NHL-Eishockeymagazin
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nr.60 / jan. 2003 

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TEAMREPORT
 
Den Pinguinen droht die Scholle davonzuschmelzen
Die Geschichte der Pittsburgh Penguins

von Robin Patzwaldt

Mario Lemieux - ein Name, ein Team.

Die Geschichte der "Pens" in der besten Hockey-Liga der Welt begann während der großen Erweiterung der NHL im Jahre 1967/68. Die Bezeichnung 'Penguins' ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, der zur Namensfindung ausgeschrieben wurde. Letztendlich ist er eine Anlehnung an die, bereits 1961 fertiggestellte, heimische Eishalle, die im Volksmund "Iglu" genannt wird, da sie von der Form ihres Daches her an eine solche Eisbehausung erinnert. 'Penguins' lag dementsprechend recht nahe. Der Vorschlag setzte sich mit über 700 der eingereichten 26.000 Stimmen schließlich durch. In Anlehnung an den Pinguin wählte man für die Trikots zunächst die Farben Blau und Weiß aus. Das Symbol der neuen Franchise, der schlittschuhlaufende Pinguin, war indes auf den ersten Trikots gar nicht zu sehen. Stattdessen schmückte ein Schriftzug die Brust der Aktiven. Erst 1969 sollte sich dann auch das Logo auf den Trikots wiederfinden.

Im "Expansion Draft" des Jahres 1967 entschieden sich General Manager Jack Riley und Trainer Red Sullivan überwiegend für sehr erfahrene, und damit relativ alte Spieler. Das Durchschnittsalter der Mannschaft lag somit auch bei überdurchschnittlich hohen 32 Jahren. Riley, ein erfahrener Mann aus der AHL, begründete seine Entscheidung mit der Anspruchshaltung des Publikums. "Unser Publikum in Pittsburgh hat sich in Minor League Zeiten daran gewöhnt, Gewinner zu sehen. Eine lange Aufbauphase können wir uns daher nicht leisten. Wir müssen rasch Qualität auf das Eis bringen!"

Drei wichtige Spieler dieser Kategorie waren Earl Ingarfield, Ken Schinkel und Andy Bathgate, die bereits über 30 Jahre alt waren. Alle drei hatten aber auch eine Vergangenheit bei den New York Rangers, wo Penguins Trainer Sullivan als Trainer und Aktiver bereits mit ihnen zusammengearbeitet hatte. In der Tat ähnelte der erste Kader der Pinguine einer ehemaligen Rangers Mannschaft. Auch Verteidiger Al MacNeil und die Stürmer Val Fontoyene und Mel Pearson erfüllten diese Kriterien.

Zu Beginn der NHL-Geschichte der Mannen aus Pittsburgh leistete man sich zunächst kein eigenes Farmteam. Man musste also die Augen in alle Richtungen besonders offen halten, um keine Talente zu übersehen.
Nachdem man die Playoffs zunächst verpasste, wurde die Franchise an eine Gruppe Investoren aus Michigan, unter der Führung von Donald H. Parsons, einem Banker, verkauft. Dieser stellte sofort klar, dass man das Team aber nicht von seiner Heimatstadt trennen wolle. Er zerstreute damit Gerüchte, die Mannschaft solle nach Atlanta umziehen.

Die erste Finalrundenteilnahme sollte dem Team im Jahre 1970 gelingen. Unter Coach Red Kelly, der später auch als Manager für das Team tätig werden sollte, scheiterte man erst im Halbfinale an den St. Louis Blues. Die guten Leistungen, besonders von Rookie Michel Briere, ließen die Pittsburgh Penguins aber zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Michel Briere

Tragischerweise verunglückte Briere so schwer bei einem Autounfall, dass er sich nie wieder davon erholen sollte. Er starb schlußendlich sogar im Jahre 1971 an der Folgen des Unfalls.
Ohne Briere gelang es dem Team nicht die Playoffs des Jahres 1971 zu erreichen. Erneut wurde das Team verkauft. Diesmal erhielt eine Gruppe unter der Führung von Thayer R. Potter den Zuschlag, der gleichzeitig auch den Posten des General Managers übernahm.
All diese Veränderungen waren den Leistungen der Mannschaft nicht gerade zuträglich. Auch in den nächsten vier Spielzeiten sollte dem Kader nichts bemerkenswertes gelingen. Alleine ein NHL-Rekord bleibt aus dieser Zeit in Erinnerung: Es gelang der Mannschaft binnen 2 Minuten und 7 Sekunden 5 Tore in einem Spiel zu erzielen.

