NHL-Eishockeymagazin
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nr.49 / jan. 2002 

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TEAMHISTORIE
 
Auf verlorenem Posten

von Markus Schäffler

Das Team der Atlanta Flames aus der Saison 1974/75

Das jetzige Franchiseunternehmen aus Calgary hat seinen Ursprung in Atlanta, wo es zwischen 1972 und 1980 unter den Namen Atlanta Flames Mitglied in der NHL war. Der damalige Besitzer, Tom Cousins, der der Kopf eines lokalen Konsortiums war, erlebte zunächst durchaus profitable Jahre, ehe die neugegründete Eishockeyliga WHA (World Hockey Association) einen Spieler nach dem anderen mit hohen Gehältern abwarb. Die Teams der NHL mussten nachziehen damit sie nicht an Attraktivität verlieren und so stiegen innerhalb kürzester Zeit, trotz größter persönlicher und finanzieller Anstrengungen Cousins, die Ausgaben in seinem Eishockeyunternehmen. Ein lukratives Arbeiten war nur noch schwer zu realisieren. Die Suche nach potenten Käufern hatte Priorität. Diese fand er in einer Gemeinschaft von Firmeninhabern aus Calgary, die aus ehemaligen aktiven Spielern und Lokalpatrioten bestand, und da war noch ein Millionär aus Vancouver namens Nelson Skalbania. Beide Parteien rangen massiv um die Flames, wobei eine Einigung erst durch die Vermittlung von Norm Green, einem Geschäftsmann aus Calgary, der die verschiedenen Interessengemeinschaften an einen Tisch brachte, zu Stande kam.

Die Aufteilung wurde zu zwei gleichgroßen Teilen vorgenommen, wobei jede Seite 16 Millionen US-Dollars zu berappen hatte, was damals die höchste Summe war, die jemals für ein NHL-Team gezahlt werden musste. Das Franchiseunternehmen konnte 1980 schließlich nach Alberta umziehen, wo die Flames zunächst im Stampede Corral und ab 1983 im Saddledome ihr Eishockey zum Besten gaben.
Im August 1981 war es den ortsansässigen Besitzern sogar möglich den ungeliebten Partner aus British Columbia auszuzahlen und seinen Anteil zu übernehmen.

In den frühen 90er Jahren tat sich Calgary immer schwerer sich finanziell über Wasser zu halten. Das bescheidene Umfeld von Calgary, mit den im Gegensatz zu den us-amerikanischen NHL-Unternehmen weniger potenten Werbe- und Geschäftspartnern, konnte die rapide ansteigenden Spielergehälter nur noch schwer decken. Zudem wurde die Kluft zwischen dem US- und dem kanadischen Dollar immer größer.
Etliche sehr gute Spieler, wie zum Beispiel Mike Vernon nach Detroit, Al MacInnis nach St.Louis, Joe Nieuwendyk nach Dalls, Gary Suter nach Chicago und Gary Roberts nach Carolina, mussten die Flames zu dieser Zeit abgeben, um den Spielbetrieb noch am Laufen zu halten. Dieser Trend hielt bis heute an, wodurch die sportlichen Erfolge in den letzten Jahren einiges zu Wünschen übrig ließen.
Hauptsächlich auf junge Spieler wird nun gebaut, die oft begeisterndes Eishockey ihren Zuschauern bieten, jedoch verständlicherweise nicht den ganz großen Coup landen können. Es ist nur eine Frage der Zeit wann Akteure wie Jarome Iginla, Denis Gauthier, Denis Savard oder Derek Morris den Lockruf des Geldes nach Süden über die Grenze folgen werden.

Bernie Geoffrion

Gute bis sehr gute sportliche Leistungen boten die Flames bis in die Mitte der 90er Jahre. In Atlanta schafften sie bis auf zwei Mal, 1973 und 1975, die Playoffs, scheiterten dann aber jeweils in der ersten Runde.
Trotz eines guten Kaders waren die damaligen Trainer Bernie Geoffrion und Fred Creighton nie in der Lage bessere Platzierungen mit ihrem Team zu erringen. Erst als die neuen Inhaber aus Calgary durch Umstrukturierung und Aufbau einer jungen hungrigen Mannschaft die ersten größeren Erfolge erzwangen.

