NHL-Eishockeymagazin
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nr.60 / jan. 2003 

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ALL STAR GAME 2003
 
Die Besten in einer Partie
Daten und Fakten rund um das 53. NHL All Star Game

von Stefan Herget

Mario Lemieux gewinnt mit Team Canada Gold
Das alte Jahr ist gerade zu Ende gegangen und es ist an der Zeit einige wichtige Ereignisse aus 2002 noch einmal Revue passieren zu lassen. Welche Geschehen beschäftigten die Fans?
Zum einen machte es die NHL nach 1998 im japanischen Nagano zum zweiten Mal wieder möglich, dass auch die besten Spieler der Welt an der Winterolympiade in Salt Lake City teilnehmen konnten und somit das Eishockeyturnier um ein Vielfaches aufwerteten.
Wenige Wochen später begeisterten uns die gleichen Akteure mit packenden Playoffspielen und einer überraschenden Finalpaarung.
Spektakuläre Wechsel fanden 2002 nicht so viele statt, jedoch waren die wenigen gravierenden Änderungen durchaus erwähnenswert und richtungsweisend für manche Teams. Zudem agierten einige Spieler, die am Ende der letzten Saison von der Liga auch ausgezeichnet wurden, besser als erwartet und es gab Comebacks, die mit minutenlangen Standing Ovations von den Zuschauern gefeiert wurden. Ebenso fielen einige Franchiseunternehmen Dank besonderer Leistungssteigerungen positiv auf, sowie machten andere NHL-Teams Furore wegen finanzieller Probleme und weniger guter sportlicher Erfolge.

Nach 1998 gab die NHL wieder grünes Licht für eine Unterbrechung des Spielbetriebes, so dass sämtliche Akteure nach der Vorrunde in das olympische Eishockeyturnier eingreifen konnten. Obwohl die kanadische Mannschaft, angeführt von Wayne Gretzky, der Legende schlechthin als Team Canada Manager, mit einer Niederlage gegen die Schweden schlecht gestartet war, holten die Ahornblätter in einem packenden Finale gegen die US-Boys mit 5-2 nach 50 Jahren wieder olympisches Gold.
Als die Frauen es den Männern nachmachten, war der totale Triumph perfekt und ganz Kanada, das Mutterland des Eishockeys, war stolz auf seine Heldinnen und Helden. Die deutsche Nationalmannschaft erreichte immerhin einen guten sechsten Platz, während die Schweiz enttäuschte und nur den Elfter wurde. Weißrussland hatte mit einem Sieg gegen Schweden im Viertelfinale sensationell das Halbfinale erreicht.

Nur wenige Wochen später begannen in der NHL die Playoffs. Nach 1995, 1997 und 1998 standen die Detroit Red Wings zum vierten Mal in acht Jahren wieder im Stanley-Cup-Finale, wo überraschend die Carolina Hurricanes auf die Mannen aus Hockeytown warteten. Detroit hatte schon die Saison mit gesammelten 116 Punkten dominiert - 15 Zähler mehr als die zweitplatzierten Boston Bruins - und damit die Presidents Trophy gewonnen. In diesem Stil besiegten sie erst die Vancouver Canucks nach einigen Anfangsschwierigkeiten mit zwei Heimniederlagen, dann die St. Louis Blues, ehe sie ihre Erzrivalen aus Colorado ausschalteten. Ihre unerwartet starken Kontrahenten im Finale aus dem Südosten der USA kamen über den Weg New Jersey, Montreal und Toronto zur Krone im Osten. Die Außenseiter, besonders auf der Torhüterposition glänzend besetzt und mit einem vorbildlichem Teamgeist, sowie überaus enthusiastischen Fans ausgestattet, konnten das gegnerische Staraufgebot allerdings nicht aus den Angeln heben und verloren nach guten Kampf mit 1-4 nach Spielen. In Spiel 3 in Raleigh lieferten sich beide Teams mit fast drei komplett gespielten Overtimes die drittlängste Stanley Cup Finalpartie der NHL-Geschichte.