In 1974 gelang ein Umschwung, die Mannschaft verbesserte sich spielerisch. Allerdings scheiterte man letztendlich in den Playoffs des gleichen Jahres nach einer 3:0 Führung gegen die New York Islanders in sieben Spielen. Die knappe 1-0 Niederlage in Spiel 7 versetzte die Fans in eine Art Schockzustand. Auch in den Folgejahren war den Penguins das Glück nicht gerade hold.

1979 präsentierte die Franchise ein neues Trikotdesign. Man tauschte das alte Weiss-Blau gegen das Schwarz-Gold des Baseballteams Pirates und des Footballteams der heimischen Steelers, was allerdings auf heftigen Widerstand des Ligakonkurrenten aus Boston traf, dessen Team bereits die gleiche Farbkombination benutzte. Die Penguins beriefen sich auf einen Hockeyclub aus Pittsburgh der in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts ebenfalls diese Farben trug. So setzte man sich letztendlich gegen die Einwände aus Boston durch.

Erstrundenniederlagen in den Jahren 1980 bis 1982 sollten jedoch die einzigen Playoffteilnahmen des Teams in den 80er Jahren, bis zum Auftritt 1989, bleiben.

Durch den letzten Platz in der Saison 1983/84 wurde der Franchise glücklicherweise der erste Zugriff im Entry Draft dieses Jahres zuteil. Man sicherte sich die Dienste von Mario Lemieux, der als größtes Talent seit Wayne Gretzky gehandelt wurde. Diesen Eindruck sollte der so hoch gelobte bereits während des ersten Trainingscamps seiner neuen Mannschaft bestätigen können.

Lemieux gewann in seiner Rookie-Saison 1984-85 die Calder Trophie, gefolgt von Nominierungen für das All Star Team 1986 und 1987. Bereits ein Jahr später gelang es ihm die Hart Trophy als wertvollster Spieler und die Art Ross Trophie, für den besten Scorer zu erringen. Die Erfolge des Teams konnten allerdings, wie bereits erwähnt, in dieser Zeit nicht ansatzweise mit den persönlichen Erfolgen Lemieuxs mithalten.

Unter der Führung von General Manager Craig Patrick gelang im Draft 1990 die Verpflichtung eines tschechischen Stürmers, namens Jaromir Jagr. Er wurde an fünfter Position gewählt. Vor ihm entschieden sich andere Teams für Spieler wie Owen Nolan, Petr Nedved, Keith Primeau und Mike Ricci.

In 1991 gelang es dem Team den ersten Divisionstitel zu erringen. GM Patrick tätigte einen spektakulären Trade am 4. März 1991. Mit den Hartford Whalers einigte man sich auf den Wechsel von John Cullen, Zarley Zalapski und Jeff Parker, während Ulf Samuelsson, Grant Jennings und Hartford-Legende Ron Francis den Weg ins 'Iglu' fanden. Alle Neuzugänge sollten am ersten Titelgewinn der Penguins entscheidenden Anteil haben. Man schlug Minnesota in 6 Spielen um den Stanley-Cup. Lemieux sicherte sich die Conn Smyth Trophy, als wertvollster Spieler der Playoffs und zog an Wayne Gretzky als dominierendem Spieler der Liga vorbei.

Abermals wechselte die Eigentümerstruktur der Franchise. Als neuer Eigentümer sollte eine Gruppe um Howard Baldwin die Franchise in ihre goldene Zeit zurückführen....
Das Schicksal schlug erneut zu bei den Penguins. Coach Bob Johnson erkrankte an Krebs und wurde durch Scott Bowman ersetzt. Johnson starb am 26. November 1991 an seiner schweren Krankheit.

