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nr.46 / okt. 2001 

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SAISONVORSCHAU
 
Der Osten treibt den Teufel aus
von Stefan Herget und Markus Schäffler

In den Jahren 2000 und 2001 holte sich ein Team den Titel in der Eastern Conference, die New Jersey Devils. Mit einem geringen Etat im Vergleich zu anderen Spitzenteams, aber mit einer gehörigen Portion mannschaftlicher Geschlossenheit in Addition mit einer sehr guten Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen NHL-Spielern wurden die Erfolge gefeiert.

Geht es nach den anderen Teams im Osten soll mit dieser kleinen Vorherrschaft nun Schluss sein. Ein deutliches Angriffssignal wurde in der Form von diversen Neuverpflichtungen in Richtung East Rutherford abgeschickt. Grund genug einmal die potenziellen Jäger des Titelverteidigers und den zuletzt zweimaligen Conference Champion des Ostens selbst in der Rolle des Gejagten vor dem Beginn der Saison unter die Lupe zu nehmen. Aufgrund der bestandenen Ausgangslage und der Zugänge während des Sommers können am ehesten die Washington Capitals, die Toronto Maple Leafs und allen voran die Philadelphia Flyers im Osten den Teufel austreiben.

New Jersey Devils

Scott Stevens - die bewährte Kraft in der Defensive der Devils

Doch betrachten wir zunächst die New Jersey Devils selbst. Bereits während der Playoffs 2001 hatten die Roten zu kämpfen. In der zweiten Runde überlebten sie nur äußerst knapp mit 4-3 Siegen gegen die Toronto Maple Leafs. Dass sie schließlich den sicher geglaubten Stanley Cup gegen Colorado trotz 3-2 Führung und Heimrecht aus den Händen gaben, hat beim einen oder anderen zumindest Spuren hinterlassen.

Tradionell wenig haben die Devils und ihr Manager Lou Lamoriello auf den Transfermärkten zugeschlagen. Lediglich Verteidiger Tommy Albelin aus Calgary und Center Ted Drury aus Columbus wurden geholt. Dem gegenüber stehen Abgänge wie die Verteidiger Sean O'Donnell (Boston) und Ken Sutton (NY Islanders), sowie die Stürmer Bob Corkum (Atlanta) und Alexander Mogilny (Toronto), der immerhin letzte Spielzeit 43 Tore erzielt hatte.
Nach wie vor zusammen ist die 'A-Line' mit Jason Arnott, Patrick Elias und Petr Sykora. Eine Tormaschinerie par excellence, womöglich die beste Reihe der NHL. Dennoch Coach Larry Robinson hat nach dem Abgang von Mogilny ein Problem in der Tiefe. Center Scott Gomez ist zwar ein guter Spielmacher, aber er benötigt einen Vollstrecker, den er in dem Russen hatte. Diese Rolle muss nun wieder ein Nachwuchsmann der Devils ausfüllen. Bobby Holik, Randy McKay und John Madden dürften wohl wieder für die robuste Gangart zur Verfügung stehen. Madden und Jay Pandolfo sind außerdem die vom Gegner gefürchteten Spezialisten für Unterzahlsituationen.
In der Defensive wird sich aufgrund der Wechsel von O'Donnell und Sutton wenig ändern. Die Devils haben um Scott Stevens, Scott Niedermayer und Brian Rafalski eine der Topverteidigungen, ergänzt durch einen der besten Torhüter, Martin Brodeur, der heuer auch um einen neuen Vertrag spielt.

New Jersey hat sich zwar nicht verstärkt, wird aber weiterhin die Mannschaft im Osten sein, die es zu schlagen gilt. Nur über sie führt der Weg zum Titel.

Toronto Maple Leafs

Curtis Joseph profitiert von einer verstärkten Abwehr

Die Toronto Maple Leafs versuchen seit mehreren Jahren endlich den großen Coup zu landen. Bis jetzt fanden sie immer wieder ihren Meister. Die Playoffs, die erst ganz am Ende der Saison mit dem siebten Platz noch erreicht wurden, begannen verheißungsvoll, denn der zweitgesetzte kanadische Rivale aus Ottawa wurde glatt in vier Begegnungen bezwungen. Selbst gegen die Devils wurde eine 3-2 Führung herausgespielt, aber nicht vollendet. Nach sieben Spielen war erneut Endstation.

