NHL-Eishockeymagazin
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nr.56 / sep. 2002 

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TEAMREPORT
 
Wieder Land in Sicht auf Long Island

von Robin Patzwaldt

Phil Goyette.

Geschäftsmann Roy Boe, dem zu jenem Zeitpunkt schon die New York Nets (die heutigen New Jersey Nets) gehörten, hatte sicher keine Ahnung, welch lebhafte NHL-Franchise er aus der Taufe hob, als er 1970, zusammen mit 19 anderen Investoren, beschloss, die New York Islanders ins Rennen um die begehrteste Trophäe des Welteishockeys zu schicken.
Eishockey auf Long Island hatte schon seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Tradition, sich gut 40 Jahrzehnte lang immer auf unterklassige Ligen beschränkt. Die von der NHL geforderten 6 Millionen Dollar zur Gründung einer Franchise wurden aufgebracht und zusätzlich mussten 4 Millionen Dollar Entschädigung an den Ortsrivalen New York Rangers entrichtet werden, da man deren Markt, bei einer Entfernung von nur 25 Meilen, sehr nahe kam. Dies sollte aber schlussendlich kein Hinterungsgrund sein, schließlich galt es das 1970 entworfene Nassau Veterans Memorial Coliseum in Uniondale mit Leben zu füllen.

Die unter Trainer Phil Goyette, im Oktober 1972 aufgebaute Mannschaft erwies sich jedoch zunächst als wenig konkurrenzfähig. Vor immerhin 12.221 Zuschauern, verlor man nicht nur das Eröffnungsspiel mit 3:2 gegen die Atlanta Flames, sondern präsentierte sich insgesamt als zu schwach, um mit den anderen Teams der Liga mithalten zu können. Ein Problem, von dem aber auch andere neue Franchises ein Lied singen können.

Die zunächst zunehmend unbefriedigende Situation führte nicht nur zu zahlreichen Trainerwechseln bei den 'Isles', sondern ebenso in einem enormen Verschleiß an Spielern. So wurden allein während der ersten Saison nicht weniger als 32 Spieler eingesetzt. Keinem Einzigen von ihnen gelang es dabei die 50-Punkte-Marke in der Scorerwertung zu überspringen. Negativer Höhepunkt der Premierensaison war eine Serie von 12 Niederlagen in Folge. Am Ende lag man 72 Punkte hinter den Erzrivalen aus Manhattan und hatte dabei alle sechs Lokalderbies verloren.

Diesen enttäuschenden letzten Platz verdankte man aber einen Umstand, der sich später noch positiv auf die Franchisegeschichte auswirken sollte. Die Islanders hatten dadurch den ersten 'Pick' im anstehenden 'Amateur Draft'. Man entschied sich für den von vielen Teams umworbenen Denis Potvin von den Ottawa 67er - was sich später als wahrer Glücksgriff für die Isles erweisen sollte. Außerdem entschied sich General Manager Bill Torey als neuen Headcoach Al Arbour zu verpflichten. Eine folgenreiche Entscheidung, die zu einem steilen Aufstieg des Teams zu einer Topadresse im Nordamerikanischen Hockey noch erheblich beitragen sollte. Entscheidungen die nicht sofort Früchte trugen, aber auf längere Sicht eine entscheidende Rolle spielten.

Billy Smith.

Arbour verstand es der Mannschaft durch strenge disziplinarische Maßnahmen Teamgeist zu verleihen, der den Isles zuvor noch gefehlt hatte. Der Schlendrian, der sich unter seinem Vorgänger Phil Goyette noch einschleichen konnte, wurde rigoros beendet. Der neue 'militärische' Führungsstil zeigte nicht sofort seine Wirkung. Die Folgesaison beendeten die Mannen aus Long Island als zweitschlechtestes Team der Liga. Aber weitere wichtige Grundlagen für die späteren erfolgreichen Jahre wurden gelegt. So etablierte sich das Tandem Billy Smith / Glenn Resch, welches später einmal großen Anteil am ersten Stanleycup-Erfolg haben sollte.

