NHL-Eishockeymagazin
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nr.47 / nov. 2001 

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ESSAY
 
Der Einzug in die 'Hockey Hall of Fame'
am 10. November ist es wieder so weit.

von Markus Schäffler

Die 'Hockey Hall of Fame'

Seit 1945 werden herausragende Persönlichkeiten des Eishockeysports in die Hockey Hall of Fame, der Ruhmeshalle aller NHL-Akteure, -Funktionäre und -Schiedsrichter, die sich um den Sport verdient gemacht haben, aufgenommen. Jährlich findet sich ein Gremium, namens Selection Committee, zusammen, welches entscheidet ob und wenn ja, wer den Einzug in den Eishockeyolymp verdient.
In der Regel muss sich jeder nominierte Spieler mindestens drei Jahre im Ruhestand befinden, ehe er mit dieser Auszeichnung 'geadelt' wird. Einzige Ausnahme machte das Komitee in 1999, als Wayne Gretzky seinen Rücktritt vom aktiven Sport vollzog und im selben Jahr noch den Gang nach Toronto bestreiten durfte.

Diesmal finden die Feierlichkeiten, die sich über ein gesamtes Wochenende hinziehen, am 10. November 2001 statt. Geehrt werden Vyacheslav Fetisov, Mike Gartner, Dale Hawerchuk und Jari Kurri, die während ihrer aktiven Zeit als Spieler, nicht nur in der NHL, nach Meinung der Honoratioren erstaunliche Leistungen an den Tag gelegt haben.

Slava Fetisov gönnt sich einen Schluck nach dem Gewinn des Stanley Cups

Der gebürtige Russe Slava Fetisov begann seine Karriere als Verteidiger in den späten 70er Jahren in der Eishockeymannschaft der Roten Armee und galt dort als bester Blueliner des Landes. Seine ersten internationalen Erfahrungen machte er 1976 und 1978, als er Mitglied der russischen Jugendnationalmannschaft war und zwei Weltmeisterschaften bestritt. Die Scouts der NHL wurden schon damals auf ihn aufmerksam, nicht nur weil er bei beiden Turnieren zum besten Verteidiger des Turniers gekürt wurde.
So wurde er bereits 1978 von den Montreal Canadiens gedraftet, die ihn allerdings wegen der damals schwierigen politischen Lage noch nicht verpflichten konnten.
Mehr Geduld zeigten die Devils, die ihn 1983 erneut ziehen durften: In 1989 war es Fetisov schließlich möglich sein Heimatland im Alter von 31 Jahren gen New Jersey legal zu verlassen - der 'Perestroika' sei Dank.
Im Nationaldress der Sowjetunion absolvierte Fetisov sechs Weltmeisterschaften sowie drei olympische Spiele und bildete zusammen mit Alexei Kasatonov und der 'KLM-Reihe' (Vladimir Krutov, Igor Larionov und Sergei Makarov) eine übermächtige Formation.
Seiner Übersiedlung vorausgegangen waren 1999 mehrere Gastspiele des Teams der Roten Armee in Nordamerika, wo er unter anderem auch bei seinem zukünftigen Arbeitgeber antreten musste. Dem 5-0 Sieg der Russen, die von den Devilsfans während der gesamten Partie frenetisch gefeierten wurden, steuerte Fetisov einen Treffer bei.
Der Vertragsunterschrift in den USA folgten neun aktive Jahre in der NHL: Sechs Spielzeiten verbrachte er in New Jersey und bestritt drei weitere in Detroit. 1997 und 1998 konnte er mit den Red Wings den Stanley Cup gewinnen, wobei er nach seiner ersten Meisterschaft die begehrteste Trophäe im Eishockeysport zum ersten Mal in seiner Geschichte nach Russland brachte.
Die Erfahrung von 662 NHL-Begegnungen bringt Fetisov, der mittlerweilen als Assistenztrainer bei den Devils fungiert, sehr erfolgreich ein. In 2000 konnte er zum ersten Mal als Coach eine Meisterschaft gewinnen.