'Also was tun?', war die Frage, die sich General Manager Pat Quinn stellte und er handelte. Mit den Transfers der Stürmer Alexander Mogilny (New Jersey), Mikael Renberg, Robert Reichel (beide aus Europa), Travis Green (Phoenix) und Chris Murray (St. Louis), sowie Verteidiger Anders Eriksson (Florida) wurde der Kader qualitativ aufgestockt. Die Abgänge der Stürmer Yanic Perreault (Montreal), Sergei Berezin (Phoenix), Igor Korolev und Steve Thomas (beide Chicago) können dabei durchaus verkraftet werden, obwohl gerade Perreault und Berezin, zusammen mit Gary Roberts die Leafs letztes Jahr am Leben hielten, als Torjäger Mats Sundin eine Krise hatte.
Doch die Liste der Spieler mit Sundin, Mogilny, Roberts, Reichel, Renberg, Jonas Hoglund und Green lässt im Offensivbereich einige Variationen zu. Zum Austeilen und Bekämpfen der gegnerischen Topreihen stehen mit Shayne Corson, Tie Domi und Darcy Tucker drei, die ihr Handwerk verstehen, Gewehr bei Fuß.
Das Maß aller Dinge in der Verteidigung ist Dmitry Yushkevich. Der Russe absolvierte im Schnitt pro Spiel knapp über 22 Minuten auf dem Eis. Der Neuzugang Eriksson verleiht der Abwehr neben Bryan McCabe und Tomas Kaberle mehr Konsistenz. Die benötigt vor allem Torhüter Curtis Joseph, der trotz seiner 34 Jahren noch lange nicht am Zenit seiner Leistungsfähigkeit angelangt sein dürfte. Mit einer stabilen Defensive wird ihm der Job wesentlich erleichert werden.

Die Maple Leafs werden wohl in der regulären Saison aufgrund ihrer Verstärkungen die Ottawa Senators als Divisionsmeister im Nordosten verdrängen, müssen aber über sich hinauswachsen, wenn in den Playoffs der ganz große Coup gelingen soll.

Washington Capitals

Jaromir Jagr geht jetzt für Washington auf Torejagd

Die Washington Capitals waren auch letztes Jahr die Spitzenkraft im Südosten, wobei deren direkte Kontrahenten eher dem unteren Level der Liga entsprachen. Jedoch bereits wie so oft, zum fünften Mal seit 1994, scheiterten die Hauptstädter in der ersten Playoffrunde an den Pittsburgh Penguins.

General Manager George McPhee und Trainer Ron Wilson haben im Sommer beschlossen mit dem Alptraum Penguins abzurechnen und landeten mit der Verpflichtung deren Topscorers Jaromir Jagr den größten Coup. Im Fahrwasser des Jagr-Transfers folgte noch Blueliner Frantisek Kucera. Des weiteren nahmen die Capitals die Ferraro-Brüder, Peter aus Boston und Chris aus New Jersey, unter Vertrag. Demgegenüber stehen nur die unwesentlichen Abgänge von Verteidiger Jason Marshall (Minnesota) und Center Chris Beech (Pittsburgh).
Darin spiegelt sich ein wichtiger Vorteil wider: Das Stammteam blieb zusammen und verfügt über eingespielte Reihen. Hinzu kommt jetzt noch die verbesserte Offensivpower, die mit dem viermaligen Art Ross Trophy Gewinner Jagr einen entscheidenden Schub bekommen hat. Zusammen mit dem altbewährten Scharfschützen Peter Bondra könnte den Defensivreihen im Osten das Fürchten gelehrt werden. Denn beide sammelten in den letzten sieben Jahren sage und schreibe 595 Torerfolge. Ergänzt wird der Sturm durch aufstrebende junge Spieler wie Jeff Halpern und Dainus Zubrus, sowie den erfahreneren Akteuren Chris Simon und Steve Konowalchuk, nicht zu vergessen der Kapitän und NHL-Veteran Adam Oates.
Die Durchschlagskraft, die von den Stürmern erwartet wird, fehlt in den Reihen dahinter. Einzige Ausnahme hierbei ist Sergei Gonchar, der mit insgesamt 58 Treffern seit der Saison 1998-99 der erfolgreichste Torschütze unter den NHL-Verteidigern ist. Die Anderen, Calle Johansson, Joe Reekie, Brendan Witt und Sylvain Cote zeichnen sich Abend für Abend meist lediglich beim Tore verhindern aus. Eine Tatsache, die den Job von Goalie Olaf Kölzig erheblich erleichtert, ohne dabei die Klasse des deutschen Nationaltorhüters zu mindern. Mit Craig Billington hat er mittlerweilen auch einen zweiten Mann hinter sich, der ihn wenigstens ab und zu eine Pause gönnen lässt, gehört Kölzig doch zu den Torhütern mit den meisten Einsätzen während einer Spielzeit. Ein Fakt, der sich in den Playoffs eventuell schon negativ auswirkte.
Die erneute Meisterschaft in der Southeast Division und damit eine gute Ausgangposition als mindestens Drittplatzierter in den Playoffs, dürfte erneut kein Problem darstellen. Die Caps haben zwar zugelegt und sich verstärkt, ob es jedoch reicht New Jersey Paroli zu bieten, wird sich erst in der Meisterschaftsrunde heraus kristallisieren.

