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nr.47 / nov. 2001 

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REPORTAGE
 
Der Kampf um die Tickets
Eine Zuschauerlawine der besonderen Art

von Stefan Herget

Pepsi Center

Viele Eishockey-Fans in Europa träumen davon, einmal ein NHL-Spiel live zu sehen. Jedoch stehen dabei, neben den finanziellen Möglichkeiten, auch viele Hindernisse im Weg. Das größte Problem gestaltet sich in der Regel jedoch beim Besorgen der sogenannten Tickets, sprich Eintrittskarten. Schließlich möchte ein Fan nicht nur über den großen Teich jetten, um dann ein Heimspiel der Phoenix Coyotes anzusehen, wo es bei den Karten meistens noch vor Ort genügend Auswahl gibt.

Nein, die Ziele sind Detroit, New York Rangers, Toronto und nicht zuletzt Denver, alles Orte, in denen die bedruckten Abschnitte mit Einlassgarantie Mangelware sind, wie das Wasser in der Wüste.
Sicher, wer es sich leisten kann, der wird auf dem Schwarzmarkt in eigentlich allen Städten gut versorgt, muss aber teilweise bis zum Vierfachen des ohnehin nicht gerade billigen Vergnügens hinblättern. Ansonsten wenig Chancen auf Einlass, wie das Beispiel der Colorado Avalanche zeigt.

Der Titelverteidiger aus der 'Mile High City' Denver könnte seine Karten wohl am Aktienmarkt anbieten und sie wurden gut gehen. Das Spiel Colorado gegen Vancouver am 25. Oktober dieses Jahres war die 300. ausverkaufte Begegnung in Folge für das Franchiseunternehmen. Seit November 1995 kurz nach dem Umzug des Teams von Quebec nach Denver heißt es Abend für Abend in 245 Saison- und 55 Playoffspielen 'Sold out'(Ausverkauft). Das ist die längste Serie in der NHL, gefolgt von den Detroit Red Wings, die momentan 196 Partien hintereinander alle Plätze verkauft haben. Um die Dimension etwas zu verdeutlichen sei angeführt, dass die Avalanche in der Zeit der bestehenden Serie sechs Divisionstitel, zwei Western Conference Titel und zwei Stanley Cup Tiel holten. Außerdem waren sie zweimal punktbestes Team der NHL.

Für anreisende Fans aus Europa gibt es daher dort wenig Chancen, im regulären Verkauf Tickets zu ergattern. Aber auch für die Einheimischen ist der Weg in das Pepsi Center beschwerlich. Von den 18.007 Zuschauerplätzen pro Spiel gehen in Denver abzüglich der Saisonkarten und Firmenabonnements nur 2.500 Karten überhaupt in den freien Verkauf. Für die Vergabe der Dauerkarten gibt es Wartelisten, man kommt nur zum Zuge, wenn ein bisheriger Besitzer abspringt und das kann aufgrund der immensen Nachfrage dauern.

Der Verkauf, der noch pro Spiel wenigen übrigen Karten läuft über ein seit längerem bewährtes System, das sich das Management der Avs ausgedacht hat. Vor der Saison gibt es einen Stichtag, in der Regel an einem Samstag um 10 Uhr, an dem die Karten für alle Saisonspiele in den Vorverkauf gehen. Um das Chaos und den Run zu diesem Zeitpunkt einzuschränken wurde folgendes Prozedere festgelegt: Tickets gibt es entweder über Internet oder Telefon zu bestellen bzw. im Pepsi Center vor Ort. Faktisch bleibt aber nur die Möglichkeit das Pepsi Center aufzusuchen, denn Internet und Telefon zeigen sich angesichts der nahenden Stunde Null völlig überlastet und brechen schon bald zusammen. Rien ne va plus - Nichts geht mehr, heißt die Devise.

Zuschauerauslastung Denver

Saison   Zuschauer   in %

2000-01   738.287   100,0
1999-00   738.395   100,0
1998-99   658.501   100,0
1997-98   658.471   100,0
1996-97   658.501   100,0
1995-96   656.697    99,7

Stadien:
1999-01 Pepsi Center
1995-99 McNichols Arena

Ob es den 'Mutigen' im Pepsi Center anders geht? Zunächst werden gegen 7.30 Uhr die Tore zum Foyer geöffnet, aber nur genau für eine halbe Stunde. Alle, die nach 8 Uhr erscheinen, müssen zunächst draußen vor der Tür warten. Die Glücklichen, die sich im Inneren befinden, nehmen an einer Lotterie teil, bei der die Reihefolge ausgelost wird, wer nach und nach an den Kartenschalter treten darf. Jeder Käufer bekommt - streng limitiert - maximal vier Tickets pro Spiel. Erst wenn alle, die bei der Verlosung zum Zuge gekommen sind abgefertigt sind, dürfen die weiteren Anstehenden von außen an die Kartenschalter kommen.

Der Ansturm ist so groß, dass die kompletten Saisonspiele der Avs mit Ausnahme einiger weniger Einzelkarten schon bald ausverkauft sind. Für die Partien gegen die besseren Teams, vor allem für das Rivalitätsduell gegen Detroit, heißt es sehr schnell ausverkauft.
Bereits einen Tag vor dem offiziellen Vorverkaufsstart können per Telefon oder Internet Familientickets, sowie Tickets für ein 10 Spiele umfassendes Paket bezogen werden. Diese sind in der Regel nach einer Stunde vergriffen.

Trotz der riesigen Nachfrage kommt es auch in Colorado vor, dass Spiele zwar ausverkauft sind, aber Plätze leer bleiben. Dies ist dann der Fall, wenn Saisonkartenbesitzer einzelne Begegnungen nicht besuchen oder Firmenabos nicht genutzt werden. Für diesen Fall bieten die Avs seit heuer den Besitzern der Saisonkarten an, über eine Datenbank ihre Karten für einzelne Partien zurückzugeben, damit diese Plätze verkauft und besetzt werden können. Das soll leere Sitze im Pepsi Center verhindern. Das Projekt, das vor allem auch den Rangers zu empfehlen wäre, da diese mit dem gleichen Problem noch mehr zu kämpfen haben, fand bisher guten Anklang. Um an diese Tickets zu kommen, muss man aber Mitglied im 'Prime Seat Club' werden.

Dieser Weg bietet also auch keine Chance für NHL-Touristen. Angesichts dieser Zustände bleiben ihnen nur zwei Möglichkeiten: Entweder solche Städte, wie Denver zu meiden oder Karten am überteuerten Schwarzmarkt zu kaufen. Letzteres stellt natürlich ein Risiko dar, weil man anreist ohne überhaupt Karten zu besitzen. Besser ist es die NHL-Städte, die man besucht sorgfältig auszuwählen, rechtzeitig Tickets zu reservieren und Mannschaften wie Detroit, Colorado oder Toronto dann halt auswärts anzuschauen. Für Fragen rund um das Thema Karten und NHL-Reisen, gebe ich per e-mail gerne jederzeit Auskunft. (sth)

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