Mike Gartner in jungen Jahren bei den Washington Capitals

Mike Gartner ist am 29.10.59 in Ottawa geboren. Schon seit Kindesalter fröhnte er dem kanadischen Nationalsport mit Herz und Seele und schaffte es 1974 sogar in eine internationale Auswahl, die zu mehreren Freunschaftsspielen nach Moskau reisen durfte. Als 18-Jähriger gewann er mit dem kanadischen Nationalteam bei der Juniorenweltmeisterschaft 1978 die Bronzemedaille.
Im selben Jahr wurde er von den Washington Capitals gedraftet, nachdem er eine Spielzeit bei den Cincinnati Stingers in der WHA verbracht hatte und dort nach Wayne Gretzky als zweitbester Rookie der Liga die Saison beendete.
Da die 'US-Hauptstädter' während des achteinhalbjährigen Aufenthalts von Gartner nur drei Mal in die Playoffs, die sie jeweils in der ersten Runde beenden mussten, kamen, konnte der Kanadier erheblich an Erfahrung bei internationalen Turnieren dazugewinnen: 1981, '82, '83 und '93 nahm er an Weltmeisterschaften teil und verstärkte sein Team 1984 und '87 beim Canada Cup. Gartner holte dabei zwei Mal Gold und zwei Mal Bronze.
Bis zu seinem Wechsel 1989, als er Washington Richtung Minnesota verlassen musste, hatte er zwölf vereinsinterne Rekorde auf- oder eingestellt: Unter anderem mit 397 Toren und 789 Scorerpunkten.
1990 war es für Gartner erneut Zeit die Koffer zu packen, denn die North Stars einigten sich mit den Rangers, die an dem wieselflinken Rechtsaußen überaus interessiert waren, auf einen Transfer.
Zwei weitere Wechsel nach Toronto und Phoenix sollte Gartner noch mitmachen bis er 1998 seine Eishockeyschuhe endgültig an den Nagel hing.
Während seiner aktiven Laufbahn bei fünf verschiedenen Franchisenehmer der NHL schaffte er es als bislang einziger Akteur, in 17 Spielzeiten mindestens 30 Tore zu erzielen. Ergänzend spielte er sieben Mal im All-Star-Team und konnte drei Mal den Geschwindigkeitswettbewerb beim 'Super Skill' am Abend zuvor für sich entscheiden. Seinen letzten Sieg erlangte er 1995 im Alter von 36(!) Jahren.
Da Gartner schon seit den 90er Jahren bei der Spielergewerkschaft (NHLPA) an vorderster Front tätig ist, lag nahe, dass er sich nach seinem Rückzug vom Eis deren Aufgaben voll widmet. Inzwischen betreut er die 'NHLPA’s Goals & Dreams Foundation', eine Organisation zur Verwirklichung der sportlichen und beruflichen Zukunft von Jugendlichen.

Dale Hawerchuk - langjähriger Kapitän der Winnipeg Jets

Der dritte ehemalige Akteur, der demnächst in die Hall of Fame aufgenommen werden soll, ist Dale Hawerchuk, der zwischen 1981 und 1997 sein Eishockey in der NHL zum Besten gab. Zunächst machte der gebürtige Kanadier in der QMJH (Quebec Major Junior Hockey League) von sich Reden, als er 1979/80 in seiner ersten Saison auf Anhieb 103 Punkte für die Cornwall Royals erreichte. In den Playoffs kam der Rookie des Jahres in 18 Partien auf weitere 45 Zähler und hatte damit maßgeblichen Anteil am Gewinn der Meisterschaft. Den Titel konnten die 'Königlichen' im folgenden Jahr wiederholen, wobei Hawerchuk seine Ausbeute sogar noch auf insgesamt 183 Punkte steigern konnte.
In 1981 wurde der Stürmer von den Winnipeg Jets an Nummer Eins gedraftet und konnte zwei Monate später, im Rahmen der Zehn-Jahres-Feier der Jets, den Fans, dem Bürgermeister und einigen Mitgliedern der Regierung von Saskatchewan als Neuzugang präsentiert werden. Dass ein enormer Druck auf den Schultern des damals 18-Jährigen lastete, war ihm nicht anzumerken. In seinem ersten NHL-Jahr schaffte er als jüngster Spieler überhaupt 103 Punkte. Dies ist bis heute die zweitbeste Bilanz eines Rookies. Zudem wurde er zum jüngsten Calder Trophy Gewinner aller Zeiten gekürt. Mit seiner damaligen Leistung hatte er großen Anteil daran, dass sich die Jets innerhalb eines Jahres um 48 Punkte verbessern konnten, was noch immer NHL-Rekord unter den Franchisenehmern ist. In seinen zehn Jahren in Winnipeg stellte Hawerchuk, der von seinen Kollegen 'Ducky' genannt wurde, 17 Clubrekorde auf. Unter anderem konnte er fünf aufeinanderfolgende Spielzeiten mit mindestens 100 Scorerpunkten beenden.
International 'heimste' Hawerchuk bei den Weltmeisterschaften 1982 und '86 jeweils eine Bronze- und '89 eine Silbermedaille ein.
1990 wechselte die legendäre Nummer 10 nach Buffalo, ehe er 1995 nach St.Louis umziehen musste. Ab 1996 spielte der mittlerweilen vom Verletzungspech verfolgte Hawerchuk im Dress der Flyers und gab dort 1997 den Rücktritt von seiner aktiven Laufbahn bekannt. Obwohl der bis heute unvergessene Mittelstürmer nie bei einem Spitzenteam spielte, schaffte er in 15 von 16 Spielzeiten den Einzug in die Playoffs.