Ab Herbst 1974 wendete sich das Blatt der Franchise dann endgültig. Ein Erfolgsteam wuchs zusammen. Mit den Verpflichtungen von Clark Gillies als First Draft-Pick und Bob Bourne, sowie J.P. Parise und Center Jude Drouin gelang es 1975 erstmals die Playoffs zu erreichen. Dort schaltete man sensationeller Weise in der ersten Runde den höher eingeschätzten Rivalen, die Rangers, aus, um dann später erst im Halbfinale in einer tollen Serie, gegen den Titelverteidiger aus Philadelphia zu unterliegen.

Die gemachten Erfahrungen verliehen der Franchise einen neuen Geist! Das Team hatte am Erfolg gerochen.... Zu dieser, nun erfolgswilligen Mannschaft verpflichtete man Bryan Trottier und ein Jahr später Mike Bossy als 15-ten Draft Pick Overall. Mit Gillies, Trottier und Bossy hatte man sie jetzt zusammen, die wahrscheinlich beste Reihe, die jemals im Nassau Coliseum auflief.

Obwohl mit Spielerpotenzial so reich gesegnet, gelang es in 1978 nicht die erste PO-Runde gegen den Außenseiter Toronto zu überstehen. Ebenso wie ein Jahr später gegen die Rangers. Da half es auch nichts, dass man während der Saison mit 51 Siegen einen neuen Franchiserekord setzte. In den entscheidenden Momenten funktionierte das Team noch nicht.

Änderungen auf Schlüsselpositionen mussten durchgeführt werden. Torrey entschied sich für die Verpflichtung von Verteidiger Dave Langevin und Olympiasieger Ken Morrow. Ebenso wurde Butch Goring aus Los Angeles geholt.

Diese renommierten Profis brachten dann endgültig den entscheidenden 'Kick' in die aufstrebende Mannschaft. Das Team erreichte das Stanley Cup Finale gegen die Flyers und siegte in der Serie mit 4:2.

Das Team der Islanders in 1980

Dies war die Geburtsstunde einer der größten Dynastien, welche die NHL-Geschichte bisher hervorgebracht hat. Es gelang den Männern aus Uniondale eine Serie von vier Stanleycupsiegen in Folge (1980-83). Der Anfang der 80er-Jahre wurde von den New York Islanders diktiert. Die Finalgegner waren Minnesota, Vancouver und Edmonton. Gegen Vancouver und Edmonton gelang das Unternehmen Titelgewinn sogar mit einem 'Sweep', also ohne Niederlage in der Finalserie. Den North Stars gelang es immerhin eine Partie für sich zu entscheiden.

Eine unglaubliche Erfolgswelle begleitete das Team. Dieser erstaunliche Siegeszug drückte sich schon alleine durch 19 gewonnene Playoffserien in Folge aus. Erst dem jungen, aufstrebenden Team aus Edmonton, den Oilers, welches die Islanders in der Rolle des Dominators der Liga in den nächsten Jahren ablösen sollte, gelang es 1984 den Lauf der 'Isles' zu brechen. Am Ende des 5. Spiels der Finalserie 1984 hatte die Liga wieder einen neuen Champion. Dann ging es den Islanders so, wie es bereits vielen großen Sportmannschaften auf der Welt ergangen war: Der Umbruch wurde zu lange hinausgezögert. Die Mannschaft hatte ihren Leistungszenith überschritten, sie zerfiel, wenn auch langsam.....

Nach 13 Spielzeiten zog sich Coach Arbour von seinem Job auf der Bank der Islanders zurück. Terry Simpson wurde sein Nachfolger. Immerhin erreichten die Islanders auch in den Folgejahren noch die Playoffs, aber der ganz große Triumph wollte sich nicht mehr einstellen. Sie blieben zwar konkurrenzfähig in den späten 80er Jahren, jedoch beendeten die Spieler der alten Erfolgsmannschaft nach und nach ihre Karrieren.