Trotz dieses Verlustes setzte Lemieux seine Dominanz fort. Er führe auch in der Folgesaison die Ranglisten der Offensivspieler der Liga an. Folgerichtig war es auch für die Penguins erneut eine erfolgreiche Saison. Schlußendlich konnte man den Titel verteidigen. Es gelang ein Sweep, ein Sieg ohne Niederlage in der Finalserie, gegen Chicago.

Den nächsten Anlauf auf den Titel, unter der Führung Bowmans, schien erfolgreichversprechend. Das Umfeld erwartete die Meisterschaft bereits, nachdem es auch gelungen war die Presidents Trophy, für das punktbeste Team der Liga, zu gewinnen. Abermals sollte das Schicksal aber eine entscheidende Rolle zu ungunsten der Pinguine spielen. Starspieler Lemieux, zuvor schon häufiger von Rückenproblemen gebeutelt, erkrankte an Krebs. Er unterzog sich einer Strahlentherapie im Februar und März des Jahres.
Nach hartem Kampf scheiterte das Team aus Pittsburgh in der KO-Runde an den Islanders aus New York.

In der Saison 1993-94 belegte man erneut einen Spitzenplatz nach der 'Regular Season' und das, obwohl Führungsspieler Lemieux nur 22 Spiele bestreiten konnte. Unruhe kam auf, nachdem man allzu früh gegen die Capitals ausschied. Diese sollte noch größer werden, als Lemieux im August 1994 bekanntgab, dass er sich, aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit, für ein Jahr vom Hockey zurückziehen würde.
Die Führungsrolle im Team ging nun an Jaromir Jagr über. Dieser konnte sich auch, in der durch den Lockout gekürzten Saison 1995, den Titel der Art Ross Trophy sichern.

Als Lemieux im Oktober 1995 auf das Eis zurückkehrte, atmete die Hockeywelt auf. Erneut gelang im eine glanzvolle Spielzeit. Der Gewinn der Art Ross Trophy war die Belohnung. Lemieux erzielte 161 Punkte in nur 70 Spielen, dicht gefolgt von Jagr, der 149 Punkte erzielen konnte.

Die Folgesaison sollte für die Pens weniger erfolgreich verlaufen. Folgerichtig feuerte man Trainer Ed Johnston im März 1997. Er wurde intern durch GM Patrick ersetzt. Lemieux gab seinen Rücktritt nach dem Playoff-Aus gegen Philadelphia bekannt.

Der defensiv orientierte Kevin Constantine wurde neuer Verantwortlicher an der Bande der Schwarz-Goldenen. Obwohl Constatine nicht unumstritten war und auch im Team schnell mit Jagr aneinandergeriet, überraschte Pittsburgh mit einer erfolgreichen Saison. Man siegte in der Nord-Ost Division mit 98 Punkten. Goalie Tom Barrasso spielte eine überragende Saison. Überraschender Weise endeten die Playoffs in einem Fiasko. Bereits die Eröffnungsrunde bedeutete das Aus. Man unterlag den Canadiens in 6 Spielen.

Am 13 Oktober 1998 offenbarte sich abermals die Finanznot des Teams. Schulden in Höhe von US$ 100 Mio. hatten sich bei Eigentümer Baldwin angehäuft.
Unter der Führung Mario Lemieuxs gab eine Interessentengemeinschaft ein Angebot zum Kauf der Franchise ab.
Die Mannschaft zeigte sich zunächst wenig verunsichert von der angespannten Finanziellen Lage. Die erreichten 90 Punkte reichten zwar in diesem Jahr nur zu Platz acht in der Division, man war allerdings erneut in der Endrunde vertreten.
Jagr präsentierte sich einmal mehr in Topform und gewann mit seinen 127 Punkten erneut die Art Ross Trophy.

