NHL-Eishockeymagazin
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nr.58 / nov. 2002 

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TEAMREPORT
 
Noch immer ohne 'Happy End'
Die Geschichte der Los Angeles Kings

von Robin Patzwaldt

Leonard 'Red' Kelly - der erste Coach der Kings

Obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft beheimatet, wartet die Franchise aus Los Angeles noch immer auf ihr traumhaftes Ende a la Hollywood. Das Potenzial des Profi-Eishockeys in Süd-Kalifornien erkannte der Kanadier Jack Kent Cooke schon früh in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Er zahlte 2 Millionen Dollar für die Rechte an einer Expansion-Franchise 1967-68, als die NHL ihre Größe von sechs auf zwölf Teams verdoppelte. Skepsis erntete Cook mit seiner Antwort auf die Frage, wo er denn seine neue Mannschaft ansiedeln wolle. Profihockey in Kalifornien - das würde niemals funktionieren.

Cookes Begeisterung tat dies aber keinen Abbruch. Er plante eine der schönsten und modernsten Hallen für seine Mannschaft, die unter dem Namen Los Angeles Kings in die Liga starten sollte. 20 Mio. Dollar investierte er für das "Forum" in Inglewood.

Als ersten Coach verpflichtete er Leonard 'Red' Kelly, den früheren Star der Detroit Red Wings und der Toronto Maple Leafs. Um den Minor-League Unterbau seines Teams zu gewährleisten, bediente er sich der "Springfield Indians". Man umgab sich mit weiteren anerkannten Fachleuten wie Larry Regan, einem früheren Center der Leafs, als General Manager des Teams. Die erste Saison beendete man dann nur einen Punkt hinter dem ersten Platz in der neugegründeten West Division und Cooke wurde von der kanadischen Fachzeitung 'The Hockey News' zum Manager des Jahres ernannt.

Leider hielt der Erfolg nicht lange vor. Vier Mal in Folge verpasste das Team anschließend die Playoffs. Cookes barsche Art brüskierte viele. Am Ende isolierte er sich vollständig in der NHL, niemand wollte noch produktiv mit ihm zusammenarbeiten, Los Angeles wurde bei Drafts und Trades völlig übergangen.
Kelly verließ den Club Richtung Pittsburgh. Regan wurde durch Fred Glover von den California Seals, einer früheren NHL-Franchise, die von 1970-76 in Oakland beheimatet war, ersetzt. Es half nichts, es folgte eine wahre Katastrophensaison für die Kings, man landete sogar 11 Punkte hinter den 'kränkelnden' Seals. Größere Veränderungen mussten und sollten folgen.

Nach der Verpflichtung von u.a. Terry Harper (Ex-Montral Canadiens) und Gilles Marotte von den Blackhawks gelang es in der Folgesaison zumindest wieder in die K.O.-Runde einzuziehen. Ohne Superstars sollte dem Team aber der große Erfolg weiter verwehrt bleiben.
Die Suche der Kings nach einem wirklichen Topakteur sollte sich einige tausend Meilen entfernt entscheiden: Marcel Dionne, ein Superstar der Red Wings war zunehmend unzufrieden in Detroit und beauftragte seinen Manager ein neues Team für ihn zu finden.

Marcel Dionne

Dionne hatte die Saison 1974-75 bei den Red Wings mit 47 Toren und 74 Assists beendet. Mit seinen 121 Punkten landete er in der Endabrechnung der Scorerliste der NHL auf Platz 3 hinter Phil Esposito und Bobby Orr.
Los Angeles gewann das Poker um die Dienste des Superstars gegen fünf Mitbewerber. Kings-Coach Bob Pulford zeigte sich von der leichten Integration Dionnes in das bisher eher defensiv orientierte Team erfreut. Los Angeles wurde die viertbeste Mannschaft der NHL nach Punkten und nur der Champion aus Philadelphia ließ weniger Gegentore zu. Die nominellen Verbesserungen bei den Kings sollten aber nicht ausreichen, um 1976-77 mit den überlegenen Canadiens aus Montreal mitzuhalten. In den Playoffs scheiterte man schließlich im Viertelfinale an den Boston Bruins. Dionne gewann die Lady Byng Trophy und wurde zum ersten All Star Team 1976-77 berufen.
1980 erreichte Dionne sein Karrierehoch mit 137 Punkten in der Scorerliste (53 Tore, 84 Assists) und wurde zum Spieler des Jahres gewählt.

Los Angeles besaß die legendäre 'Triple Crown Line', der neben Dionne noch Charlie Simmer und Dave Taylor (der ab der Saison 1996-97 GM der Kings werden sollte) angehörten.

Zu Beginn der 80er-Jahre blieben die Kings erfolglos. Erst mit der Saison 1986-87 sollte es wieder aufwärts gehen. Bruce McNall wurde Miteigentümer der Franchise und 1987 zum Präsidenten des Clubs ernannt.

Wayne Gretzky - 'The Great One'

Mit der Verpflichtung von Youngstern wie Luc Robitaille und Steve Duchesne gelang es den Mannen aus Los Angeles etwas für die Zukunft des Teams zu tun.
Ein weiterer entscheidender Schritt in diese Richtung gelang am 9. August 1988 mit der Verpflichtung von NHL-Legende Wayne Gretzky.

