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nr.57 / okt. 2002 

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PORTRAIT
 
Jacques Lemaire - Der Vater des Erfolges

von Bernd Rösch

Die Saison ist noch jung und es ist sicherlich fehl am Platz schon vorzeitig die Minnesota Wild als Überflieger der Liga zu bezeichnen. Verwundern läßt einen jedoch schon ein Blick auf die Tabelle der Western Conference, wo das Team aus dem Norden der USA momentan einen oberen Platz inne hat. Wo auch immer die Minnesota Wild am Ende der Saison stehen werden, einer hat ganze Arbeit geleistet - ihr Trainer, Jacques Lemaire.

"Wie wohl jedes Kind, das in Quebec aufgewachsen ist, träumte ich davon für die Montreal Canadiens aufzulaufen. Meine Helden waren Maurice Richard und Boom Boom Geoffrion. Jeden Tag in den Wintermonaten gingen wir auf die zugefrorenen Seen, wo ich mir vorstellte ich wäre Jean Beliveau oder Doug Harvey."

Sein Traum sollte in Erfüllung gehen: Im Alter von 17 Jahren berief ihn Scotty Bowman in sein Juniorteam. Lemaires Offensivqualitäten waren damals schon beeindruckend, doch Bowman verlangte mehr und setzte ihn unter Druck: "Wenn du nicht besser in der Defensive arbeitest, wirst du nie für die Canadiens spielen." Worte, die sich Lemaire zu Herzen nahm und ihn zu einem der komplettesten Spieler seiner Generation werden ließen.

Umgeben von solchen Legenden wie Beliveau, Henri Richard und Toe Blake, in einer Reihe mit Guy Lafleur und Steve Shutt agierend, feierte Lemaire acht(!) Stanley Cup Triumphe in 12 Jahren. Außerhalb von Montreal wurden seine Erfolge gar nicht so stark wahrgenommen. Andere Center wie Bobby Clarke, Marcel Dionne, Phil Esposito sowie Gilbert Perreault führten die Statistiken an und räumten bei der alljährlichen Award-Verleihung die Trophäen ab. Dennoch Lemaire konnte mehr Stanley Cup Ringe gewinnen, als die vier zusammen.

Mitte der 70er Jahre führte wiederum sein Ziehvater, Scotty Bowman, die Regie bei den 'Habs' und er hielt nicht zurück mit Lob über seinen Schützling: "Er ist ein guter Penalty-Killer, ihn kann ich auf den besten Spieler der gegnerischen Mannschaft ansetzen und er erzielt, wenn es darauf ankommt, die wichtigen Tore."

Führwar gerade die Playoffzeit, war 'Lemaire-Zeit'. Schlittschuhtechnisch perfekt und mit einem präzisen Schuss ausgestattet, konnte Lemaire gerade in den Playoffs sein spielerisches Level noch einmal steigern. Er erzielte im 77er Finale gegen die Boston Bruins drei 'Game-Winning-Goals', hiervon zwei in der Overtime und brachte es insgesamt auf 37 Scorerpunkte in Endspielen. Lemaires Playoffausbeute betrug 61 Tore und 78 Assists.

1984, fünf Jahre nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn, in der er 853 NHL-Partien bestritt, heuerte Jacques Lemaire erneut bei den Canadiens an, diesmal als Verantwortlicher hinter der Bande. Sein erstes Engagement als Headcoach dauerte nur 17 Saisonspiele.

Erst acht Sommer später, er war zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre bei der Franchise aus New Jersey als Funktionär tätig, wagte es Lemaire seine Trainerkarriere fortzusetzen. Die Devils waren in der Spielzeit 1992/93 nur Mittelmaß gewesen, doch Lemaire krempelte die Mannschaft um, legte sein Hauptaugenmerk auf die Defensive und das Team zog auf Anhieb bis in das Conference Finale ein, wo sie dem späteren Stanley Cup Gewinner, den New York Rangers unterlagen.

Seinen bisher größten Erfolg als Trainer feierte Lemaire im Früjahr 1995. Die New Jersey Devils bezwangen als krasser Außenseiter die Detroit Red Wings mit einem 'Sweep' (4-0 Siege) und die alte Weisheit 'Die Verteidigung gewinnt Meisterschaften' wurde viel zitiert.
"Eine wesentlich talentiertere Mannschaft (Detroit) zu bezwingen, war ein Highlight meiner Karriere", freut sich noch heute Lemaire, wenn er darauf angesprochen wird.
Und hier schließt sich der Kreis. Im Dezember 1998 wurde Lemaire bei den Devils durch Robbie Ftorek ersetzt. Zwei Jahre konnte sich der Frankokanadier seinen Hobbys, Golf spielen und Segeln, in Florida widmen. Dann kam der Ruf aus Minnesota.

"Ich wusste, als ich den Job annahm, dass ich mit dieser Mannschaft in dieser eishockeyverrückten Region etwas erreichen kann. Selbstverständlich war und ist noch viel Arbeit zu leisten aber ich traue uns auch noch eine ganze Menge zu." (br)

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