Scotty Bowman mit DEM Cup

Für Detroits Trainer Scotty Bowman, der nach 35 Jahren in der NHL seinen Trainerjob an den Nagel hing, war es der neunte Titel als Headcoach. Er wird als siegreichster Übungsleiter aller Zeiten in die Hall of Fame einziehen. Ihm nach machte es Goalie Dominik Hasek. Für die tschechische Torhüterlegende war der erstmalige Cupgewinn ein krönender Abschluss seiner glänzenden Laufbahn, wie schon 2001, als Ray Bourque von seinen Avalanche-Kollegen mit dem Gewinn des wohl am härtesten umkämpften Pokals der Welt beschenkt wurde.

Die gravierendsten Wechsel zur Trading Deadline und in der Sommerpause 2002 fanden vor allem in Dallas, Detroit und New York statt.
Die Texaner, die trotz eines großen Starensembles nicht die Playoffs erreicht hatten, holten sich erst aus New Jersey Jason Arnott, ehe sie vor der neuen Saison mit Ulf Dahlen, Scott Young und Bill Guerin zusätzlich ihre Offensivreihen verstärkten. Um die Durchschlagkraft der Defensive zu verstärken, wurde Phillipe Boucher von den Los Angeles Kings losgeeist. Sämtliche Änderungen machen sich nun bezahlt, denn den Erwartungen der Stars entsprechend, liegen sie momentan an der Spitze der NHL und sollten dieses Mal den Einzug in die Runde der letzten Acht auf jeden Fall schaffen. Für manche Experten sind sie sogar der Titelfavorit Nummer 1.

Nachdem Dominik Hasek seine Karriere bei den Red Wings beendet hatte, musste Detroit nach einem adäquaten Ersatz suchen. Fündig wurden sie in Toronto, wo Curtis Joseph nach der Saison zum Free Agent wurde und ohne einen Ausgleich von den Weiß-Blauen vom Ontario See zu den Weiß-Roten vom Michigan See wechselte. Außerdem angelten sich die Red Wings den schwedischen Linksaußen Henrik Zetterberg, der schon bei der WM in Deutschland Aufsehen erregt hatte.

NHL - Jahrestabelle 2002

                SP  S   N   U   OT  Pkt. in%    GF  GA

 Vancouver      77  48  18   8   3  107 69,5   268 190
 Detroit        78  44  17  14   3  105 67,3   237 185
 Ottawa         78  41  21  10   6   98 62,8   228 188
 Boston         79  43  23   7   6   99 62,7   245 202
 New Jersey     79  44  24   6   5   99 62,7   202 170
 St. Louis      81  45  26   7   3  100 61,7   249 194
 Los Angeles    79  42  24   8   5   97 61,4   210 192
 Colorado       78  37  22  13   6   93 59,6   215 180
 Philadelphia   79  38  25  13   3   92 58,2   202 185
 Toronto        79  39  27  11   2   91 57,6   234 198
 Dallas         82  38  26  16   2   94 57,3   222 189
 San Jose       80  40  31   6   3   89 55,6   243 220
 Chicago        75  35  28  11   1   82 54,7   174 172
 Edmonton       76  34  27  10   5   83 54,6   195 178
 Montreal       80  36  29  11   4   87 54,4   214 218
 Washington     80  38  32   7   3   86 53,8   213 222
 Phoenix        79  35  29   9   6   85 53,8   222 220
 N.Y. Islanders 80  37  33   8   2   84 52,5   229 229
 Carolina       76  30  27  16   3   79 52,0   181 186
 Minnesota      81  32  29  13   7   84 51,9   194 205
 Anaheim        77  31  34   9   3   74 48,1   181 189
 Tampa Bay      81  29  34  13   5   76 46,9   210 234
 Buffalo        77  28  36  12   1   69 44,8   179 191
 Pittsburgh     80  29  38   6   7   71 44,4   220 248
 Calgary        79  26  40   9   4   65 41,1   178 223
 Florida        80  20  35  16   9   65 40,6   183 244
 N.Y. Rangers   80  28  43   6   3   65 40,6   203 267
 Nashville      81  23  41  13   4   63 38,9   172 228
 Columbus       79  24  44   5   6   59 37,3   191 261
 Atlanta        78  20  45   7   6   53 34,0   182 268

Wie für New York üblich, rüsteten auch die Rangers kräftig auf. Zur Trading Deadline verpflichteten sie Pavel Bure aus Florida und Tom Poti von den Oilers. In der Sommerpause sollten die Free Agents Darius Kasparaitis und Bobby Holik den Blueshirts mehr physische Stärke verleihen. Zählbare Erfolge brachte bislang noch keiner dieser Wechsel. Wie in den Jahren zuvor müssen die Fans weiter auf glorreiche Zeiten warten.