Einige erfolgreiche Jahre für die Kings sollten folgen. Höhepunkt der 'Gretzky-Ära' in Kalifornien war die Teilnahme der Mannschaft am Stanley-Cup-Finale 1992-93, in dem man allerdings in einer faszinierenden Finalserie schlussendlich den Montreal Canadiens unterlag.

Auch wenn das Unternehmen Titelgewinn erneut gescheitert war, allein die Anwesenheit Gretzkys brachte erhebliche Medienpräsenz für die Franchise mit sich.
Ein Ticket für die Kings zu ergattern, galt als regelrechter Glücksfall, der Fanartikelverkauf (die Trikotfarbe wurde zeitgleich auf silber und schwarz geändert) boomte. Die Anmeldungen bei Eishockeyvereinen im Jugendbereich brachen in Kalifornien alle Rekorde. Hockey war spätestens jetzt in Südkalifornien fest etabliert.

Dieses verlorene Finale gegen Montreal war auch der Zeitpunkt des beginnenden Niedergangs von Wayne Gretzky als kalifornische 'Lichtgestalt'.
Vier Mal in Folge verpasste Los Angeles anschließend die Playoffs und Wayne Gretzky wurde nach St. Louis weitertransferiert.

Ein weiterer Wendepunkt der Vereinsgeschichte ereignete sich bereits am 25. Juli 1989. Obwohl damals noch wenig beachtet, stellte die Verpflichtung von Verteidiger Larry Robinson eben einen solchen entscheidenden Moment dar.
Von 1989 an sollte er drei Jahre in der Abwehr der Kings spielen. Nicht nur seine spielerischen Fähigkeiten beeindruckten die Verantwortlichen. Seine Persönlichkeit war es, die ihm, nach dem Karriereende 1993, eine Anstellung als Co-Trainer der New Jersey Devils einbrachte. Nachdem er diese 1995 mit zum Stanley Cup-Titel führte, kehrte er 1995 als Headcoach nach Südkalifornien zurück.

Unter seiner Verantwortung gelang dem Team der Sprung in die Playoffs. Besonders Verteidiger Rob Blake verbesserte sein Spiel unter Trainer Robinson eindrucksvoll.
In der Vergangenheit oftmals von Verletzungspech gebeutelt, spielte Blake 1997-98 vielleicht seine stärkste Saison. Am Ende wurde er mit der Norris Trophy für den besten Defensivspezialisten ausgezeichnet.

Es gab aber auch weitere positive Ansätze in dieser Zeit. Der neue GM Dave Taylor arbeitete eng und gut mit Robinson zusammen. Die Mannschaft wurde mit jungen Talenten aufgerüstet. Neben dem Eis begann in der 'Stadt der Engel' ebenso eine neue Zeitrechnung: Im Oktober 1995 übernahmen Philip Anschutz und Edward Roski Jr. als Eigentümer die Franchise.
Die neuen Verantwortlichen begannen den Club auf das 21. Jahrhundert auszurichten. Ein Eckpfeiler dieser Ausrichtung sollte die neue Halle werden. Weg aus den Vororten, sollte diese direkt in der Downtown von Los Angeles errichtet werden. Die Pläne hierzu wurden 1998 veröffentlicht.

Nach einer enttäuschenden Saison, u.a. auch bedingt durch eine schwache Saison von Rob Blake, dem erneut Verletzungen zurückwarfen, wurde Trainer Robinson am Saisonende gefeuert. Andy Murray, ein früherer Coach der Kanadischen Nationalmannschaft, der auch schon sieben Jahre als Assistent in der NHL gearbeitet hatte, wurde sein Nachfolger.

Mit der Eröffnung des 'Staples Center' spielte das Team wieder erfolgreicher. Von den ersten 20 Partien konnten immerhin 12 gewonnen werden, vier endeten unentschieden. Am Saisonende erreichte man mit 94 Punkten die beste Ausbeute seit der Saison 1990-91, als man die 100-Punkte Grenze durchbrechen konnte. Auch wenn die Stanley Cup Runde erst zum zweiten Mal in den letzten sieben Spielzeiten erreicht werden konnte, schied man, analog den ereignissen von 1998, erneut gegen die Detroit Red Wings bereits in der ersten Runde aus.

Im Folgejahr besiegte man zwar den Giganten aus 'Hockeytown', musste dann aber gegen den späteren Titelträger aus Colorado Federn lassen. Im letzten Frühjahr kam das Aus, diesmal nach großem Kampf, erneut gegen die Colorado Avalanche. Es fehlt also der Mannschaft noch das Quentchen, um mit den ganz Großen der Western Conference mithalten zu können. Immerhin ist man in den letzten Jahren regelmäßig in den Ausscheidungsspielen dabei gewesen.

Einige bedeutende Trades wurden in der Zeit abgeschlossen, um den Abstand zu den Spitzenteams zu verkleinern. Rob Blake wollte seinen Vertrag 2001 nicht verlängern, er wechselte nach Colorado, um eben dort, endlich den Cup seiner Träume zu gewinnen. Das häufig in der Kritik stehende Torhütertandem Stephane Fiset und Jamie Storr wurde mit Felix Potvin, der in Vancouver nicht überzeugen konnte, entscheidend verstärkt. Man holte Steve Heinze, verlor aber Luc Robitaille an Detroit, bekam andererseits Jason Allison aus Boston und auch Adam Deadmarsch aus Colorado.
Man bastelt also noch immer an einer Mannschaft, der der große Wurf endlich mal gelingen soll.

Das Happy End a la Hollywood steht für die Kings noch aus.... (rp)

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