Lanny McDonald

Zur Leitfigur wurde Lanny McDonald, der 1981 in einem Tauschgeschäft zwischen Calgary und den Colorado Rockies, nach Alberta kam und dort bis zu seinem Ruhestand 1989 spielte. Das Jersey des Stürmers, mittlerweile auch in die Hall of Fame aufgenommen, mit der Nummer Neun ist das erste und bislang einzige Trikot eines Flamesspielers, welches das Dach im Innenraum des Saddledomes schmücken darf. Er stellte in der Saison 1982/83 mit 66 Toren einen Franchiserekord auf und führte als Kapitän sein Team zur ersten Stanley Cup Championship in 1989.
Bis dahin war es aber noch ein langer steiniger Weg, der 1983,'84 und '88 ein jähes Ende in den Playoffspielen gegen die unbeliebten Provinzkontrahenten aus Edmonton fand. Der langjährige General Manager Cliff Fletcher meinte zu den Derbys: "Jedesmal wenn wir gegen die Oilers spielten, konnte man die Spannung in der Halle förmlich spüren, es waren großartige Partien".

Zum ersten Mal konnten die Flames ihren 'Angstgegner' im Conference Finale 1986 besiegen, als Edmontons Steve Smith im siebten Spiel ein Eigentor unterlief und damit die Niederlage für Gretzky und Co. besiegelte. Bei der Rückreise empfingen 25.000 Fans die Helden am Flughafen von Calgary und feierten den Triumph wie eine Meisterschaft. Im Stanley Cup Finale unterlagen die Flames, die zu jener Zeit Vernon und MacInnis in ihren Reihen hatte, den Montreal Canadiens mit 1-4.
Der ganz große Erfolg sollte dann nach dem Gewinn der Presidents Trophy, als punktbestes Team der gesamten Liga, im Jahre 1989 folgen. Entscheidend für die Siege über Vancouver, Los Angeles und Chicago war unter anderem die mit Doug Gilmour, Joe Mullen, Joe Nieuwendyk, Gary Suter und Al MacInnis hochkarätig besetzte Powerplayformation. Das Beste was die NHL damals zu bieten hatte. Die Endspiele mussten die Kanadier erneut gegen Montreal bestreiten, doch diesmal behielten sie mit 4-2 Siegen die Oberhand und die Canadiens verloren zum ersten Mal in ihrer Geschichte vor heimischer Kulisse die entscheidende Partie eines Stanley Cup Finals.

In 1991 verließ GM Fletcher, nachdem er 20 Jahre für die Flames tätig war, Calgary in Richtung Toronto, wo er als Präsident und General Manager fungieren sollte. Nach einem Jahr Amtszeit fädelte er den bis dahin größten Spielertausch der NHL-Geschichte zwischen seinem ehemaligen und jetztigen Brötchengeber ein. Fünf Spieler, Doug Gilmour, Jamie Macoun, Kent Manderville, Rick Wamsley und Ric Nattress, zogen zu den Maple Leafs um, während Jeff Reese, Gary Leeman, Michel Petit, Alexander Godynyuk und Craig Berube, ihren Wohnsitz nach Alberta verlegen mussten. Als die klaren Sieger aus diesem 'Deal' gingen die Maple Leafs hervor, denn bis auf Berube konnte sich keiner der neuen Eishockeyrecken der Flames in der Liga einen Namen machen. Die neuen Ahornblätter dagegen wurden zu festen NHL-Größen.

Der Anfang vom Ende war erreicht. Obwohl besonders durch die Leistung von Gary Roberts und Sergei Makarov, er wurde als der russische Gretzky bezeichnet, auf die weniger erfolgreiche Saison 1991/92 drei positive Spielzeiten folgten, verließen sämtliche oben erwähnten Stars des Geldes wegen Calgary. Hiermit war der Fall in die Bedeutungslosigkeit vorprogrammiert.

Seit der Spielzeit 1996/97 war es den Flames nicht mehr möglich die Playoffs zu erreichen und sie konnten nur einmal, 1999, einen einstelligen Tabellenplatz in ihrer Conference erreichen.

Die aktuelle Saison verläuft jedoch Dank, des momentanen besten Scorers der NHL, Jarome Iginla, und einer gechlossenen Mannschaftsleistung unerwartet gut. Nach der langen Durststrecke könnte es dieses Jahr durchaus zu einem Playoffplatz reichen. (ms)

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(C) NHL - Eishockeymagazin Schäffler & Rösch GbR