Neben Dallas, Detroit und New York veränderte jedes weitere NHL-Team ebenfalls ihre Roster. So packte zum Beispiel Tony Amonte nach über acht Jahren seine Koffer und zog von Chicago nach Phoenix, wo er zur Zeit immer noch seine Form sucht. Adam Oates wechselte nach einem kurzen Gastspiel in Philadelphia nach Anaheim, Oleg Tverdovsky und Jeff Friesen von den Kaliforniern für Petr Sykora nach New Jersey, Mariusz Czerkawski von Long Island zu den Canadiens, Ed Belfour von Dallas nach Toronto und Robert Lang von Pittsburgh in die us-amerikanische Hauptstadt. Zwei deutsche Akteure blieben ebenfalls nicht verschont. Der langzeitverletzte Uwe Krupp wurde von Detroit nach Atlanta abgeschoben, wo er weiterhin an seinem Bandscheibenvorfall laboriert und Jochen Hecht gibt jetzt bei den Sabres sein Eishockey zum Besten.

Zwei NHL-Akteure, die nicht auf das Wechselkarussell aufspringen mussten, obwohl sie die überragenden Spieler der letzten Saison waren und bei relativ finanzschwachen Teams spielen, überraschten viele. Calgarys Jarome Iginla beendete die letzte Saison als punktbester NHL-Akteur und als bester Torschütze der Liga. Er wurde dafür mit der Art Ross Trophy und mit der Maurice 'Rocket' Richard Trophy ausgezeichnet. Seine hervorragenden Leistungen konnte der 25-jährige Kanadier bislang nicht bestätigen und bleibt seinen Fans vieles schuldig. Ebenfalls hervorragend präsentierte sich Montreals Jose Theodore, dem als Dank für seine außergewöhnlichen Taten die Hart Memorial Trophy, sowie die Vezina Trophy überreicht wurde, in dieser Saison aber bisher alles andere als souverän wirkte.
Glanzpunkte zu Beginn des letzten Jahres, sowie an dessen Ende setzte Pittsburghs Center Mario Lemieux. Nachdem die legendäre Nummer 66 die Saison 2001/02 vorzeitig wegen einer Hüftverletzung beenden musste, jedoch zuvor als Kapitän der Olympiamannschaft Gold geholt hatte, stieg er im vergangenen Oktober wieder ins Geschehen ein. Souverän führt der mittlerweile 37-Jährige die Bestenliste an und erfreut sich bester Gesundheit.

Erwähnenswerte Leistungen boten auch Saku Koivu und Peter Forsberg mit ihren Comebacks. Der 2001 an Unterleibkrebs erkrankte Finne feierte am Ende der letzten Spielzeit im Canadiensdress seine Rückkehr und wurde vor seinem ersten Auftritt von einer begeisterten Zuschauerkulisse frenetisch beklatscht. Drei Partien der regulären Saison, sowie zwölf Playoffbegegnungen absolvierte er und machte dabei vier Tore und acht Assists. Inzwischen gehört er wieder fest zum Kader und steuerte in 40 Spielen schon 37 Punkte den 16 Siegen seiner Canadiens bei.