Philadelphia Flyers

John LeClair bleibt hoffentlich vom Verletzungspech verschont

Viele Probleme hatten die Philadelphia Flyers in der letzten Saison zu bewältigen: Der verletzungsbedingte Ausfall von John LeClair, der Trainerwechsel im Dezember 2000, die Entlossaga um Eric Lindros. Trotzdem präsentierten sie sich wie eine Spitzenmannschaft und beendeten die vergangene Spielzeit nur knapp hinter New Jersey als Zweite in der Atlantic Division. Erneut holte das Team um Coach Bill Barber, der Gewinner des Jack Adams Awards, über 100 Punkte. Bereits in der ersten Runde der Playoffs wurden die Flyers aus dem Traum vom ersten Stanley Cup Triumph seit 1975 von den Buffalo Sabres jäh herausgerissen.

Um in diesem Jahr alles besser werden zu lassen, hat General Manager Bob Clarke das nachgeholt, was er zur Trading Deadline im März versäumt hatte. Er entledigte sich dem Problemfall Lindros und akquirierte dabei junge Nachwuchskräfte wie Kim Jonsson, Pavel Brendl und Jan Hlavac. Weitere Aufrüstung betrieb er mit den Free Agents Jeremy Roenick (Phoenix) und Eric Weinrich (Boston), sowie dem tschechischen Torjäger und Nationalmannschaftskapitän Jiri Dopita. Die Abgänge von Daymond Langkow (Phoenix), Dean McAmmond (Calgary) und Andy Delmore (Nashville) sind dabei durchaus vernachlässigbar.
Plötzlich hat ein Team, welches in den letzten Jahren kaum Tiefe besaß, die Möglichkeit variable Reihen aufzubieten. Barber hat sogar ein 'Problem': Er hat zu viele Stürmer. Die eingespielte Formation Simon Gagne, Keith Primeau und Mark Recchi dürfte ihren Platz sicher haben. Dahinter könnten LeClair, Roenick und Rick Tocchet durchschlagskräftig agieren. Für den Letztgenannten wäre auch Brendl eine Alternative. Der 32-jährige Dopita wird bei seinen ersten NHL-Erfahrungen wohl Landsmann Hlavac zur Seite stehen. Der junge Justin Williams und Ruslan Fedotenko können beliebig variiert werden.
Den Stürmern kommt zu Gute, dass neben der angestammten Kraft Eric Desjardins mit Weinrich und Jonsson zwei Verteidiger das Flyers-Dress tragen, die ebenfalls das Spiel mit Pässen von hinten aufbauen können. Damit die Null stehen bleibt, kümmern sich die Checker Luke Richardson und Dan McGillis um die gegnerische Offensive. Beide haben sich nicht erst in der letzten Spielzeit Respekt in der NHL verschafft. Trotz einer überragenden Saison 2000-01, steht über Roman Cechmanek im Tor der Flyers ein Fragezeichen: Kann er seine Leistungen wirklich bestätigen? Nicht zuletzt ist auch Backup-Goalie Brian Boucher nach einem hervorragenden Jahr 2000 in ein Formtief gefallen. Außerdem ließ Cechmanek bereits beim Playoffaus gegen Buffalo einige Schwächen erkennen, die eine Spitzenmannschaft nicht benötigen kann.
Zweifellos werden wir in diesem Jahr das beste Flyersteam seit Mitte der 80er Jahre erleben. Die Mannschaft hat keinen Superstar, aber dafür sehr ausgeglichene Reihen. Ein Rezept, das bereits die New Jersey Devils seit längerem erfolgreich anwenden. Beste Voraussetzungen, um deren Vorherrschaft zu beenden! (sth/ms)

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