörte bei den Skill Wettbewerben schon immer in die Spitzengruppe, doch gewonnen hat er bislang nicht. Man sollte also nicht überrascht sein, wenn er eines Tages ganz oben steht. Seine Bestmark liegt bei 159,5 km/h und im Powerplay ist seine Eiszeit fast schon Pflicht.
Nicht zuletzt wegen seinem Schuss gehört Blake zu den offensivstärksten Verteidigern der Liga.

9. Peter Bondra (Washington Capitals)


Er ist der prototypische Außenstürmer von vorgestern, der Bilder von Maurice Richard, Guy Lafleur und Mike Gartner aufleben lässt. Torhüter sind in höchster Alarmstufe, wenn Bondra sich an der Bande durchsetzt, aufzieht und einen Schlagschuss erster Güte auspackt. In einem Meßversuch bei einem Capitals Training 2000 erreichte Bondra mit 160,9 km/h einen absoluten Topwert.
Seine ausgezeichneten Qualitäten demonstrierte er bei einem seiner Treffer in den Playoffs 1998 gegen die Buffalo Sabres. Bondra, der in dieser Saison 52 Tore erzielte, fasste die freiliegende Scheibe ab. Sabres Keeper Dominik Hasek versuchte zwar den Puck abzuwehren, doch wie ein Blitz streifte dieser über den Handschuh ins Netz. Es schien, als hätte das Spielgerät den Fanghandschuh durchschlagen. Nach der Partie staunten alle über die unglaubliche Härte des Schusses. Mannschaftskamerad Chris Simon staunte: "Peter hat den härtesten Schuss des Spiels. Er ist auf einem anderen Level." (sth)

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