Sehnlichst erwartet wurde auch der Wiederauftritt von Colorados 'Foppa'. Der Schwede gönnte sich in der letzten Saison bis zu den Playoffs eine Ruhepause, in der er Kraft schöpfte und eine Knöchelverletzung auskurierte. Hauptsächlich Dank seiner 27 Zähler in 20 Spielen erreichten die Avalanche überhaupt das Conference-Finale, wo sie allerdings gegen die Red Wings nach drei Siegen und vier Niederlagen den Kürzeren zogen.
Als die Chicago Blackhawks Theoren Fleury von den New York Rangers holten, sollte dieser Tony Amonte mindestens gleichwertig ersetzen. Jedoch wurde der nur 1,68m große Kanadier zu Beginn der neuen Spielzeit von der NHL wegen Verstöße gegen die ihm auferlegten 'Bewährungauflagen' in Punkto Drogenmissbrauchs auf unbestimmte Zeit suspendiert. Mittlerweile konnte sich der für sein aggressives Eishockey bekannte Flügelflitzer wieder selbst rehabilitieren und wirbelt wieder fast wie in alten Zeiten auf der rechten Außenbahn.
Für einen tragischen Unfall sorgte Columbus Espen Knutsen. Nach einem Schuss des Blue Jacket wurde der Puck so unglücklich abgefälscht, dass er ein 13-jähriges Mädchen auf den Zuschauerrängen tötlich traf. Daraufhin verordnete die NHL für die nächste Saison Fangnetze um die Eisfläche, die ein solches Drama nicht wiederholen lassen sollen.

Außer dass die Red Wings gegen die furios aufspielenden Carolina Hurricanes den Stanley Cup holten, sorgten auch andere Teams für Aufregung. Zum Beispiel fanden die New York Islanders 2001 neue Sponsoren, die das Team nach sieben trostlosen Jahren wieder nach vorne bringen wollten. Mit diversen Transfers und großen Investitionen schaffte das Franchiseunternehmen tatsächlich die Wende und konnte ihren Fans 2002 wieder Playoffeishockey präsentieren. Leider scheiterte das sympatische Team dann in der ersten Runde an den Toronto Maple Leafs mit 3-4. In der aktuellen Spielzeit knüpften sie noch nicht an die guten Leistungen an, sollten aber trotzdem in der Lage sein, erneut die Runde der letzten Acht zu erreichen.

Minnesota - Eine Überraschung im Herbst 2002

Eine ähnlich Trendwende schafften die Minnesota Wild und die Tampa Bay Lihgtning. Das junge NHL-Mitglied aus dem hohen Norden der USA belegte 2001/02 den viertletzten Platz im Westen und war meilenweit von einem Playoffplatz entfernt. Seit dem letzten Oktober mischen die Wild aber kräftig oben mit und waren schon zeitweise Erster in der Western Conference. Inzwischen von den Vancouver Canucks in der Northwest Division eingeholt befinden sie sich allerdings immer noch in den oberen Gefilden des Westens und können vielleicht erstmals in ihrer Geschichte, um die Vergabe der Playoffplätze ein Wörtchen mitreden.

Mindestens genauso überraschend liegen die Lightning im Osten vorne. Jahrelang nur Kanonenfutter zu sein, nehmen sie nun Kurs auf einen Playoffplatz. Auch Dank ihrer Leistung ist die Eastern Conference näher zusammengerückt und nicht nur der Erstplatzierte in der Southeast Division wird diesmal in die Runde der letzten Acht einziehen.

Für negative Schlagzeilen sorgten dagegen die Buffalo Sabres. Der finanziellen Krise ein zeitweises Ende bescherte die NHL dem Franchiseunternehmen durch die Übernahme der Geschäfte. Keine dauerhafte Lösung wird dies bleiben, jedoch konnte damit der Spielbetrieb vorerst weitergeführt werden. Über einen Verkauf der NHL-Zugehörigkeit wird angeblich schon diskutiert. Interessenten sitzen Gerüchten zu Folge in Memphis und New Orleans.

Die Zahlungsunfähigkeit mussten die Ottawa Senators erst kürzlich anmelden, wodurch ein Treffen zwischen NHL-Commissioner Gary Bettman und den drei Hauptgläubigern arrangiert wurde. Die Löhne für Januar sind jetzt gesichert, es wird aber auch in der kanadischen Hauptstadt ein Kraftakt weiterhin das beste Eishockey der Welt anbieten zu können.

Ein ereignisreiches Jahr ist zu Ende gegangen. Wir Fans können dieses abhaken und uns schon auf ein neues, mit Sicherheit mindestens genauso abwechslungsreiches, wie interessantes 2003 freuen. (ms)

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