Jari Kurri

Bevor Jari Kurri 1980 in die NHL wechselte, absolvierte der damals 17-Jährige drei Spielzeiten in der finnischen Elite Liga, wo er sich von Saison zu Saison merklich steigern konnte. Ergänzend nahm er 1978 an der Junioren EM, sowie 1979 und 1980 an der Junioren WM teil. Bei seinem ersten internationalen Auftritt bescherte er seinem Heimatland die erste Goldmedaille, als er in der zweiten Overtime gegen die Sowjetunion das Siegtor erzielen konnte. Zwei Jahre später heimste er Silber ein, was bis dahin die beste Platzierung einer finnischen Jugendmannschaft bei einem WM-Turnier bedeutete.
Von der Leistung beeindruckt, wurde Kurri, der plante lediglich zwei Jahre in Nordamerika zu bleiben, 1980 von den Edmonton Oilers gedraftet. Schuld an dem unerwarteten Sinneswandel, doch bis 1990 in Alberta zu spielen, hatten wohl Wayne Gretzky und Glenn Sather: Der damalige Trainer der Oilers probierte nahezu jeden Spieler seines Kaders aus, um heruszufinden wer zusammen mit Gretzky die erste Reihe bilden solle. Etwa zur Hälfte der Saison war Kurri an der Reihe und es entstand das Traumpaar der 80er Jahre: 'The Great One' und 'Master of the One-Timer'.
Nahezu blind verstanden sich die beiden Ausnahmeathleten und gewannen zusammen vier Stanley Cup Titel für die Oilers. 1983 bzw. 1984 wurde die Nummer '17' der erste finnische Spieler, der in einer NHL-Saison 50 Tore bzw. 100 Punkte erreichen konnte.
Nachdem Gretzky 1988 nach Los Angeles gewechselt war, prophezeiten manche Experten Kurri einen massiven Leistungsabfall. Dieser blieb jedoch aus: Der Finne holte 1990 erneut den Cup und erreichte in 154 Partien 195 Scorerpunkte. Ein finanziell potenter Geschäftsmann aus Italien holte daraufhin den Rechtsaußen zu seinen Mailand Devils, um seinen Zuschauern einen echten Star zu präsentieren. Mit einem Vertrag, der Ausstiegsklauseln für die NHL und der WM beinhaltete, absolvierte Kurri in seiner ersten und einzigen Saison in Italien 30 Spiele und machte dabei 75 Punkte(!).
1991 konnte er einem Angebot der Flyers nicht wiederstehen und wechselte zurück in die beste Liga der Welt. Nach einem kurzen Gastspiel in Philadelphia lotsten ihn die Kings nach Kalifornien, wo er an der Seite von Gretky die einst so gefürchtete Reihe wieder zum Leben erweckte. 1993 erreichte Los Angeles zum ersten und bisher einzigen Mal das Stanley Cup Finale, das aber die Montreal Canadiens für sich entscheiden konnten.
Zwischen 1996 und 1998 war Kurri bei den Rangers, den Ducks und den Avalanche beschäftigt, ehe er nach dem Erst-Runden-Scheitern gegen die Oilers seinen Schläger zum letzten Mal in die Ecke stellte.

Neben den vier Spielern wird in diesem Jahr auch in der Kategorie 'Hockey Builder' ein verdientes NHL-Mitglied geehrt. Craig Patrick, dessen Familie mit Lester und Lynn schon zwei Mitglieder in der Hall of Fame aufweisen kann, spielte während der 70er Jahre bei diversen NHL-Teams und bestritt mehrere internationale Wettbewerbe für die USA.
Ab 1981 übernahm er den GM-Posten bei den New York Rangers, ehe er im Dezember 1989 Trainer bei den Penguins wurde. Nach dieser Saison wurde er zum Manager. Er ist mittlerweile neben New Jerseys Lou Lamoriello, der am längsten sich im Amt befindliche Funktionär dieser Art.

Erneut hat das Komitee Menschen gefunden, die in ihrem Sport geglänzt und für ihn gelebt haben. Ein russischer Verteidiger, der zu seiner aktiven Zeit über einen langen Zeitraum der Beste seines Faches war. Ein enorm schneller Flügelflitzer, der auch im fortgeschrittenen Alter Treffer am Fließband erzielte. Ein Spielmacher, der Wayne Gretzky und Mario Lemieux das Wasser reichen konnte. Eine finnische Torfabrik, die immer noch als der erfolgreichste, nicht aus Nordamerika stammende Spieler aller Zeiten gilt. (ms)

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(C) NHL - Eishockeymagazin Schäffler & Rösch GbR