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nr.54 / jun. 2002 

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ESSAY
 
Draft 2002 - Wochenende ohne Highlights?

von Bernd Rösch

Die Topgesetzten 2002

aus Nordamerika
Feldspieler
  1. Jay Bouwmeester, D, WHL
  2. Rick Nash, L, OHL
  3. Ryan Whitney, D, Hockey East
Torhüter
  1. Jeff Drouin-Deslauriers, QMJHL
  2. Todd Ford, WHL
  3. Maxime Daigneault, QMJHL

aus Europa
Feldspieler
  1. John Pitkanen, D, FIN
  2. Alexander Semin, L, RUS
  3. Jiri Hudler, C, TCH
Torhüter
  1. Kari Lehtonen, FIN
  2. Tobias Stefan, CH
  3. Hannu Toivonen, FIN

Der neue Stanley Cup Champion ist kaum gekürt, da gilt es auch schon für die Verantwortlichen der 30 NHL-Franchisenehmer an die Planungen für die kommenden Jahre zu denken. Am 22./23. Juni werden im Air Canada Centre von Toronto beim Entry Draft 2002 die Weichen für die sportliche Zukunft gestellt.

Die Rechte an den über Jahre hinweg von den Scouts gesichteten jungen Eishockeytalente sollen gesichert werden. Jenes Team, welches hierbei ein glückliches Händchen beweist, dabei nicht immer der Rankingliste vom NHL Central Scouting Bureau Glauben schenkt, dem kann es durchaus auch ohne riesigem Gehaltsetat und mit etwas Geduld gelingen beim Konzert der 'Großen' und damit um die Meisterschaft mitzuspielen. Ein Beispiel hierfür war der zweifache Stanley Cup Champion und Finalteilnehmer 2001, die New Jersey Devils. Das Team von East Rutherford lief stetig seinem namhaften Nachbarn aus Manhattan, den New York Rangers, bei der Talentsichtung den Rang ab.

Mit einem Titelgewinn zwar noch nicht gesegnet, aber Dank ihrer Personalpolitik und der Geduld die sie mit ihren jungen Eishockeycracks aufbringen von Jahr zu Jahr besser werdend, sind die Ottawa Senators - ein Beispiel par excellence für erfolgreiche Personalpolitik.

Kaufen kann man sich sportliche Erfolge nicht! Selbst der diesjährige Stanley Cup Champion, die Detroit Red Wings, denen genau dies häufig vorgeworfen wird, hätte es ohne einen jungen Pavel Datsyuk, der hervorragende Playoffs absolviert hat oder einem in der Defensive solide arbeitenden Jiri Fisher, sein Aussetzer im vierten Finalspiel soll an dieser Stelle außen vor gelassen werden, schwer gehabt, zu solch einem Höhenflug anzusetzen. Einen Gehaltsetat von US$ 60 Millionen und ein mit Starspielern gespicktes Team vorzuweisen, wäre definitiv zu wenig gewesen.

Wer kommt in der ersten Runde zum Zuge?

  1. Florida
  2. Atlanta
  3. Columbus
  4. Tampa Bay
  5. Pittsburgh
  6. Nashville
  7. Anaheim
  8. Minnesota
  9. Calgary
 10. Florida (von NY Rangers)
 11. Buffalo
 12. Washington
 13. Washington (von Dallas)
 14. Edmonton
 15. Montreal
 16. Ottawa
 17. Washington (von Vancouver)
 18. Los Angeles
 19. Phoenix
 20. Dallas (von New Jersey)
 21. Chicago
 22. NY Islanders
 23. Phoenix (von St. Louis)
 24. Toronto
 25. Carolina
 26. Dallas (von Philadelphia über Washington)
 27. San Jose
 28. Colorado
 29. Boston
 30. Buffalo (von Detroit)

Welche große Bedeutung der seit 1969 jährlich stattfindende Entry Draft für die NHL-Teams hat, wird auch darin ersichtlich, dass immer öfters die sogenannten 'Picks' im Rahmen von Spielertrades eine gewichtige Rolle spielen.
Ihren Torjäger Pavel Bure gaben die Florida Panthers im Austausch gegen Filip Novak und Igor Ulanov an die New York Rangers ab. Welch ein Deal auf den ersten Blick. Doch die Panthers bekamen zusätzlich einen Erstrunden sowie einen Zweitrunden Draft Pick bei der diesjährigen 'Rechtesicherung' und erst in einigen Jahren kann man sich definitiv ein Urteil darüber erlauben, wer tatsächlich von diesem Tausch profitiert hat.

Gleiches gilt für die Buffalo Sabres, Phoenix Coyotes und Dallas Stars, die ebenfalls einen 'Zusatzzug' für die erste Runde aushandelten sowie für die Washington Capitals die gleich drei Mal ans Werk gehen können.
In der ersten Runde außen vor bleiben Detroit, Philadelphia, Vancouver, New Jersey, St. Louis und die New York Rangers. Ein Nachteil nur dann, wenn der persönliche Wunschkandidat schon vergeben wurde.

Unter den Talentsichtern wird das diesjährige Spielerpotential im Vergleich zu vorhergehenden Drafts als unterdurchschnittlich eingestuft. Als Top-Pick wurde vom Central Scouting Bureau der 18-jährige Verteidiger Jay Bouwmeester gesetzt. Bouwmeester wäre nach Chris Phillips in 1996 der erste 'Blueliner', welcher zu den Ehren käe, als Nummer 1 gedraftet zu werden. Ein Kunststück das in der Geschichte des NHL-Drafts erst zehn Defensivkräften gelang. Bouwmeester ist ein mannschaftsdienlicher Spieler mit viel Offensivdrang, der aber sicherlich noch einige Jahre brauchen wird, ehe er in der NHL Fuß fassen kann. Wäre der Draft 2002 nicht so dünn besetzt, Bouwmeester hätte nicht die Topposition inne.
Gerade auf der Verteidigerposition fällt es jungen Spielern schwer sich in ein NHL-Team zu integrieren. Ihnen mangelt es noch an körperlicher Stärke und es ist auch nicht gerade hilfreich, wenn schon der geringste Lapsus, ähnlich wie bei einem Torhüter, zu einem Gegentreffer führen kann.

Wer bietet sich den Florida Panthers, die als erste zum Zuge kommen, als Alternative an? Da wäre zum einen Flügelstürmer Rick Nash, der bei London in der Ontario Hockey League 32 Tore und 40 Assists in 54 Spielen verbuchen konnte oder Center Joffrey Lupul, dem mit Medicine Hat in der Western Hockey League 107 Scorerpunkte (56 Tore, 51 Assists) gelangen. Die Chancen für den laut Scouting Bureau besten Europäer, dem finnischem Torhüter Kari Lehtonen, er wurde immerhin mit Jokerit Helsinki finnischer Meister, das Rennen zu machen, stehen dagegen nicht so gut.

Vielleicht zieht der Entry Draft 2002 seinen Reiz daraus, dass sich einige Teams mangels 'Masse' am Wochenende dazu verleiten lassen, ihre Draftpicks gegen 'fertige' Spieler anderer Mannschaften einzutauschen und der Draft wird wieder einmal seinem Ruf, auch DIE 'Trading-Börse' des Jahres zu sein, gerecht. Lassen wir uns überraschen. (br)

 

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