Im Mai 1999 sah es allerdings wieder so aus, als könnte die Ära der Penguins in Pittsburgh vorüber sein. Erst als Lemieuxs Angebot für die Pens auch von der NHL endgültig abgesegnet wurde, war die Folgesaison in Pittsburgh gesichert.
Der rechte Erfolg wollte sich aber nicht einstellen. Coach Constantine wurde gefeuert. Ebenso scheiterten seine Nachfolger Herb Brooks und auch Ivan Hlinka, der mit großen Hoffnungen in sein Amt gestartet war, hatte er doch kurz vorher noch großen Erfolg als Trainer des Tschechischen Olympiasiegerteams von 1998. Jagr wurde von Verletzungen gebeutelt, konnte das Team so gerade noch in die Endrunde führen. Gegen die Philadelphia Flyers musste man sich jedoch geschlagen geben.

Bereits zu Beginn der Saison 2000-01 machten in Pittsburgh Gerüchte die Runde Eigentümer und Spielerlegende Mario Lemieux würde sich mit Gedanken an ein Comeback beschäftigen. Als Lemieux dann im Herbst erstmals wieder in der Eishalle erblickt wurde, war die Resonanz riesengroß.
Und tatsächlich, es kam zum nicht für möglich gehaltenen Comeback. Am 27. Dezember 2000 gab der Eigentümer seinen Einstand auf dem Eis im Heimspiel gegen Toronto. Es zeigte sich schnell, dass er noch an alte Zeiten würde anknüpfen können. Unter seiner Führung gelang dem Team sogar letztendlich der Einzug in das Conference-Finale 2001.

Johan Hedberg - auf ihn setzten die Penguins auch ihre Hoffnungen

Es war auch die Saison in der man eine Lösung für die Torwartposition, die seit dem Abgang von Pens-Legende Tom Barrasso nicht mehr gleichwertig besetzt werden konnte, fand. Der überragende Johan Hedberg konnte überzeugen und entwickelte sich zu einem der besten Keeper der Liga. Die 1:4 Niederlage im Conference-Finale, gegen die New Jersey Devils, konnten dann allerdings auch diese Beiden nicht verhindern.
Trotzdem war die Saison wie ein Traum für die Penguins-Fans. Der Fanartikelverkauf stieg sprunghaft in die Höhe. Neue Begeisterung machte sich breit.
Diese sollte allerdings nicht lange vorhalten. Die Folgesaison war eine Spielzeit voller Pleiten, Pech und Pannen für die Penguins. Lemieux konnte kaum mehr als 20 Spiele bestreiten. Ständig wurde er von Verletzungen zurückgeworfen. Bereits in der Sommerpause hatte das Team Jaromir Jagr an den Konkurrenten aus der US-Hauptstadt, die Washington Capitals, abgeben müssen. Die Finanziellen Forderungen des Superstars konnten einfach nicht länger erfüllt werden.
Zu dem Ausfall von Lemieux gesellten sich unglücklicherweise auch noch ein halbes Dutzend verletzter Spieler, überwiegend aus dem Offensivbereich. Schon früh zeichnete sich ab, dass das Team erstmals seit langer Zeit die Playoffs verpassen würde. Am Ende wurde man sogar mit Abstand Letzter in der Atlantic Division. Zu allem Überfluß verließ auch noch Abwehrstratege Darius Kasparaitis das Team Richtung Colorado.

Die Halle ist inzwischen die älteste, und außerdem die zweitkleinste Spielstätte der Liga. Ein Neubau ist zwar seit Langem angedacht, aber konkret nicht in Sicht. Ständig halten sich Gerüchte über einen Umzug des Teams in eine andere Stadt. Die Fans halten dem Team die Treue, es laufen auch diverse Aktionen im Großraum Pittsburgh, die den Verbleib der Pens bewirken sollen.

Eine Verbesserung der Finanzsituation ist nicht abzusehen. Wenn auch der Saisonstart in die aktuelle Saison bisher sehr erfreulich verlaufen ist, das Team ist nach wie vor stark abhängig von seinem spielenden Eigentümer, dessen Karriereende aber auch nicht mehr unerreichbar weit entfernt sein dürfte. Was spätestens dann aus der Franchise wird, dürfte zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig ungeklärt sein. Den Pinguinen droht ihre Eisscholle langsam zu zerschmelzen..... (rp)

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