Nach dem frühen Playoff-Aus gegen die Außenseiter aus New Jersey in 1988, musste man einen weiteren Rückschlag verzeichnen. Legende Denis Potvin hängte seine Schittschuhe an den Nagel. Ihm gleich tat es, nach der Katastrophensaison 1989, in der man erstmals wieder die Playoffs verpasste, die Torwartlegende Bill Smith.
Arbour wurde zu einem Comeback auf der Trainerbank überredet - mit wenig Erfolg. Zwar wurde die Qualifikation für die K.O.-Runde geschafft, man scheiterte aber früh.
Es folgte eine bittere Dekade für die Mannen aus Long Island. Nur noch 1993 gelang es einmal in Ansätzen an die alten Erfolge anzuknüpfen.

Eine hohe Spielerfluktuation und wenig Konstanz prägte das Bild der Franchise in den Folgejahren. Lediglich der Misserfolg blieb dem Team in den 90er Jahren treu.
Auch ein Eigentümerwechsel im Jahr 1997 brachte keine Wende. Ein weiteres enttäuschendes Jahr bot sich der schwindenden Anhängerschar. Der 1995 verpflichtete General Manager Mike Milbury entließ Coach Rick Bowness und übernahm selber das Kommando an der Bande, was bezeichnend für die Konzeptlosigkeit in New York war. Trades waren an der Tagesordnung. Spieler wie Calder-Trophie-Gewinner Bryan Berard, oder Top-Torjäger Zigmund Palffy verließen den Club. Ebenso Trevor Linden, der Kapitän. Kontinuität war auf der 'langen Insel' ein Fremdwort.

Charles Wang

Mit der Übernahme des Clubs durch "Yahoo!"-Begründer Charles Wang im April 2000, und der dadurch wieder aufgebesserten Finanzsituation des Teams, verbanden viele Fans die Hoffnung auf eine wieder rosigere Zukunft der Franchise.

Es wurde erstmals seit längerer Zeit wieder richtig investiert! Mit dem in Detroit ausgemusterten Chris Osgood, mit Alexei Yashin und Michael Peca, gingen den Verantwortlichen recht große 'Fische' ins Netz. Der Erfolg kehrte schnell zurück. Dem jungen Trainer Peter Laviolette gelang es rasch den Schalter wieder umzulegen und dem Team neuen Siegeswillen einzuhauchen. Zu Beginn der Saison fanden sich die von den Fans frenetisch gefeierten Islanders plötzlich auf dem ersten Platz der Eastern Conference wieder. Auch wenn dieser nicht bis zum Saisonende gehalten werden konnte, wurden erstmals nach 1994 in diesem Frühjahr wieder die Playoffs erreicht. Die Verbesserung der Punktausbeute im Vergleich zur Vorsaison, war der viertgrößte Aufschwung, dem jemals einem Team in der NHL gelungen war. Die von den Islanders gesammelten 96 Punkte und die 42 Saisonsiege waren die beste franchiseinterne Ausbeute seit 1984. Als besonderes Zeichen des neuen Erfolgshungers kann auch der neue Franchise-Rekord an Overtime-Siegen angesehen werden. Noch nie zuvor konnte das Team während einer Saison sechs Spiele in der Verlängerung gewinnen.
Die in den Jahren zuvor nur noch spärlich besetzte Halle, füllte sich zusehends von Spiel zu Spiel. Immerhin 21 Heimpartien der letzten Saison waren ausverkauft. Die Auslastung der Arena wurde so auf annähernd 90 Prozent gesteigert. In den Playoffs scheiterte man dann allerdings bereits in der ersten Runde an den favorisierten Toronto Maple Leafs.

Die Art und Weise wie das geschah und die Tatsache, dass dies erst im 7. Spiel der Serie der Fall war, sollten aber Mut machen. Auch ein Ersatz für die inzwischen hoffnungslos veraltete Halle ist angedacht. Es scheint so, als wären die vielen trüben Tage für die Fans der Islanders endlich überwunden.

Auf Long Island ist wieder Land in Sicht! (rp)

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